Freitag, 13. Januar 2012

Coffee to go


"Coffee to go", für mich ein Widerspruch in sich. Kaffee, das ist ein Genussmittel mit dem ich Gemütlichkeit, Ruhe und Entspannung verbinde. Eine Arbeit vollendet, man lehnt sich zurück, trinkt in Ruhe eine Tasse Kaffee und betrachtet das Geschaffte. Oder man sitzt mit Freunden zusammen, geniesst einen Kaffee und ratscht ein wenig. Am Morgen, zwischen all der Hektik, ein paar Minuten Ruhe, einen Kaffe und der Tag kann beginnen. Am Sonntagnachmittag, nach einem Spaziergang, die ganze Wohnung duftet nach frischem Kaffee, dazu ein Stück Kuchen, ein wundervoller Gedanke.
 Die Kaffeetasse - zweckmässig geformt, unten schmal, sich nach oben hin öffnet, damit eine möglichst grosse Oberfläche Duft verbreiten kann, mit einem Henkel an der Seite, damit man sich nicht die Finger verbrennt, - oder als Kunstobjekt, seit hunderten von Jahren haben immer wieder Künstler Form und Design beeinflusst.

 Dagegen "Coffee to go", dieser blödsinnige Becher, vollgedruckt mit Werbung, an dem man sich die Finger verbrennt. Kann man ihn dann ohne Schmerz in den Händen halten ist die braune Brühe darin so kalt, dass man sich umgehend nach einer Stelle umsieht um Becher samt Inhalt zu entsorgen. Unter allen Gefässen, die der Mensch in seiner langen Entwicklungsgeschichte erfunden hat, ist ein Papp- oder Plastikbecher die wohl dämlichste Erfindung, um daraus Kaffee zu trinken.
 Wo ist der Duft, der Anblick der Crema oder des von der Tasse aufsteigenden Dampfes? Ein Deckel,mit einer, dem Hals einer Schnabeltasse nicht unähnlichen Öffnung, verwehrt den Blick auf das eigentliche Produkt (in den meisten Fällen ein Gnadenakt des Verkäufers). Die Nase hat keine Chance ihre Aufgabe zu erfüllen, die feinen Nuancen der Aromen aufzunehmen und die, durch die aus der Öffnung der Schnabeltasse sich in die Mundhöhle  ergiessende geschmacksneutrale Brühe, verbrannten Geschmacksknospen auf der Zunge, zumindest teilweise, zu ersetzem.

 Eins steht fest "Coffee to go" hat nichts zu tun mit Kaffee, aber ganz viel mit schlechtem Geschmack, mit einem Marketing, dass uns das Bild eines modernen, immer gehetzten, beruflich angespannten, aber erfolgreichen und daher unersetzlichen Menschen vermittelt und einem, mittlerweile von uns allen verinnerlichtem, Lebensstil, der es uns nicht einmal mehr erlaubt, sich eine halbe Stunde Zeit für eine Tasse Kaffee und ein wenig Musse zu nehmen.

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