Dienstag, 9. August 2016

Wladimir Putin, als Bösewicht für die Medien unbezahlbar

  Er ist schon ein wahrer Segen für die westliche veröffentlichte Meinung: Die Fleischwerdung des Bösen, die Inkarnation Luziffers - Wladimir Wladimirowitsch Putin, der Präsident des Reichs der Finsternis - Russland.

 Die letzten Wochen waren die Blätter und die Rundfunk- und Fernsehkanäle voll von Nachrichten über das russische Staatsdoping. Die ARD und ihr Redakteur Hajo Seppelt gar durften sich als Zentrum des Universums der Lauterkeit im Sport, als strahlender Stern am Firmament der Antidopingbewegung, als Fels in der Brandung gegen ein Meer staatlich geförderten Betrugs im sonst doch so reinen und hehren Leistungssport produzieren.

 Ganze Stäbe in den Redaktionen waren bemüht einen direkte Beteiligung Putins am Doping russischer Sportler nachzuweisen. Alle russischen Sportler, so stand es geschrieben und so konnte man hören, egal ob ihnen Doping in der Vergangenheit nachgewiesen werden konnte oder nicht, seien von Olympia auszuschliessen - ohne ansehen der Person. Das, so hörte man, sei natürlich keine Kollektivstrafe, und schon gar nicht politisch motiviert, und es entspräche auch nicht der Wahrheit, dass russische Sportler unter Generalverdacht ständen. Man müsse, so hiess es, wolle man ernst genommen werden im Kampf gegen Doping, ein Exempel statuieren.

 Das erinnert mich ein wenig an das eher lächerliche Verhalten meiner alten Lehrer die, wenn sie nicht mehr weiter wussten, einfach die ganze Klasse nachsitzen liessen. Das mag vielleicht ein probates Mittel sein, um pubertierende Schüler zu disziplinieren, die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass falsches Handeln nicht durch abschreckende Strafen verhindert wird. Wenn dem so wäre, würde in den USA niemand mehr ermordet, steht doch in den meisten Staaten der USA auf Mord die Todesstrafe. Schon gar nicht wirkt das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche, um Staaten, wie hier in einem Stellvertreterkrieg, genannt Sport, auf den vermeintlich rechten Weg zu bringen.

 Aber geht es wirklich um die Sauberkeit im Sport, in einer Zeit, in der der britische Radrennfahrer Christopher Froom und nicht nur der Patron Froom, sondern dessen gesamtes Team Sky, bezahlt vom Medienmogul Rupert Murdoch, bei der Tour de France die gesamte Weltspitze der Profiradfahrer distanziert bei ihrer Fahrt über Alpenpässe mit mehr als zehn Prozent Steigung, an einem Tag der Tour sogar über viertausend Höhenmeter, so als radele eine Grossfamilie zum Sonntagsnachmittagskaffee. Übrigens lautstark bejubelt von den Sportreportern der ARD, die auch schon Jan Ulrich und Lance Armstrong zu Füssen lagen.

 In einer Zeit, in der bei zwei Nachtests auf Doping bei den Spielen von 2008 in Peking und 2012 in London von 1243 Proben 98 positiv ausfielen, scheint das Problem keinesfalls ein rudimentäres oder gar rein russisches zu sein. Schliesslich ist das eine Trefferquote von 8%. Jeder 12. Athlet hat also nicht nur bei der Vorbereitung und im Aufbautraining geschummelt, sondern auch während der Olympischen Spiele oder unmittelbar davor. Welchen Nationen diese Chemielaboranten angehörten, wurde nicht mitgeteilt. Man könnte vermuten, dass sie auch den jetzt am lautesten einen Ausschluss Russlands fordernden Nationen angehören.

 In einer Zeit in der anscheinend jeder Hochleistungssportler unter Asthma leidet? Eine Krankheit mit der man bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur eine Ausnahmegenehmigung bekommen kann, die die Indikation von Asthmamitteln erlaubt. Diese Mittel, z.B. Kortison, erweitern die Atemwege, sodass der Körper mehr Sauerstoff aufnehmen kann, was besonders in Ausdauersportarten zu Leistungssteigerungen führt. Und nach dem Motto "Viel hilft viel" kann es dann schon mal passieren, dass man sich das Mittel, statt über einen Inhalator, mit einem Zerstäuber direkt in die Atemwege sprüht. Upps! Ein Versehen!
"Ich bin immer vorsichtig mit meinen Medikamenten umgegangen und habe den Ärzten vertraut",
so der norwegische Skilanglauf-Star Martin Johnsrud Sundby und niemand wird stutzig, wenn der Mann von "Medikamenten" und von "Ärzten" fabuliert. - Anscheinend ein schwer kranker Mann. Und weil der Skilangläufer Martin Johnsrud Sundby durch seinen Sport den Ruhm Norwegens in der Welt stetig mehrt, übernahm Norwegens Skiverband umgehend die
"volle Verantwortung für den Fehler bei der Einnahme der Medikamente"
 Will man dem norwegischen Skiverband und der norwegischen Ärzteschaft, zumindest den Ärzten dieses Sportverbandes nicht böswilligen Betrug, wie etwa "Putin und seinen Handlangern" unterstellen, so muss man annehmen, dass sowohl Martin Johnsrud Sundby, als auch die Funktionäre des norwegischen Skiverbandes und dessen Ärzte an einer ausgeprägten  Legasthenie, also einer Schreib-Leseschwäche leiden, da sie anscheinend nicht in der Lage sind, Beipackzettel oder Vorschriften der Anti-Doping-Agentur zu lesen und zu verstehen.

 Martin Johnsrud Sundby fiel auf und wurde für zwei Monate gesperrt - mitten im Sommer. Im nächsten Winter können sich dann die Zuschauer wieder an dem asthmatischen Röcheln des Martin Johnsrud Sundbys erfreuen.

 Ein hartes Schicksal, das der pferdefüssige Kremlherr Putin den russischen Athleten, dank seiner ausgezeichneten Beziehungen in der Welt der Sportfunktionäre ersparen konnte. Da ist zunächst, aber auch zuallererst der Präsident des IOC Thomas Bach. Ein, glaubt man der internationalen Presse, ausgewiesener Freund Putins. Als Beweis hierfür dienen den Medien die immer gleichen Bilder von den Olympischen Winterspielen in Sotschi.

 Auf Bach konzentriert sich dann auch der shitstorm, den die internationale, aber besonders die deutsche Qualitätspresse entfachte, nachdem bekannt wurde, dass das IOC den Weltsportverbänden die Entscheidung darüber überlassen hatte, welche russischen Sportler an den Wettkämpfen in Rio teilnehmen dürfen und welche nicht. Dass die Entscheidung kein Alleingang des Präsidenten des IOC war sondern vom IOC-Board, das aus 15 Mitgliedern besteht, den Kontinentalverbänden und den Athletenkommissionen einstimmig mit nur einer Enthaltung gefallen war - eine zu vernachlässigende Petitesse. Bach ist ein Freund Putins und damit basta!

 Geradezu begierig stürzte sich die versammelte Entrüstung auf die Äusserungen des gern schon einmal öffentlich seine Trikots zerreissenden deutschen Diskusswerfers, auch gern als Diskus-Star titulierten, Robert Harting. Harting, der im Jahr 2009 noch lautstark für eine eingeschränkte Freigabe von Dopingmitteln Stimmung gemacht und gleichzeitig Opfer des systematischen Dopings in der DDR verunglimpft hat. Die nämlich, wollten während der Leichtatlethik-WM in Berlin in einer Aktion 20.000 Pappbrillen verteilen
"um plakativ auf den im Verborgenen weiter stattfindenden Missbrauch verbotener Mittel aufmerksam zu machen",
wie "Spiegelonline" am 18.August 2009 schreibt. Harting damals:
"Wenn der Diskus auf dem Rasen aufspringt, soll er gleich gegen eine der Brillen springen, die die Dopingopfer hier verteilt haben. Aber ich bin kein Mörder, ich will nur, dass sie wirklich nichts mehr sehen."
 Damals im Jahr 2009 war die Sicht Hartings auf die Dopingproblematik noch eine grundsätzlich andere, was daran lag, dass der Vertrag seines damaligen Trainers Werner Goldmann vom "Deutschen Leichtatlethik Verband" nicht verlängert werden sollte. Frank Bachner von der Zeit schrieb im Januar 2009:
"Der Fall wurde zum öffentlichen Thema, weil Goldmanns früherer Athlet Gerd Jacobs vor den Olympischen Spielen in Peking erklärt hatte, der Coach habe ihm Dopingmittel gegeben. Jacobs ist vom Bundesverwaltungsamt in Köln als Dopingopfer anerkannt und lebt mit einem Spenderherz. Er leidet noch heute unter gesundheitlichen Beschwerden."
 Goldmann hatte seine Beteiligung am Doping-System der DDR noch vor den Olympischen Spielen in Peking 2008 geleugnet. Harting schrieb zusammen mit seinem Bruder Christoph und den Atlethen Markus Bandekow, Ralf Bartels, Candy Bauer, Max Bedewitz, Oliver-Sven Buder, Franka Dietzsch, Andy Dittmar, Julia Fischer, Sophie Kleeberg, Nadine Kleinert, Jessica Kolozei, Petra Lammert, Christina Obergföll, Gunnar Pfingsten, Marc Roos, Marco Schmidt, Peter Sack, David Storl einen anrührenden öffentlichen Brief an das "Bundesinnenministerium," den "Deutschen Sport Bund", den "Deutschen Leichtatlethik Verband" den "Sport-Informations-Dienst" und die "Deutsche Presse Agentur".

 Harting und seine Mitstreiter wollten zwar
"die Gründe, Vorwürfe, Unrechtmäßigkeiten, Beschuldigungen, verjährten Anschuldigungen etc. …des Rausschmisses …nicht detailliert"
beleuchten, aber
"dem Menschen Werner Goldmann vermitteln, dass da Sportler sind, die eine solche 'Bauernopferjagd' nachdenklich stimmt, stark betroffen macht und Ängste schürt."
Sport, so die Briefschreiber sei Werner Goldmanns Leben:
"Es gab keine 40-Stunden-Woche, Gleitzeit, festen Arbeitsort, 8-Stunden-Tag und ein Telefon abschalten nach 16.30 Uhr. Trainer-Sein in seiner Position bedeutete: 24-Stunden-Tag, 7-Tage-Woche und dies über 40 Wochen im Jahr."
Die Autoren fahren fort, und Harting sollte sich heute vielleicht noch einmal die Zeilen von damals durchlesen und sich fragen, wie es sich für die vielen unschuldigen russischen Sportlern bei einem Ausschluss von den Olympischen Spielen anfühlt, nicht dabei sein zu können:
"Die Kündigung des Jobs gleicht einer Amputation, einem Entzug von Lebenselixieren. Als würde man einem Musiker lebenslang „Instrumentenverbot“ geben, einem Künstler die Farbtöpfe versiegeln oder dem Sänger die Stimmbänder lähmen. Hat im Rahmen dieses Verfahrens jemand einmal die Seite Mensch des Werner Goldmanns betrachtet?"
In völliger Verkennung, des deutschen Rechts beklagen Harting und seine Kolleginnen und Kollegen:
"Die Gründe der Anschuldigungen sind 25 Jahre her. Mörder sind nach solchen Zeiten amnestiert, entlassen oder „rehabilitiert“, aber im Fall Goldmann gibt es keine Frist."
 Mord verjährt nicht. Erst nach einem rechtsgültigem Urteil kann "amnestiert, entlassen oder rehabilitiert" werden. "Aber im Fall Goldmann" war bis dahin, auch Dank der falschen Angaben Goldmanns gar kein Urteil ergangen.

 Goldmann erhielt eine Vertragsverlängerung und Friedhard Teuffel kommentierte damals voller Mitgefühl für den  Dopingtrainer in der Zeit:
"Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich Werner Goldmann in den vergangenen neunzehn Jahren im Sport etwas hat zuschulden kommen lassen. Dass er in dieser Zeit nicht auf Doping in der DDR zu sprechen kam, mag vor allem für die Opfer des DDR-Dopingsystems enttäuschend sein. Doch es ist menschlich verständlich. ...Die Sportverbände wollten mit diesen Erklärungen eine Brücke aus der Vergangenheit in die Gegenwart bauen, auch um Athleten von heute nicht ihre Trainer wegzunehmen.
Die Chancen für einen ehrlichen Umgang mit belasteten Trainern sind ohnehin nach der Wende verspielt worden, als der wiedervereinigte deutsche Sport die Augen vor Doping in Ost und West verschloss. Glückliche Entscheidungen zum Doping der Vergangenheit kann es heute nicht mehr geben, allenfalls faire."

 Der ehemalige DDR-Bahnradfahrer und selbst Dopingopfer, Uwe Trömer, sagte damals über Robert Harting:
"Außerhalb des Diskusringes zeichnete er sich nicht durch sportlicher Fairness aus."
 Ein Satz, der auch heute seine Gültigkeit nicht verloren zu haben scheint. So äusserte Harting über Thomas Bach:
"Er ist für mich Teil des Doping-Systems, nicht des Anti-Doping-Systems. Ich schäme mich für Thomas Bach",
und er stellte die Frage
"ob Bach als IOC-Präsident noch tragbar ist. Aber ich alleine werde da nichts verändern können."
 Mit seiner Einschätzung, dass nur eine
"Allianz aus Wirtschaft, Medien und Politik"
Bach stürzen könne, gab Harting, wohl eher unfreiwillig, eine äusserst zutreffende Antwort ab, auf die Frage der wahren Machtverhältnisse im aktuellen Hochleistungssport. Spätestens seit den "Coca-Cola-Spielen" von Atlanta 1996 ist Olympia fest in den Händen weltweit agierender Firmen und ebenfalls weltumspannender Broadcasting-Gesellschaften. 92% des Haushalts Olympias wird von den Sponsoren und den Fernsehanstalten aufgebracht. Zu den "Worldwide Olympic Partners" zählen Coca-Cola, Acer, Athos, Bridgestone, Dow, General Electric, Mac Donalds, Omega, Panasonic Procter & Gamble, Samsung und Visa.

 Hier sind die waren Herrscher über den Sport zu finden und nicht, wie uns Jörg Mebus und Dominik Kortus vom "Sportinformationsdienst" (sid) in einem von mehreren Medien verbreitetem Artikel weismachen wollen, bei Putin, der angeblich, wie ntv den Artikel betitelte "den Weltsport lenkt".

Wollte man die Abhängigkeit des IOC und seines Präsidenten Thomas Bach mit Bildern darstellen, so sind das wohl eher die Bider, die Bach mit den Sponsoren zeigen
Mebus und Kortus behaupten:
"Der russische Präsident, der den Sport vor allem als Werbemaßnahme für Russland begreift, ist der vielleicht am besten vernetzte und einflussreichste Mann im Weltsport."
Der Beweis ihrer kühnen Behauptung:
"Nach der Wahl Bachs zum IOC-Präsidenten war Putin einer der ersten Gratulanten."
 Und sie zitieren den russischen Oligarchen Wladimir Potanin:
"Das ganze Gerede, dass man Koffer voller Geld bringt, und dann läuft alles schon - das ist Unsinn. Wenn du Geld für die Organisationen gibst, bedeutet das, dass du die Möglichkeit erhältst, Wettkämpfe durchzuführen und in Führungspositionen zu kommen. Das ist viel effizienter als alle Koffer voller Geld."
Mebus und Kortus benutzen die Worte Potanins als Steilvorlage:
"Russland verschafft sich mit Hilfe von viel Geld zunächst Einfluss und erzeugt dann Abhängigkeit. Der Energie-Riese Gazprom gehört zu den Hauptsponsoren der Fußball-Verbände Fifa und Uefa",
 - und setzen ihren Schuss meilenweit neben das Tor. Schaut man näher hin, so ist Gazprom sowohl bei der FIFA als auch bei der UEFA bestenfalls einer unter vielen Sponsoren.

FIFA-Partner:
  • adidas
  • Coca Cola
  • Wanda Group
  • Gazprom
  • Hyundai/Kia
  • Visa
Die Sponsoren der UEFA-Champions-League:
  • Nissan
  • Heineken
  • Mastercard
  • Gazprom
  • Sony mit der PlayStation 4
  • Unicredit
  • PepsiCo mit Lay’s Super Chips
Unter den internationalen Sponsoren der Fussball-Europameisterschaft 2016 war Gazprom gar nicht vertreten:
  • adidas
  • Carlsberg
  • Coca Cola
  • Continental
  • Hyundai/Kia
  • McDonalds
  • Orange
  • The State Oil Company, Azerbaijan
  • Turkish Airlines
  • Hisense
 Viel mehr haben die beiden Autoren dann auch nicht mehr aufzuweisen als Beleg für ihre Behauptung, der russische Präsident Putin lenke den Weltsport.

 Sie können noch den in Usbekistan geborenen schwerreichen Geschäftsmann Alischer Usmanow aufführen, der Präsident des Weltfechtverbandes ist. Allerdings bleiben selbst Mebus und Kortus jeden Hinweis auf Verbindungen Usmanows zu Putin schuldig. Ausserdem, so Mebus und Kortus, habe Russland
"drei IOC-Mitglieder, nur die Schweiz und Großbritannien kommen auf vier."
 Ein Skandal dieser gewaltige Einfluss, in Anbetracht der Tatsache, dass das IOC 97 Mitglieder zählt - aber wohl eher der Einfluss der vergleichbar kleinen Schweiz.

 Endgültig ins absolut irrationale gleiten die Autoren ab, wenn sie den Schwimm-Weltverband Fina anführen. Der, so Mebus und Kortus
"ehrte Putin 2014 mit dem höchsten Orden des Verbandes, kurze Zeit nach der Annexion der Krim und dem Ausbruch des Konflikts in der Ostukraine."
 Ein ebenso starkes Argument, wie die Ehrenpräsidentschaft Putins, der ja bekanntlich selbst leidenschaftlicher Judoka ist, im Judo-Weltverband IJF. Auch hier wittern Mebus und Kortus eine Verschwörung:
"Boss des Verbandes ist der Ungar Marius Vizer, ein enger Vertrauter des Kreml-Chefs. Er saß sogar an der Spitze der Vereinigung der 107 internationalen Sport-Verbände (SportAccord) und war das, was Putin am liebsten hat: ein enorm einflussreicher Strippenzieher im Weltsport. Dummerweise legte sich Vizer mit dem IOC-Präsidenten Bach gleich auf mehreren Ebenen an. Er verlor den Machtkampf und musste zurücktreten. Putin hielt still - und feierte nun mit der IOC-Entscheidung einen großen Erfolg."
 Womit wir wieder bei Thomas Bach wären, der ja laut Robert Harting "Teil des Doping-Systems" ist.

  Zum Glück gibt es aber noch Sportler, die über den Tellerrand ihres Sportes sehen können und für die die Entscheidung des IOC nicht, wie für Harting, einem "Weltuntergang" gleichkommt. So sagte Julius Brink, Beachvolleyball-Olympiasieger in London 2012:
"Wir hier in Deutschland sind definitiv nicht in der Position, uns im Anti-Doping-Kampf gross aus dem Fenster zu lehnen."
 Damit weist Brink auf den Umgang mit Doping in Deutschland hin. Die Welt schreibt vor ziemlich genau zwei Jahren, am 3. August 2013:
"In der Bundesrepublik Deutschland ist offenbar spätestens seit Beginn der 70er-Jahre ein systematisches, organisiertes und vom Staat finanziertes Dopingprogramm betrieben worden."
 "Die Welt" beruft sich in ihrem Artikel auf eine Veröffentlichung von Johannes Aumüller, Boris Herrmann, René Hofmann und Thomas Kistner in der Süddeutschen vom gleichen Tag. Darin schreiben die Autoren:
"In dem etwa 800 Seiten dicken Bericht über 'Doping in Deutschland von 1950 bis heute' wird detailliert aufgeführt, in welchem Umfang und mit welcher Systematik zu Zeiten des Kalten Krieges auch in Westdeutschland Doping und Dopingforschung betrieben wurden. Demnach finanzierte der Staat über Jahrzehnte aus Steuermitteln Versuche mit leistungsfördernden Substanzen wie Anabolika, Testosteron, Östrogen oder dem Blutdopingmittel Epo."
 In der Studie der Berliner Humboldt-Universität, die im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) erstellt wurde und bis zum heutigen Tag nicht veröffentlicht wurde, weil sie angeblich Persönlichkeitsrechte verletze, wird ein Gespräch zwischen einem BISP-Funktionär und dem damaligen Bundesinnenminister zitiert:
"Von Ihnen als Sportmediziner will ich nur eins: Medaillen in München.' (Austragungsort der Olympischen Spiele 1972; d. Red.). Da habe ich gesagt: ,Herr Minister: Ein Jahr vorher? Wie sollen wir da noch an Medaillen kommen?' ,Das ist mir egal."
 Innenminister war damals Hans Dietrich Genscher. die Süddeutsche zitiert aus dem ihr vorliegendem Bericht:
"Den HU-Historikern zufolge verteilte das BISp jedoch allein zehn Millionen D-Mark an die zentralen sportmedizinischen Standorte in Freiburg, Köln und Saarbrücken. 
...Der Dopingmissbrauch zog sich demnach quer durch zahlreiche Sportarten. Bei den Leichtathleten standen Anabolika hoch im Kurs, die Fußballer sollen Pervitin und später andere Amphetamine benutzt haben, und alleine bei den Olympischen Spielen 1976 wurde 1200 Mal die Kolbe-Spritze injiziert - benannt nach dem Ruderer Peter-Michael Kolbe. Zudem zeigt der Bericht, dass westdeutsche Sportmediziner sogar vor Minderjährigen-Doping nicht zurückschreckten, dass bereits 1988 mit Epo experimentiert wurde und dass die Politik eingeweiht war und das System weniger bekämpfte als beförderte."
In einer kurzen 41 seitigen Zusammenfassung des Berichts heisst es über die Jahre 1990 - 2007:
"Insgesamt kann gesichert angenommen werden, dass der Kreis der Mitwisser groß war: Im Sport waren dies die Spitzen im DSB und NOK, der BA-L, das BISp und über die Anwesenheit der BMI-Vertreter letztlich auch die Fachaufsicht. Dabei koor- dinierte das BISp Forschungen mit Anabolika, Testosteron und anderen für Dopingzwecke geeigneten bzw. als geeignet eingeschätzten Substanzen."
 Inzwischen haben die Olympischen Spiele in Brasilien begonnen. Etwa 280 russische Sportler nehmen an ihnen Teil. Der erste Dopingfall wurde auch schon bekannt. Die italienische Beach-Volleyballerin Viktoria Orsi Toth wurde positiv auf  das anabole Steroid Clostebol getestet. So eine Panne kann Brasiliens Olympioniken zum Glück nicht passieren. Die wurden nämlich in weiser Voraussicht im gesamten letzten halben Jahr erst gar keinen Tests mehr unterzogen.

 Das ist aber nur noch von geringem Interresse. Die Meute der Journalisten stürzte sich auf ein neues Thema. Wikileaks veröffentlichte E-mails der Führung der Demokratischen Partei in den USA, aus denen hervorgeht, dass die Parteiführung masiv Hillary Clinton gegen ihren letzten verbliebenen Gegner um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten, Bernie Sanders, unterstützte und sogar so weit gehen wollte, Sanders als Atheisten zu diskreditieren, um ihn für die gläubigen US-Bürgern unwählbar zu machen. Aber nicht diese Manipulation der "crooked Hillary" (betrügerische Hillary), wie sie von ihren politischen Gegnern mittlerweile genannt wird, ist Thema der Medien, sondern die durch nichts belegten oder gar bewiesenen CIA-Behauptungen, der russische Geheimdienst, also Wladimir Putin stehe hinter den geleakten E-Mails. Eine uralte Taktik: Wenn eine Schweinerei auffliegt, dann ruft man um von sich abzulenken: "Haltet den Dieb!"

Da hatten wir Europäer es schon wesentlich einfacher. Die Republik Österreich hatte die Karawanken-Autobahn (A11) in Kärnten gesperrt. Grund war der Besuch des russischen Präsidenten Putin in Slowenien um 300 russischer Kriegsgefangener im ersten Weltkrieg zu gedenken, die am slowenischen Vrsic-Pass von einer Lawine getötet worden waren.
"Putin sorgt für Stau",
empörte sich die Tagesschau und fügte hinzu:
"Alle Bundesländer haben Ferien. Die Folge sind kilometerlange Staus auf den Autobahnen Richtung Meer und Alpen. Das ist jedes Jahr so. Doch in diesem Jahr kommt auf einer der wichtigen Routen Richtung Adria noch ein Problem hinzu: ein Putin-Besuch."
Man darf gespannt sein, wann die Tageschau vermeldet, dass das eher durchwachsene Sommerwetter auf eine Schurkerei Putins zurückzuführen ist.

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