Samstag, 11. August 2012

Ökonomische Angebotstheorie, widerlegt anhand von Bratwürstchen

 Ein ernstes Thema, betrachtet mit einem                 Augenzwinkern.


 "Alle Marktteilnehmer verhalten sich rational", so sagen die neoliberalen, angbotsorientierten Ökonomen. Deshalb lehnen sie auch jede Einmischung des Staates, wie etwa Beschäftigungsprogramme oder eine progressive Geldmarktpolitik der Nationalbanken, zur Marktregulierung ab.

 Die Ideologie ist folgende: Alle Marktteilnehmer entscheiden beim Abschluss eines Geschäftes ausschliesslichrational, also danach, ob der Preis der Ware angemessen ist, ob sie von guter Qualität ist und ob sie dem Käufer von Nutzen ist. Wobei die Ökologen als letztlich entscheidendes Kriterium den Preis ansehen. "Stimmt der Preis, lässt sich alles verkaufen"

 Ich saß in einem Strassencafé in einer mitteldeutschen Kleinstadt. Vor mir der Marktplatz, auf dem mehrere Stände für das Stadtfestes aufgebaut waren, als mein Blick auf einen Bratwurstverkäufer viel, vor dessen Bude sich eine lange Schlange gebildet hatte. Für 2,50 Euro gab es eine Wurst, mit Senf in einem aufgeschnittenen Brötchen.

 Wenn der Lehrsatz der Ökonomen stimmen sollte, dann musste diese Wurst allen anderen angebotenen Speisen auf dem Platz in Qualität, Nutzen für den Käufer und vor allen Dingen im Preis-Leistungs-Verhältnis, bei weitem überlegen sein.

 Wie ist es bestellt mit dem Nutzen einer Bratwurst. Zweifellos, soll sie satt machen und bekömmlich sein. Sie soll von guter Qualität sein, also aus besten Zutaten hergestellt sein, ebenso wie Brötchen und Senf, und sie soll zu einem angemessenen Preis verkauft werden.

 Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass eine Bratwurst allein, selten restlos sättigt. Sie liegt dem Esser höchstens schwer im Magen, was zweifellos, nicht das Gleiche ist.

 Womit wir gleich bei der Qualität der angebotenen Ware sind. Ohne jetzt im speziellen auf die Qualität der vor mir auf dem Marktplatz angebotenen Wurst einzugehen, eine Bratwurst besteht im wesentlichen aus Schweinefleisch, Fett, einer Haut aus Schafsdärmen, Gewürzen, Pökelsalz und Phosphor. Einmal abgesehen von dem hochgefährlichen Phosphor, der zur Selbstentzündung neigt, sind auch die anderen Zutaten, zumindest schwer verdaulich und schon gar nicht gesund.

 Um so mehr verwundert es, dass vor der Bude zum grossen Teil stark Übergewichtige und Rentner anstehen. Würden sich diese ausschliesslich rational verhalten, so würden sie um eine Bratwurstbude einen grossen Bogen machen. Für Übergewichtige sind Schweinefleisch und Fett das reinste Gift und bei älteren Menschen sorgt so eine Bratwurst, durch eine oftmals im Alter nicht mehr so rege Tätigkeit von Leber und Galle für stundenlanges Unwohlsein.

 Kommen wir nun in unserer kleinen Betrachtung zum Preis der angebotenen Ware. Aus Sicht eines Ökonomen spielen Funktionalität und Qualität eines Produktes eher eine untergeordnete Rolle, wenn der Preis angemessen ist.

 Wenn ich, beispielsweise, daheim ein bis zwei Bilder aufhängen will und muss dafür ein bis zwei Stahlstifte in die Wand schlagen, aber keinen Hammer besitze, so gehe ich in den Baumarkt. Dort gibt es eine gewaltige Auswahl von Hämmern, in verschiedenen Gewichts- und Qualitätsklassen, zu ganz unterschiedlichen Preisen. Ich könnte gut und gerne für einen Hammer bester Qualität über fünfzig Euro ausgeben. Da ich aber kein Heimwerker bin und ich ausschliesslich diese zwei Stahlstifte in die Wand schlagen will, orientiere ich mich am unteren Preissegment. Mir ist es schliesslich egal, ob der Stiel des Hammers nach zweihundert Schlägen bricht oder erst nach zweihunderttausend. Das heisst, soweit der Hammer in der Lage ist,  zwei Stahlstifte in eine gewöhnliche Wohnungswand zu schlagen, ist mir jedes Mehr an Funktion und Qualität egal. Das einzig entscheidende Kriterium ist der Preis. Ich kann also zum Billigprodukt zu 2,50 Euro greifen.

 Kommen wir zurück zu der auf dem Marktplatz angebotenen Bratwurst. Hätten die Ökonomen Recht und die Marktteilnehmer würden ausschliesslich rational handeln, so müsste der Preis der angebotenen Ware bei der geringen Funktionalität und solch geringer Qualität unschlagbar günstig sein. das ist allerdings keineswegs der Fall. Der Warenwert von Wurst, durch chemische Triebmittel aufgeblasenem Brötchen und durch reichlich Konservierungsstoff haltbar gemachter gelber Creme, genannt Senf, liegt bei, grosszügig geschaätzt, 70 Cent. Nimmt man nun Arbeitszeit, Holzkohle und Standgebühr hinzu, so kommt man bestenfalls auf 1,50 Euro Kosten. Der Preis der angebotenen Bratwurst von 2,50 Euro ist also keineswegs günstig, sonder überteuert.

 Der Einwand, da es nur einen Anbieter von Bratwurst auf dem Markt gebe, besitze dieserr eine Monopolstellung geht in die Irre. Rund um den Patz gibt es drei Bäckereien, einen Fleischer, eine Dönerbude und eine Pizzaria, die Restaurants spielen in einer anderen Liga und bleiben unberücksichtig. Auf dem Platz werden noch Spiessbraten, Flammkuchen, Champions und Folienkartoffeln angeboten. Ausserdem bietet noch ein Obsthändler Früchte aus der ganzen Welt an.

 Wegen der unzureichenden Qualität und Funktionalität der Bratwurst, müsste ein ausschliesslich rational handelnder Hungriger, bei durchaus vergleichbaren Preisen, zu einem der anderen Speisen greifen.

 Wir sehen, zumindest beim Verbraucher, einem der Wichtigsten im Markt handelnden ist es mit der Rationalität der Kaufentscheidung nicht weit her. Trotzdem beharren fast alle führenden Ökonomen auf der Lehre der Angebotstheorie. Das gesamte Handeln unserer politischen Eliten richtet sich an dieser Lehre aus. Unser kleines Beispiel zeigt, wie falsch diese, zum Gesetz erhobene, These ist. Und sage keiner, das Beispiel Bratwurst könne keinsewgs exemplarisch für das Handeln an den Märkten gesehen werden. Die Märkte bestehen letztendlich ausschliesslich aus solchen kleinen, unscheinbaren Geschäften.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen