Freitag, 24. August 2012

Gertrud Höhlers Buch "Die Patin" - Das System Merkel reagiert wie die "Ehrenwerte Gesellschaft"

Nun kann man ja über Gertrud Höhler sicherlich geteilter Meinung sein, aber was da nach der Vorstellung ihres Buches „Die Patin“ von der veröffentlichten Meinung an Schmutz ausgegossen wird spricht schon Bände. Sicherlich muss ein grober Klotz, und ein solcher ist ihr Buch mit seinen oftmals überspitzten Formulierungen, auch einen groben Keil aushalten können. Viele der Kritiker, die jetzt zum Teil vor persönlichen Beschimpfungen nicht zurückschrecken, hätte ich mir so aufgebracht und entsetzt gewünscht, als vor ein paar Jahren an die Öffentlichkeit kam, dass Frau Höhler in einer ihrer Häuser ein Wahlkampfbüro der NPD zum Mieter hatte.

 Aber die wütenden Kommentare auf dieses Buch sind wie eine Bestätigung für die  Existenz des Systems Merkel. Die Kritiken lesen sich wie die Reaktion einer ganzen Kaste, die sich ertappt fühlt. Die Journalisten, die Politiker, sie alle, die in den Hinterzimmern der Berliner Clubs, Cafés und den wohltemperierten Etablissements der Lobbyisten diese Republik verwalten und unter sich aufteilen, fühlen sich ertappt von einer, die doch einmal zu ihnen gehört hat. Eine, die von Ihnen bis vor Kurzem noch hoch geschätzt war. In den Hochschulrat der Uni Paderborn wurde sie gewählt. Ein gern gesehener Gast bei den diversen Talkshows, in denen sie uns als Expertin zu fast jedem Thema verkauft wurde. Ihr wurde jede Extravaganz, jede Aroganz verziehen. Es war geradezu so, dass von ihr erwartet wurde, dass sie anderen Diskussionsteilnehmern das Wort abschnitt, dass sie mit der Eitelkeit der scheinbaren geistigen Überlegenheit ihrem Gegenüber, ganz einfach den Intellekt bestritt, mit ihr auf einer Stufe stehend, zu diskutieren.

 Jetzt aber hat Höhler den grössten aller Fehler begeangen, den man in einer geschlossenen Gesellschaft begehen kann. Sie plaudert über die „Ehrenwerte Gesellschaft“ derjenigen, die nicht nur  den Grundkonsens dieser, der Merkelschen Republik, als alternativlos betrachten, sondern vor allem sich selbst, die Edelfedern des Spiegel, des Stern, der FAZ, Welt, Süddeutsche, WAZ, der Rundfunk- und Fernsehanstalten. Denn wenn sie die Machtfülle und Alternativlosigkeit Merkels kritisiert, dann kritisiert sie in einem noch grösserem Masse diejenigen, die die diese Machtfülle und Alternativlosigkeit aus Bequemlichkeit oder mangelndem demokatischen Verständnisses erst haben geschehen lassen. Die Kritik Höhlers ist nicht so sehr eine Kritik an der Kanzlerin, sondern an denen, die dieser Kanzlerin huldigen, statt ihre Amtsführung, wie es guter Brauch in einer Demokratie ist, zu allererst kritisch zu betrachten.

 Höhlers Buch hat einen Mechanismus der Ablehnung ausgelöst, den man sich bei den rassistischen Ausdünstungen eines Thilo Sarazin gewünscht hätte. Aber dessen haltlosen, völlig sinnfreien Thesen wurden von allen Seiten beleuchtet, analysiert, von den unverzichtbaren Experten bis aufs letzte I-Tüpfelchen abgeklopft, ob nicht doch noch irgendwo eine versteckte Wahrheit zu finden sei. Aber bei diesem menschenverachtendem Buch ging es ja nur um eine, im wahrsten Sinne des Wortes, sprachlose Minderheit, die zu diffamieren und verächtlich zu machen schliesslich gute Tradition unserer Medien seit der Hartz-Gesetzgebung ist.

 Es geht mir nicht um Gertrud Höhler, diese erzkonservative, geltungssüchtige Vertreterin des räuberischen Bankensystems, für die ich nicht einmal unter grössten Mühen, Mitleid aufbringen kann. Es geht um die Verkommenheit der Spitzen unserer Gesellschaft, um die sich selbst so nennenden Eliten und es gaht darum, wie sie mit ihren Kritikern umgehen. Eine Umgamgsweise, die jeder Sachlichkeit entbehrt, sondern die persönlich verletzend ist und die selbst vor einer Vernichtung der Person keinen Halt macht.

 Das hat Oskar Lafontaine erfahren müssen, den man einen Populisten geschimpft hat, dem man vorgeworfen hat, er führe einen persönlichen Rachefeldzug gegen die SPD, dem man Detektive auf den Hals gehetzt hat um sein persönliches Umfeld auszuspionieren. Das hat Grgor Gysi erfahren müssen, dem man immer wieder, ohne auch nur den Hauch eines Beweises zu haben, vorgeworfen hat, er sei informeller Mitarbeiter der Stasi gewesen. Das hat Adrea Ypsilantie erfahren müssen, die man persönlich verunglimpft hat, und deren Regierungsbildung in Hessen geradezu mit konspirativen Methoden hintertrieben wurde.  Und das hat nicht zuletzt Jürgen Todenhöfer in den letzten Wochen erfahren müssen, der sich erdreistete, entgegen der gängigen Kriegspropaganda deutscher Medien, mit Syriens Präsident Bashar al Assad ein vorurteilfreies Interview zu führen.

 Dabei gäbe es genug Kritikpunkte am System Merkel mit denen sich die Presse befassen müsste, nähme sie ihren, immer wieder reklamierten Status, als vierte Gewalt in der Bundesrebublik Deutschland wahr. Keiner Regierung vor den zwei von Merkel geführten, wurde so oft vom Bundesverfassungsgericht auf die Finger geklopft. Nehmen wir nur der Umgang mit dem Wahlgesetz. Vom obersten deutschen Gericht als verfassungswidrig erkannt, wurde der Politik aufgegeben, innerhalb dreier Jahre ein neues, dem Grundgesetz gerecht werdendes Gestz zu beschliessen. Die Regierung Merkel und die sie tragenden Parteien CDU/CSU und FDP liessen diesen Termin ungerührt verstreichen und verabschiedeten dann ein Gesetz, das die Beanstandungen des Verfassungsgerichts am alten Text, völlig unrücksichtig ließ. Das Bundesverfassungsgericht kassierte auch dieses Gesetz.

 Ein Aufschrei der Entrüstung hätte durch den Blätterwald gehen müssen. Aber Deutschlands Journalisten behandelten diesen, klar gegen das Grundgesetz gerichteten, unfreundlichen Akt Merkels, als lässliche Sünde. Jedem aufmerksamen Beobachter musste spätestens zu dem Zeitpunkt klar werden, welchen Stellenwert bei den deutschen Eliten noch die demokratische Grundordnung hat, wenn die Keimzelle jeder Demokratie, die Wahl seiner Vertreter im Parlament, durch den Souverän, den Bürger, dermassen missachtet wird.

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