Mittwoch, 1. Februar 2012

Gegen renitente Griechen: "Pardon wird nicht gegeben!"

 Volker Kauder, immerhin CDU/CSU-Frakzionsvorsitzender im Bundestag und enger Vertrauter der Kanzlerin sagt, in Griechenland gehe nichts voran und deswegen müsse ein Sparkommissar den Griechen zeigen, wie man so etwas macht. Ich finde das ein wenig übertrieben.

 Klar, es ist schon deprimierend. Nach nunmehr, fast dreijähriger Sparpolitik, unter deutscher Führung, leben die meisten Griechen immer noch in festen Unterkünften und nicht auf der Straße. In Athen sind erst 20.000 Menschen obdachlos, eine erschreckend kleine Zahl, nach drei Jahren. Auch sollen diese Unterkünfte gelegentlich noch beheizt werden. Eine grosse Hoffnung setzt man allerdings bei den Beobachtern vor Ort, auf die, auch auf Griechenland, übergreifende Kältewelle. Das dürfte den, durch den Kauf von Heizmitteln zum Ausdruck gebrachten Widerstand, sehr bald brechen und die Wohnungen in ungemütliche Eiskeller verwandeln.

 Ein weiterer Hoffnungsschimmer am Horizont: Meldet doch Spiegel-online jetzt erstmals, dass Kinder nun endlich, wie schon seit langem erwartet, vor Hunger ohnmächtig, im Unterricht zusammen gebrochen sind.

 Andere Quellen berichten von verzweifelten Eltern, die versuchen, ihre Kinder in SOS-Kinderdörfern unter zu bringen, weil sie sie nicht mehr ernähren können. Allerdings, und das macht dann doch noch ein wenig mehr Hoffnung ist auch die griechische Organisation der SOS-Kinderdörfer finanziell nicht mehr in der Lage zu helfen, weil ihr sämtliche staatliche Unterstützung gestrichen wurde.

 Wenn auch jetzt die renitente griechische Regierung auf schamlose Weise das deutsche Hungerprogramm auf das pervideste zu unterlaufen versucht, indem sie Lebensmittelkarten an die ärmsten der Armen verteilt, muss doch früher oder später mit den ersten Hungertoten zu rechnen sein.

 Sicher in den vierziger Jahren ging das alles viel schneller. Nach der deutschen Besatzung im April/Mai 1941 kam es schon im ersten Winter zu einer respektablen Hungersnot, der 300.000 Griechen zum Opfer fielen. Säuglingssterblichkeit und Tuberkulose waren praktisch Volkskrankheiten. Aber, Herr Kauder, Frau Merkel, dass waren doch auch andere Zeiten. Damals hat man einfach alles was man fand auf Güterzüge verladen und heim ins Reich geschafft.

 Heute sind die Methoden doch etwas subtiler. Schliesslich hat ja selbst die Mafia begriffen, dass man nicht einfach irgendwo hin fährt, dem Geschäftsmann eine Wumme vor die Nase hält, seinen Laden ausräumt und ihn dann umlegt. Heute verdienen die Herrschaften ihr Geld durch Schutzgeld-Erpressung.

 Und ähnlich macht man das heute auch in der grossen Politik. Erst wird ein Angebot unterbreitet, das nicht abgelehnt werden kann (für die Regierung jede Menge herrliches Kriegsspielzeug und für die Bevölkerung die glitzernde Konsumwelt, alles auf Pump, zu kleinen Zinsen), und dann, wenn nicht mehr gezahlt werden kann, fährt man hin und schlägt den schönen Laden kurz und klein.

 Also, Herr Kauder, Frau Merkel, Herr Diekmann von der Bild, ein wenig Geduld, das wird schon. Auf deutsche Gründlichkeit ist Verlass. Und sollten die Griechen sich doch, entgegen allen Annahmen, zäher als erwartet erweisen, dann, ja dann können wir noch immer, wie 1941 einen Kommissar schicken.

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