Sonntag, 19. Februar 2012

Gauck, ein denkbar ungeeigneter Kandidat

 Wieder wird ein Kandidat für die Wahl zum Bundespräsidenten gesucht. Und wieder geistert ein Name durch die Gazetten: Joachim Gauck. Ein regelrechter Hype entwickelt sich, Gauck sei der richtige Mann und nach dem Fehler mit Wulff, sei es nun erst recht an der Zeit für den EX-DDR-Bürgerrechtler. Warum Gauck der richtige sein soll, erfahren wir aber nicht wirklich. Überparteilich, ja überparteilich sei er und halt irgendwann einmal Bürgerrechtler in der DDR, sei er gewesen.
Nun gut, überparteilich ist Hape Kerkeling auch, und wenn jeder der 1989 nach der D-Mark geschrien hat, sich dadurch 2012 für das Amt des Bundespräsidenten qualifiziert, dann hätten wir so ziemlich 17 Millionen qualifizierte Bewerber.

 Die Welt ist nicht stehen geblieben seit den Montagsdemonstrationen, auch wenn Gauck das zu meinen scheint. Dreht sich sein Denken, Reden, Handeln doch immer wieder im Kreis um diesen, einen Fixpunkt in seinem Leben. Wie ein alternder Fan heute immer und immer wieder die Musik der 60er und 70er Jahre dudelt, weil sie für ihn der Inbegriff dieser Zeit des Umbruchs ist, so hält Gauck die Reden der frühen 90er Jahre mit den Themen der frühen 90er Jahre. Über beide, den Fan und Gauck ist die Zeit hinweggegangen.

 Gauck hat seine eigene Vorstellung von Freiheit. Für ihn ist die Freiheit US-amerikansich, geprägt durch den idealisierenden Blick des DDR-Bürgers auf einen winzig kleinen Ausschnitt des Lebens im "Goldenen Westen" und weil die Amerikaner die erklärten Feinde seiner Feinde, den Führungseliten des ehemaligen Ostblocks waren. Und weil diese Sicht eine US-amerikanische ist, ist alles was nicht amerikanisch ist, von Übel und muss bekämpft werden, mit allen, auch kriegerischen, Mitteln.

 Amerikanischer, westlicher Imperialismus sind für Gauck undenkbar. Ist es doch ein Begriff aus dem Wortschatz seiner politischen Gegner von damals, den Führungsklicken von DDR und UDSSR. Daher sind amerikanische Kriege auch immer Kriege für die Freiheit, ob in Afghanistan oder dem Irak. Freiheit gilt es zu verteidigen und wenn der grosse Bruder zu den Waffen ruft, dann hat man dabei zu sein, hat man seine Pflicht zu tun. Da ist er Preusse durch und durch.

 Gauck beansprucht für sich, ein Liberaler zu sein, aber er vergisst, dass zu wirklicher Freiheit auch die Freiheit von Existenzangst gehört. Freiheit und Sozialismus schliessen sich gegenseitig aus für Gauck, weil er nicht in der Lage ist, die Idee des Sozialismus vom "real existierenden Sozialismus" der DDR zu trennen. Sozialer Ausgleich birgt für ihn schon die Gefahr des Sozialismus und somit der Unfreiheit in sich.

 Forderungen nach Gerechtigkeit, etwa von Hartz-IV-Empfängern, sind ihm gänzlich unverständlich, weil er soziale Leistungen nicht als einklagbares Recht, sondern als milde Gabe der Besitzenden an die Armen der Gesellschaft empfindet. Ganz im Sinne der kirchlichen Heilslehre. Ihm ist der Gedanke, dass grosse Vermögen nur durch die Ausbeutung der überwiegenden Mehrheit der Arbeitnehmer zu Stande gekommen sind, gänzlich fremd, weil ja nur der Allmächtige gibt und nimmt. Somit sind Reichtum und Armut gottgegeben.

 Gauck ist in seinem gesamten politischen Denken und Handeln eindimensional. - Wie kann ein solcher Mann der ideale Kandidat als Bundespräsident sein? Es spricht für die Armseligkeit der politischen Klasse und die sie beschreibende Journaille, dass sie diesen Mann für fähig halten, nach dem Wulff-Disaster die Integrität des Amtes, Bundespräsident, wieder herzustellen. Das nächste Desaster ist mit einer Entscheidung für Gauck vorprogrammiert.

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