Donnerstag, 6. September 2012

Schon merkwürdig: Insolvenzverwalter Geiwitz schwärmt vom Unternehmertum Anton Scleckers

 Man reibt sich verwundert die Augen. Anton Schlecker ist insolvent Seine Tochter Meike hat in einer Pressekonferenz Anfang des Jahres schon tränenreich erklärt, es sei nichts mehr da, vom Vermögen der Familie Schlecker und plötzlich muss man lesen, die Familie habe die Villa, die in die Konkursmasse eingeflossen war für, hier variieren die Angaben zwischen 2 und 20 Millionen Euro zurück gekauft. Egal wieviel die Trutzburg in Ehingen nun wirklich Wert ist, der Betrag soll wohl irgendwo zwischen den 2 und 20 Millionen liegen, scheint der Begriff „nichts“, doch ein sehr dehnbarer zu sein.

 Entscheidend, bei einer Reihe von Nullen, ist die Zahl davor. Bei den 22.000 Gläubigern, so gab Insolvenzverwalter Geiwitz bekannt, gibt es keine Zahl vor der stattlichen Anzahl von Nullen. Die sehen nämlich, nach Stand der Dinge, nichts wieder von ihren Forderungen. Dazu zählen auch die Beitragszahler der Arbeitslosenversicherung, also alle Arbeitnehmer, ausser den Beamten. Bei der Arbeitslosenversicherung steht Anton Schlecker nämlich noch mit, wie Experten vermuten, ca. 100 bis 200 Millionen in der Kreide.

 Auch leer ausgehen alle ehemaligen Mitarbeiter, die gegn ihre Kündigung geklagt haben. Selbst wenn sie ihre Kündigungsschutzklagen gewinnen, bleibt ihnen nur die Genugtuung im Recht gewesen zu sein, und eine saftige Rechnung von Gericht und Anwalt, denn die erste Instanz in solchen Verfahren bezahlen zu je der Hälfte Gewinner und Verlierer.

 Insolvenzverwalter Geiwitz findet das durchaus akzeptabel, kann er das Arbeitsrecht, dass jedem Arbeitnehmer garantiert, rechtlich gegen eine Kündigung vorzugehen, sowieso nicht nachvollziehen: „In Situationen, bei denen es um alles oder nichts geht,wäre ein sanierungsfreundlicheres Arbeitsrecht sinnvoll.“ Soll heissen Arbeitnehmerrechte werden von der Kassenlage bestimmt. Hat der Unternehmer, wie im Fall Schlecker, die Kasse leer geräumt, hat er die Arbeitnehmerrechte auch gleich mitgenommen.

 Mit Pleitegeier Anton Schlecker hat Geiwitz da schon erheblich mehr Verständnis: „Er war sicher beratungsresistent. Aber wenn man frühere Vermögenswerte betrachtet, hat er das meiste Geld durch die Insolvenz verloren.“ Wie bitte? Das meiste Geld verloren? So wie ich das Gesetz kenne, haftet ein Einzelunternehmer mit seinem gesamten Vermögen und nicht nur mit dem meisten davon. Es sieht so aus, als wisse Geiwitz noch von erheblichen Vermögenswerten, die er aber Anton Schlecker belassen will. Hiess es doch noch im letzten Jahr, Schlecker sei ein paar Milliarden schwer. Eine belastbare Überprüfung, des noch vorhandenen Vermögens in den Händen Schleckers, lehnt Geiwitz scheinbar ab: „Wir können dem Schuldner aber nicht unters Kopfkissen gucken.“

 Jeder kleine Handwerker, der von seinen Auftraggebern nicht bezahlt wird, und deswegen Konkurs anmelden muss, jeder Bürger, der sein Eigenheim nicht mehr bezahlen kann, oder der den Überblick über seine diversen Ratenverträge verloren hat und deshalb Privatinsolvenz anmeldet, muss sich bis auf das letzte Hemd ausziehen, um nachzuweisen, dass sich wirklich nichts Verwertbares mehr in seinem Besitz befindet. Aber bei einem Millionenbankrotteur, da bricht es dem Insolvenzverwalter das Herz, dass der das meiste verloren hat, im Verhältnis zu den Milliarden, wohlgemerkt, die er angeblich einmal besessen hat.

 Geiwitz fährt fort, Schlecker habe darüber hinaus sehr viel Geld in die Firma gesteckt, als es schon bergab ging. Und Geiwitz erklimmt den Gipfel der Unverschämtheit, wenn er Schlecker als unternehmerische Lichtgestalt darstellt: „So viel Unternehmertum muss man erst mal zeigen.“

 Weiß der Mann überhaupt noch, wovon er spricht? Als Einzelunternehmer wäre das Geld doch sowieso weg gewesen, im falle eines Konkurses. Schlecker durfte doch schon eine lange Zeit gar kein Vermögen mehr übertragen. Also hat er den grösseren Teil seines Vermögens geopfert, um einen, immer noch recht beachtlichen, Betrag zu retten. Während er den Konkurs seines Unternehmens herauszögerte, indem er immer wieder mit Summen aus seiner Privarschtulle zuschoss, bezahlte er dem Logistikunternehmen und der Leiharbeitsfirma seiner Kinder weit überhöhte Rechnungen und gewährte seiner Frau ein fürstliches Gehalt von 60.000 Euro im Monat.

 So schaffte er einen Teil seines Vermögens auf die Seite, und ging gegenüber seinen Lieferanten, Vermietern und Handwerkern Verpflichtungen ein, von denen er wusste, dass er sie nie bezahlen würde. Wenn dass das Unternehmertum ist, von dem Geiwitz so schwärmt, dann erklärt sich so manches im Deutschland des Jahres 2012.

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