Dienstag, 30. Oktober 2012

Der Kandidat Steinbrück - Ohne Fehl und Tadel?

 Nun ist es öffentlich. Peer Steinbrück, der Kanzlerkandidat hat siene Nebenverdienste offen gelegt. Ein und eine Viertel Million Euro, hat der Abgeordnete Steinbrück neben seiner Parlamentsarbeit verdient. Dafür hat er 89 Vorträge gehalten. Nein, Interessenkonflikte habe es keine gegeben. Schliesslich, so Steinbrück, habe er seinen Hauptkunden, den Banken, nicht nach dem Munde geredet, sondern den Herren des Geldes ordentlich die Leviten gelesen. Na, dann ist ja alles gut, so könnte man meinen. Das der Kandidat zwei Vorträge, also 30.000 Euro Einnahmen vergass beim Bundestagspräsidenten anzugeben, erscheint den meisten Beobachtern eine eher lässliche Verfehlung zu sein.

 Eine Frage bleibt allerdings nach wie vor unbeantwortet: Warum ist den Auftraggebern der Vortrag eines einfachen Bundestagsabgeordneten 15.000 Euro wert? Sicher war es nicht der einfache Abgeordnete Steinbrück, der hier entlohnt wurde. Vielmehr war es der Bankenretter Steinbrück, dem man sich verpflichtet fühlte. In der Ehrenwerten Gesellschaft bleibt keiner unvergessen zurück. Und so liess sich Steinbrück nur entlohnen, für dass, was er in der Bankenkrise 2008/2009 für die Finanzmafia getan hatte.

 Was sind schon 1,25 Millionen Euro an Honoraren, wenn allein die Hypo Real Estat für über hundert Milliarden Euro aus Steuermitteln gerettet wurde, wenn die Commerzbank für den Einstieg der Bundesrepublik als Hauptaktionär 15 Milliarden Euro mehr erhielt, als die, dafür erhaltene Aktienmehrheit wert war? Bis jetzt hat die Commerzbank übrigens keinen Cent Dividende gezahlt, weil Steinbrück darauf grosszügig verzichtet hat.

 Nein, einen Interessenkonflikt hat es für den Kandidaten Steinbrück nicht gegeben. Konnte es gar nicht geben, denn die Interessen der Bürger der Bundesrepublik Deutschland hatte der Kandidat längst an die Bankster verraten. Nun war es an ihnen, etwas zurückzugeben, Ganovenehre eben.

 Was allerdings ist mit dem Arbeitnehmer Steinbrück, dem von den Wählern ins Parlament entsandten Abgeordneten Steinbrück? Hat der Abgeordnete Steinbrück für die knapp 40.000 Euro monatlich, die es den deutschen Steuerzahlern wert ist, damit ihre Interessen, von dem, von ihnen gewählten Abgeordneten, unter Einsatz aller seiner Kräfte, vertreten werden, wirklich alle seine Kräfte diesem deutschen Volk gewidmet?

 Der Kandidat Steinbrück sagt, ja, das habe er getan. Er sei 2009 und 2010 nur an sieben Sitzungstagen nicht im Plenum des Bundestages gewesen, an denen namentliche Abstimmungen anstanden. 2011 sei er immer anwesend gewesen. Im Übrigen sage Abwesenheit im Plenum nichts über "politische Präsenz" aus.

 Das hat er sich fein zurecht gelegt, der Kandidat Steinbrück. Weiss er doch, dass es den Bürgern nur anhand des veröffentlichen Abstimmungsverhaltens bei namentlichen Abstimmungen möglich ist nachzuprüfen, ob ein Abgeordneter an diesem Tag im Parlament war oder nicht. Wenn er also sagt, er habe nur an sieben namentlichen Abstimmungen nicht teilgenommen, so sagt das überhaupt nichts über die Präsenz des Abgeordneten Steinbrück im Bundestag aus.

 Man weiss nicht an wievielen Sizungen des Plenums er teilgenommen hat, geschweige denn wieviel Ausschusssitzungen er geschwänzt hat. Steinbrück klärt auch nicht darüber auf, wieviel seiner, von den Steuerzahlern recht üppig alimentierten, Arbeitszeit er für die Vorbereitung seiner Vorträge aufgewandt hat. Wieviele Stunden hat er das von der Öffentlichkeit finanzierte Büro, die Computer Telefone, Kopierer genutzt? Welche Arbeiten haben wie lange seine wissenschaftlichen Assistenten, seine Hilfskräfte auf Staatskosten an seinen Vorträgen gearbeitet?

 Fragen, die anscheinend niemanden interessieren. Mich allerdings interessieren sie, weil von mir als Arbeitnehmer, zu Recht, verlangt wird, dass ich für mein kümmerliches Gehalt, alle meine Kraft für meinen Arbeitgeber einzusetzen habe. Mir wird sogar vorgeschrieben was ich in meiner Freizeit zu tun habe. Da muss ich alles daransetzen, meine Arbeitskraft wieder herzustellen. Kein Nebenjob, kein zusätzlicher Urlaubsjob ist mir erlaubt, wenn mein Arbeitgeber nicht damit einverstanden ist. Sollte ich gar Firmeneigentum für meine Nebentätigkeiten zweckentfremden, oder gar Kollegen dazu missbrauchen für mich zu arbeiten, zieht das eine sofortige, fristlose Kündigung nach sich.

 Der Arbeitnehmer Steinbrück, der seine Arbeit massenhaft geschwänzt hat, der Geräte in Firmeneigentum für private Zwecke missbraucht hat, der ihm unterstellte Hilfskräfte für seine eigenen Zwecke eingesetzt hat, und der sich für Gefälligkeiten, Dritten gegenüber, nachträglich honorieren liess, bewirbt sich jetzt für den Posten des Vorstandsvorsitzenden.

 Für Staaten, in denen so etwas möglich ist, gibt es einen, wenig schmeichelhaften Namen: Bananenrepublik!

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