Mittwoch, 5. September 2018

Schauermärchen aus Russland - doof, saudoof, Süddeutsche

 Die Süddeutsche Zeitung, dereinst einmal der Inbegriff für eine liiberale, linke Presse in Deutschland und von linken Intellektuellen und solchen die sich dafür hielten oder einfach nur dafür ausgaben, geradezu als Ausweis für ihre politische Einstellung in der Öffentlichkeit spazieren getragen oder demonstrativ auf den Kaffeehaustisch gelegt, bemüht sich schon seit geraumer Zeit im Strom des die Menschen verdummendem Mainstreams mitzuschwimmen. Der Merkelregierung treu ergeben, die Große Koalition als alternativlos betrachtend, die neoliberale Wirtschaft- und Finanzpolitik verherrlichend  und aussenpolitisch völlig kritiklos der atlantischen Kriegstreiberei hinterherhächelnd unterscheidet sich das Blatt durch nichts von der übrigen Konkurrenz.

 So scheint es denn auch zum Pflichtprogramm der Redaktion zu gehören, täglich einen Beitrag zum Russlandbashing abzuliefern. Da werden die Themen dann schon mal ein wenig knapp. Seit Juni hat man sich, nicht nur bei der Süddeutschen an "Putins Rentenreform" abgearbeitet. Bis zu den alljährlichen Herbstmanövern, die auf Seite der Nato nur der Ertüchtigung zur Verteidigung der Freiheit, der westlichen Kultur und Lebensweise dienen - mit natürlich ausschliessäich defensivem Charakter - während die von Russland veranstalteten aber höchst aggressiv und bedrohlich sind, sind es noch ein paar Wochen hin. Und im Donbass ist man durch die Handlungsweise der neuen ukrainischen Freunde, medial zur Zeit eher in der Defensive.

  Da ist man dann schon sehr dankbar, wenn Anzhelika Sauer, mit einem Thema kommt, dass man mit viel Liebe zum Detail und noch viel mehr Mühe, in dieser Saure-Gurken-Zeit zu einem Artikelchen aufblasen kann:
"Nebenjob Denunziant",
hat Frau Sauer ihr Elaborat betitelt.

 Schauen wir uns die vorhandenen Fakten einmal an. Was haben wir?

 Das russische Innenministerium sucht vermehrt nach Gesetzesbrechern, Gangstern und Ganoven mithilfe der öffentlichen Fahndung. Dazu werden für, bei uns heißt das in schönstem Amtsdeutsch "sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der Täter", Belohnungen ausgelobt.

 Die Süddeutsche mit ihrem bestens geschulten PR-Personal kann das natürlich für den Fall Russland wesentlich flotter und prägnanter ausdrücken:
"Das russische Innenministerium macht seit Neuestem Geldscheine für auskunftsfreudige Bürger locker: Jeder, der Informationen über Verbrecher hat und diese der Polizei mitteilt, kann seit Ende August eine Prämie von umgerechnet 640 bis zu 128 000 Euro bekommen."
Nun mag man sich fragen, besonders wenn man sich die Verfahrensweise vor Augen führt, was denn daran so aussergewöhnlich ist? Selbst die Süddeutsche muss dass mit der Denunziation notgedrungen ein wenig einschränken. Auch in Russland darf man demnach auch in Zukunft nicht einfach fröhlich drauflos denunzieren. Man muss sich schon an gewisse Regeln halten:
"Allerdings geht es dabei nur um Fälle, in denen die Polizei selbst um Hinweise aus der Bevölkerung bittet. Die Anzeigen werden auf der offiziellen Webseite des Ministeriums veröffentlicht - belohnt wird man, wenn sich die Hinweise als richtig erweisen und der Täter gefasst werden kann. Anonymen Tipps geht die Polizei erst gar nicht nach, die 'Informanten', wie die russischen Behörden diese Personen nennen, müssen mit Klarnamen auftreten."
 Besonders ins Auge fällt dabei, dass die Süddeutsche sich sogar in der Interpunktion dem Springer-Kampfblatt mit den vier Buchstaben, von Manfred Krug zu besserern Zeiten noch als "Blöd" veralbert, immer mehr annähert. Diese Blume des Journalismus setzte die drei Buchstaben DDR jahrzehntelang in Anführungsstriche. Damit sollte dokumentiert werden, dass der Staat, der mit diesem Kürzel bezeichnet wurde, selbst als er bereits Sitz und Stimme in den Vereinten Nationen hatte, für die "Blöd" immer noch die "Sowjetisch besetzte Zone" war.

 In diesem Kontext soll man sicher auch die Anführungsstriche verstehen, zwischen die die Süddeutsche das Wort Informanten gesetzt hat.

 Merke: In Russland sind Informanten grundsätzlich Denunzianten! Arbeitet man also mit wörtlichen Zitaten, so ist das Wort Informanten im Zusammenhang mit Russland in Anführungszeichen zu setzen.

 Warum aber ist ein Informant der Polizei in Russland automatisch ein Denunziant? Das liegt, laut Süddeutscher an zwei Umständen, die hier im Westen allerdings bereits geistiges Allgemeingut sein sollten. Erstens:
"Mehr als 20 Millionen Russen leben laut einer Statistik der Rechnungskammer in Armut. Nach Informationen von Wziom, einem russischen Meinungsforschungszentrum, hat mehr als die Hälfte der Bevölkerung keine Ersparnisse."
Der Russe ist im allgemeinen, ausser den paar von Putin protegierten Oligarchen, eine arme Sau.

 Und zweitens, der Russe ist überwiegend, wenn nicht sogar flächendeckend, verschlagen, hinterhältig und skrupellos:
"Der finanzielle Anreiz, Hinweise an die Polizei zu liefern, könnte also bei vielen Russen entsprechend hoch sein. Und das könnte wahllose Denunziationen zur Folge haben."
Hinzu kommt die angebore Bösartigkeit und fehlende Gestzestreue der russischen Polizei :
"Es gibt Befürchtungen, das neue Gesetz könnte russische Polizisten zu Mauscheleien mit Informanten verleiten",
ist ein Bild unterschrieben, dass scheinbar zwei dieser heruntergekommenen und moralisch verwahrlosten Subjekte zeigt.

Screenshot des Bildes von, scheinbar, den ersten zwei russischen Polizisten, denen "Mauscheleien mit Informanten" nachgewiesen werden konnten. Der Text zum Bild (Es gibt Befürchtungen, das neue Gesetz könnte russische Polizisten zu Mauscheleien mit Informanten verleiten.) lässt kaum einen anderen Schluß zu.
 Fotograf: Mladen Antonov/AFP

 Und dann ist da noch das finstere Erbe. Russland ist schliesslich der Nachfolgestaat der Sowjetunion und steht, besonders wenn es darum geht, etwas negatives zu kolportieren, in derer Tradition:
"Damals waren Denunziationen an der Tagesordnung."
 Soll heissen: Wenn unter Stalin die Informanten des Geheimdienstes vorwiegend Denunzianten waren, müssen, einer von der Süddeutschen herausgefundenen naturgegebenen Gesetzmässigkeit folgend, auch unter Putin alle Hinweisgeber der Polizei, zwangsläufig auch Denunzianten sein. Darum heisst es auch gleich im ersten Satz des Artikel:
"Tipps an die Polizei sollen entlohnt werden - was manche an die Sowjetzeiten erinnert."
 Mit einiger Verwunderung konnte allerdings mittlerweile festgestellt werden, dass auch, vorwiegend in Polizeirevieren und anderen öffentlichen Gebäuden in Deutschland, ebenfalls Plakate aufgetaucht sein sollen, auf denen, mit zum Teil enorm hohe Geldsummen, dazu aufgerufen wird, Hinweise auf Personen, die Kapitalverbrechen begangen haben sollen, bei den zuständigen Stellen zu melden.


 Ist nicht auch die Bundesrepublik Deutschland der Nachfolger eines Unrechtstaates und war nicht der erste Chef des BND, Reinhard Gehlen, ein Nazi und Chef des NS-Nachrichtendienstes Fremde Heere Ost?

 Warum kommt dann die Süddeutsche nicht auf die Idee, dass Fahndungsaufrufe der Polizei in Wirklichkeit Aufrufe zur Denunziation sind? Richtig, weil das eine vollkommen absurde Vorstellung ist. Und in Russland?




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2 Kommentare:

  1. Es ist sehr einfach nachzuvollziehen, warum die SZ als "Qualitätsmedium" den Kommentarbereich geschlossen hat. Es soll ja nicht soweit kommen, daß die Leser sich kritisch mit den Artikeln und Kommentaren der SZ-Schreiber-linge beschäftigen - oder noch viel schlimmer auf Fehler hinweist - oder noch viel schlimmer Fragen zum Inhalt von Artikeln und Kommentaren stellt.

    Wie führte Ludwig der XIV aus: "Der Staat bin ich"
    Das kann die SZ besser:
    - das Qualitätsmedium bin ich
    - die Meinungshoheit habe ich
    - ich bin unfehlbar

    Diese Form der Meinungsmanipulation - alleine darauf begründet, daß kritische externe Kommentare, Frage usw. ausgeschaltet werden - ist mittlerweile das Qualitätsmerkmal der Mainstreammedien und der Qualitätsmedien.

    Zieht doch die FAZ fast am gleichen Strang: Leserkommentare sind nur stark eingeschränkt möglich (dafür hat ein Kriegshetzer wie Frankenberger u. Veser Platz ohne Ende, um sich auszubreiten. Fabulierte doch Veser in seinem Kommentar vom 01.08.2018 etwas vom (russ.) Einmarsch in Georgien vor zehn Jahren aus. Da biegt sich der Veser als Redakteur eine eigene Wahrnehmung zurecht. (Da ist es auch nicht verwunderlich, daß die anderen "Journalisten" bei der FAZ ebenfalls im Russland-Hetz-Modus verfallen - schließlich will man ja seinen Job und sein Einkommen behalten - was interessiert da FAZ-Angestellte ein objektiver Journalismus?)

    Bei der Deutschen Welle - quasi der Regierungssender, da analog wie RT Deutsch und Sputnik direkt aus der Staatskasse finanziert - ist es auch vorbei mit kritischen Lesermeinungen und Leserfragen. Führte doch die Chefredakteurin Ines Pohl aus: "Der Diskurs wurde geprägt von persönlichen Beschimpfungen, Beleidigungen und rassistischen Äußerungen, die auf unserer Seite nichts zu suchen haben."

    Beim Verfolgen der Leserkommentare vorher mußten lt. Aussage von Ines Pohl schon sehr große Bereinigungen durch die DW-Angestellte vorgekommen sein. Denn die veröffentlichten Leserkommentare waren überschaubar. Aber was soll es: im Zeitalter der FAKE-NEWs soll es auch dem Deutschen Staatsfunk/Deutsche Welle gegönnt sein ohne genauere Ausführungen eine Behauptung in den Raum zu stellen (spätestens seit Skripal weiss der informierte Bürger, daß highly likely besser ist als ein überprüfbarer Beleg).

    Immerhin konnte sich der Leser vom deutschen Staatsfunk/Deutsche Welle im Kommentarbereich darin abmühen, seinen Standpunkt zur Abschaffung der Sommerzeit darzulegen (Achtung: dieses ist keine Ironie, hat doch der deutsche Staatsfunk/Deutsche Welle unter "Kommentar: Popanz Sommerzeit" seinen Leserkommentarbereich geöffnet). Ja, auch Ines Pohl u. deutscher Staatsfunk/Deutsche Welle gehören zum dt. Qualitätsjournalismus.

    Betreffs der vielbeschworenen vierten Gewalt und der Demokratie in Deutschland hat es Michael Meyen im Blog Medienrealität am 13.08.2018 richtig analysiert: "Kommentare zu, Demokratie tot"

    Eine sehr tiefgehende Analyse, welche die Folgen zum Ausschluß der Leserkommentare geben ("Die Kommentarfunktion ist das, was Öffentlichkeit ausmacht. Die Kontrolle der Kontrolleure. Die Garantie, dass tatsächlich alle Meinungen und Interessen gehört werden – auch die, die keinen Anwalt in den Redaktionen haben und niemanden in den Pressestellen der Macht.")

    Da muß Väterchen Staat es nur schaffen, die unabhängigen Blogs zu schließen...

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    1. "Da muß Väterchen Staat es nur schaffen, die unabgängigen Blogs zu schließen.."
      Einen besseren Beweis dafür dass sich die weißen Herrenmenschen der einzig wahren Demokratie der westlichen Werte immer mehr, der über Jahrhunderte mit Erfolg von ihr fern gehaltenen Realität sich nähern, ist kaum zu erbringen.
      Mir persönlich, der als von seinem SZ- Lesern Umfeld natürlich Kraft ihrer Intelligenz und "Bild"ung als armer verwirrter Verschörungstheoretiker erkannt wurde und natürlich auch so behandelt werden muss, stellt sich nur noch die eine Frage: Was wird in Zukunft die Oberhand gewinnen?
      Wird die Matrix für alle Zeiten über uns herrschen und uns steuern oder wird der einziartige individuelle Verstand der Menschen eines Tages ihnen die Augen für alle Zeiten öffnen und die Matrix dorthin verbannen wo sie hingehört, auf den Scheiterhaufen der Evolution damit daraus ein besseres Morgen erwachsen kann?
      LG an alle!

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