Freitag, 2. November 2018

Ina Ruck, Tagesschau, Propagandalüge vergessen, muß in der nächsten Sendung nachsitzen

 Steter Tropfen höhlt den Stein heißt eine alte Weisheit. Die Tagesschau sieht darin seit nunmehr einigen Jahren eine klare Handlungsanweisung. Dereinst als reine Nachrichtensendung konzipiert, mauserte sich das Format im Laufe der Jahre zu einem als Nachrichtensendung getarntem Meinungs- und Manipulationsmedium.

 Dabei sind es selten die großen Manipulationen, die Unterschlagungen oder Falschdarstellungen, die in der Tagesschau gepflegt werden. Es sind eher die kleinen, versteckten Indoktrinationen, die dem Zuschauer gar nicht auffallen. Die kleinen Häppchen der Unwahrheit, die die Zuschauer immer und immer wieder schlucken und die ihnen immer besser und komplikationsloser durch den Hals rutschen bis sie irgendwann dann zur gut verdauten Hauptnahrung werden.

 Am 1. November berichtete die Tagesschau nahezu über alle ihre Sendungen hin von Merkels Besuch in der Ukraine und wie diese sich dort mit dem Oligarchen Poroschenko, der dort zur Zeit den Präsidenten gibt, in trauter Gemeinsamkeit abbilden liess.

 Hauptthema für die Tagesschau sind die Auseinandersetzungen in der Ostukraine. In der Ausgabe um 17:00 Uhr sagt Ina Ruck in ihrer Kommentierung des Filmbeitrages über den Minsker Vertag:
"Es sei ernüchternd, wie wenig erreicht worden sei, sagte sie heute. Direkte Kritik an der Ukraine äußerte sie aber nicht. Dabei verletzen beide Seiten das Minsker Abkommen."
 Ein für Tagesschau-Verhältnisse erstaunlich neutrale Aussage. Das Wort Russland oder gar Putin fällt nicht in diesem Zusammenhang. Erstaunlich da doch ansonsten der Begriff Minsker Abkommen nicht nur bei der ARD ein festes Bündnis mit der Beschuldigung Russland halte sich nicht an das Abkommen und verhindere ein Vorankommen in dem, merkwürdige Bezeichnung für das, was sich im Donbass abspielt, Friedensprozess.

 Ausgerechnet Ruck, die für gewöhnlich keine Gelegenheit verstreichen läßt, Russland im Gegensatz zu der,  die dunkelste Nacht auf das wunderbarste erhellende Fackel der westlicher Freiheit, als Reich der Finsternis und dessen Drang eben diese Fackel mit Landsknechtsstiefeln auszutreten, darzustellen, widerfährt hier wohl in den Augen von ARD-aktuell ein böser Fehler.

 Ein Fehler den es wieder auszubügeln gilt. Nächste Gelegenheit dazu ist allerdings erst in der Hauptsendung um 20:00 Uhr. Man kann sich in etwa vorstellen, welche Pein und Not die Redakteure in diesen drei endlos erscheinenden Stunden gelitten haben müssen. Kann man die durch so manchen Herz-Schmerz-Film durch Dauerberieselung mit Seifenopern, sinnentleerten Talkrunden, diversen Ratgebersendungen und nicht zuletzt stromlinienförmig ausgerichtete Sendung der ARD-aktuell-Redaktion, verblödeten Zuschauer mit solch einer neutralen Aussage allein lassen? Kann man die Menschen draussen vor den Bildschirmmen alleinlassen ohne eine behutsam in die richtige Richtung führende Kommentierung einer Nachricht? Droht nicht Anarchie, Meuterei, Mord und Totschlag, wenn man dem Volk nicht sagt was es wie, während und nach der Sendung denken soll? Werden die Deutschen zu Bett gehen mit der bitteren Erfahrung, dass die ARD sie alleingelassen hat mit der lapidaren Aussage:
"Dabei verletzen beide Seiten das Minsker Abkommen"?
Drei böse, lange Stunden, in denen man Redakteure mit total zerzaustem Haupthaar durch die Gänge des Funkhauses hat irren sehen, Redakteurinnen, die sich vor Scham viel länger als sonst auf der Toilette eingeschlössen hatten und selbst Büroboten, die für gewöhnlich rastlos von Bürotür zu Bürotür liefen, diese aufrissen und mit dem fröhlichen Ruf "Post", einen Stapel Papier in den Posteinkaufskorb warfen, schlichen in tiefer Depression, ziellos umher.

Aber dann - endlich war es 20:00 Uhr. Ina Ruck saß aufgeräumt hinterm Mikrophon und kommentiert den leicht abgewandelten Bericht vom Besuch Merkels in Kiew. Mitarbeiter hatten die Zeit genutzt und Bilder von Krieg und Zerstörung aus dem Archiv gekramt. Ein zerschossener und ausgebrannter Panzer, eine Häuserfront mit toten Augen gleichenden leeren Fensterhöhlen, ein offensichtlich durch rohe Gewalt abgebrochen Baum, die zerstörte Fassade eines Fabrikgebäudes begleitet von Rucks anklagender Stimme:
"Seit vier Jahren ist Krieg im Donbas. Von Russland unterstützte Separatisten kämpfen dort gegen ukrainische Soldaten. Ein Friedensabkommen, beschlossen im Weißrussischen Minsk und von Merkel mitinitiiert wird immer wieder gebrochen von beiden Seiten. Vor allem aber von Seiten Russlands."
Endlich - geschafft - die Scharte von 17:00 Uhr ist ausgewetzt. Die Tagesschau hat sich mit dieser kleinen Lüge (Vor allem aber von Seiten Russlands) wieder auf der richtigen Seite positioniert. Alles ist wieder im Lot: Hier der Gute, die höchstens durch kleine, lässliche Sünden nicht so ganz doll gute  Ukraine und auf der anderen Seite der abgrundtief böse russische Bär.

 Aber diese kleine Lüge ist Bestandteil einer großen Lüge, der Lüge, Russland sei eine der Kriegsparteien im Donbass. Das schliesst der Minsker Vertrag aber aus. Die Kriegsparteien sind die Ukraine auf der einen Seite und die beiden Volksrepubliken Luhansk und Donezk auf der anderen. Wenn dem denn so ist, kann Russland, egal was es tut, den Minsker Vertrag nicht brechen, weil es ihn gar nicht geschlossen hat (die kleine Lüge)

 Die große Lüge aber ist, dass die ARD seit Jahren gerade dieses Faktum - Russland ist keine Kriegspartei - seinen Zuschauern mit allen legalen und illegalen Mitteln (siehe kleine Lüge) versucht auszureden. Russland muß Kriegsteilnehmer sein. Das gehört zu der großen Propagandaschau von dem Aggressor aus dem Osten, der sich weder an Völkerrecht noch vereinbarte Verträge hält. Ein Land dem man nicht vertrauen kann, vor dem man auf der Hut sein muß, das nur eine Sprache versteht, die Sprache der Gewalt.

 Darum ist auch ein Großmanöver gerechtfertigt, bei dem 50.000 Soldaten in unmittelbarer Nähe zur russischen Grenze Krieg gegen Russland spielen. Ein Kriegsspiel, dass den deutschen Steuerzahler, laut offiziellen Verlautbarungen, 90 MIllionen Euro kostet. 90 Millionen in die Luft geballert. Wobei in solchen Fällen die offiziell genannten Summen von der Realität bei weitem übertroffen werden.

 Und damit der blöde deutsche Michel nicht merkt, wie er von seinen Eliten veräppelt wird, damit er glaubt diese 90 Millionen oder mehr, seien sinnvol ausgegebenes Geld, muss die Tagesschau täglich über den blutrünstigen, verschlagenen, hinterhältigen Russen berichten. Und wenn man es dann einmal vergißt, dann muß dieser Fehler in der nächsten Ausgabe schnellstens revidiert werden.


1 Kommentar:

  1. Drei Anmerkungen meinerseits zu diesem Text:

    a)Hut ab, sich dem Inhalt vom "Demokratiefernsehen" ARD anzutun (wobei ich davon ausgehe, daß die später folgende Analyse ein pures Vergnügen darstellen muß). Persönlich habe ich breits vor Jahren die Einstellung "Tagesschau gucken ist eine Verschwendung von Lebenszeit" übernommen, dafür bin ich umso dankbarer, wenn wie vorliegender Form die Kombination von Qualitätsmedien und Demokratiefernsehen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zur Meinungsmanipulation offengelegt wird. (Umso erschreckender ist, daß das Bundesverfassungsgericht mit einigen Alibi- Korrekturen diese politische Propagandamaschinerie durchwinkt).

    b) Im ARD-Text wird ausgeführt: "wird immer wieder gebrochen von beiden Seiten. Vor allem aber von Seiten Russlands"
    Wenn ich hier Russland durch Separatisten ersetze, dann ist noch immer kein Beleg dafür vorhanden, daß es nicht die ukrainische soldaten sind, welche überwiegend gegen die Vereinbarung von Minsk verstoßen (wobei die von dt. Presse und dt. Politik angesehenden Faschisten gleich ab Beginn verschwiegen werden).
    Aber bei dieser Art der Ausführung "Vor allem aber.." würde bei ZON im Kommentarbereich folgende Anmerkung kommen: Vermeiden von Untertellungen und die Anforderung von Quellen.
    Aber wer will vom ARD schon Belegeanfordern?

    c) "Vor allem aber von Seiten Russlands"
    Russland hat nicht am Verhandlungstisch gesessen, aber das "Flagschiff vom Demokratiefernsehen" stellt das anders dar. Somit handelt es sich um Fake-News. Und das im "Qualitätsfernsehen".
    Fazit: Demokratie(fernsehen) ist, wenn Unwahrheiten erzählt werden, aber Politik und das Verfassungsgericht diese Institution schützen.

    Schönes Wochendende noch...

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