Dienstag, 5. April 2016

Ekelhaft: "Focus" feiert irakischen Scharfschützen

 Es ist wie ein Déjà-vu. Immer, wenn man glaubt, tiefer könne der deutsche Mainstream-Journalismus nicht sinken, dann legen die Herrschaften aus den wohl temperierten Redaktionsstuben noch einmal zu.

Den letzten Vogel in der Kategorie ekelhafte Kriegshetze und Gewaltverherrlichung hat in der letzten Woche "Focus online" abgeschossen. Unter der Überschrift:
"Rentner am Scharfschützengewehr: Dieser Opa tötete 173 IS-Milizionäre"
zeigt das Blatt ein Video, das die Redakteure aus dem Netz gefischt haben. Darin stellt sich der 62-jährige Abu Thaseen als Scharfschütze im Dienste der schiitischen "Popular Mobilization Unit (PMU)" vor:
"die den Irak im Kampf gegen den IS verteidigt".
Scheinbar eine jener Organisationen, die, würde sie im Nachbarland Syrien kämpfen, zur Partei der gemässigten Opposition gezählt und vom Westen mit Waffen, Munition und Geld unterstützt würde. Zwar, so muss der Focues in einem Nebensatz einräumen, werden der Organisation:
"auch Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen",
aber wie heisst doch ein bekannter Merksatz US-amerikanischer Aussenpolitik:
"Er ist zwar ein Schweinehund, aber er ist unser Schweinehund!"
Alles also nicht so schlimm.

 Abu Thaseen hat besondere Fähigkeiten, die vom Focus eingehend bejubelt werden, nicht nur in dem bereitgestellten Video, sondern auch noch einmal in wörtlicher Abschrift als Merksätze für die faulen, kriegsunlustigen Deutschen, oder wie es unser Bundespräsident Gauck einmal so eindrucksvoll beschrieb:
"Ich muss wohl sehen, dass es bei uns – neben aufrichtigen Pazifisten – jene gibt, die Deutschlands historische Schuld benutzen, um dahinter Weltabgewandtheit oder Bequemlichkeit zu verstecken."
 Abu Thaseen legt sich gern in den Hinterhalt und schiesst mithilfe eines Zielfernglases Menschen aus grosser Entfrenung tot. 173 mal ist dem Killer das schon seit Mai 2015 gelungen berichtet solz der Focus. 173 Menschenleben hinterrücks ausgelöscht ohne auch nur die Möglichkeit einer Gegenwehr.

 Aber halt - Menschenleben? 173 IS-Kämpfer hat der Mann vom Leben zum Tode befördert. - 173 mögliche Terroristen. Da kann, da muss man schon 'mal jubeln dürfen. Der Focus bedient die niedersten Gefühle der Menschen, die der Rache und Vergeltung. Endlich einer, der es den Mördern und Attentätern des IS mit gleicher Münze heimzahlt. Er begibt sich dabei allerdings mit den Mördern des IS auf eine Stufe. Auge um Auge, Zahn um Zahn, eine Handlungsweise, die unserem Moralverständnis frontal entgegensteht.

 Aber man muss sehen, die Zeiten sind kriegerisch und die Presse befindet sich nun einmal auf dem Höhepunkt der Zeit. Da werden dann schon mal Auszeichnungen in alter Ritterkreuzmanier verteilt. So wie an Sepp Allerberger, von dem der Focus bereits im Jahr 2014 zu berichten wusste. Der Österreicher in Diensten der Deutschen Wehrmacht erhielt 1945 das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz. Allersberger, so der Focus, hatte am Ende des Zweiten Weltkrieges 257 Menschen aus dem Hinterhalt erschossen. Da bleibt unserm Abu Thaseen noch ein wenig zu tun.

 Allerdings, so freut sich der Focus, ist damit zu rechnen:
"dass sich die Zahl der IS-Kämpfer, die Thaseen getötet hat, aktuell schon weit über 173 befindet",
da der Rentner:
"laut eigenen Aussagen drei oder vier IS-Kämpfer täglich",
tötet und:
"Das Video wurde (bereits) im Dezember 2015 aufgenommen".
 Dem Umstand verdankend, dass  Abu Thaseen sich noch nicht am Ende seiner Karriere sieht, könnte es dem Focus vielleicht auch noch eines Tages vergönnt werden, das blutige Handwerk des "Rentners" etwas genauer, eindrucksvoller zu schildern. So wie er es im Jahr 2014 mit dem ersten tödlichen Schuss Allenbergers tat:
"Doch als er im Schützengraben Position bezieht, kann er im Niemandsland keinen feindlichen Scharfschützen entdecken. Allerberger bedient sich eines Tricks. Er lässt einen Soldatenhelm über den Rand des Grabens wandern, ein Lockvogel für den russischen Sniper. Binnen Sekunden feuert der Scharfschütze auf den Helm, der kurze Lichtblitz seiner Waffe verrät Allerberger die Position.
Der Russe liegt etwa 90 Meter entfernt. …Allerberger drückt ab. Er trifft den Gegner genau zwischen die Augen."
Allerdings scheint es auch damals, zur Zeit des "Totalen Krieges", Spielverderbergegeben gegeben zu haben, die mit dem feigen Töten aus dem Hinterhalt nicht viel anfangen konnten:
"Viele junge Offiziere hätten ihn als "widerlichen Killer" betrachtet, und verweigerten ihm die Bestätigung für Tötungen, wenn er sie für seine Buchführung brauchte,"
bemäkelt der Focus.

 Bereits im August 2013 bedauerte "Die Welt" schon die fehlende Anerkennung, die den deutschen Scharfschützen, die im Auftrag des Hitler-Regimes Menschen aus dem Hinterhalt erschossen, entgegengebracht wurde:
"Auf deutscher Seite standen die Präzisionsschützen dagegen lange Zeit nicht im Fokus der Aufmerksamkeit".
 Erst sehr spät konnten sich die Nazis zu einer Würdigung der eigenen Scharfschützen durchringen. Für die Redakteure des Focus, falls sie denn beabsichtigen, Abu Thaseen, eine Medaille zu verleihen, beschreibt "Die Welt" die Naziauszeichnung so präzise, dass diese sie problemlos neu erschaffen könnten:
"Am 20. August 1944 stiftete Hitler ein spezielles Scharfschützenabzeichen, einen Adlerkopf auf einem Stoffschild, mit grüner Bordüre für mindestens 20 Treffer, silberner Schnur für wenigstens 40 und goldener Einfassung für mehr als 60 tödliche Schüsse."
 Nur beeilen müssten sich die Focus-Redakteure mit ihrer Auszeichnung. Voller Ehrfurcht zitiert das Blatt den Mann der Tat:
"Wenn ich von der Front abgezogen werde, kann ich es nicht erwarten zurückzukommen".

7 Kommentare:

  1. Mir wird übel, wenn ich solche Artikel
    in Deutschland lese - entartet ist das passende Wort
    und vielleicht kommt ja mal die Zeit,
    in der die Verherrlichung von diesen Hinterrückstötungen
    unter Strafe gestellt wird.
    Solche Täter können dann 2000 Sozialstunden in Seniorenheimen ableisten
    und dort Märchen vorlesen.

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  2. Diesen Menschen wird ja auch tagtäglich eingehämmert, was für tolle Hechte sie sind, sowohl in der Ausbildung, ( kenne jemanden, der das bei der Bundeswehr gelernt hat und sich heute noch als Oberknüller fühlt ) als auch nach dem Einsatz, weil sie ja immerhin die "Richtigen" umlegen. Feindliche Scharfschützen sind selbstverständlich ähhbää und werden auf dem Schlachtfeld auch dementsprechend behandelt. Wenn der Locus auch nur ansatzweise an so etwas wie Journalismus interessiert wäre, sollte er vielleicht mal nachhaken, was denn mit IS Scharfschützen passiert, wenn man so einen erwischt. Oder haben die etwa keine ?
    Na ja, typischer Sudelbericht einer Journaille, die schon lange nicht mehr fähig ist, zu reflektieren was sie eigentlich tun.

    MfG

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  3. Also ein solcher Artikel ist leider nicht mein Geschmack. Informationen ja, aber das..^^

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  4. Der Focus weis wenigstens die wahren Helden zu würdigen. Gezielte Ausschaltung von Terrorristen ohne Kollerationsschäden. Die Welt brauch noch viel mehr solcher Helden. Herr Jungmann. Stellen Sie sich einmal vor Bielefeld wäre von religiösen Fanatikern besetzt. Wie würden Sie sich denn eine Befreiung vorstellen? Mit Bombardements? Mit Diplomatie? Mit Gebeten? Kritisieren kann jeder. Die Welt brauch Lösungen und deren Umsetzungen mit sowenig Schaden wie möglich. Eine Kopfprämie pro IS_Terrorrist wäre solch eine Lösung. Es gibt leider noch viel zu wenige Abu Thaseen und viel zu viel Kritiker ohne Lösungen.

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    1. Ich hätt schon eine Lösung. Ist nur unwahrscheinlich, dass die zum Zuge kommt. Man stellt sämtliche heimliche Unterstützung der bösen Islamisten ein, ganz besonders die Nachschublieferungen sowohl materieller ( Nachschub an Waffen, Munition, medizinische Hilfen ) als auch finanzieller Art, kauft ihnen ihr geklautes Öl nicht mehr ab, verpfeift sich aus Irak und Syrien und unterstützt die dortigen, legitimen Regierungen. Dann kann man denen auch das eine oder andere neue Schiessgewehr kaufen.

      MfG

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    2. 13. April 2016 um 11:59

      Geht nicht mehr. Dafür ist Deutschland längst zu kaputt. Die deutsche Politik steckt so tief in Erdogans Arsch, dass sie diesem Diktator und seinen Zielen hörig ist.

      Und von wegen Islamistengefahr- die deutschen Politiker haben dieses Land so unglaublich destabilisiert, dass sie vor islamistischen Diktatoren niederknien, damit die ihre Kettenhunde innerhalb von Deutschlands nicht loslassen.

      Historische Zeiten.

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  5. Artikel gefällt. Es gibt hier keine "gute" oder "böse" Seite für den Autor. Es geht um Kriegsverherrlichung, den der Focus hier mal wieder vornimmt.

    Deutschland wird jeden Tag reifer für Krieg- und dabei geht es nicht um "Verteidigung",
    die das Grundgesetz als Schutz deutscher Grenzen sieht. Die geschützt gehören.

    Deutsche Soldaten sollten sich hüten vor Politikern, die sie weltweit für geopolitische Interessen verzeizen wollen. Wir alle sollten diese Politiker verabscheuen und die Werbekunden vom Focus tunlichst meiden.

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