Sonntag, 15. Juli 2012

Der Spiegel - Leichen pflastern seinen Weg

Seit Monaten das gleiche Spiel. Syrisches Militär und Milizen, die Assad nahestehen begehen ein Blutbad. Von Mal zu Mal erhöht sich die Zahl der Opfer, ausschliesslich natürlich nur Frauen und Kinder. Der Spiegel berichtet in allen Einzelheiten, als seien eigene Mitarbeiter vor Ort gewesen. Zum Schluss des Berichtes dann immer mantragleich: "Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist nicht möglich". So wieder einmal geschehen beim Bericht über das angebliche Massaker in dem Dorf Tremseh in der Provinz Hama.

 Gern lässt der Spiegel angebliche Augenzeugen berichten:
 „Ein aus dem Dorf geflohener Bewohner berichtete dem Nachrichtensender al-Dschasira, dass es sich bei den Milizionären um Alawiten gehandelt habe, die dem Clan von Präsident Baschar al-Assad treu ergeben seien. Sie seien über das Dorf hergefallen, nachdem sich die Rebellen aus der Gegend zurückgezogen hätten. Sämtliche Gebäude seien in Brand gesteckt worden.“

Und dann lässt der Spiegel schon mal ordentlich losmetzeln: "Mehr als 220 Menschen wurden getötet und rund 300 weitere verletzt", sagte Abu Omar, der örtliche Kommandeur der oppositionellen Freien Syrischen Armee, der Nachrichtenagentur dpa in der Nacht zum Freitag. Und der muss es ja schliesslich wissen.

 Dann allerdings verheddert sich der Spiegel ein wenig bei der Anzahl der Opfer: „Die Allgemeine Kommission für die syrische Revolution erklärte,…. 150 Leichen seien in die Moschee des Dorfes gebracht worden". 220 Tote, 150 Tote, wer will schon so genau zählen. 70 Tote mehr oder weniger, da will’s der Spiegel doch nicht so genau nehmen. Wen interressiert hier das Einzelschicksal von Menschen. Hier geht es ums Grosse und Ganze. Hauptsache es gab überhaupt Tote, am Besten Frauen und Kinder, so liebts der Spiegel.

 Auch das Szenarium  ähnelt sich immer wieder, ob nun Hula oder Tremseh. "…die Armee habe das Dorf…erst belagert und unter Beschuss genommen. …kamen dabei Kampfhubschrauber und Panzer zum Einsatz. Dann seien Milizionäre des Regimes aus umliegenden Dörfern in den Ort gekommen, um die Menschen in ihren Häusern zu töten". Kein Wunder, sind doch auch die Informanten des Spiegel immer die Gleichen und die brauchen sich ja nichts Neues einfallen lasse. Hauptsache die Opferzahlen stimmen, also so Hundert sollten es schon mindestens sein, dann kauft der Spiegel begierig.

 So scheint auch der geflohene Bewohner, den der Spiegel immer wieder gerne zitiert, stets der gleiche zu sein. Denn der erzählt auch immer die gleiche Geschichte, nämlich, "dass es sich bei den Milizionären um Alawiten gehandelt habe, die dem Clan von Präsident Baschar al-Assad treu ergeben seien. Sie seien über das Dorf hergefallen, nachdem sich die Rebellen aus der Gegend zurückgezogen hätten. Sämtliche Gebäude seien in Brand gesteckt worden".

Moment, wie war das doch gleich? Der örtliche Kommandeur der freien Syrischen Armee wusste doch genau, dass 220 Menschen getötet und 300 verletzt worden sind. Woher weiss der Mann das, wenn er doch feige die Bewohner des Dorfes allein gelassen und sich weit vom Schuss versteckt hatte? Und wie konnten 150 Leichen in der örtlichen Moschee aufgebahrt werden, wenn diese, wie alle anderen Häuser des Ortes, von den Assad-Milizen niedergebrannt wurde? Upps.

 Aber wer’s so genau nimmt mit den Angaben, der sollte vielleicht nicht unbedingt den Spiegel lesen. Denn der vertritt eine eigene Art von Wahrheit, die subjektive Wahrheit. Demnach ist die Wahrheit immer das, was dem grossen Ziel dient. Eine journalistische Schule, die gerade in Deutschland hervorragende Vertreter hervorgebracht hat. Auf Namensnennungen soll hier verzichtet werden, um nicht mit Unterlassungsklagen mundtot gemacht zu werden.

Wer allerdings den Spiegelmitarbeiter Bernhard Zand im ARD-Weltspiegel gesehen hat, der hat eine ungefähre Ahnung von den Redaktionsrambos des ehemaligen Nachrichtenmagazins. Zand kam schon rein optisch daher, als sei er geradewegs der Uniform der Ledernacken, einer Eliteeinheit der US-Navy entstiegen. Kurz geschorene Haare, einen Dreitagebart und den Buttondownkragen des blauen Freizeithemds geöffnet. Fallschirmjäger auf Heimaturlaub, die Pumpgun der Visagistin in der Maske zu treuen Händen überlassen.

In der Tradition eines Walter Ulbrichts: „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen,“ oder eines Collin Powell, der gleich mal vor dem UN-Sicherheitsrat die ganze Welt belog, nur um endlich in den Irak einmarschieren zu können, log auch Zand das Blaue vom Himmel herunter: „Der Spiegel hat, ähm, mit Christoph Reuter einen Reporter, der ähm seit Monaten da drin ist, und er sagt was andere BBC und andere, die auf der Rebellenseite sind, bis heute sagen. Sie sagen: „Ich hab’ nicht nur keinen Djihadisten selber dort gesehen, in den Reihen der Rebellen, ich hab’ noch nicht einmal einen gesehen, der einen gesehen hat. Und so weiter.“

 Ach übrigens, das „Massacker von Tremseh“ relativiert sich indes immer mehr. Nach einem ersten Bericht von UNO-Mitarbeitern, die sich ein Bild von den Geschehnissen vor Ort machten, "habe die Armee Häuser von Deserteuren und Oppositionellen angegriffen. Auch eine ausgebrannte Schule fanden die Mitarbeiter der Unsmis-Mission vor".

 Die Schule, so gab allerdings ein Angehöriger der Rebellenarmee zu, sei als Waffenlager benutzt worden, da ja im Moment Schulferien seien. Aber das erwähnt der Spiegel, einen Tag später nur am Rande,  nachdem er zunächst noch einmal tief in die Gruselkiste gegriffen hat: „Am Nachmittag sind Soldaten und mit ihnen verbündete Schabiha-Milizionäre ins Dorf eingerückt“. Sie seien in Häuser eingedrungen und hätten Zivilisten gezielt in den Kopf geschossen. Einige Dorfbewohner sollen zunächst gefesselt und anschließend exekutiert worden sein. Viele Leichen hätten die Eindringlinge anschließend verbrannt, andere verschleppt".

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