Mittwoch, 25. Juli 2012

Deutsche Geschwätzigkeit

 Die Ratingagentur Moody’s hat die Aussichten für Deutschland auf negativ heruntergestuft. Und plötzlich sind sie wieder da, die, die den Ratingagenturen Unredlichkeit und Stimmungsmache für die USA und gegen das alte Europa vorwerfen.

 Dabei sind sie selbst die Schuldigen für diese Herabstufung. Denn die Politiker und die Journalisten der Mainstreampresse sind es gewesen , die in einer unendlichen Kette von Fehlleistungen, dafür gesorgt haben, dass Deutschland über kurz oder lang ein Problem bekommen wird. Schon der Weg in die jetzige Eurokrise ist von Deutschland nicht unwesentlich beeinflusst worden. Deutschland hat mit Lohnverzicht, den Hartz-Gesetzen und der Aushöhlung der Sozialen Sicherungssysteme gegenüber den anderen europäischen Länder massiv abgewertet. So kam es zu einem Handelsbilanzüberschuss gegenüber fast allen Ländern der Eurozone, während das vor allen Dingen in den Ländern des Südens zu immer grösseren Defiziten in der Handelsbilanz führte.

 Dazu kamen dann noch die niedrigen Zinsen, die in Griechenland zu einem wahren Konsumrausch und in Spanien zur Immobilienblase führten. Die Bürger, wesentlich mehr als die Regierungen der Länder, verschuldeten sich weit über ihre Möglichkeiten, die Kredite auf Dauer zu bedienen. Aber anstatt das Deutschland frühzeitig warnte, verschärfte man das Lohndumping. So konnte man noch mehr profitieren von dem Konsumrausch der Anderen.

 Jedes neue Haus, jede neue Wohnung, die in Spanien gebaut und an Menschen verkauft wurde, die niemals in der Lage waren, diese zu bezahlen, brauchte eine neue Küche, neue kühlschränke, neue Herde, Lampen, Möbel und die lieferte Deutschland allzu gern. In Griechenland fuhr man plötzlich deutsche Autos, anstatt Mofa oder Roller. Man schwatzte den Griechm eine Olympiade auf. Die Stadien bauten deutsche Baukonzerne, ebenso wie unnötige Autobahnen und Brücken, deren Maut mittlerweile für die insolventen Automobilbesitzer unbezahlbar ist.

 Die Krise war also nicht nur absehbar, sie weitet sich auch immer noch weiter aus. So hatte Frankreich gegenüber Deutschland, allein im letzten Jahr, ein Handelsbilanzdefizit von 35 Milliarden Euro. Aber anstatt endlich einzusehen, das wir Deutschen so nicht weiter machen können und hier den privaten Konsum anzuheizen durch die Senkung der Mehrwertsteuer und ein paar Jahre die Löhne stärker zu erhöhen als die Produktivität steigt, üben sich unsere Politiker und die Presse weiterhin in verbaler Kraftmeierei.

 Sprüche des überaus inkompetenten, mit dem Amt des Wirtschaftsministers bei weitem überforderten Philipp Rösler, ein Austritt Griechenlands habe seinen Schrecken verloren, und ähnliches dummes Geschwätz von Rainer Brüderle und aus bayrischen Bierzelten, heizen die Wetten in einem entfesselten Finanzmarkt geradezu an. Diese dumme und unbedachten Äusserungen werden dem deutschen Steuerzahler sicher mehrere Millionen kosten.

 Eine Finanzkrise geht man gemeinschaftlich, geschlossen, ruhig, verschwiegen und mit aller Konsequenz an. Hätte Merkel bei den ersten Anzeichen der Schwierigkeiten in die sich die südeuropäischen Eurostaaten, dank tätiger deutschen Mithilfe, hineinmanövrierten, die Führungen der anderen Länder dazu bewegt eine riesige unüberwindbare Firewall um den Euroraum aufzubauen, hätten die internationalen Spekulanten eingesehen, dass es nur zu eigenen Verlusten führen würde, gegen einzelne Staaten oder gar den gesamten Euroraum zu wetten.

 Stattdessen hat Merkel es vorgezogen, ihr eigenes Ego zu stärken. Sie hat hart daran gearbeitet sich als neue Maggie Thatcher zu präsentieren, was ihr letzten Endes den, mit Stolz getragenen, Namen Madame No eingebracht hat. Nachdem sie zunächst jegliche Hilfe für die in Not geratenen Griechen rundweg abgelehnt hatte, musste sie dann doch einsehen, dass die Turbulenzen den gesamten Euroraum und letzten Endes auch Deutschland erfassen würden, wenn man Griechenland nicht beisprang. Sie begann in einer unseeligen Wellenbewegung immer nur so viel Geld zu bewilligen, wie gerade nötig war um die aktuellen Engpässe zu überwinden. Die Spekulanten freute es, strichen ihre Gewinne ein  und begannen sofort, das Rad noch etwas schneller zu drehen.  Gleichzeitig schwächte sie das Land durch ihre destruktive Austeritätspolitik immer mehr und zwang die Griechen in eine beispiellose Abwärtsschraube, die immer wieder neue Schulden generierte.

 Die Spekulanten aber, wurden immer mutiger. Dadurch, dass die geschwätzigen Deutschen immer öfter über eine Ansteckungsgefahr der anderen Mittelmeeranrainer, Italien und Spanien und die beiden westlichste Länder  Europas, Portugal und Irland fabulierten, wurden die Zocker regelrecht eingeladen, nun auch diese Länder unter Feuer zu nehmen.

 Die einzelnen Rettungspakete wurden zunehmend umfangreicher. Das veranlsste unsere Kanzlerin, den nächste kapitalen Fehler zu begehen. Sie dachte öffentlich darüber nach, dass eines Tages der Zeitpunkt gekommen sei, an dem auch Deutschlands Wirtschaftskraft nicht mehr ausreichen würde, um die Finanzmittel aufzubringen die nötig seien, um die „Märkte“ zu beruhigen. Na, wenn’s die eigene Kanzlerin schon sagt, warum sollte Moody’s dann etwas anderes behaupten?

 Die immer wieder so gern zitierten „Märkte“ reagierten dann auch geradezu euphorisch. Die Zinsen für spanische Staatsanleihen stiegen auf astronomische, unbezahlbare 7,5%. Während also Spanien nun voll ins Visier der internationalen Wetter geraten ist, meldet auch Italien deutliche Anzeichen dafür, dass es demnächst unter den europäischen Rettungsschirm schlüpfen muss Erste Regionenb, wie zum Beispiel Sizilien sind bereits zahlungsunfähig, oder stehen kurz davor.

 Wenn man, wie es deutsche Politiker und die ihnen treu ergebene Presse immer wieder tun, den Banken und Hedgefonds nachgerade einbläut: „Wir werden das in Kürze nicht mehr stemmen können, macht nur noch einmal richtig Druck, dann lassen wir die Eurozone auseinanderbrechen und gründen unseren eigenen Verein, den Nordeuro mit den Niederlanden, Luxemburg und Finnland,“ warum sollten diese dann Ruhe geben, so kurz vor ihrem lukrativen Ziel?

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