Freitag, 28. Dezember 2012

Steinbrück im Sumpf der Honorare - Ein Kanzlerkandidat wird zerlegt

 Bescheiden ist er ja der ehemalige Herr Finanzminister und jetzige SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Nur fünfzehntausend Euro kassierte er für einen seiner inhaltsleeren Vorträge, von der Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer LLP.  Das ist nicht einmal ein Prozent des Honorars, das Steinbrücks Finanzministerium an die Kanzlei zahlte für deren Dienste während der Bankenkrise. Damals erhielten Freshfields Bruckhaus Deringer LLP 1,8 Millionen Euro für ihre Mitarbeit an zwei Gesetzen und einer Verordnung zur Bankenkrise. Die Vergütung von 15.000 Euro ist weniger als 1 % dieses Honorars.

 Allerdings scheinen die Banken mit der Arbeit der Anwälte von Freshfields Bruckhaus Deringer LLP so zufrieden gewesen zu sein, dass sie Auftraggeber Steinbrück in seiner Zeit als einfacher Bundestagsabgeordneter mit Vortragsanfragen förmlich bombadierten. 33 Vorträge zu den verschiedensten Anlässen und Themen hielt Vortragsreisender Steinbrück bei Banken und Sparkassen. 32 davon zum Steinbrück-Einheitspreis von 15.000 Euro und einen, anlässlich des „Covered Bond Day“ bei der DZ Bank zu 18.000 Euro. Zusammen mit dem Freshfield Honorar kommt der ehemalige Herr Finanzminister auf ein Dankeshonorar von 513.000 Euro. Das sind dann allerdings schon 28,5 % von 1,8 Millionen.

 Nun will ich hier auf keinen Fall behaupten, dass Steinbrück seine Vortragshonorare als Bezahlung für erwiesene Dienste als Finanzminister eingefordert hat. Nein, einzig und allein die Dankbarkeit der Finanzbranche soll hier gebührend herausgearbeitet werden.

 Aber nicht nur das Verhalten der Finanzbranche und die unglaublich grossen Taschen des selbst ernannten Finanzfachmannes und Bankenretters Steinbrück sind ein Skandal. Auch die Presse hat jahrelang geschwiegen. Niemand der Herren Qualitätsjournalisten konnte etwas daran finden, dass Steinbrück den Sitzungen des Deutschen Bundestages nur noch sehr selten beiwohnte und sein Abgeordnetenbüro nur noch zum Wechseln der Manuscripte, der von seinen Mitarbeitern ausgearbeiteten Vorträge nutzte. Alles war scheinbar in Ordnung, bis Steinbrück als Kanzlerkandidat der SPD vorgestellt wurde. Plötzlich packten die Springerleute ihre Klappspaten aus und gruben reihenweise Leichen aus Steinbrücks Vergangenheit aus.

 Eben noch Finanzfachmann, Retter in der Eurokrise und bestes Pferd im SPD-Stall wurde Steinbrücks Raffsucht skandalisiert. Tage zuvor hatten die gleichen Schreiberlinge der SPD noch eingeredet, wenn es einer schaffen könne gegen Merkel, dann sei es der Heilsbringer Steinbrück. Zutiefst von dem überzeugt, was sie da täglich in den Zeitungen lasen, kürten die zwei Sandkastenmachiavellis Steinbrück und Gabriel den aussichtsreichsten ihrer Troika zum Kanzlerkandidaten.

 Die Springerpresse, der Spiegel und der Stern, die sich spätestens seit der Wahl Merkels zur Kanzlerin, im Jahre 2005, als institutionierten Kanzlermacher verstehen, hatten ihr Ziel erreicht. Sie hatten den Kanzlerkandidaten, den sie brauchten. Die enge Verbindung von Kanzleramt und Springerpresse lässt eine Mitwirkung Merkels bei der Kandidatenkür als nicht ganz unwahrscheinlich erscheinen. So wurde fortan auch immer wieder ein Vergleich Merkels mit Steinbrück hergestellt und dann betont, dass eine solche Verhaltensweise bei Merkel unvorstellbar sei.

 Das Merkel nicht zimperlich ist, wenn es darum geht Gegner aus dem Weg zu räumen, lässt ihre beachtliche Jagdstrecke erkennen, Kohl, Schäuble, Steuber, Merz, Koch, Oettinger, Wulf, Röttgen, sie alle wurden mehr oder weniger rücklinks gemeuchelt. Übrings immer nach dem gleichen Muster:  Die zum Abschuss vorgesehenen Konkurrenten werden von der Presse hochgelobt, wiegen sich in Sicherheit - und werden von jetzt auf gleich von den gleichen Blättern gnadenlos abgeschossen und niedergestreckt. Die Prinzipalin hält sich diskret im Hintergrund, sie geniesst und schweigt.

 Die SPD hingegen wird es nicht mehr lernen. Anstatt ihren eigenen Weg zu gehen, ihre eigene Politik zu machen, ihre eigenen Kandidaten zu benennen, lässt sich die Führung immer wieder Kandidaten unterschieben, die nicht die geringste Chance haben, das Rennen gegen Merkel zu gewinnen. Nach der Riesenblamage mit dem Troll Steinmeier 2005, hätte man eigentlich annehmen können, dass man im Willy-Brandt-Haus dazugelernt hat.

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