Sonntag, 24. März 2013
Das neoliberale Weltbild des Vorsitzenden der IG-Metall, Berthold Huber
„Die Metallgewerkschaften haben in erster Linie den Reallohnausgleich als Sinn und Zweck ihrer Tarifpolitik gesehen. Weil, wir hatten da ja in der Tat zwischen 4 - 7 % Inflationsraten. Damit haben die spanischen Gewerkschaften ihren Vorteil verspielt, dass sie nämlich billiger als die deutsche Industrie waren, haben sie verspielt, Punkt.“ Das sagt, auf die hohe Arbeitslosigkeit in Spanien angesprochen, nicht etwa ein Vertreter der Arbeitgeber oder einer dieser schnöseligen, jungen FDP-Politiker, sondern der Chef der deutschen IG-Metall, Berthold Huber. An die Kollegen aus der spanischen Metallarbeitergewerkschaft gewendet bekräftigt er noch einmal seine Auffassung, „Es ist falsch Leute!“
Wer hätte das gedacht, an der miesen Lage der Arbeitnehmer in Spanien sind also nicht jene skrupellose Spekulanten schuld, die mit billigem Geld aus Europa, eine gewaltige Immobilienblase erzeugten, deren Platzen ganz Spanien in eine tiefe Wirtschaftskrise stürzte. Nein an der hohen Arbeitslosigkeit sind die spanischen Arbeitnehmervertreter schuld.
Wenn eine durch Spekulation überhitzte Konjunktur zu einer Inflationsrate von 4 -7 % führt, dann ist es, zumindest nach Ansicht des IG-Metallvorsitzenden Huber, Sache der Arbeitnehmer durch Lohnverzicht diese mit heisser Luft gefüllte Blase durch eine billige Industrieproduktion auszufüllen. Durch Billiglöhne einen Exportboom anzuschieben, dass ist das Rezept der Neoliberalen, das ist das Rezept der Euroretter um Kanzlerin Merkel. der fühlt Huber sich dann auch innigst verbunden. Es gebe zwischen Angela Merkel und ihm in der Betrachtung der Ökonomie selbstverständlich Ähnlichkeiten. „Ich bin nicht auffällig über besonders radikale Sprüche, oder?“
Es sind die alten deutschen Rezepte der Rot/Grünen Koalition die unmittelbar in die Finanz- und Eurokrise geführt haben, denen Huber auch heute noch anhängt. So plädiert er in den Staaten des europäischen Südens, als Rezept gegen die hohe Arbeitslosigkeit, für eine höhere Flexibilität der Arbeitnehmer. Soll heissen Mini- und Midiarbeitverhältnisse, mehr Leiharbeit, Werkverträge, arbeiten zu Hungerlöhnen, das ganze Folterprogramm, dass Schröder und Fischer in den 2000er Jahren durchgesetzt haben.
Diese Rezepte bedeuten aber auch einen Konkurenzkampf der europäischen Partnerländer um die geringsten Löhne. In seiner selbstgerechten Art bestätigt Huber diesen Verdacht auf beeindruckende Art: „Damit haben die spanischen Gewerkschaften ihren Vorteil verspielt, dass sie nämlich billiger als die deutsche Industrie waren, haben sie verspielt, Punkt.“ Wettbewerb durch einen Wettlauf der Arbeitnehmer um die geringsten Stundenlöhne, das ist das Rezept zur Krisenlösung eines der einflußreichsten Gewerkschafter Europas und zudem Vorsitzender der IndustriALL Global Union.
Aber Hubers Welt ist wohl eher die Welt der Aufsichtsräte, der "Big Leader", zu denen er sich wohl auch selbst zählt. So wird er nicht müde immer wieder zu betonen, dass er schliesslich Herr über mehr als 2.000 Arbeitnehmer seiner IG-Metall sei. Er, Huber gibt gern den Globalplayer, wenn er die Erfolge von VW im weltweiten Markt lobt und dabei auch nicht vergisst zu erwähnen, dass er dort stellvertretender Aufsichtsrat ist.
Und ganz Ökonom mit dem begrenzten Horizont eines Betriebswirtschaftlers hat er noch eine wohlfeile Erkenntnis, die er den spanischen Kollegen mit auf den Weg gibt: Die Sicherung der Reallöhne sei Schuld an der desolaten spanischen Wirtschaft: „Das hat die ganze Produktivitätsentwicklung in der Metall- und Elektroindustrie und der spanischen Automobilindustrie gefressen.“
Berthold Huber, der nicht ungern damit prahlt Marx gelesen zu haben, der aber nicht so gern mit der Tatsache hausieren geht, dass er bis zu seinem Rausschmiss, Mitglied in der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten war, gibt heute den neoliberalen Globalisierungsbefürworter. Im Angesicht der Globalisierung stehen nun einmal die europäischen Arbeitnehmer im weltweiten Wettbewerb. Da ist keine Rede von internationaler Solidarität. Nicht der Kampf für bessere Lebens- und Arbeitsverhältnisse für die abhängig Beschäftigten in Brasilien, Indien, China oder Vietnam ist die Option Hubers. Der sieht nur eine Entwicklung, die Anpassung der Löhne in Europa, zumindest in Südeuropa, an die Standarts in den Boomstaaten. Und da ist er seiner Verbündeten im Geiste, der Bundeskanzlerin Angela Merkel wieder ganz nah.
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