Donnerstag, 19. Januar 2012

Das Rollback hat begonnen

Vor der Wahl in Baden Württemberg, im März letzten Jahres, die CDU hatte bei Umfragen die niedrigsten Werte ihrer Geschichte und die Grünen ein Allzeithoch, dank der japanischen Kernkraftwerkskatastrophe in Fukushima. Merkel zog die Reissleine. Aus der glühenden Kernkraftbefürworterin wurde über Nacht eine ebenso glühende Kernkraftgegnerin. Sie verkündete das Ende des atomaren Zeitalters. Keiner hat ihr damals geglaubt. Jeder ging davon aus, nach der Wahl ist alles Schnee von gestern. Zum Erstaunen der Öffentlichkeit blieb allerdings Merkel nach der Wahl bei ihrer Zusage und die sieben Kernkraftwerke, Brunsbüttel, Unterweser, Krümmel, Biblis A und B, Phillippsburg 1, Neckarwestheim 1 und Isar 1 abgeschaltet. Merkwürdig allerdings, die Betreiber dieser Atommeiler verhielten sich, ausser ein paar pflichtschuldigen Protesten, ausgesprochen ruhig.

 Das ist auch nicht verwunderlich, denn eine wirkliche Energiewende hin zu den Erneuerbaren aber fand auch gar nicht statt. Will man wirklich auf Dauer auf Atomkraft und dann auch auf Fossile Energie verzichten, so müssen die Strukturen der Energieversorgung geändert werden. Leuchtturmprojekte wie der Plan riesige Mengen Sonnenenergie in der Wüste zu gewinnen und sie dann nach Europa zu transportieren, oder der Nordsee Windpark vor der deutschen Küste sind eher kontraproduktiv. Es wird Strom erzeugt, wo er nicht benötigt wird. Er muss also erst einmal mit grossem technischen und finanziellem Aufwand zu den Verbrauchern gebracht werden. Das bindet gewaltige Ressourcen. Ausserdem würden private Investoren von der Politik Abnahmegarantien über viele Jahre für ihren Strom im Gegenzug für ihre Investitionen verlangen und somit neue innovative Entwicklungen verhindern.

 Dieses ganze Szenario wwiderspricht aber dem Grundprinzip der Energiewende, nämlich die Energie dort zu gewinnen, wo sie auch gebraucht wird. Es müsste also viel mehr in die Stromerzeugung vor Ort investiert werden. Dafür aber, muss die Politik die Voraussetzungen schaffen. Das dürfte allerdings den vier Energieoligarchen, Eon, RWE, EnBw und Vattenfall das Geschäft vermiesen. Die sind nämlich mehr an grossen kapitalintensiven Anlagen interessiert.

 So versucht man uns auch klar zu machen, das ausser den genannten Grossanlagen zur Gewinnung von Strom aus Sonne und Wind weiterhin Grossanlagen zur Energiegewinnung aus Kohle und Gas nötig seien. Gerade werden z.B. in Hamburg und Marl zwei riesige Kohlekraftwerke gebaut. allein diese beiden Kraftwerke stossen bei regulärem Betrieb jährlich über 13 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Luft.

Gleichzeitig trommeln unsere Medien auf allen Kanälen, dass es praktisch unmöglich sei, die für die Energiewende dringend erforderlichen Stromtrassen zu bauen, während sie die kleinteilige Energieerzeugung vor Ort nicht mit einem Wort erwähnen. Immer wieder liest, hört und sieht man, wie viele Probleme doch beim Bau von Hochspannungstrassen auftreten und wie die Bürger durch Elektrosmog gesundheitlich gefährdet sind.

Flankenschutz erhalten die Energieriesen auch von Bundeswirtschaftsminister Rösler. Der will die Subvention für die Erzeugung von Strom aus Sonnenenergie, die der Stromkunde über eine Umlage auf die Strompreise zahlt, stark zurückfahren. Von den immensen Summen mit denen der Staat seit Jahren  Atomkraft und Kohlekraftwerke subventioniert, kein Wort. Rösler will dazu das Erneuerbare-Energen-Gesetz, EEG, das mittlerweile von vielen Nationen übernommen worden ist und das uns inzwischen einen Anteil der erneuerbaren von 20% an der Energieversorgung gebracht hat, noch vor Atom und Steinkohle, grundlegend revidieren.

 Man sieht die Strmriesen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Ihr Lobbying trägt Früchte. Die Marschrichtung geht nicht nach vorn, hin zur emmissions- und atomfreien Energieerzeugung, sondern zurück. Selbst das international hoch angesehene EEG ist vor  den Energieoligarchen und ihren Helfershelfern in Politik und veröffentlichter Meinung nicht mehr sicher.

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