Freitag, 6. November 2015

Flugzeugkatastrophe über dem Sinai - Dem Handelsblatt ein Grund für die übliche Propaganda

Am Samstag, den 31. Oktober stürzte über der arabischen Halbinsel Sinai eine russische Passagiermaschine mit 224 Menschen an Bord vom Himmel. Keiner der Insassen überlebte den Absturz. Zunächst fand die Katastrophe in den westlichen Medien nur sehr begrenzten Widerhall.

 Das änderte sich schlagartig, als plötzlich bekannt wurde, dass US-Satelliten angeblich einen "Hitzeblitz" über dem Sinai registriert hatten, just zur Zeit der Flugzeugkatastrophe. Nachdem dann auch noch der britische Premierminister Cameron von der
  "zunehmenden Wahrscheinlichkeit"
einer Bombe an Bord des Airbus 321 salbaderte, rauchten in den deutschen Redaktionsstuben die Köpfe ob der Frage, wie man aus dieser Katastrophe Honig saugen könnte und auf welche Art und Weise man den russischen Präsidenten Putin mit ins Spiel bringen könne.

 Das Handelsblatt entwickelte eine besonders lustige Lösung: Man kleidete die Propaganda, auf den Gräbern von 224 Menschen, gegen Russland und besonders gegen Putin, in ein fröhliches Frage-und-Antwort-Spiel und nannte das Ganze:
"Fragen und Antworten zur Terror-Theorie"
 Wer die Fragen stellt und wer sie beantwortet behält das Blatt für sich. Das Handelsblatt verfährt da wie die britische Regierung, die im Zusammenhang mit den Erkenntnissen ihres Geheimdienstes  zu der Flugzeugkatastrophe verlauten liess:
"…über diese Erkenntnisse könne sie „natürlich“ nicht sprechen."
 Es darf aber vermutet werden, dass sowohl die Fragen, als auch die Antworten von ein und demselben, ungenannt bleibenden Redakteur des Handelsblattes stammen. Das erscheint besonders praktisch, spart man sich doch die lästige Hin-und Herschickerei der Textvarianten, bis die Antworten zwar in ihr Gegenteil verwandelt sind, der Gefragte aber endlich mit einer Veröffentlichung einverstanden ist. Ausserdem kann man sich die Fragen stellen, auf die man schon seit Urzeiten die passenden Antworten hat.

 So lautet denn auch gleich die erste Frage:
"Wie verhält sich der Kreml zu Spekulationen über eine Bombe?"
Was für eine wunderbare Frage um die russische Führung, um Putin, als führungsschwach, ja geradezu hilflos darzustellen:
" Die kremlkritische Zeitung „Nowaja Gaseta“ meint, Putin wirke wie ein „Getriebener“.
 Putin, schockiert, paralysiert, getrieben von der eigenen Verantwortung,  ja Schuld am Tod so vieler Menschen. Dagegen der lauthals tönende"Kremlsprecher" Peskow, der
"...demonstrativ betont, ...dass Präsident Wladimir Putin „vom Anschlag bis zum Unfall“ keine mögliche Ursache ausschließe."
 Wie so ein demonstratives betonen aussieht erklärt uns der Redakteur, diesmal in der Funktion des Antwortenden, nicht. Eine Floskel, die uns suggerieren soll, dass hier Unsicherheit durch eine gewisse Großschäuzigkeit kaschiert werden soll. Nach dem Motto: Wir wissen nichts, aber das wissen wir genau!

 Diese Unsicherheit, das mühsam versteckte Gefühl der Schuld, soll auch der nächste Satz dokumentieren:
"Von Putin, der sich gerne als „Mann der Tat“ zeigt, kamen zunächst überraschend wenige Reaktionen auf den Absturz."
 Was bei objektiver Betrachtung als sehr wohltuend empfunden wird, das Schweigen, das sich Zurücknehmen Putins im Angesicht des hundertfachen Todes und des unermesslichen Leides der etlichen hundert Hinterbliebenen wird dem russischen Präsidenten als Schwäche ausgelegt. Das Putin, im Gegensatz zu unseren Politikern wie Merkel, Steinmeyer, Dobrindt usw., die den Absturz der German-Wings-Maschine im Frühjahr in den französischen Alpen zur Selbstdarstellung nutzten, indem sie die Rettungsmassnahmen vor Ort störten, nicht sich selbst in den Vordergrund stellt, sondern die dafür Zuständigen ihre Arbeit machen lässt, wird ihm schon fast wie ein Schuldanerkenntnis ausgelegt.

 Das russische Volk in einer seiner schwersten Schicksalstunden von der Führung alleingelassen:
"Im Unterschied zu den Krisen in der Ukraine und in Syrien vermittele Putin aber seit dem Absturz nicht das Gefühl, der Bürger brauche sich nicht zu sorgen."
 Der politische Abenteurer, der Hasadeur, der Krisen angezettelt hat, in der Ukraine, in Syrien, paralysiert von den Folgen des eigenen Tuns versteckt er sich vor seinem eigenen Volk und vor der Weltöffentlichkeit hinter den dicken Mauern des Kremls.
"Was würde ein Attentat für den Kreml bedeuten?" 
 Welcher deutsche Redakteur ist im Angesicht von über 70 Jahren ununterbrochener Kriegführung der USA und unzähliger Terrorangriffe, Flugzeugabstürze, Bombenattentate jemals auf die Idee gekommen, zu fragen, was das Attentat, der Flugzeugabsturz, oder der Terrorangriff für die Führung, den amerikanischen Präsidenten für Folgen haben könnte. Nicht einmal nach dem Einsturz des World-Trade-Centers in New York im September 2001 hat irgend ein ernstzunehmder Kommentator die Frage gestellt, was das für das Weisse Haus zu bedeuten habe. Vielmehr wurde die bange Frage gestellt, was die Reaktion der USA für die restliche Welt zu bedeuten habe. Wie wir nunmehr wissen, nicht ganz zu Unrecht.

 Die klammheimliche Freude nur mühsam hinter gespielter Anteilnahme verbergend wird dem russischen Volk nun klargemacht, welch unabsehbare Folgen das frevelhafte Tun seiner Führung für die eigenen Sicherheit, jetzt und in Zukunft hat:
"Damit würden sich Warnungen vor einem Anschlag auf tragische Weise bewahrheiten."
Und um es auch für den Dümmsten oder den grössten Ignoranten noch einmal knallhart auf den Punkt zu bringen werden wieder einmal die Experten, wie immer anonym, aber auch wie immer weise voraussehend und im Nachhinein sich im Recht befindend, zitiert:
"Denn seit Russland Ziele in Syrien bombardiert, fürchten Experten einen Vergeltungsschlag von Extremisten gegen Moskau."
Schlagen Terroristen im Westen zu, dann ist das natürlich nicht einfach ein "Vergeltungsschlag". Wie auch, Vergeltung für was? Vergeltung für wen? Ist westliches Handeln doch immer rechtens und von hoher moralischer Verantwortung getragen und die Opfer solchen Handelns eben keine Opfer sondern üble Verbrecher, Räuber, Mörder und Kinderschänder. Hier sind solche Anschläge feiger, hinterhältiger Terror, verübt an unschuldigen Menschen. Die Reaktion auf soche Verbrechen, das sind dann die Vergeltungsschläge.

 Anders verhält sich die Sache natürlich wenn Russland im Spiel ist. Dort ist eine Bombe in einem Flugzeug, wenn es denn so gewesen ist, ein Vergeltungsschlag für den, hier nicht Terroristen, sondern einzig nur Extremisten, für erlittenes Unrecht, gemeint sind die in Syrien bombardierten Ziele, Vergeltung üben.
"In Umfragen ist die Skepsis der Bevölkerung gegenüber dem Einsatz für Moskaus engen Partner Baschar al-Assad ganz deutlich."
 In die Allerweltsweisheit, dass sich nach einem, und sei es auch nur ein angenommener, Terroranschlag, die öffentliche Meinung verändert, wird hier ganz geschickt die westliche Sicht, die Propagandabehauptung eingearbeitet, Russland ziehe ausschliesslich in den Krieg um irgendwelche Männerfreundschaften zwischen zwei Diktatoren zu verteidigen. Nicht umsonst zeigte die"taz" am 22. Oktober auf dem Titelbild Putin und Assad gemeinsam in einer Badewanne gefüllt mit Blut bei einem genüsslichen Bad.

 Während Putin gemeinsam mit dem "Mörder" Assad also ein genüssliches Bad in syrischem Blut nimmt, herrscht in Russland die blanke Angst und Panik:
"Die Angst ist spürbar, Islamisten könnten den Terror nach Russland tragen." 
"Das schwerste Unglück in der russischen Luftfahrtgeschichte sendet Schockwellen aus."
Und das obwohl die russische Führung, sprich Putin, zuvor noch hochstapelnd den unangreifbaren Kraftprotz gegeben hatte und die Möglichkeit eines Terrorangriffs ausgeschlossen hatte:
"Der Kreml hatte angekündigt, die Sicherheitsorgane würden dies nicht zulassen."
 Dem Schreiber in der Redaktion des Handelsblattes fällt es sichtlich schwer seine Schadenfreude und seine westliche Überheblichkeit zu verbergen, wenn der Wunsch zum Vater des Gedankens wird:
"Ein Anschlag würde von Gegnern des Syrien-Einsatzes wohl als sicherheitspolitische Schlappe gewertet."
224 Menschen sind tot. Dem Handelsblatt fällt dazu nur die übliche Häme und Hetze gegenüber Russland ein.

5 Kommentare:

  1. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Thema verfehlt oder nicht begriffen!

      Löschen
    2. Sie machen es einem aber auch schwer, Jungmann, muahahaha....

      Löschen
  2. Der Handelblatt Artikel ist schlecht, die Kritik hier leider auch. Sie interpretieren viel zu viel in die Textausschnitte, lesen zwischen den Zeilen Inhalte, wo eher nichts ist. Sie machen also teilweise das, was Sie dem Autor des Handelsblatt Artikels vorwerfen. Das beginnt gleich beim ersten Zitat mit dem Kreml. Ich strenge mich wirklich an, aber ich sehe darin einfach keine Kritik um die "russische Führung, um Putin, als führungsschwach, ja geradezu hilflos darzustellen".

    Beim nächsten Textausschnitt das Gleiche. Wo wird da eine "Schuld am Tod so vieler Menschen" erwähnt oder auch nur ansatzweise als Interpretation möglich? Einfach mal mit bisschen weniger Vorurteilen und Emotionen an so eine Kritik gehen, dann wird sie inhaltlich auch besser. Begeben Sie sich doch nicht auf das Niveau, wie dem Artikel im Handelsblatt.

    AntwortenLöschen
  3. Interview with Garry Kasparov: 'Putin Needs Wars To Legitimize His Position'

    In an interview with SPIEGEL, former Russian opposition chief and chess world champion Garry Kasparov calls Vladimir Putin a dictator and accuses the West of capitulating in the face of the Kremlin's aggressive foreign policy.

    http://www.spiegel.de/international/world/garry-kasparov-interview-putin-needs-wars-a-1061942.html

    AntwortenLöschen