Montag, 21. November 2016

"ARD-Tagesschau" außer Rand und Band: Der "POTUS" in Berlin.

 Ein tiefer Einblick in die miserabele Verfasstheit des deutschen Qualitätsjournalismus bot sich uns, hier einmal stellvertretend für den gesamten journalistischen Mainstream dargestellt,  anhand der Tweets der Redaktion von "ARD-Aktuell", mit Chefredakteur Dr. Kai Gniffkean der Spitze auf dem Account der "Tagesschau", anlässlich des Besuchs des US-Präsidenten Barack Obama in Berlin.

 Aufgeregt wie ein pubertierender Teenager ist Sonia Mikich. Dabei ist die Dame bereits 65 Jahre alt und sollte nach 30 Jahren WDR eigentlich schon längst ihren Ruhestand angetreten haben.
"Pause vor Obama-Interview, vorbereitet u. vorfreudig",
twittert sie am 16. November und fügt noch einen Dank an den zweiten Chefredakteur von ARD-Aktuell an:
"Danke, Christian Nitsche",



 Ein Verhalten wie bei einem pubertierenden Teenie, die ihrem Vater um den Hals fällt, der ihr soeben widerstrebend den Besuch eines Konzerts der derade angesagtesten Boygroup mit dem strengen Hinweis: "Um zehn bist du aber wieder zu Haus" erlaubt hat.



"Vorfreudig", in ihrem schönen roten Kleid extra fein herausgeputzt, so sehen wir sie auch auf dem Bild der letzten Nachricht, die wir von ihr bekommen haben. Ein Bild, das an kreischende, der Ohnmacht nahe Halbwüchsige erinnert, die sich bereits am frühen Morgen und bei schlechtem Wetter für einen Blick auf ihr Idol die Füße platt stehen. Seitdem ist sie verschollen.

 Das heisst nicht so ganz. Am Abend wurde sie dann doch noch einmal gesehen, als sie gemeinsam mit dem Spiegelredakteur Klaus Brinkbäumer ihrem grossen Idol Obama in devoter Haltung mit vor  Anspannung verkrampften Fingern gegenübersaß und ihm endlich ihre drei Fragen stellen konnte:


"Herr Präsident, vielen Dank. Wir wissen das hier sehr zu schätzen. Donald Trumps Sieg hat die grosse Unzufriedenheit der Amerikaner und eine massive Spaltung innerhalb der Gesellschaft offen gelegt. Hat sie dieses Ausmaß an Wut überrascht?"
"In vielen westlichen Gesellschaften beobachten wir eine Entfremdung zwischen Politikern und Bürgern. Bürger fragen sich wie nahe Politiker noch am wirklichen Leben sind. Sie haben Ängste. Es ist die Zeit der Populisten. Ist dies ein entscheidender Moment, eine Zeitenwende, in der sich politische Führung bewähren muss?"
"Mr. Präsident, was war der dunkelste Moment ihrer Amtszeit? Hier in Europa wurde viel über die Drohnenangriffe, die sie anordneten geredet, über Guantanamo und natürlich über Terroranschläge, aber auch Amokläufe?"
 Das war's dann schon. Zwölf Minuten und 33 Sekunden Geplauder mit der "Lame Duck" Obama, der es sich dann aber zum Schluss doch nicht verkneifen konnte, ein wenig vorgezogenen Wahlkampf für Angela "Mörkel" zu machen, indem er den deutschen Wählerinnen und Wählern einige Wesenszüge ihrer Kanzlerin ans Herz legte, von denen diese bisher so recht keine Ahnung hatten:
"Sie steht für große Glaubwürdigkeit, und sie ist bereit, für ihre Werte zu kämpfen."
 Der deutschen Öffentlichkeit fällt dabei Merkels Haltung zur Atomenergie ein. Eben noch will sie die Laufzeiten der Kernkraftweke bis zum St. Nimmerleinstag verlängern, als in Japan so ein Teufelsding in die Luft fliegt und gleichzeitig damit ebenfalls die Chancen der CDU, die Landtagswahl in Baden-Württemberg zu gewinnen. Da plötzlich legt sie alle Atommeiler vorläufig und viele davon für alle Zeiten still.
"Sie ist ehrlich!"
 Die Anzahl der CDU-Politiker, denen ihre Chefin in schweren Zeiten ihre "volle Unterstützung" zugesagt, und die sich im nächsten Moment im einstweiligen bis endgültigen Ruhestand oder in der Diaspora Brüssel wiederfanden, ist Legion.

Wer nun meint, schlimmer geht's nimmer, der hat sich nicht den Twitter-Account der Tagesschau angesehen. Da brannte der Dr. Gniffke ein wahres Feuerwerk des Obamakultes ab, dass der eine oder andere auf die Idee hätte kommen können, der Herr Jesus Christus sei zurück auf der Erde.

 Folgerichtig und in Kenntnis des Evangeliums des Johannes, der Apocalypse, betitelte "Der Spiegel" auch seine 46. - und wenn sich die Prophezeiungen des Johannes erfüllen - höchstwahrscheinlich eine seiner letzten Ausgaben vor dem mit Sicherheit bevorstehendem Weltuntergang:
"DAS ENDE DER WELT",
und fügte in Beachtung des physikalischen Grundsatzes, dass Materie nie verloren geht, sich nur in einen anderen Aggregatzustand, in Energie verwandelt, in Klammern und kleinen Buchstaben hinzu:
"(wie wir sie kennen)" 
 Ein riesiger Himmelkörper geformt wie der Kopf Donald Trumps, das blonde Haar sich auflösend in einem Flammenschweif, fliegt auf die Erde zu, und der weit geöffnete Mund des "Trumperoiden" droht die viel kleinere Weltkugel im nächsten Augenblick zu verschlucken.



 Dr. Gniffkes Messiasvisionen beginnen bereits einen Tag vor der Ankunft des Erlösers. Ereignisse von epochaler Bedeutung kündigen sich an. Sogar die Tagesschau rüttelt an den Grundfesten ihres Selbstverständnisses und verkürzt ihre Sendezeit.


 Obama, den Kopf leicht angehoben, der Blick geht kühn nach vorn, gleich einem in edlen Marmor gehauenen Antlitz einer griechischen Heldenskulptur. Dr. Gniffke versteht es, Spannung aufzubauen.

 Noch ist der Erlöser allerdings nicht in Berlin. Es gilt die Wartezeit zu füllen. Wir kennen diesen Zustand der Erwartung aus unserer Kindheit, wenn sich am Heiligen Abend die Stunden bis zur Bescherung zur Unendlichkeit dehnten. Ein kurzer Bericht über den Griechenlandbesuch versetzt uns in frohe Erwartung auf das, was da kommen wird, und überbrückt ein paar Minuten.



Spannung hochhalten ist die ausgegebene Devise. Die Berliner Polizei hilft mit einem Tweet aus.


Aber ab jetzt geht es Schlag auf Schlag. Nur eine knappe halbe Stunde später twittert Dr. Gniffke erneut. Er weiss eigentlich nichts neues zu berichten. Aber der Dr. ist doch schon so aufgeregt und wie die Kinder kurz vor der Bescherung am Heiligen Abend plappert er ständig das Gleiche und strapaziert unsere Nerven. Dabei verrutscht ihm schon mal gern die Begrifflichkeit. So kündigt er uns im nächsten Tweet an,
"Obamas Stationen bei seinem Deutschlandbesuch"
offen zu legen. Nun weiss allerdings selbst der uninteressierteste und in des Dr. Gniffkes Universum sicher der ignoranteste Zeitgenosse, dass Obama nur eine Station auf seiner Agenda hat, und die ist Berlin. Was die "Tagesschau" uns wirklich verklickern will, ist wohl eher das Programm, das der scheidende US-Präsident abzuarbeiten gedenkt, also den Inhalt des Terminkalenders Barak Obamas.


 Und da "überrascht" uns der Tweet der Tagesschau mit Erwartbarem. Obama macht, was ein Präsident halt so macht, wenn er in fremden Landen unterwegs ist - er plaudert mit seinesgleichen, den Regierungschefs anderer Länder.

 Indes, so scheint es, steigert sich die Aufgeregtheit bei "ARD-Aktuell" ins schier unerträgliche. Folglich wird auch die Hysterie geradezu unerträglich. Darum will das "ARD-Hauptstadtstudio" etwas zur Ablenkung beisteuern. Zunächst einmal wird die deutsche Öffentlichkeit beruhigt:


 Und dann wird uns die Wartezeit durch eine kleine, in den Augen von "ARD-Aktuell" wohl witzige Animation verkürzt. Hierin verwandelt sich "@POTUS", von Obama sukzessive in den neuen: "Gottseibeiuns", Donald Trump.


 Kaum hat sich ein Lächeln in die Gesichter gezeichnet, legt Dr. Gniffke nach. Da es aber kein neues Material gibt, twittert er ein kurzes Filmchen mit einem Ausschnitt aus der Rede Obamas, die dieser in Athen gehalten hat. Worte des Präsidenten, die Dr. Gniffke wohl für besonders weise und weitsichtig erachtet, weswegen er sie schriftlich dokumentiert ins Bild einblendet und auf diese Weise unübersehbar macht. Es soll etwas bleiben vom Guru, das sich die Deutschen ins Poesiealbum kleben, an die Wand pinnen, oder auch, und das vor allen Dingen, hinter den Spiegel stecken sollten.

 Ganz nebenbei wird auch noch ein wenig Bildung für die breite Masse betrieben. Speziell für die Generation Internet:  
"Griechenland - die Wiege der Demokratie".

 So lässt sich auch die überaus lästige Wartezeit bis zur Ankunft des Messias noch nützlich verbringen.

Apropos nützlich verbringen - zu diesem Schlagwort hat das "ARD-Hauptstadtstudio" noch etwas wichtiges zu vermelden.

Und dann endlich - Tusch:
"Tätärätä!"

 Dr. Gniffke lässt die Kameras surren und verheddert sich vor lauter Aufregung schon wieder in der deutschen Sprache. Ein Umstand, der den User Lars S. nachdenklich stimmt:
"Ich denke eher, das Flugzeug landet bzw. die Piloten landen das Flugzeug."
Dr. Gniffke hat wohl einmal zu viel die Hollywood-Schnulze "Airforce One" mit Harrison Ford gesehen, in der der staunenden Welt ja vorgeführt wird, dass US-amerikanische Präsidenten ausser übers Wasser gehen, auch noch ganz andere Fähigkeiten haben. Ein Film, über den der österreichische Drehbuchautor und Regisseur Michael Haneke sagte:
"Wenn ich mir zum Beispiel ‚Airforce One‘ anschaue, von Herrn Petersen, das ist ein übles Propaganda-Machwerk",
und die Fachzeitschrift "CINEMA" urteilt, in dem Film
"schlägt der mental aufgerüstete Petersen jetzt zackig die Hacken zusammen."
Eine Handlung, die wir auch immer öfter bei "ARD-Aktuell" und deren Chefredakteur Dr. Gniffke beobachten können.

Es ist vollbracht: Auch hier, wie in Petersens Machwerk - ein Wunder geschuldet der Kraft, der Zuversicht und dem unbändigen Willen:


"Potus", zumindest phonetisch ganz nah bei "Jesus".

 Melancholie breitet sich aus:
"Time to say good bye",
schluchzt Dr. Gniffke in sein Taschentuch und lässt die faszinierte Nation daran teilhaben.



Aber sofort fängt er sich wieder, kommt seiner Aufgabe als Zeitzeuge nach und meldet pflichtschuldigst und in Anbetracht des obersten Oberbefehlshabers militärisch kapp, aber absolut präzise:
"Berlin, 17:56. Gelandet."


 Endlich hat sich ein lang gehegter Traum erfüllt. Für eine kurze Zeit stand die Welt still. Zumindest wenn man dem Twitter-Account der Tagesschau vertraut. Nichts ist passiert. Es gab nur ein Ereignis über das zu berichten war. Ein Ereignis, das alles andere auf der Welt in den Schatten stellte.

 Aber nicht Dr. Gniffke, sondern ein gewisser "harry.berlin" fasst für uns alle nicht nur das Wichtigste des Besuchs des "POTUS", sondern praktisch die Quintessenz der gesamten Amtszeit Obamas in knappen, bewegenden Worten zusammen und wagt einen Ausblick auf die düstere Zeit, die jetzt vor uns liegt:
"Ich habe noch nie einen Politiker so locker und cool die Gangway hinab schlendern sehen. Schade, dass seine Amtszeit nach acht Jahren enden muss.
Der Nachfolger wird eher poltern."
Besser kann man es nicht sagen. Hallelujah!

2 Kommentare:

  1. Toll... Wenn drr "Potus" kommt, fiebert alles, jeder macht sich zurecht, die Polizei feiert ihren Einsatz mit 2400 Mann, Berlin wird zum Sperrgebiet, aber alle sind "glücklich". Kommt dagegen Putin, titelt die Tagesschau von einen "Verkehrschaos", weil zwei Straßen und eine S-Bahn-Station gesperrt werden...

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  2. Der Begriff Potus war mir neu und ich mußte erstmal suchen, was der bedeutet. Spontan kam mir zuerst Pontius Pilatus in den Sinn, auch dieser wusch ja im Bezug auf seine Amtszeit seine Hände in »Unschuld«...

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