Donnerstag, 26. Juli 2012

Düsseldorfer Terroristen und deutsche Presse - unvorstellbar dämlich

 Das Düsseldorfer Oberlandesgericht sitzt zum dritten Mal seit 2008 über angeblich islamistische Terroristen zu Gericht. Die „Kofferbomber“, die „Sauerlandzelle“ und nun die “Düsseldorfer Terrorzelle“. Und jedes Mal waren die gefassten Terroristen brandgefährlich und hatten jedesmal vor ein unvorstellbares Blutbad anzurichten. Die Bundesanwaltschaft zog gerne Vergleiche zu den Anschlägen in London und Madrid, bei denen es jeweils mehere Tote und Verletzte zu beklagen gab.

 Aber jedes Mal fielen die angehenden Massenmörder durch eine unglaubliche Dämlichkeit auf. Die Kofferbomber vergassen, dass ein Sprengsatz zur Detonation unbedingt Sauerstoff benötigt. Die Mitglieder der Sauerlandzelle liessen sich vom deutschen Geheimdienst gar ihren Sprengstoff, Wasserstoffperoxid, klauen, obwohl sie offensichtlich wussten, dass sie beschattet wurden. Den Vogel aber schoss die Düsseldorfer Terrorzelle ab. Sie versuchten, das für Zünder verwendete Hexamin, aus Grillanzündern zu gewinnen, die diesen Stoff gar nicht enthielten, sondern nur Parrafin. Dabei hätte es der Suche nach Hexaminhaltigen Grillanzündern und der aufwndigen Gewinnung des Zündstoffs gar nicht bedurft. Hexamin oder  auf deutsch Trockenspiritus kann man ganz leicht aus den in jedem Baumarkt erhältlichen „Esbit Trockenbrennstoff" gewinnen, der zu 80% aus Hexamin besteht.

 Angesichts der Tatsache, dass unter den vier Düsseldorfer Angeklaagten ein Mechatronicstudent und ein Abiturient waren, kommen doch Zweifel auf, dass diese Vier wirklich die brandgefährlichen Terroristen sind, als die sie von der Bundesanwaltschaft bezeichnet werden. Eher verdichtet sich der Verdacht, dass man wieder einmal ein paar nützliche Idioten gebraucht hat, um die deutschen Anti-Terror-Gesetze und die Datenvorratsspeicherung dem deutschen Michel als alternativlos zu präsentieren.

 So beeilte sich der deutsche Innenminister Friedrich (CSU) auch unmittelbar nach der Festnahme von drei der vier Angeklagten in einem Interview mit der „Rheinischen Post“, darauf hinzuweisen,  „dass die Hinweise der Nachrichtendienste nicht zufällig zustande gekommen, sondern auf der systematischen Auswertung rechtstaatlicher Fahndungsmöglikeiten beruhen.“

 Und damit es auch der Blödste versteht, setzt das Onlineportal der Bildzeitung nach und zitiert die Sicherheitsbehörden,  "dass der Zugriff auf die Düsseldorfer Terrorzelle im Aptil nur durch die Massnahmen im Rahmen dieser Gesetze (gemeint sind die Anti-Terror-Gesetze) habe gelingen können". Die Laufzeitverlängerung eben dieser Gesetze stand zu jener Zeit, im Frühjahr 2011, im Focus der öffentlichen Diskussion.

 In diesem Zusammenhang ist auch höchst interressant, wie sich die Angaben über die Tatsache, wie man erstmalig auf die Bombenbastler aufmerksam geworden sei, unterscheiden. Ist es im Mai 2011 noch die systematische Auswertung der Flugdaten, die die Europäer in einem Akt der Unterwerfung, den US-amerikanischen Sicherheitsbehörden überlassen, Innenminister Friedrich: „Von amerikanischer Seite sind wir unter anderem auf das auffällige und ungewöhnliche Reiseverhalten der Verdächtigen hingewiesen worden“, so weiss Spiegel online gestern zu berichten: „Auf die Spur der mutmaßlichen Terroristen kamen die Ermittler nach eigenen Angaben durch einen Informanten aus dem Umfeld von Al-Qaida im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet“. Man nimmts eben, wie man’s gerade braucht.

 Wie wenig man gegen die vier spinnerten Islamisten wirklich in der Hand hat, zeigt die Anklageschrift. Die Bundesanwaltschaft verzichtet auf eine Anklage wegen Mord oder Totschlag und bezichtigt die Vier nur der Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung und diverser Betrügereien, die sie begangen haben sollen um sich Geld für ihre Pläne zu verschaffen.

 Völlig fasziniert, allerdings ist der bundesdeutsche Blätterwald von den angeblich engen Beziehungen des Hauptangeklagten, El-Kebir, zu höchsten Stellen des Al Quaida Netzwerkes. So schreibt das Zentralorgan der Grünen, die taz, am 21.07.2012: „Das gab es in Deutschland noch nie. Hintermänner sollen die Al-Qaida-Scheichs Atiyatallah al-Libi und Younis al-Mauretani gewesen sein,.“ Und das Onlineportal des Stern weiss bereits am 4. Mai von einer direkten Beziehung zum ehemaligen personifizierten Bösen, Osama bin Laden: „Von Januar bis Mai 2010 war er (El-Kebir) im Ausbildungslager von al Kaida in Waziristan, leistete dort einen Treueeid gegenüber dem mittlerweile verstorbenen Atijatallah al-Libi. Der stets ernst dreinblickende Scheich war damals Operationschef der Terror-Organisation, hatte als einziger direkten Zugang zu Osama bin Laden“.

 Der Stern ist es auch, der selbst aus dem Nichts noch eine Zeile schinden kann. So berichtet er, über den Zeitraum in dem der Angeklagte Amid C. versuchte, ins pakistanische Grenzgebiet in ein islamistisches Trainingscamp zu gelangen: „In der Schule fehlte der Deutsch-Iraner während dieses Trips unentschuldigt“. Dieser Schlingel!

 Auch über die tiefgehenden Erkenntnisse, die deutsche Sicherheitskräfte während der Beobachtung der vier dämlichen Möchtegernterroristen sammelten, weiss der Stern intime Details: „Als El-Kebir am 14. April 2011 seine "Nachricht an Shaikh Atijatallah" abschickte, beobachteten Observationskräfte, wie C. schräg hinter dem Zellen-Boss im Internet-Cafe saß. Beide blickten völlig vertieft auf den Bildschirm vor ihnen“.

 Diese Zumutung journalistischen Schaffens, verfasst von Johannes Gunst (ein Namen, den man schnell wieder vergessen sollte), betitelt der Stern übrigens: „Details, die tief blicken lassen“. In der Tat, dem ist so.

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