Was ist geschehen in der Stadt Haula, in Syrien in der Nacht zum
Sonntag? Als sicher kann gelten, dass dort ein Massaker an wehrlosen
Personen, Frauen, Kindern und Greisen stattgefunden hat. Nach Angaben
der UN-Beobachtermission sind mindestens 108 Personen ums Leben
gekommen. Ebenso scheint festzustehen, dass mit Artillerie und
Mörsergranaten auf die Stadt geschossen wurde. Die Opfer hingegen weisen
durchweg Einschusswunden von Handfeuerwaffen, abgefeuert aus nächster
Nähe auf.
Für die westlichen Politiker und die
westliche Presse ist der Verantwortliche für diese Taten bereits
ausgemacht: Syriens Präsident Baschar Assad und seine Armee. Sie stützen
ihr Urteil einzig auf die Angaben der Rebellen und tun die Einlassungen
der syrischen Regierung als Ausreden ab. Eine wahrlich abenteuerliche
Vorgehensweise. Die internationale Beobachter der UN und ihr Kommandant
Wood, die bisher als einzige neutrale Augenzeugen vor Ort waren, halten
sich mit Schuldzuweisungen auffallend zurück.
Russland
fordert eine genaue Untersuchung der Vorkommnisse und fordert beide
Seiten des Konflikts, sowohl die Regierungstruppen, als auch die
Rebellen, zu Gewaltverzicht auf. In der Tat erscheint eine unabhängige
Untersuchung der Ereignisse von Haula die einzige Möglichkeit, die
Wahrheit herauszufinden.
Will man aber spekulieren, so
sollte man den klaren Menschenverstand nicht ganz aussen vor lassen. Da
wäre zunächst einmal die Frage zu klären, welche Seite hat den grössten
Nutzen von einem Massaker dieser Grösse, einen Tag bevor der
Sonderbeauftragte der UN für Syrien Kofi Annan das Land besucht? Diesen
Nutzen hat bestimmt nicht Assad. Ihm kommt dieses Massaker zur absoluten
Unzeit. Gerade hatte sich der Focus des öffentlichen Interesses von
Syrien abgewandt. Der Besuch Annans wäre von der Weltöffentlichkeit
wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen worden. So aber ist er wieder
einmal als derjenige diskreditiert, der die Bemühungen Annans um einen
Frieden in Syrien hintertreibt.
Wir erinnern uns, als
Anfang Februar der Weltsicherheitsrat über eine Resulotion gegen Syrien
beraten wollte kam es genau einen Tag zuvor zu dem Massaker von Homs.
Angeblich töteten die Truppen Assads über 200 Menschen durch Mörser- und
Granatenbeschuss.
Haula ist fest in der Hand der
Rebellen. Die ARD berichtet die syrische Armee habe von aussen eine
Demonstration der Opposition unter Feuer genommen. Andere "Quellen"
wollen wissen, ein Wohnblock in der Stadt sei durch Artillerie und
Panzer beschossen worden. Beide Versionen können kaum die
Schussverletzungen der meisten Opfer erklären, die von Handfeuerwaffen,
abgeschossen aus nächster Nähe, herrühren. Erklären tut, zumindest die
Wohnblockfraktion, diese Diskrepanz damit, nach dm Artilleriebeschuss
seien Milizen in die Stadt eingedrungen und hätten die Menschen mit
aufgesetzten Kopfschüssen getötet.
Diese Erklärung
widerspricht eigentlich jeder menschlichen Erfahrung. Eine Wohneinheit,
die unter massiven feindlichen Artilleriebeschuss geraten ist, wird von
den Bewohnern, sobald der Beschuss aussetzt, fluchtartig verlassen.
Milizen, die hier eindringen, werden, da auch sie ja erst nach Ende der
Beschiessung anrücken können, ohne sich selbst zu gefährden, hier
niemanden mehr vorfinden, den sie erschiessen könnten. Ausserdem würden
sich die Milizen in einer Stadt die unter Kontrolle der Rebellen ist, in
höchste Lebensgefahr begeben. Das die Rebellen mit gefangen genommenen
Kämpfern der Milizen nicht gerade zimperlich umgehen, dürfte sich bei
diesen herumgesprochen haben.
Bleibt der Beschuss
durch schwere Waffen. Hier ist es in der Tat so, dass in erster Linie
die syrische Armee als Täter in Betracht kommt. Allerdings werden die
Rebellen schon seit Monaten mit allerfeinstem Gerät aus westlichen
Arsenalen versorgt. Bereits im März wurde vom Einsatz von Milanraketen
im Kampf um die Stadt Homs berichtet. Die Milan ist eine moderne
panzerbrechende Lenkwaffe. Die in Homs verwendeten Raketen stammten aus
Beständen der Bundeswehr und der britischen Armee. Gebaut wird das
Milansystem von der französischen Nord-Aviation und der deutschen MBB.
Wenn
die so genannte "Freie Syrische Armee" bereits im März über solch
moderne und teure Systeme verfügte, warum soll sie dann nicht
mittlerweile im Besitz von noch schwererem Gerät sein. Aber wie gesagt,
das alles ist Spekulation. Aber diese Erklärungen sind mindestens genau
so plausibel wie die Behauptung, die syrische Armee sei einzig und
allein verantwortlich für diese grausamen Taten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen