Dienstag, 23. Januar 2018

Wie die Medien den Menschen einen Krieg einreden wollen

 Die Kriegstreiber in Politik und Presse haben eine neue Spielwiese, oder sollte man lieber sagen einen Abenteuerspielplatz für sich entdeckt - die Ostsee oder besser, das Baltische Meer. Seit einiger Zeit mehren sich Berichte über angebliche Provokationen Russlands. Ulf Lüdecke formuliert auf "Focus online" die Headline:
"Putin könnte Oberhand gewinnen - Vom Meer des Friedens zur Konfliktzone: Nato besorgt über Sicherheit in der Ostsee"
 Eine Überschrift, die für die Freunde einer gepflegten Manipulation der menschlichen Gehirne nichts zu wünschen übrig läßt. Ohne uns zu erklären, wovon überhaupt die Rede ist, schockiert Lüdecke seine Leserschaft mit der Schreckensvermutung, der russische Präsident Putin könne, bei was auch immer, die "Oberhand gewinnen". Allein der Gedanke Putin, das Synonym für alles schlechte, böse so wie in der christlichen Lehre der Satan, könne bei irgend etwas die "Oberhand gewinnen" scheint schon zu genügen, um einen gewissen Alarmzustand auszulösen.

 Denn wenn das Böse bei etwas die Oberhand gewinnt, so kann dieses oben erwähnte, allerdings nicht näher verifizierte Etwas, auch nur böse sein. Eine Sichtweise, die in der christlichen Lehre zu viel Elend und Leid geführt hat. So war die körperliche Liebe vom Bösen und führte durch ihre Tabuisierung zu seelischen und körperlichen Leiden, und wenn die körperliche Liebe gar gleichgeschlechtlich war, zu drakonischen Strafen der Obrigkeit,  bis hin zur Todesstrafe.

 Auch heute reichen allein die fünf Buchstabe P-U-T-I-N dazu aus, einem Begriff eine ganz andere Bedeutung zu geben: Aus Fan wird das Schimpfwort Putinfan, aus einem Versteher, also einem Menschen, der sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen versucht, seine Beweggrüde und Handlungsweisen zu verstehen versucht, ein gefährlicher Putinversteher: Ein unsicherer Kantonist, ein Wehrkraftzersetzer. Und aus einem, der ungeachtet der politischen Anfeindungen, eine Meinung äussert, die nicht dem Mainstream entspricht, wird ein Putintroll, dem nicht selten noch der Verdacht angehängt wird, er lasse sich für diese, seine Meinung aus dem Kreml bezahlen.

 Die Massenmanipulation kommt ohne solche Synonyme gar nicht aus. "Sie oder er ist des Teufels" reichte im Mittelalter aus, um auf dem Scheiterhaufen zu enden, da musste nichts mehr erklärt oder gar bewiesen werden. "Putin könnte die Oberhand gewinnen" reicht heute aus, damit den Menschen der Schreck in die Glieder fährt und sie dafür gefügig macht, ihr sauer verdientes Geld den Rüstungskonzernen in den Rachen zu werfen und ihre Zustimmung zu geben zu Handlungen an dessen Ende ihre eigene Vernichtung steht.

 So ergibt denn auch nur vor diesem Hintergrund die vordergründig zusammenhanglose Aneinanderreihung der Sätze: "Putin könnte die Oberhand gewinnen", "Vom Meer des Friedens zur Konfliktzone" und "Nato besorgt über Sicherheit in der Ostsee", nur dann einen Sinn, wenn man das Codewort Putin versteht und zu deuten weiß. Allein das Wort Putin erklärt uns, ohne das bisher ein konkreter Vorwurf erhoben wurde, warum sich das Meer des Friedens zu einer Konfliktzone entwickelt, und warum die Nato besorgt ist über die Sicherheit in der Ostsee, von der für gewöhnlich keine große Gefahr ausgeht für Leib und Leben der Menschheit.

 Lüdecke erspart sich also langwierige Erklärungen und kann sofort in medias res gehen:
"Spätestens seit dem gemeinsamen Manöver von Chinesen und Russen im Sommer 2017 ist klar: Die Sicherheitslage in der Ostsee hat sich grundlegend verändert."
Allein für sich betrachtet würde ein solcher Schwachsinnssatz unter die Kategorie "völliger Blödsinn" fallen. Zumal das Ausmass der Übung "Maritime Zusammenarbeit 2017" äusserst beschränkt war. Ganze 10 Schiffe, davon drei unter chinesischer Flagge, ein Zerstörer, eine Fregatte und ein Versorgungsschiff, veränderten nach Ansicht des Autors, die Sicherheitslage in der Ostsee demnach grundlegend.

 Noch blödsinniger klingt der nächste Satz:
"Das Ergebnis: ein neues Wettrüsten, bei dem die Nato nach dem fortschreitenden Rückzug der USA aus der internationalen Politik aufpassen muss, nicht ins Hintertreffen zu geraten."
Zehn Schiffe, noch davon sieben von einem unmittelbaren Anrainer der Ostsee, Russland, setzen demnach ein Wettrüsten in Gang. Ohne das Synonym für alles Böse, für die Gefahr der Menschheit, mindestens aber der Zivilisation, für Krieg, Zerstörung und Tod - Putin, würde sich jeder halbwegs intelligente Mensch genervt ans Kleinhirn greifen.
"Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs geriet auch die Ostsee als maritime Demarkationslinie des Kalten Krieges in Vergessenheit. ...das 'Meer des Friedens', wie Sicherheitsexperten die Ostsee in dieser Zeit nannten",
ruft Ulf Lüdecke uns noch einmal die guten alten Zeiten in Erinnerung, als der Westen den kalten Krieg gewonnen zu haben glaubte und die USA daran arbeiteten sich Russland als ihren 51. Bundesstaat einzuverleiben: Sie manipulierten die russischen Präsidentschaftswahlen 1996 mit Millionen von Dollar und einer Mannschaft aus PR-Fachleuten, die direkt in Moskau in unmittelbarer Umgebung zum Kreml arbeiteten zugunsten des alkoholkranken und völlig willenlosem Jelzin ("Der Spiegel titelte damals "Eine verdammte Lüge") und sie waren dabei, mithilfe des Kriminellen Michail Chodorkowsky den Menschen in Russland ihr Erdöl und ihr Erdgas zu rauben.

Die Westmächte unter Führung der USA und der Nato konnten weltweit schalten und walten wie sie es wollten. Belege dafür sind die Kriege im ehemaligen Jugoslawien, der erste Irakkrieg den Bush senior anzettelte, die Ausweitung des Machtbereichs der Nato bis an die Staatsgrenzen Russlands und der Griff nach den Öl- und Gasfeldern in Zentralasien mit der damit einhergehenden Destabilisierung des gesamten Arabischen und Nordafrikanischen Raumes. Ausdruck und Zeugnis für die Denkweise der Führiung in den Vereinigten Staaten und somit der Nato und Westeuropas war das Buch des ehemaligen Sicherheitsberaters von US-Präsident Jimmy Carter, Zbigniew Brzeziński, "The Grand Chessboard: American Primacy and Its Geostrategic Imperatives", erschienen 1997.

Das die Osterweiterung der EU, aber vor allen Dingen der Nato, nicht wie man uns heute weismachen will, dem brennenden Wunsch der Länder des ehemaligen Ostblocks nach Mitgliedschaft geschuldet sind, quasi einem Wunsch, dem man sich nicht entziehen konnte, sondern den Machtinteressen der USA, damit hält der Autor in keiner Zeile seines Buches hinter dem Berg. Auf Seite 77 schreibt er:
"Europas Osterweiterung würde den Sieg der Demokratie in den 1990er-Jahren festigen",
und er fügt hinzu:
"Ausserdem dient Europa als Sprungbrett für die fortschreitende Ausdehnung demokratischer Verhältnisse bis tief in den euroasiatischen Raum hinein."
Wobei man wissen muss, dass Brzeziński, immer wenn er von demokratischen Verhältnissen spricht, die Macht der USA meint. Er benutzt die Formel "demokratische Verhältnisse" als Synonym für US-amerikanische Macht und Einfluss. Folglich spricht er auf Seite 79 Klartext:
"Die Alte Welt ist für die USA von enormem geostrategischem Interesse. Anders als die Bindungen an Japan verankert das Atlantische Bündnis den politischen Einfluss und die militärische Macht Amerikas unmittelbar auf dem eurasischen Festland."
Daraus schlussfolgert er:
"Beim derzeitigen Stand der amerikanisch-europäischen Beziehungen, da die verbündeten europäischen Nationen immer noch stark auf den Sicherheitsschild der , USA angewiesen sind, erweitert sich mit jeder Ausdehnung des europäischen Geltungsbereichs automatisch auch die direkte Einflusssphäre der Vereinigten Staaten."
Dabei ist man sich in den USA 1997 sehr wohl der Folgen der Ausdehnung der EU und der Nato bis an Russlands Grenzen bewusst. Auf den seiten 94 und 95 schreibt Brzeziński:
"Weder Frankreich noch Deutschland ist stark genug, um Europa nach seinen Vorstellungen zu bauen oder mit Russland die strittigen Probleme zu lösen, die eine Festlegung der geografischen Reichweite Europas zwangsläufig aufwirft."
Aber die USA setzen mit aller Klarheit auf die Karte Machtpolitik, sogar im Umgang mit den Verbündeten (Seiten 108, 109):
"Dies erfordert ein energisches, konzentriertes und entschlossenes Einwirken Amerikas besonders auf die Deutschen, um die Ausdehnung Europas zu bestimmen und um mit - vor allem für Russland - derart heiklen Angelegenheiten wie dem etwaigen Status der Baltischen Staaten und der Ukraine innerhalb des europäischen Staatenbundes fertig zu werden."
Präzise sagt Brzeziński 1997 die Beitritte der europäischen Staaten zur Nato voraus:
"Spätestens 1999 werden die ersten neuen Mitglieder aus Mitteleuropa in die NATO aufgenommen sein, wenn auch ihr Betritt zur EU vermutlich nicht vor 2002 oder 2003 erfolgen wird. (Am 12. März 1999 traten Polen, Tschechien und Ungarn der Nato bei)
In der Zwischenzeit wird die EU Beitrittsverhandlungen mit den Baltischen Republiken aufnehmen, und auch die NATO wird sich in der Frage einer Mitgliedschaft dieser Staaten und Rumäniens vorwärts  bewegen, deren Beitritt mutmaßlich 2005 abgeschlossen sein dürfte. Irgendwann in diesem Stadium werden wohl die anderen Balkanstaaten die für Beitrittskandidaten erforderlichen Voraussetzungen ebenfalls erfüllen.(Am 29 März 2004 traten die Baltischen Staaten, Estland, Lettland und Litauen der Nato bei, genau wie die Balkanstaaten, Bulgarien, Rumänien und Slowenien sowie die Slowakei)"
Ebenso präzise seine Voraussage, für den letztlich gescheiterten Versuch der USA die Ukraine in die Nato zu integrieren:
"Irgendwann zwischen 2005 und 2010 sollte die Ukraine für ernsthafte Verhandlungen sowohl mit der EU als auch mit der NATO bereit sein..." 
Am "energische(n), konzentrierte(n) und entschlossene(n) Einwirken Amerikas" (s. Orangene Revolution) hat es sicher nicht gelegen, dass die Integration der Ukraine gescheitert ist. Dafür waren wohl die inneren Zustände des Landes und seine absolut unfähigen Politiker verantwortlich.

Von dem brenneden Wunsch der ehemaligen Länder des Warschauer Paktes, dem Hort der Freiheit und Demokratie, der Nato anzugehören ist bei Brzeziński nichts zu lesen. so schreibt denn auch "Der Spiegel" am 29. März 2004, also am Tag des Beitritts Estlands, Lettlands, Litauens, Bulgariens, Rumäniens, Sloweniens sowie der Slowakei zum Nordatlantokbündnis:
"Die neuen Mitgliedsländer sind für die Nato dabei weniger militärisch wichtig als vielmehr geographisch. Mit der Aufnahme von Bulgarien, Rumänien und der Slowakei reicht das Gebiet der Allianz in Europa erstmals auch ans Schwarze Meer. Zudem besitzen Rumänien und Bulgarien Militärbasen, die vor allem die USA in Krisenzeiten nutzen wollen. Der Beitritt der baltischen Staaten bedeutet außerdem eine stärkere Nato-Präsenz an der Ostsee."
 Alles schien in den 90er Jahren auf die USA zuzulaufen, so dass der US-amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama bereits vom "Ende der Geschichte" fantasierte. Die USA lebten in dem Wahn, die Welt gehöre ihnen. Sie seien die Herrscher des gesamten Erdballs und die Bush-Regierung handelte danach. Sie teilte ihre Welt auf in Gut und Böse. Der 11. September 2001 war aus dieser Sichtweise heraus nicht der Terroranschlag einer Gruppe wildgewordener Islamisten, sondern ein heimtückischer Angriff des Bösen auf den Inbegriff des Guten, die USA.

 Diese einfache Sichtweise auf die Welt hatte für den selbsternannten Hegemon einen großen Vorteil. Sie erlaubte, Völkerrecht hin oder her, jederzeit die Bösen abzustrafen. Das erste Volk, dass diese überaus schlichte Ideologie zu spüren bekam, waren die Menschen in Afghanistan.

 Einen für die ganze Welt sichtbaren Ausdruck dieser Denkweise fand sich in der Rede des US-amerikanischen Präsidenten George W. Bush zur Lage der Nation am 29. Januar 2002, in der er den Ausdruck von der "Achse des Bösen" prägte. Zu diesen Schurkenstaaten, ein Begriff, der schon länger zum festen Vokabular der Aussen- und Verteidigungspolitiker der USA gehörte, zählte Bush in seiner Rede explizit Nordkorea, den Irak und den Iran. Im Allgemeinen wurden dazu aber auch Libyen, Syrien, Somalia, der Sudan und der Jemen gerechnet.

 Bushs Rede im Januar 2002 diente zu allererst der Vorbereitung auf das nächste Ziel einer US-Strafexpedition, dem Krieg gegen den Irak. Wie man aber sehen kann, war diese Zuordnung zur "Achse des Bösen" oder des Begriffs der Schurkenstaaten ein über Jahre verfolgtes blutiges Programm. Ausser Nordkorea und dem Iran wurden alle Staaten in verheerende Kriege verwickelt.

 Der Wendepunkt der Beziehungen der USA zu Russland war wohl das Jahr 2003. Hatte Putin noch 2001 den USA erlaubt russisches Territorium zu überfliegen um für den Krieg in Afghanistan Versorgungsgüter und Nachschub in das kleine Land in Zentralasien zu fliegen, so lehnte er den Krieg gegen den Irak aufs schärfste ab und empfand den Beginn des Krieges als Affront.

 Im gleichen Jahr wurde Michail Chodorkowski verhaftet und den Olligarchen damit klar gemacht, dass sie sich aus der russischen Politik herauszuhalten hatten. Den USA wurde klar, dass der Plan die russischen Bodenschätze unter ihre Kontrolle zu bringen endgültig gescheitert war.

 War die Skepsis gegenüber den USA unter George W. Bush in Europa noch weit verbreitet, besonders die Intellektuellen fremdelten mit dem Cowboy aus Texas, so änderte sich diese Haltung schlagartig mit der Präsidentschaft Barak Obamas. Von der Bevölkerung wie ein Popstar verehrt und von der Intelligenz als neuer Kennedy gefeiert, änderte Obama zwar den Stil der Politik aber im Kern folgte er dem gleichen schlichten Weltbild seines Vorgängers. Die Welt fiel zurück in das Denken vor 1990 - hier das Gute, dort drüben das Böse. Mauer, Stacheldraht und Todeszone waren wieder da in den Köpfen der Menschen. - Nur jetzt einige Kilometer weiter nach Osten verschoben.

 Diesem einfachen Denkschemen von gut und böse folgt auch Ulf Lüdeke in seinem Artikel wenn er schreibt:
"Russland beendet die militärische Entspannung im Baltikum",
und führt im Folgenden hanebüchend einseitig interpretierte Beispiele als Beweise für seine kühne Behauptung an:
1. Mit der Annexion der Krim leitete Russland 2014 eine neue Expansionspolitik ein 
2. Russlands Präsident Waldimir Putin treibt die Aufrüstung gezielt voran und erhöht seitdem sukzessiv auch die Truppenpräsenz in der Ostsee an den Grenzen der baltischen Republiken 
3. Russisch-chinesisches See-Manöver in der Ostsee im Sommer 2017 
4. Ende Juli kreuzt das größte atomgetrieben U-Boot, das 173 Meter lange russische „TK-208 Dimitri Donskoj“, durch die Ostsee 
5. Gigantisches Militärmanöver „Zapad“ im Herbst 2017, bei dem Zehntausende Soldaten neue Raketentechniken erprobten und einen Angriff aufs Baltikum simulierten  
Lüdeke versucht den Eindruck zu erwecken, nur Russland eskaliere die Situation in der Ostsee. Dabei macht er sich die US-amerikanische Sichtweise von der Welt zunutze, und das diese Welt den USA gehört. Wie sonst kommt man auf die Idee, dass das U-Boot des Ostseeanrainers Russland, die "TK-208 Dimitri Donskoj" oder ein russisch, chinesisches Manöver mit ganzen zehn Schiffen
"die Sicherheitslage im gesamten Baltikum auf den Kopf stellen"?
 Während Lüdecke solche Albernheiten verbreitet vergisst er geflissentlich die Provokationen der Nato und der USA. So lesen wir nichts über den B 52 Langstreckenbomber, der Anfang Juni entlang der russischen Grenze über der Ostsee flog. Diese Flieger, erlangte im Vietnamkrieg und im Kosovokrieg traurige Berühmtheit. Die B 52 flogen vom März 1999 bis zum Ende des Kosovo-Krieges im Juni 1999, 270 Einsätze über Serbien und luden dabei 78 Marschflugkörper und 11.000, meist ungelenkte Bomben über dem kleinen, wehrlosen Land ab.

 Die B 52 H, die letzte und einzig noch im Dienst befindliche Version dieses Dinosauriers der Luftfahrt, ist in der Lage Atombomben gelenkt und umgelenkt und mit Atomsprengköpfen ausgestattete Cruise Missils zu tragen. Was so ein Monstrum an tödlicher Fracht mit sich führen kann zeigt das Bild unten. Es ist nicht bekannt, dass eine B 52 Bomber dauerhaft in Europa stationiert ist.

Foto: U.S. Air Force photo, Lizenz Public Domain
 Wenige Tage später wurde ein weiteres Mal ein B 52 Bomber über der Ostsee von russischen Kampfjets begleitet. Die B 52 befand sich in einem Kampfverband mit einem Tankflugzeug vom Typ KC-135 und zwei hochmodernen Überschall-Bombern vom Typ B-1 Lancer. Die Maschinen nahmen an dem Manöver "Baltops 17" teil.

 Am 19. Juni kam es zu einem weiteren Zwischenfall in der Luft, als ein US-Spionageflugzeug russischem Territorium bedenklich nahe kam. Eine US RC-135 hatte sich dem russischen Hoheitsgebiet genähert und wurde von einer SU-27 abgedrängt. Nur einige Minuten später soll dann eine weitere RC-135 in unmittelbarer Nähe zur russischen Grenze aufgetaucht und ebenfalls zu einem anderen Kurs gezwungen worden sein. Zuvor waren eine RC-135U mit der Bordnummer 64-14847 und eine RC-135W mit der Bordnummer 62-4138, die von der Airbase Mildenhall in Großbritannien gestartet waren im Luftraum über Polen und über der Ostsee in unmittelbarer Nähe der russischen Enklave Kaliningrad beobachtet worden.

 Am 21. Juni meldet "Die Welt":
"Kräftemessen im Luftraum über der Ostsee: Ein Nato-Kampfjet soll sich einem russischen Flugzeug genähert haben, mit dem der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu unterwegs war."
 Eine US-amerikanische F-16 war der Maschine, in der sich der russische Verteidigungsminister  Sergej Schoigu auf dem Flug in die russische Enklave Kaliningrad, dem früheren Königsberg, befand bedrohlich nahe gekommen. Erst als sich ein Begleitflugzeug der russischen Maschine zwischen diese und die F-16 drängte und durch Wackelbewegungen der Tragflächen seine Waffen zeigte, drehte die F-16 ab. Es darf anzunehmen sein, das die US-Airforce sehr wohl wusste, wer sich in der Zivilmaschine befand. Die Provokation sollte Russland zeigen, wie verletzlich letzten Endes Kaliningrad ist.

 Im April 2016 war es zu einem Zwischenfall gekommen, als die "USS Donald Cook", ein Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse, in der Ostsee etwa 130 Kilometer von der russischen Enklave Kaliningrad von einer russischen unbewaffneten SU-24 mehrfach in geringer Höhe überflogen wurde. Die US-Militärs reagierten ausgesprochen nervös auf die Attacken.

 Nicht ganz ohne Grund. War doch ziemlich genau zwei Jahre zuvor, im April 2014 eben diese USS Donald Cook schon einmal das Opfer russischer Fliegerattacken gewesen. Damals im Schwarzen Meer war die USS Donald Cook etwa 70 Kilometer vom russischen Marinestützpunkt Baltijsk ebenfalls von einer SU-24 überflogen worden.

 Der Zerstörer ist Teil des US-Raketenschutzschirmes European Phased Adaptive Approach (EPAA), ist mit dem Aegis-System, mit dem gleichzeitig hunderte von Objekten beobachten und verfolgen kann und 90 VSL-Zellen bestückt, von denen aus auch Raketen oder Marschflugkörper mit Atomsprengköpfen abgefeuert werden können.

 Das russische Flugzeug soll im Anflug auf die Donald Cook dann sein "Chibiny" System eingeschaltet haben. Dieses System soll die russischen Flugzeuge für elektronische Systeme unsichtbar machen. In diesem Fall aber wurde das hochgepriesene Aegis-System lahmgelegt. Die Amerikaner waren absolut ohne Orientierung und ohne Kontakt zur Aussenwelt. Die SU-24 machte insgesamt 12 Anflüge auf den Zerstörer. Diese Aktion dauerte 90 Minuten. Die USS Donald Cook lief dann in höchster Not am 14. April den rumänischen Hafen Konstanza an.

 Begründet wird das Wettrüsten an der Ostgrenze der Nato immer wieder mit der angeblichen Annexion der Krim durch Russland. Die baltischen Staaten und Polen so heisst es immer wieder fürchteten seither von den Russen überfallen und ihrer Eigenstaatlichkeit beraubt zu werden. Angesichts der Tatsache, dass die Nato um Kaliningrad massiv militärische Kräfte zusammenzieht muss allerdings in Russland der Eindruck entstehen, dass eher ihre Exklave bedroht ist.

Im Juni 2016  fand die polnische Übung "Anakonda" mit 31.000 Soldaten unter anderem mit starker Beteiligung der USA statt.

Ebenfalls im Juni 2016 die Natoübung "Saber Strand" mit rund 10.000 Soldaten aus 13 Natostaaten. Bei der Übung kamen gepanzerte Rad- und Kettenfahrzeuge der NATO zum Einsatz, darunter die schweren Kampfpanzer Challenger 2 und Leclerc. Die US-Armee beteiligte sich mit dem Kampfhubschrauber Apache und dem Transporthubschrauber Black Hawk. US-Brigadegeneral Jeffrey Kramer eröffnete die Übung auf dem estnischen Stützpunkt Tapa. Der Übungsplatz liegt weniger als 150 Kilometer von der russischen Grenze entfernt.

Im Januar 2017 USA verlegen im Rahmen der "Operation Atlantic Resolve" eine komplette Panzerbrigade, die dritte Kampfbrigade, mit ca. 4.000 Mann, für neun Monate nach Polen. Im September wird die Brigade durch eine andere ersätzt. Zur 3. Kampfbrigade gehören 446 Kettenfahrzeuge, darunter 87 Kampfpanzer, 144 Bradley-Schützenpanzer, 18 Panzerhaubitzen M109A6 Paladin, sowie 907 Radfahrzeuge, darunter 419 geländegängige Fahrzeuge und 650 Anhänger und Auflieger.

 April 2017: Mehr als 1.100 Soldaten - 900 US-Soldaten sowie 150 Briten und 120 Rumänen - sollen in Orzysz, etwa 57 Kilometer südlich der russischen Ostseeklave Kaliningrad, stationiert werden. Dieses geschieht im Rahmen der von der Nato 2016 beschlossenen "NATO Enhanced Forward Presence". Multinationale Kampftruppen mit jeweils rund 1000 Soldaten werden in den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen stationiert.

8.  bis 24. Mai 2017: Multinationale Übung "Kevadtorm 2017" in Estland. An der Übung nahmen 5.00 Soldaten teil.

28.Mai 2017 bis 24.Juni 2017: Multinationale Übung "Saber Strike 2017" in Estland, Lettland, Litauen und Polen mit 9.000 Soldaten. Bei der Übung kamen gepanzerte Rad- und Kettenfahrzeuge der NATO zum Einsatz, darunter die schweren Kampfpanzer Challenger 2 und Leclerc. Die US-Armee beteiligte sich mit dem Kampfhubschrauber Apache und dem Transporthubschrauber Black Hawk. Außerdem überflog ein B-52-Bomber der US Air Force den estnischen Luftraum während der Übung.

1.Juni 2017 bis 16.Juni 2017:  An der multinationale Übung „Baltops 2017“ auf der Ostsee und in Polen und Deutschland nahmen 4.000 Luft-, See- und Bodentruppen von mehreren Nato-Mitgliedern und Partner-Nationen teil. Das Manöver begintt in Szczecin, Polen und endet in Kiel.

 Vom 11. bis zum 25 Juni: fand in den südlichen ,zentralen und östlichen Regionen Litauens das Natomanöver "Iron Wolf 2017" statt. Beteiligt waren 5300 Soldaten aus Litauen, Großbritannien, den USA, Belgien, Polen, Luxemburg, Deutschland, Norwegen, den Niederlanden und Portugal. Eröffnet wurde das Manöver auf Übungsgeländen in Parade, gerade einmal 10 km von der Grenze Litauens zu Belorussland entfernt und in Rukla, ca. 100 km entfernt von der Grenze zum russischen Kaliningrad.

11. bis zum 27. September die Nato-Übung "Aurora 17" im offiziell neutralen Schweden mit 19.000 Mann zu Land zu Wasser undin der Luft.

11. bis 25. Seotember 2017 "Dragon 2017": Das polnische Verteidigungsministerium gab bekannt, dass an der Übung insgesamt 17.000 Militärangehörige mit  3.500 Panzern, Flugzeugen, Artillerie teilnehmen. An „Dragon 2017“ beteiligen sich ausser Polen Militärs aus den USA, Litauen, Lettland, Großbritannien, Deutschland, der Slowakei, Italien, Bulgarien und Rumänien. Als Nichtnatopartner beteiligen sich Georgien und die Ukraine.

Es bedarf schon einer besonders eingeschränkten Weltsicht, dieses alles zu ignorieren oder inreine Verteidigungsaktivitäten umzuinterpretieren. Es geht um Machtgehabe und um den Anspruch der Militärs auf immer neues immer besseres und immer teueres Kriegsgerät. Kriegsgerät mit dem dann auch gespielt wird.

 Mögen sie noch so feine Massanzüge tragen, intellektuell befinden sie sich immer noch auf der Stufe des Lendenschurzes. Nach ein paar unartikuliert ausgestossenen Kehllauten hauen sie sich mit der Keule auf die ohnehin schon weiche Birne. Nur das die Keule heute die Fähigkeit besitzt diese Erde, so wie wir sie kennen auszulöschen.

 Schlimmer und bösartiger als diese stiernackigen Schlägertypen sind aber diejenigen, die ihnen diese Steinzeitrituale nicht nur durchgehen lassen, sondern sie noch in ihrem Drang, sich gegenseitig den Schädel einzuschlagen bekräftigen. Die Leute, die den Massen beibringen wollen, dass Panzer, Bomber, Marschflugkörper oder Atomsprengköpfe die Krone der Wissenschaft und Ingenieurskunst wären. Und die Leute, die bereit sind, die Wahrheit so zu drehen und zu wenden, dass die Bösen immer die Anderen sind, so wie hier in unserem kleinen Beispiel der Autor des "Focus", Ulf Lüdecke.





1 Kommentar:

  1. Russland-Hetze ohne Ende - denn was soll die FAZ ohne Feindbild???
    Kommentar "Kurden zwischen den Mahlsteinen" von Rainer Hermann zu Afrin

    Im besten deutschen Propagandastil (nur feiner ausgeformt als zur Zeit des dritten Reiches, der Hochphase der dt. Propaganda) führt das Russland-Bashing folgendes aus: "Russland stand mit einem vergifteten Ultimatum an die Kurden am Beginn dieser verhängnisvollen Verkettung. Denn Russland forderte die Kurden auf, militärische Stellungen dem Assad-Regime zu übergeben. Andernfalls würde es eine türkische Offensive gegen Afrin zulassen."

    Persönlich kann ich Putin nicht viel abgewinnen, aber als Stratge stellt dieser alle andere in den Schatten, denn mit dem Rückzug aus Afrin hat Putin sehr viele Ziele gleichzeitig erreicht:
    -die Kurden durch eigenes Verschulden in diese Situation kommen lassen (durch deren ablehnende Haltung)
    -die türkische Armee hat vor aller Weltöffentlichkeit das Völkerreicht verletzt
    -die westliche Wertewelt (Deutschland, EU, EU-Staaten und die USA) akzeptieren diesen Völkerrechtsbruch
    -hierdurch wird bestätigt, daß das Völkerrecht für die westl. Wertewelt keinen (großen) Wert aufweist
    -die Nato akzeptiert den Völkerrechtsbruch eines Mitgliedstaates (und das bei einem Verteidi-gungsbündnis!)
    -die völkerrechtswidrigen Stützpunkte der USA in einer anderen Nation können kippen
    -die von der US-Regierung geplante Söldner- oder sonstige Truppe von 30.000 Mann auf fremden Staatsgebiet fällt weg (USA und Völkerrecht sind ja ohnehin zwei Paar Schuhe)
    -den Kurden und anderen Ländern wird vorgeführt, was die USA als Bündnispartner taugen
    -die Türkei zieht ihre islamistischen Gruppierungen um Idlib ab, wodurch der SAA und deren Verbündeten diese Teile der Kriegsgegner bei Idlib entfallen
    -die von der Türkei eingesetzten islamistischen Gruppierungen verlieren Kämpfer, Waffen und Material im Kampf gegen die Kurden
    -die Kurden werden sich u.U. doch auf Verhandlungen mit Assad einlassen müssen
    -nach dem Ende der Auseinandersetzungen wird die syrische Regierung wieder Zugriff auf die Region Afrin und die dortigen Bodenschätze haben

    Aber da das US-Regime unter dem Machthaber Trump hier als Verlierer darsteht kann Rainer Hermann hier nur geifernd im gewohnten Propagandamarsch Hetze gegen die russ. Regierung betreiben. Hoffentlich hat er keine Speichelfäden in der Tastatur abgesondert.

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