Mittwoch, 1. August 2012

Wofür braucht Qatar 200 Kampfpanzer Leopard II?

 Das Emirat Bahrain, so steht zu lesen, hat Interesse an 200 Panzern vom Type Leopard 2 bekundet. Das Land, das wie ein Wurmfortsatz der arabischen Halbinsel in den persischen Golf ragt, ist mit einer Fläche von ca. 11.600 qkm um ein Drittel kleiner als Schleswig-Holstein und hat mit etwa 1,7 Mio. etwas mehr als doppelt so viele Einwohnern, als unser nördlichstes Bundesland. Allerdings hat nur ein verschwindend kleiner Teil der Bevölkerung die qatarische Staatsangehörigkeit.

 Nur 250.000 Menschen sind Qatarer und nur sie sind in Besitz aller Privilegien und Rechte. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung sind weitgehend rechtlose Fremdarbeiter, hauptsächlich aus Indien und Pakistan. Das Landwird beherrscht durch eine absolute Monarchie. Grundlage allen Rechts ist die Scharia und der archaische sunnitische Wahabismus ist Staatsreligion.

 Das Heer Qatars zählt laut Wikipedia 8500 Mann. Davon sind 70% Söldner, die wiederum laut Wikipedia aus zwanzig verschiedenen Nationen stammen. Würden die Panzer geliefert, könnten sich rein rechnerisch 42 Soldaten einen Panzer teilen. Zum Vergleich, die Waffengattung Heer der Bundeswehr zählt 71.000 Soldaten und verfügt über ca. 250 Leopard 2 Panzer.

 Diese wenigen Zahlen machen den ganzen Wahnsinn dieses Waffengeschäftes deutlich. Qatar hat überhaupt nicht genügend Soldaten um 200 Panzer zu besetzen und zu warten. Dazu kommt, dass das Land nur eine kurze Grenze zu verteidigen hat und zwar zum befreundeten Saudi-Arabien.

 Was also will der Emir von Qatar mit einer solchen Anzahl hochmodernen Kriegsgeräts? Zunächst einmal wohl, sich die 44 fache Überzahl gegenüber der eigene Bevölkerung, der, zumeist rechtlosen, Fremdarbeiter  vom Leibe halten. Zum anderen strebt der Herrscher eine führende Rolle Qatars in der gesamten Region an. So hat er die islamistischen Rebellen gegen Gaddafi in Libyen nicht nur mit Geld und Waffen unterstützt, sondern auch mit eigenen Kampfjets aktiv in den Krieg eingegriffen. Auch in Syrien werden die sunnitischen Rebellen von Qatar aktiv durch die Lieferung modernster Waffentechniken unterstützt.

 Dabei geriert sich Qatar als treuer Verbündeter des Westens. Und das dürfte wohl auch einer der Hauptgründe der Bundesregierung sein, dieses Geschäft mit Qatar zu machen. 200 Leopard 2 Kampfpanzer für Qatar und noch einmal 270 für Saudi-Arabien sind eine gewaltige Drohkulisse und sollen die Region unter dem eisernen Griff des Westens halten. Ausserdem verfügt Qatar über riesige Öl und Gasvorkommen. Da spielen Demokratie, Freiheit und Menschrechte keine Rolle.

 Aber diese Panzerlieferungen sind auch ein glänzendes Geschäft für die Herstellerfirma Kraus-Maffei-Wegmann. Die Bundesregierung argumentiert, nach den rigorosen Sparprogrammen der europäischen Staaten im Rüstungsbereich, nach dem Untergang der Sowjetunion, benötige die deutsche Rüstungsindustrie unbedingt diese Aufträge, zum Erhalt der Arbeitsplätze und zur Weiterentwicklung des eigenen Know-Hows in der Waffentechnik.

 Dabei ist die Waffenherstellung ökonomisch ein absoluter Schwachsinn. Waffen sind zu nichts Nutze. Alles Material, jegliche Arbeitskraft, die für den Bau eines Leopards aufgebracht wurde, ist ein für alle Mal vergeudet und verloren. Ein Panzer produziert nichts, wie zum Beispiel eine Werkzeugmaschine, hilft nicht bei der Entwicklung der Infrastruktur eines Landes, wie zum Beispiel eine Brücke, transportiert keine Waren, wie ein Lastkraftwagen ein Eisenbahnwaggon oder ein Schiff und er hilft nicht bei der Produktion von Nahrungsmitteln wie ein Traktor, Mähdrescher oder Pflug.

 Ein Panzer wird im besten Fall 20 - 25 Jahre gehegt und gepflegt, ab und zu hervorgeholt und bei Paraden vorgeführt und dann ducrch ein moderneres Gerät ersetzt und verschrottet. Im weitaus schlimmeren Fall wird er eingesetzt um zu zerstören. Dann tötet er nicht nur Menschen, sondern er zerstört auch Maschinen, Brücken, Lastkraftwagen, Eisenbahnwaggons, Schiffe, Traktoren, Mähdrescher und Pflüge.

 Der Leopard, das sind nackt, also ohne zusätzliche Ausrüstung 62 Tonnen besten Stahls. Sein 12 Zylinder-Motor hat bei einem Hubraum von 47,6 Litern eine Leistung von 1.500 PS. Dabei verbraucht er für 100 Kilometer 340 Liter Treibstoff auf der Strasse und sogar 530 Liter im Gelände.

 Wieviele Brücken könnten in der dritten Welt gebaut werden mit dem Stahl, der für die Panzerproduktion aufgewand wird? Wieviele Traktoren und landwirtschaftliche Geräte könnte man herstellen um damit das Land wirtschaftlich zu beackern, wo den Bauern jetzt nur ein hölzerner Hakenpflug zur Verfügung steht? Wieviel Strom und Wärme könnte ein Motor des Leopard 2 in einem Blockheizkraftwerk liefern? Er könnte Pumpen antreiben Lokomotiven und Schiffe.

 Es fehlt nur der Wille. Kein Arbeitsplatz muss vernichtet werden. Die Arbeitskraft der Menschen müsste nur für sinnvolle Produkte eingesetzt werden und sie würde den Menschen ihr Leben erleichtern, statt es zu zerstören.

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