Sonntag, 19. Februar 2012

ARD: Kostenlose PR für Schlecker

Screenshot aus ARD-Morgenmagazin vom 18.Februar 2012

 Schlecker sitzt ziemlich tief in der Sch…. Insolvenz ist angemeldet. Die Familie Schlecker beabsichtigt nach abgeschlossenem Konkursverfahren das Unternehmen weiter zu führen. Die grossen Lieferanten haben schon signalisiert mitzuziehen. Allerdings gibt's da ein klitzekleines Handicap: Die Kunden wollen nicht so recht in die Läden kommen. PR muss also her, eine Charme-Offensive. Da trifft es sich gut, dass es die ARD nicht mehr so genau nimmt mit der Trennung zwischen redaktionellen Beiträgen und Werbung.

 Und so kommt es, dass Gründersohn Lars Schlecker am Freitag im Studio des ARD-Morgenmagazins sitzt. Frisch gegelte Locken, der Kragen des Oberhemds unter dem Pulli leger geöffnet, eine viel zu grosse Brille auf der Nase, mit einem Blick, der bei allen Frauen dieser Republik den Mutterinstinkt erwachen lässt.

 Das muss auch irgendwie die Moderatorin Anne Gesthuysen berührt haben. Nachdem in der Anmoderation, wenigstens noch einmal kurz, von den rabiaten Methoden der Mitarbeiterführung bei Schlecker die Rede ist, verflacht das Gespräch zusehends. Gesthuysen schwärmt von der breiten akademischen Ausbildung, die der Studiogast erfahren hat, lässt Schlecker über die, doch jetzt, vollzogene Wende, hin zum sozial verantwortlich handelnden Unternehmen, schwafeln und landet unvermittelt bei den Schleckers am Frühstückstisch und den dort geführten Gesprächen, Motto: Die Schleckers, Menschen wie du und ich.

 Wie's der Zufall so will, erscheint am gleichen Tag in der Bild eine ganzseitige Anzeige der Familie und der Mitarbeiter mit der Headline: "Wir sind weiter für sie da." Und auch hier ein guter Tarifvertrag, gute Arbeitsbedingungen, also: Wir arbeiten gern bei Schlecker.

 Da will die ARD nicht zurückstehen. Sie berichtet in einem weiteren Beitrag über eine angebliche Initiative von Schlecker-Mitarbeitern, die sogar einen Verein gegründet haben mit dem Namen: "Wir sind weiter für sie da", welch grosser Zufall. Die Aktivisten gehen an die Öffentlichkeit um für ein besseres Image des Unternehmens zu werben.

 Die Süddeutsche berichtet allerdings, dass die Gründer von Initiative und Verein gerade die Vertriebs- und Bezirksleiter des Unternehmens sind, die für das rigorose Vorgehen gegenüber den Mitarbeitern in der Vergangenheit verantwortlich sind.

 Im Film der ARD allerdings, davon kein Wort. Hier empört sich eine resolut wirkende Dame, von den Vorwürfen gegen die Unternehmensführung stimme kein Wort. Sie fühle sich wohl bei Schlecker. Angesichts ihres bestimmenden Wesens und ihrer Statur wagt man da lieber nicht zu widersprechen.

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