Dienstag, 29. Mai 2012

Die Wende in der Energiewende

 Am Wochenende mehrten sich die Stimmen im Regierungslager, die eine Energiewende skeptisch sehen. Offen wurde bezweifelt ob eine Energieversorgung, einzig aus regenerativen Quellen, überhaupt möglich sei. Neue Gas- und Kohlekraftwerke müssten her um eine drohende Energielücke zu schliessen. Dadurch, so hiess es würde der Strom für den Verbraucher natürlich teurer.

 Viertele Brüderle glänzte zum wiederholten Mal mit betriebswirtschaftlichen Sachverstand. Die alten Atommeiler seien abgeschrieben gewesen, bei neu errichteten Gas- und Kohlekraftwerken müsse die Abschreibung natürlich über den  Strompreis vom Verbraucher zusätzlich gezahlt werden. Da schau her, bisher war ich immer der Meinung, dass ein ordentlicher Kaufmann zukünftige Investitionen in seine Kalkulation mit einrechnet. Wenn BMW irgendwo weltweit ein neues Werk baut, erhöht sich dadurch auch nicht der Preis der Autos. Im Gegenschluss müsste man dann ja auch verlangen, dass der Strompreis nach beendeter Abschreibung der alten Atommeiler hätte geringer werden müssen. Des weiteren müsste der Strompreis fallen, da ja weniger Atomstrom produziert wird und die Energieerzeuger je produzierter Kilowattstunde für die Endlager des radioaktiven Mülls und dem Rückbau der stillgelegten Atommeiler einen bestimmten Betrag zurücklegen mussten.

 Michael Fuchs, von der CDU-Mittelstandsvereinigung, auch gern Atom-Fuchs genannt, konnte sich seiner Krokodilstränen nicht mehr erwehren und bezweifelte in süffisantem Ton, das die Energiewende in dem vorgesehen Zeitraum zu schaffen sei. Man könnte hinzufügen: „Ich, Michael Fuchs, werde mein Möglichstes tun, damit die Wende nicht klappt.“

 Peter Altmeier, Muttis Neuer im Umweltministerium, liess sich vom Fernsehen vor einer Bücherwand filmen. Das Buch in das er sich vertieft hatte trug den schönen Titel: Das Buch vom Licht. Man sieht, der Mann lernt, aber er muss ganz von Unten anfangen. Dementsprechend war denn auch sein Statement von hoher Kompetenz geprägt. Keiner wolle zurück zum Atomstrom, das sei in der Bevölkerung nicht durchsetzbar. Nun ist es allerdings in der Regel so, dass das, was ein Politiker kategorisch ausschliesst mit höchster Wahrscheinlichkeit umgesetzt wird. Dazu passt, dass die vom Netz genommenen Kernkraftwerke bis heute nicht restlos abgeschaltet sind. Sie fahren Stand by und können jederzeit wieder ans Netz gehen.

 Die Kanzlerin, ohne die ja wohl in dieser Regierung gar nichts geht, will nun persönlich dafür Sorge tragen, dass die Genehmigungsverfahren für die Errichtung neuer Gas- und Kohlekraftwerke beschleunigt werden.

 Da muss doch unseren Strombaronen ganz warm ums Herz werden. Noch haben sie ihre schönen alten Atommeiler in der Hinterhand, sie dürfen neue Dreckschleudern bauen, mit Bestandsgarantien von 40 - 50 Jahren, in der Zeit braucht man dann nicht in erneuerbare Energien zu investieren, und die Begründung für die nächsten Strompreiserhöhungen hat Rotweinfreund Rainer Brüderle schon mal vorweg geliefert. So schnell kann sich das Schicksal zum Guten wenden, man muss nur an den richtigen Stellschrauben drehen. Was kümmert uns die Zukunft der Erde, was kümmern uns unsere Kinder und Kindeskinder? Jetzt lassen wir die Korken knallen!

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