Freitag, 13. Juli 2012

Bei Opel gehen die Lichter aus

 Der Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke musste gehen. Damit ist der endgültig letzte Versuch, die europäischen Töchter von General Motors, Opel und Vauxhall zu sanieren, gescheitert. Die Amerikaner haben Europa aufgegeben und ihren Vizechef Stephen Girsky als Vollstrecker der Werksschliessungen über den Atlantik geschickt. Diese Reaktion ist aus Sicht des amerikanischen Mutterkonzerns nur logisch und folgerichtig abgeleitet aus der Entwicklung Europas.

 Der Massenmarkt in Europa geht zurück. Die grosse Menge der Klein- und Mittelklasseautos wird aus Billiglohnländern importiert. Die Absatzmärkte der Zukunft liegen in Asien und Südamerika. Da macht es aus der Sicht der internationalen Eigentümer des Konzerns wenig Sinn, in Kerneuropa Fahrzeuge herzustellen, die dann über weite Strecken zu den Käufern transportiert werden müssen.

 Galt bis vor einigen Jahren noch der Standort Europa oder gar Deutschland in Asien oder Südamerika als ein Verkaufsargument, als ein synonym für Qualität und innovative Technik, so ist das Selbstbewusstsein der immer stärker wachsenden Mittelklasse in den Schwellenländern in der Zwischenzeit so gewachsen, dass sie heute durchaus zu Produkten aus heimischer Produktion greifen. Dazu kommt, dass durch die diversen Sparmassnahmen und die Preisdrückerei der grossen Automobilkonzerne gegenüber ihren Zulieferern in den letzten Jahren und die immer weiter fortschreitende Automatisierung, um den Kostenfaktor Lohn zu senken, der Nymbus der hohen Qualität deutscher Produkte an den ausländischen Märkten, seinen Glanz verloren hat. Made in Germany ist heute kein Verkaufsargument mehr.

 Opelspezifisch kommt hinzu, dass General Motors, um seine eigenen, in Detroit, gebauten Modelle zu schützen, der Tochter Opel nicht erlaubt, ihre Autos ausserhalb Europas zu verkaufen. Aber ohne einen Zugang zu den Märkten der Wachstumsländer kann ein Massenprodukt, wie es die Opelfahrzeuge nun einmal sind, nicht mehr kostendeckend produziert werden.

 Für die Us-Amerikaner ist Europa ein sterbender Markt, in den es sich nicht mehr lohnt zu investieren. Die europäischen Regierungen und die Bürokraten der EU fahren eine ideologisch verblendete Austeritätspolitik, die den Konsum abwürgt. Die rigorose Sparpolitik hat der Marke Opel, die gerade im südeuropäischen Markt stark vertreten ist, gewaltige Umsatzeinbussen beschert. Allein im Jahr 2011 waren das 523 Mio. Euro. Aber das ist aus Sicht der Amerikaner erst der Anfang. Die Krise wird über kurz oder lang ganz Europa erfassen. Auch die jetzt wirtschaftlich noch gut dastehenden Länder wie die Niederlande, Finnland oder Deutschland, fallen in nicht ferner Zukunft als Autokäufer aus.

 Die amerikanischen Manager sehen das ganz pragmatisch: Ohne Lockerung der rigiden Sparpolitik, gerade der deutschen Regierung unter Bundeskanzlerin Merkel, wird der europäischen Markt für die, in Massenproduktion hergestellten Autos, wie sie Opel verkauft, auf Jahrzehnte hinaus keinen Markt mehr hergeben. In Europa sind, bei einem wegbrechenden Mittelstand, nur noch Premiummarken und billigste, in Entwicklungsländern zusammengeschraubte Autos zu verkaufen. Und wo nicht verkauft wird, da wird auch nicht produziert.

 Die Vorstände im fernen Detroit verstehen nicht, warum man in Europa mutwillig den Konsum zurückfährt und sie sind verärgert darüber, dass vornehmlich die deutschen Politiker, den immer mehr wegbrechenden Verbrauch im eigenen Land und in Europa, durch agressive Exportanstregungen in die aussereuropäischen Märkte zu kompensieren trachten. Sie sehen ihre eigenen Werke in Europa nicht als Partner, sondern als unfaire Konkurrenten.

 So ist es für sie eine ganz logische Schlussfolgerung, die europäischen Werke dicht zu machen. Darüber sollte sich hier bei uns keiner beschweren. Jahrelang hat Deutschland sich als Exportweltmeister gebrüstet, ohne darüber nachzudenken, dass die Überflutung, zum Beispiel des US-amerikanischen Marktes, mit durch Lohndumping künstlich verbilligten Waren, dort Arbeitsplätze vernichtet hat. Heute stellen sich die gleichen Leute hin, und werfen den Amerikanern eine nationalistische Politk vor und machen sie verantwortlich für den Verlust von Arbeitsplätzen hier bei uns.

 Wer seine wirtschaftspolitischen Hausaufgaben dermassen schlecht macht, wie die europäischen Politiker, der muss sich nicht wundern, wenn bei einer dadurch immer kleiner werdenden Nachfrage, die anderen Marktteilnehmer ihre Konsequenzen ziehen.

 Den Menschen bei Opel droht jetzt die Schliessung ihrer Werke, Arbeitslosigkeit und der freie Fall in die Bedürftigkeit. Dafür sollten sie aber erst in zweiter Linie, ihre nicht gerade aufgeweckten Manager verantwortlich machen. Hauptverantwortlich dafür sind die deutschen Politiker mit ihrer unsäglichen Sparpolitik. Merkel, Schäuble, Brüderle, Rössler und wie sie alle heissen, sind die grössten Arbeitsplatzvernichter Europas. Sie tragen die Hauptschuld, wenn in naher Zukunft die Lichter in Bochum, Eisenach und Rüsselsheim ausgehen.

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