Montag, 13. August 2012

Deutschland 2012 wieder Exportweltmeister

 Die deutsche Wirtschaft strebt einen weiteren Rekordüberschuss im Aussenhandel an. Laut Prognose des Münchner Ifo-Instituts, wird der Export deutscher Waren den Wert aller impotierter Waren um 210 Milliarden Euro überschreiten. Damit wird Deutschland wieder Exportweltmeister sein, da der Champion der letzten Jahre, China, nur einen Überschuss von 203 Milliarden erzielen wird.

 Das Ganze geschieht zu einer Zeit, in der die europäische Gemeinschaftswährung sich in einer schweren Krise befindet, die letzten Endes durch die unterschiedliche Wirtschaftskraft der Euro-Mitgliedsländer hervorgerufen wurde. Während Deutschland 2011 einen Handelsbilanzüberschuss von 158,1 Milliarden Euro erwirtschaftete, verzeichneten die Krisenländer Griechenland -27,2 Mrd., Italien -24,6 Mrd., Spanien -46,3 Mrd. und Portugal -13,2 Mrd. Euro, allesamt negative Bilanzen ihres Aussenhandels.

 In Prozentpunkten des Bruttoinlandproduktes (BIP) der Staaten, liest sich dass noch wesentlich dramatischer: Deutschlands Leistungsbilanzsaldo war 2011 deutlich positiv mit 5.7% des BIP. Girechenland dagegen erwirtschaftete ein klares MInus -11,3%, Italien -3,6%, Spanien -3% und Portugal -7,5%. Das bedeutet, dass in Deutschland die Geldbestände in privater Hand ständig zunehmen, während sie in den Krisenländern von Jahr zu Jahr geringer werden.

 Der deutsche Staat kann sich ohne Probleme bei seinen Bürgern mit dem nötigen Geld versorgen, ob wie zur Zeit über die Aufnahme von Krediten oder durch eine andere Steuerpolitik. Das ist bei den Südstaaten nicht der Fall. Dort verschulden sich alle Marktteilnehmer, der Staat, die private Wirtschaft und die Verbraucher gleichermassen im Ausland. Diese Länder sind im Gegensatz zu Deutschland Nettokreditnehmer.

 Diese Betrachtung macht auch deutlich wie sinnentleert der europäische Fiskalpakt ist. Behandelt er doch alle Länder, die ihm beitreten, gleich. Sowohl bei der jährlichen Nettokreditaufnahme, die nicht über 3% des BIP steigen darf, als auch bei der Gesamtverschuldung, die nicht höher als 60% des BIP lsein darf. Es ist aber ein riesengrosser Unterschied, ob sich ein Land in seiner Gesamtheit, also der Staat, die Wirtschaft und die Verbraucher im Ausland verschulden, oder ob, wie im Fall der Bundesrepublik, das Land in seiner Gesamtheit überhaupt keine Schulden hat, da die Vermögen eines der Marktteilnehmer die Schulden der Anderen bei weitem übersteigen. Ein Blick auf die Reichtumsuhr (rechts) zeigt das Verhältnis in Deutschland.

 Wie wenig zielführend die alleinige Fixierung auf die Staatsschulden für die Lösung der Eurokrise ist, zeigt ein Blick über den europäischen Tellerrand. Japan hatte 2011 eine Staatsverschuldung von 230% des BIP. Zum Vergleich: Der griechische Staat hatte 2011 eine Schuldenlast von 160,6% des BIP zu tragen und die Bundesrepublik 81,7% des BIP.

 Trotzdem hat Japan, ganz im Gegenteil zu Griechenland, überhaupt keine Probleme sich am internationalen Finanzmarkt zu refinanzieren. Der Japanische Staat ist, wie die Bundesrepublik fast ausschliesslich Schuldner bei seinen eigenen Bürgern. Ausserdem sieht Japan  keinerlei Gefahr darin, dass die japanische Zentralbank die Schuldpapiere der Regierung ankauft, also quasi Geld druckt. Die Warnungen der tonangebenden europäischen Ökonomen, sollte die EZB Anleihen europäischer Staaten ankaufen,  würde dieses automatisch zu einer Inflation im Euroraum führen, wird von Japan eindrucksvoll widerlegt. Seit Jahren herrscht dort mit kurzen Unterbrechungen das genaue Gegenteil, eine lähmende Deflation.

 Das Beispiel Japan zeigt aber auch, wenn ein Land, oder wie hier in Europa, eine Währungszone, konsequent als Einheit agiert und ebenso konsequent alle Mittel nutzt, haben die Spekulanten wenig interresse ihr Geld durch Wetten gegen diese Währung zu riskieren.

 Deutschland muss sich entscheiden, will es in Zukunft seine Handelsbilanz ausgleichen, indem es den Südländern ein faire Chance bietet, ihre Waren bei uns zu verkaufen, oder will es weiterhin den Kraftmeier Exportweltmeister geben und die Länder des Südens durch immer neue Geldzahlungen auf ewig vor der völligen Verarmung bewahren. In Deutschland müsste dringend die Mehrwertsteuer gesenkt werden. Die Einnahmeverluste für den Staat können durch die Anhebung der Unternehmenssteuern, durch eine höhere Versteuerung der hohen Einkommen und eine Vermögenssteuer, die diesen Namen verdient, ausgeglichen werden. Zudem müssen, für eine gewisse Zeit, die Löhne und Gehälter überproportional steigen, besonders in den unteren und mittleren Einkommensbereichen. So wird schnell zunehmende Kaufkraft geschaffen.

 Durch die höhere Nachfrage, die so entsteht, bei gleichzeitiger Anpassung der Preise deutscher Waren an die Preise der Wettbewerber, wird es für Investoren interressant in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal neue Produktionsstätten zu errichten. Natürlich müssen gleichzeitig in diesen Ländern Investitionshindernisse beseitigt werden. Fehlende Rechtssicherheit, Korruption und Vetternwirtschaft sind nun einmal die Feinde jeglichen Engagements.

 Was an deutschen Stammtischen gern als deutsche Stärke bejubelt wird, ist in Wirklichkeit eine grosse Gefahr für die deutsche Wirtschaft und den Wohlstand der Menschen. Makroökonomie hat eben nichts, aber auch gar nichts mit der gern zitierten schwäbischen Hausfrau und ihrem prall gefüllten Sparstrumpf zu tun.

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