"FAZ: Russische Hacker dringen in deutsches Regierungsnetz ein"Für die Presse standen die Schurken auch gleich fest:
"FAZ: Die dpa hatte berichtet, dass Cyberspione der russischen Gruppe „APT28“ erfolgreich das deutsche Außen- und das Verteidigungsministerium angegriffen hätten und dafür Quellen in Sicherheitskreisen genannt. Es sei Schadsoftware eingeschleust worden, die Angreifer hätten auch Daten erbeutet. …Hinter „APT28“ vermuten zahlreiche Computerfachleute auch russische Regierungsstellen.
Der Spiegel: Angeblich soll die Spur nach Russland führen. Unter Berufung auf Sicherheitskreise berichtet die dpa zudem, dass die Gruppe APT 28 verdächtigt wird.
Die Zeit: Russische Gruppe "APT28" - Sicherheitskreise: Hacker im deutschen Regierungsnetz - Cyberspione der russischen Gruppe "APT28" hätten erfolgreich das deutsche Außen- und das Verteidigungsministerium angegriffen, hieß es in Sicherheitskreisen. Es sei Schadsoftware eingeschleust worden, die Angreifer hätten auch Daten erbeutet".
Das Wissen der Schreiberlinge war wieder einmal rudimentär. Die DPA hatte einfach mal einen rausgehauen und die für sich selbst den Begriff "Qualitätspresse" in Anspruch nehmende Hautevolee des deutschen Pressewesens schrieb ungeprüft ab. Wichtig war: Der Schuldige stand fest: Die Hackergruppe APT28 und die, so wusste man aus anderen Berichten, die ebenfalls ungeprüft und bar aller Beweise in die Öffentlichkeit hinausposaunt worden waren, steht in enger Verbindung mit der russischen Regierung.
Über die Gruppe APT28 ist, obwohl sie, ausser für das Abschmelzen der Polkappen, so ziemlich für alles Ungemach dieser Welt seit etlichen Jahren verantwortlich gemacht wird, so gut wie nichts bekannt. Man weiß nicht wer die Mitglieder dieser Gruppe sind. Man weiß nicht von wo aus sie agieren. Man weiß nicht wer oder was dahintersteckt. Sind es fremde Regierungen, ist es Russland, ist es der US-amerikanische Geheimdienst, sind es Kriminelle? Ja man weiß nicht einmal ob es diese Gruppe überhaupt gibt.
Allerdings war die Täterschaft bereits einen Tag später schon ein Adresse weiter gezogen. Der Tagesspiegel meldete:
"Russische 'Snake'-Hacker stehen hinter Angriff auf Bundesnetz Tagesspiegel - Hinter dem Hackerangriff auf das Datennetz des Bundes steckt nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur eine unter dem Name 'Snake' bekannte russische Hackergruppe. Ermittlungen hätten ergeben, dass es sich bei den Cyber-Spionen vermutlich nicht um die zunächst verdächtigte Gruppe 'APT28' handele, hieß es in Berlin. Die 'Snake'-Cyberspione sind auch unter dem Namen 'Turla' oder 'Uruburos' bekannt."Ein bezeichnendes Beispiel für den Zustand des deutschen Journalismus und die Gewissenlosigkeit deutscher Journalisten. Hat man eben noch steif und fest behauptet die Gruppe APT28 stecke hinter dem Hackerangriff auf die Bundesregierung, so behauptet die gleiche DPA ebenso ungerührt einen Tag später, eine Gruppe mit dem Namen Snake sei für den Angriff verantwortlich. Fakenews, so weit das Auge sehen kann.
Die Spitze der Vermutungen, den aus dem Nichts gegriffenen Behauptungen und unbegründeten Verdächtigungen war wieder einmal der Tagesschau der ARD vorbehalten. Die meistgesehene Nachrichtensendung deutscher Sprache meldete:
"Das deutsche Regierungsnetz war offenbar nicht allein im Visier der Cyber-Angreifer, sondern Teil einer weltweiten Hacker-Attacke, von der weitere Länder betroffen sind."Woher hat die Tagesschau diese Information?
"Das erfuhren NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" aus Kreisen, die mit den Vorgängen vertraut sind."Was ist das eigentlich, diese Kreise, die immer wieder genannt werden? Es wäre schön, wenn es ein wenig genauer ginge. Denn diese "Kreise" behaupten etwas von großer internationaler Bedeutung:
"Demnach sollen Staaten in Skandinavien, Südamerika und ehemalige Sowjet-Staaten ebenfalls attackiert worden sein, darunter auch die Ukraine."Fein gelegt diese Fährten. Oder sind es Finten? Skandinavien, ehemalige Sowjet-Staaten und, natürlich, die Ukraine. Da klingeln sie, die Alarmglocken: Verhält sich diesen Staaten gegenüber der Russe nicht in der letzten Zeit ausserordentlich aggressiv? Die Finnen fürchten sich, die Schweden fürchten sich, die Norweger verstärken ihre Grenzüberwachung an der Grenze zu Russland. Die baltischen Staaten wähnen sich vor einem unmittelbarem Angriff der "Roten Armee", so sagt jedenfalls die Nato. Da sollte doch ein Ciberangriff des russischen Bären nicht überraschen. Wer die ehemaligen "Sowjet-Staaten" sind verschweigt uns die Tagesschau. Aber spontan fällt uns da Georgien oder Moldavien ein, sowie die Ukraine, die von der Tagesschau sogar explizit genannt wird.
Aber auch hier scheint einiges im Unklaren:
"Um welche weiteren Länder es sich konkret handelt, ist unklar."Wichtig ist allein: Es waren die Russen. So meldete die Tagesschau in ihrer Hauptsendung um 20:00 Uhr am 28. Februar gleich nach der Begrüßung der Zuschauer durch Sprecher Thorsten Schröder:
"Russische Hacker haben offenbar erfolgreich Datennetze der Bundesregierung angegriffen."Fakten, Informationen, gesicherte Nachrichten, fundierte Kenntnisse: Fehlanzeige. Wichtig ist die "Massage" der "Spirit". Die Deutschen sollen sich endlich wieder fürchten vor dem bösen Russen wie es in der guten alten Zeit des Kalten Krieges war. Damals konnten die Rüstungskonzerne Panzer verkaufen, Flugzeuge, Haubitzen, Kleinwaffen wie automatische Gewehre, Landminen, Streubomben, alles dieses schöne Zeugs, dass Arbeitsplätze sicherte und den Aktionären die Tasche füllte.
Von diesem hehren Ziel muss auch Katharina Schuler von der "Zeit" getrieben worden sein. Am 2. März, die Deutschen waren bereits wieder in ihren Fernsehsesseln eingeschlafen, versuchte sie aus der bereits mausetoten Geschichte noch einmal Honig zu saugen.
Da sie aber nicht wirklich Substanzielles zum Thema beizutragen hatte, und sich auch sonst wohl niemand der üblichen Verdächtigen, der Talkshow-Heroen, der professionellen Dampfplauderer, der stromliniengeformten Wissenschaftler, sich im Gegensatz zu den Fernsehshows für Gotteslohn von der Zeit befragen lassen wollte, einnerte sich die Redakteurin eines alten Leuchtturm der Antirussland-Propaganda. Dessen Licht allerdings, wenn nicht schon vollständig erloschen, so doch eher eine trübe Funzel, als ein strahlendes Leuchtfeuer war, welches den Irrenden und Zweifelnden den rechten Weg weist. Wer passt besser auf ein totgerittenes Pferd, als eine gescheiterte Politikerin?
Also lud Katharina Schuler Marieluise Beck zum Interview. Richtig jene Marieluise Beck, die von ihren eigenen Parteifreundinnen und Parteifreunden in den Ruhestand versetzt worden war, weil sie, selbst für leidgeprüfte Grüne, einfach unerträglich wurde. Dereinst einmal als Pazifistin gestartet, hatte sie sich mittlerweile zu einer Kriegslobbyistin gewandelt.
Beck ist eine begnadete Geschichtenerzählerin. Geschichten in denen es immer eine strahlende Heldin gibt. Eine Frau in einer goldenen Rüstung und einer Haltung ohne Fehl und Tadel: Marieluise Beck.
So gründet ihre Wandlung von der pazifistischen Umweltaktivistin hin zur hochgerüsteten Kämpferin, die der Welt Freiheit, Demokratie und Menschenrechte mit Feuer und Schwert bringt auf einem Erweckungserlebnis, biblischen Ausmasses, wie beim Saulus, der zum Paulus wurde. - Nur eben genau umgekehrt.
Der "Badischen Zeitung" hat sie ihre Version dieser Metamorphose mitgeteilt:
"Ihr Umdenken begann mit den Balkankriegen Mitte der 1990er-Jahre. "Warum schützt ihr uns nicht?", bekam sie zu hören, als sie mit einem Bremer Hilfskonvoi Überlebensspenden nach Bosnien brachte und mit Einheimischen im Schutzkeller saß. Seitdem befürwortet sie auch Auslandseinsätze der Bundeswehr."
Das Interview gab sie im August 2016. Das Ende ihrer Karriere stand fest und Beck strickte eifrig an ihrem Bild in den Geschichtsbüchern: Dem Bild einer tatkräftigen, nicht die Gefahren eines erbittert geführten Bürgerkrieg scheuenden Frau, die sich ihre Meinung nicht durch Aktenstudium sondern durch eigene, persönliche Erfahrungen, in einem sowohl physisch wie psychisch schmerzhaftem Prozess bildet.
Die Wahrheit dürfte dann doch aber wohl eher so aussehen: In einem, zum Zeitpunkt ihrer frühkindlichen und kindlichen Persönlichkeitsbildung, Beck ist 1952 geboren, zumindest noch erzkonservativem bis deutschnationalem Elternhaus, ihre Eltern waren dereinst bekennende Nazis, bekam die kleine Marieluise den Glauben einer gewissen Überlegenheit gegenüber dem gemeinen Pöbel als auch des westlichen Menschen gegenüber dem Rest der Welt eingetrichtert.
An deutschem Wesen sollte immer noch, selbst nach den schrecklichsten Verbrechen an der Menschheit, begangen durch Deutsche, die Welt genesen. Wir, nun zwar nicht mehr ausschliesslich die Deutschen, aber die Westeuropäer und ihre weissen US-amerikanischen Freunden waren schliesslich die Krone der Schöpfung. Der "Neger" war nach wie vor der "Neger," irgendwie immer noch dem Tier näher war, als dem Menschen. Und den Weissen, so wurde mir selbst in der Schule beigebracht, war es nur schwer zuzumuten mit Negern zusammen in ein und demselben Bus zu fahren, weil der "Neger" ja so einen starken, unangenehmen Körpergeruch hatte.
In den fünfziger und den frühen sechziger Jahren herrschte immer noch der Geist des Kolonialismus. Dem "Wilden" musste die westliche Lebensart, zuvor war es der christliche Glauben, beigebracht werden, zur Not indem man ihn totschlug.
Marieluise Beck opponierte in ihren Jugendjahren, wie es alle Teenager und junge Erwachsene machen, gegen ihre Eltern und somit auch gegen deren Ansichten. Langsam im Laufe ihres Lebens aber fand sie zurück zu ihren Wurzeln. Dieses Gefühl anderen überlegen zu sein, so sehr, dass man diese zu ihrem Glück zwingen müsse, zur Not durch Feuer und Schwert, fokussierte sich in dem Gedanken, allen Menschen auf dieser Welt die sogenannten westlichen Werte beizubringen, ob sie nun wollten oder nicht. Schliesslich waren sie ja von der Krone der Schöpfung, dem westlichen Menschen, als gut und richtig erkannt worden.
Was lag also näher, den Deutschen, die nach 63 Jahren immer noch genug von Ostfront, Winterkrieg und Endkampf haben, ein wenig Angst vorm Iwan in die Gehirne zu pflanzen, als durch ein Interview mit der Ikone der Russophobie, Marieluise Beck, die zwar mangels versierter Kenntnisse nichts zum Thema Hackerangriff beisteuern konnte, die aber, wieder einmal an vorderster Front, von eigenen Erlebnissen mit dem hackenden Russen zu berichten wusste.
Darum hielt sich Schuler auch erst gar nicht mit der undurchsichtigen und unverständlichen Gegenwart auf und fragte Beck nach einem Aufreger von vor vier Jahren:
"Frau Beck, Sie selbst sind 2014 Opfer eines Hackerangriffs geworden. Damals wurde dahinter die russische Gruppe APT28 vermutet, die auch beim jetzigen Angriff auf die IT-Netze der Regierung zuerst in Verdacht stand. Hat sich das in ihrem Fall jemals bestätigt?"Heißt es im Lehrbuch Journalismus für Anfänger, dass einer der wichtigsten Grundsätze journalistischer Arbeit die Aktualität ist, verzichtet Schuler hier gänzlich auf hinderliche Grundsätze. Nicht dass ihr Thema die Aktualität vollständig abhanden gekommen ist, sie gibt auch Vermutungen als Fakten aus. So verzichtet sie bei der Bezeichnung "russische Gruppe APT28" auf den Hinweis "vermutlich" oder "vermeintlich russische Gruppe". Auch bringt sie die Gruppe APT28 auf völlig unzulässige Art und Weise wieder mit den jetzigen Ereignissen in Bezug, obwohl dieser Bezug in der Öffentlichkeit nur Aufgrund der unzulänglichen Arbeit von IT-Fachleuten und Journalisten hergestellt wurde.
Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, über was sie mit Marieluise Beck in diesem Zusammenhang überhaupt sprechen wollte. Beck zu einem Interview über IT-Sicherheit zu bitten ist in etwa so, als wenn man eine überzeugte Veganerin über die Zubereitung eines deftigen Schweinsbratens befragen würde.
So war denn auch die Antwort Becks nicht von Sachkenntnis und wissenschaftlicher Ethik getragen. Dafür brachte sie gleich einmal ihren Lieblingsgegner ins Spiel:
"Wenn Sie eine persönliche Unterschrift des russischen Präsidenten Wladimir Putin unter einem solchen Hackerangriff erwarten, dann muss ich Ihnen sagen, dass es keine erhärtete Beweislage gibt. Aber es gab mehr als begründete Vermutungen."Und sie gibt der Leserschaft noch vollkommen gratis einen Enblick in die Denkweise solcher Elitemenschen dazu. "Aber es gab mehr als berechtigte Vermutungen." Vermutungen, nicht etwa Hinweise oder gar Indizien oder Beweise. Noch dazu wenn sie von Beck mit "mehr als berechtigt" klassifiziert werden, reichen scheinbar aus, für Anklage, Urteil und Vollstreckung.
Aber Frau Beck läßt uns nicht doof sterben. Sie erklärt uns diese begründeten Vermutungen etwas näher:
"Diese stützen sich auf eine gewisse Komplexität des Angriffs und dazugehörende Daten, die einen Hinweis auf die Herkunft geben."Also man weiss es nicht so genau. Beck schwadroniert von "einer gewissen Komplexität des Angriffs" und einem "Hinweis auf die Herkunft". Ziemlich dünn, ein Hinweis, nicht mehr, das ist alles. Für Beck aber reicht das um steil zu gehen:
"Beides zeigte, dass sich dahinter sehr wohl der russische Inlands- und Auslandsgeheimdienst verbergen konnte".Für eine wie Beck, da legt sich der Putin schon mal ordentlich ins Zeug. Da reicht nicht ein Geheimdienst, da sind es gleich derer zwei, der fürs Inland und der fürs Ausland. Zumindest bewahrt sich Beck noch etwas Ehre. Sie benutzt die Möglichkeitsform "verbergen konnte". Was allerdings auch gleich wieder die Gefahr beinhaltet, das es genau so gut Lieschen Müller aus Bergisch-Gladbach, die aus Versehen einige falsche Tastenkombinationen auf ihrem Rechner verwendete, hätte gewesen sein können.
Dieser Umstand versetzt Beck in tiefste Depressionen:
"Aber solange wir in einem Rechtsstaat die vollständige Beweisführung erwarten, wird man sich mit einem abschließenden Urteil zurückhalten müssen."Das Fallbeil muss noch etwas warten. Es ist ein Kreuz mit dem Rechtsstaat. Hier sollte man über Ausnahmen für Eliten nachdenken: Wenn Frau Beck etwas vermutet, dann muß das reichen für das endgültige, das unanfechtbare Urteil. Scheinbar hofft sie aber diese lästige Regelung, nach der einem Täter seine Tat nachgewiesen werden muss um ihn zu verurteilen, sehr bald abgeschafft wird.
Mit der nächsten Frage gibt Schuler Marieluise Beck die erhoffte Steilvorlage:
"Wieso wurden Sie damals ausspioniert? Und wissen Sie, welche Daten damals abgegriffen wurden?"Endlich kann sie ihr wohl gepflegtes Image als Frontfrau der Menschenrechtskämpfer, der Opposition in Russland und der "Freiheitskämpfer" in der Ukraine in den Vordergrund rücken:
"Ich war eine der Abgeordneten, die seit vielen Jahren Bürgerrechtler sowohl in Russland als auch in der Ukraine begleitet hat. Da lag es auf der Hand, dass insbesondere mein Büro angegriffen wurde."Die Jeanne D'Arc der freien Welt auf dem Scheiterhaufen des World Wide Web. In vorderster Front gegen die Hacker des Kreml. Die Kämpferin mit offenem Visier. Dazu noch von den eigenen Leuten im Stich gelassen:
"Ich habe auch nicht von deutschen Stellen die Information erhalten, dass es sich bei den Angreifern um die Gruppe APT28/29 gehandelt habe."Wieder einmal waren es Becks Freunde von jenseits des Atlantiks. Ist sie dort sehr gut vernetzt mit der Rüstungslobby und die haben ja bekanntlich einen sehr kurzen Draht zu Presse, Regierung und Geheimdiensten. Zum Glück kann man sagen ist sie nicht allein, sondern in überaus prominenter Gesellschaft. Eine Tatsache, die sie geschickt in das Interview mit einfliessen läßt:
"Das erfuhr ich vom US-Nachrichtensender NBC, weil es sich um die gleiche Hackergruppe handelte, die auch die Kampagne der demokratischen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton angegriffen hat."Ich und Hillary - Marieluise Beck und Killary Clinton, quasi gemeinsam auf dem Olymp der Freiheitskämpfer. Geadelt durch die gemeinsamen Feinde: Wladimir Putin und die APT28. Eine Kumpanei mit einer der schärfsten Kriegstreiberinnen der USA, dazu noch vielfach, gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Bill, der Korruption beschuldigt. Eine Kumpanei, auf die die meisten Menschen gern verzichten.
Ach übrigens, so nebenbei geklaut wurde auf ihrem Rechner nichts:
"Es gibt keine Informationen über den Abfluss der Daten."Aber das ist ja sowieso eher Nebensache. Zumal die Jungs und Mädels von APT28 sowieso eher den Eindruck machen, als seien sie nur neugierig und verfolgten nicht etwa irgendeinen besonderen Zweck mit ihrer Tätigkeit. Eine Verhaltensweise, die Katharina Schuler nicht so ganz einleuchten will:
"Wenn hinter dem jetzigen Hackerangriff auf das IT-Netz des Bundes russische Hacker gesteckt haben sollten: Was vermuten Sie, auf welche Daten sie es abgesehen haben könnten?"Da ist auch die Ex-Abdeordnete Beck überfragt. Aber sie hat einen guten Tip, den sie selbst scheinbar, gemessen an ihren öffentlichen Verlautbarungen, des öftern anwendet:
"Da kann man nur fantasieren."Um dann direkt loszulegen - und zwar mit verschärftem fantasieren:
"2015 gab es ja auch einen Hackerangriff auf den Bundestag. Wonach man damals gesucht hat, weiß auch ich nicht. Vielleicht nach Dingen, mit denen man Abgeordnete kompromittieren oder unter Druck setzen kann, Pornografie oder Kinderpornografie zum Beispiel."Da kommen Ängste einer altgedienten Grünen hervor, es könnte vielleicht die Vergangenheit des ein oder anderen Parteifreundes an das Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden. Wurde doch in den ersten Jahren der Partei ernsthaft darüber diskutiert, Unzucht mit Kindern aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Daniel Cohn-Bendit etwa, genannt der rote Danny und in Sachen Befreiung unterdrückter Völker mit Bomben und Uranmunition, z. B. im Kosovokrieg, schilderte in seinem 1975 erschienenen Buch "Der große Basar" von den pädophilen Freuden und Genüssen während seiner Tätigkeit als Kinderbetreuer im Kinderladen der Frankfurter Universität. Die FAZ zitiert:
"'Ich konnte richtig fühlen, wie die kleinen Mädchen von fünf schon gelernt hatten, mich anzumachen', schrieb Cohn-Bendit. Er berichtete, wie es 'mehrmals passierte, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln'. 'Auf Wunsch' habe er dann auch zurückgestreichelt."Das Cohn-Bendit offenbar keinen Einzelfall darstellt kann man dem Umstand entnehmen, dass die "taz" im Jahr 2015 meldete, dass die Partei an drei Missbrauchsopfer zahle:
"Es handelt sich um Fälle langjährigen sexuellen Missbrauchs Anfang der achtziger Jahre in der Emmaus-Gemeinschaft auf dem Dachsberg im nordrhein-westfälischen Kamp-Lintfort. Nach Aussagen von Opfern soll ein inzwischen verstorbenes Vorstandsmitglied der NRW-Grünen Haupttäter gewesen sein. ...Infrage kommen der damalige NRW-Landesvorstand, Pädosexuellenaktivist und Dachsberg-Kommunen-Chef Hermann Meer – oder Werner Vogel, auch NRW-Landesvorstand."Vogel organisierte im Jahr 1983 einen Kongress mit dem Thema:
"Sex mit Kindern auf dem Dachsberg"Klingt da etwa in dem Satz,
"Die Daten, die damals abgegriffen wurden, sind bisher erstaunlicherweise nie verwendet worden",eine gewisse Erleichterung durch? Aus dem Geschwurgel, dass als Erklärung für diesen Umstand dienen soll, mag jeder seine eigenen Schlüsse ziehen:
"Das hat wohl auch damit zu tun, dass im Westen das Bewusstsein gewachsen ist, dass solche Angriffe genutzt werden könnten, um Wahlen zu beeinflussen. Jedenfalls hat die deutsche Regierung damals den Kreml ausdrücklich gewarnt, dass man eine Einmischung in die Wahlen nicht dulden würde."Es ist allerdings schwer sich vorzustellen, dass der, wie Beck sich ausdrückt "Kreml" sich vor einer deutschen Bundesregierung fürchtet, deren Kanzlerin sich fast schon vor aller Öffentlichkeit von US-amerikanischen Geheimdiensten konsequenzlos ausspionieren und abhören läßt.
Schuler fragt noch einmal nach:
"Sie gehen also davon aus, dass diese Angriffe von russischer Seite kamen?"Beck antwortet, indem sie uns eine ganz neue Wertigkeit in der Welt der Großen und Mächtigen offenbart:
"Jede Plausibilität zeigt nach Russland, sowohl was die Komplexität der Angriffe anlangt als auch die angegangenen Ziele, die Clinton-Kampagne, mein Büro – alles passt zusammen."Ganz augenscheinlich scheint Beck zu glauben sie spiele in der ersten Liga mit, neben den Clintons oder den Obamas. Ein böser Fall von Realitätsverlust und grenzenloser Selbstüberschätzung.
Schuler nähert sich derweil dem großen Showdown:
"Wenn es, wie Sie sagen, plausibel ist, dass Angriffe wie der jetzige auf das IT-Netz des Bundes aus Russland kommen: Welche Konsequenzen muss das für unser Verhältnis zu Russland haben?"Ja mit welcher Antwort hat Schuler denn gerechnet, nach dem vorangegangenem dummen Geschwätz? Erwartet sie jetzt etwa eine detaillierte, von einer sorgfältigen Analyse getragene Antwort? Wird Beck jetzt einen entscheidenden Beitrag zu einem von Vernunft getragenem Verhältnis zwischen Russland und Deutschland leisten? Erwartet Schuler gar neue Ideen für zumindest den Ansatz eines Gesprächsbeginns zwischen zwei der wichtigsten Nationen Europas? Ja Russland ist ein Teil Europas, auch wenn das immer wieder vergessen wird.
Natürlich geschieht nichts von alledem. stattdessen langweilt Beck die Leser mit ihren alten Kalte- Krieg-Parolen:
"Zunächst einmal müssen wir uns klarmachen, dass der Kreml durchaus bereit ist, uns als Gegner zu sehen, und versucht, unsere demokratischen Systeme zu unterminieren."Es ist Beck wichtig, die Deutschen wieder einmal daran zu erinnern, dass der Feind im Osten lauert. Es sind wieder einmal die wilden Horden, die Hunnen, die slawischen Dumpfbacken, die uns unsere Demokratie nehmen wollen. Warum, so fragt sich so manch einer nun, sollte Putin das wollen? Was hätte er davon, wenn an seinen Westgrenzen noch mehr Chaos herrscht als zur Zeit? Warum sollte er ein zweites viel stärkeres Polen provozieren? Wenn der Man nicht von allen guten Geistern verlassen ist, dann tut er alles dafür, dass er in West- und Mitteleuropa wirtschaftlich starke, berechenbare Partner hat.
Was hilft es ihm, wenn er die Kräfte die, wie Beck auf ein schwaches Russlands aus sind, um dieses, wie in den Neunzigern unter Jelzin, bequem und in aller Ruhe ausplündern zu können. Die Geier, wie Becks Busenfreund Chodorkowsky, stehen schon bereit.
Aber Beck will keine Partnerschaft,
"um des lieben Friedens willen"keinen vernünftigen Interessenausgleich, der Allen nützlich ist. Sie will Konfrontation. Ihr Menschenrechtsgeschwurgel ist nur Mittel zum Zweck, genauso ernst gemeint wie:
"Ja, wir brauchen den Dialog mit Moskau",eine Metapher der Kriegstreiber für die bedingungslose Kapitulation Moskaus.
Die Leserin, der Leser lehnen sich zurück. Nach der Lektüre dieses sinnfreien Interviews drängt sich ihnen ein Gedanke auf: Warum das?
Wäre es nicht besser gewesen, Katharina Schuler hätte sich Themen wie "Warum tropft der Wasserhahn" oder "Wieviel Tropfen Wasser befinden sich in einer leeren Flasche" angenommen, als mit diesem Beitrag die Leserschaft der "Zeit" mit der Frage der Sinnhaftigkeit eines Gesprächs zwischen einer vollkommen ahnungslosen, von ihrer eigenen Partei geschassten Politikerin der Grünen und einer ebenso ahnungslosen aber mit viel Sendungsbewußtsein ausgestatteten Zeit-Journalistin zu konfrontieren?
Herrlich, vielen Dank für den treffenden Artikel und dem ausnehmend guten Humor und Schreibstil. Eine Ausnahme im heutigen Blätterwald der Einigkeit. Bitte mehr davon.
AntwortenLöschenJa ...... wunderbar satirisch-polemisch geschrieben!
AntwortenLöschenMan muss ob der "stechenden" und treffenden Formulierungen immer wieder schmunzeln. ;-))
Das zeigt, dass Blogger in der Lage sind, glasklar zu hinterfragen, gründlich zu recherchieren, sich zu erinnern & gegen politisch-ideologisch gewollte Demenz anzukämpfen... Mehr als die heutigen professionellen Kwallitäts-Journalisten, die sich mit Copy-and-Paste von Einheitsartikeln oder der nächsten konformen Meinung des nächsten konformen Politikers od. Promis täglich der herrschenden politmedialen Kaste andienen.
wir verstehen nicht mehr, was vor sich geht. diese art von aussagen lassen sich logisch nicht nachvollziehen - ist die politik gegenwärtig suspendiert?
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