In Frankfurt sind am Samstag 30.000 Menschen auf die Strasse
gegangen um gegen die Banken und die desaströse Austeritätspolitik, vor
allem Deutschlands, im Zusammenhang mit der Eurokrise zu demonstrieren.
In den Medien fand diese Demonstration, die zu den grössten zählt, die
Frankfurt je erlebt hat, kaum Wiederklang. Weder über die Demonstration
noch über eine Alternative zur offiziellen Politik wurde ausgiebig und
umfassend berichtet.
So musste bei dem gewöhnlichen
Leser, und das war auch wohl der Sinn dieser allumfassenden
Sprachlosigkeit, der Eindruck aufkommen, dass sich dort in Frankfurt ein
paar Spinner versammelt hatten, um Randale zu machen. War doch auch in
der Vorberichterstattung, falls sie denn überhaupt stattfand,
ausschliesslich von den 2.000 gewaltbereiten Randalierern die Rede, die
sich die Sicherheitsbehörden ausgedacht hatten, um die Demonstranten zu
diskreditieren. Die Demonstration verlief übrigens gänzlich ohne
Zwischenfälle.
Stattdessen berichteten die Medien lang
und breit über den G8-Gipfel in Camp David und den Natogipfel in
Chicago. Da war es sogar eine Nachricht wert, dass sich die Kanzlerin
und der Premierminister Großbritanniens, Cameron, zurückgezogen hatten
um das Championsleage-Endspiel zwischen Bayern München und Chelsea
London zu sehen.
Während die Herrschaften, die
angeblich die Interessen ihrer Völker vertreten, in den USA nach dem
alten Motto: "Ausser Spesen nichts gewesen," bei leckerstem Essen sich
ihrer gegenseitigen Hochachtung versicherten, und ansonsten jeder für
sich eine Bestätigung seines politischen Kurses reklamierte, drehte sich
die Welt allerdings weiter. Griechenland und die anderen
südeuropäischen Staaten, Italien, Portugal und vor allem Spanien
rutschen immer tiefer in die Krise. Durch die, besonders von
Deutschland, betriebene rigorose Sparpolitik, werden aber auch andere
Volkswirtschaften in die Rezession getrieben. Überall in Europa
verringert sich das Bruttosozialprodukt. Es ist nur eine Frage der Zeit
bis auch hier die Arbeitslosenzahlen in die Höhe gehen.
Die
Herren der Welt aber machen weiterhin gute Geschäfte. Sie zocken als
sei nichts gewesen und pressen das letzte aus den längst
zahlungsunfähigen Ländern heraus.
So wird dieser Tage
eine Schuldverschreibung Griechenlands über 435 Millionen Euro fällig.
Es ist eine Anleihe nach internationalem Recht und somit nicht vom
Schuldenschnitt im März berührt, der nur Bonds nach nationalem,
griechischen Recht betraf.
Die Papiere befinden sich
fast ausschliesslich in den Händen internationaler Hedgefonds und werden
nun zu 100% von den Griechen zurückgezahlt. Es wäre ein leichtes
gewesen, auch diese Bonds nur zu ca. 70% zurück zu zahlen. Die
internationalen Gläubiger hätten sich nur zu zwei Drittel dazu bereit
erklären müssen. Das hätte ihnen um so leichter fallen können, da die
Hedgefonds sich die Schuldverschreibungen erst auf dem Weltmarkt
zusammen gekauft haben, zu Kursen von deutlich unter diesen 70%.
Das
aber hätte der Idee, die hinter diesen Käufen stand zuwider gesprochen.
Die Papiere wurden nämlich nur gekauft, um die Griechen massiv unter
Druck zu setzen, damit diese nicht rückwirkend die Anleihebedingungen
ändern konnten. So ist einer der Hedgefonds, Elliot Advisors, dafür
bekannt und berüchtigt, dass er solche Papiere aufkauft, nur um vor
Gericht seine Forderungen durchzudrücken. 1996 blockierte er die
Umschuldung Perus so lange, bis das südamerikanische Land kapitulierte
und Elliot seine Forderungen zu 100 Prozent auszahlte. Elliot verdiente
damals, laut FAZ, mit einem Einsatz von 11,7 Mio. Dollar, 46,7
Millionen. Mit Pananma verdiente der Hedgefond mit einem Einsatz von
17,5 Mio. Dollar nach dem gleichen Prinzip 57 Mio. Dollar.
Die
Hedgefonds sacken so eben mal 130,5 Millionen Euro ein. Das mag in der
Zeit der grossen Zahlen, da wir uns daran gewöhnt haben, erst ab 100
Milliarden aufzuhorchen, eine verhältnismässig kleine Summe sein, aber
diese gut 130 Millionen müssen die Griechen durch Lohnverzicht,
Rentenkürzungen und Steuererhöhungen aufbringen. Zum anderen sind noch
weitere Anleihen nach internationalem Recht im Wert von 6 Mrd. Euro von
den Griechen einzulösen.
schon wieder dürfte die "Schuld" auf die Hedgefonds -Branche geschoben werden.
AntwortenLöschenMan darf dabei jedoch nicht vergessen, dass internationale Banken komplett die gleichen Strategien verfolgen, wobei deren Exposure meist wesentlich höher als jenes der Hedgefondsindustrie ist!
Man sollte auch ein wenig die Relationen wahren wenn von "diese gut 130 Millionen müssen die Griechen durch Lohnverzicht, Rentenkürzungen und Steuererhöhungen aufbringen" gesprochen wird.
AntwortenLöschenZum einen ist das ganze Geld von Griechenland zuvor geliehen worden, es wird nur genau das zurückbezahlt was zuvor reinkam, das ist ja wohl nicht zuviel verlangt.
Zum zweiten übervorteilt der Hedgefond vor allem andere Investoren, die so dumm waren, ihre Schuldscheine zu 30% des Werts zu verkaufen. Dabei ging der Hedgefond auch ein hohes Risiko ein.
Zum dritten und wichtigsten: hauptsächlich sind immer und immer die Politiker und Regierungen schuld, die erst die ganzen Schulden aufnehmen und aktuell eben solche Rückzahlungen vornehmen, keine gerechteren Schuldenschnitte vornehmen.
Bürger, die diese Politiker selbst jetzt noch wählen, dürfen sich letzlich auch nicht ganz freisprechen.