Montag, 11. Februar 2013

Das System Bertelsmann: Keine Gewerkschaften, keine Arbeitnehmerrechte, Ausbeutung, Verarmung


 Bei der Schliessung der Tiefdruckerei in Itzehoe hat die "Charitylady" Liz Mohn wieder einmal ihr wahres, ihr hässliches Gesicht gezeigt. Seit Jahren werden die Mitarbeiter in immer neuen Verhandlungsrunden erpresst. Mit der Macht des Geldes hat Bertelsmann Überkapazitäten im Tiefdruck aufgebaut, um durch Dumpingpreise, die nur auf Kosten der Beschäftigten zustande kommen konnten, die Konkurrenz aus dem Markt zu drängen.


Die Eine, Liz Mohn, lässt sich als Charity-Lady feiern, reist durch Deutschland und die Welt im Bestreben bloß keine Promiparty und keine Auszeichnung zu versäumen, so als sei sie süchtig nach Anerkennung. Dabei überzieht sie oftmals bis an die Grenze der Peinlichkeit. Läßt sich für eine Lebensleistung ehren, die einzig in ihrer Phantasie besteht und singt das hohe Lied der Familie. Sie die ihren drei Kindern jahrelang den falschen Mann als Vater unterschob, ein Mann mit dem sie eine Scheinehe führte, während sie längst mit Reinhard Mohn liiert war, der Kinder, Ehemann und Liz selber aushielt, nur um den Schein der Bürgerlichkeit im spiessigen Gütersloh zu wahren.

 Die Andere, Friede Springer, stammt ebenso wie Liz Mohn aus kleinen Verhältnissen und hat ähnlich wie diese, jahrelang ein Doppelleben geführt, als Kindermädchen im Hause Axel Springer und als dessen Geliebte, mit seiner Ehefrau unter einem Dach. Sie wird schliesslich 1978 Springers fünfte Ehefrau. Zu ihrem 70. Geburtstag schenkt sie dem Vorstandschef Mathias Döpfner, ein Aktienpaket im Wert von 70 Millionen Euro. Auch sie hat einen ausgeprägten Hang zu Promipartys, Auszeichnungen und Ehrungen.

 Beiden gemein ist das enge Verhältnis zu Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Besitz von ein paar Milliarden Euro und der Prinovis Druckereien. Wobei die Axel Springer AG die Sperrminorität von 25,1% hält und die Be Printers Group, ein Tochterunternehmen von Bertelsmann 74,9 % besitzt.

 Prinovis, dass sind fünf Tiefdruckdruckereien in Ahrensburg, Dresden, Itzehoe, Nürnberg und Liverpool. Die Druckerei in Itzehoe mit etwa 1.100 Beschäftigten, so haben die beiden milliardenschweren Damen entschieden, soll nun dicht gemacht werden, da sie nicht genug Rendite abwirft. Die soll angeblich nur bei etwa 10 % aus der laufenden Geschäftstätigkeit betragen.

 1.100 Menschen droht die Arbeitslosigkeit in einem sehr strukturschwachen Gebiet. Menschen, die zum grossen Teil schon zehn Jahre und mehr in dem Betrieb arbeiten und aufgrund ihres Alters praktisch nicht mehr in einen anderen Job vermittelbar sind.

 Dem von den beiden Damen für viel Geld engagierten Exekuter, Bertram Stausberg, Vorstandsvorsitzender von Be Printers Group und Prinovis, für die ihr zugedachte kurze Existenz der Firma, lohnte es wohl nicht einen eigenen Vorstand zu berufen, log im NDR-Fernshen tränenreich, der Tag der Verkündung des Aus’ von Itzehoe sei der schwerste seinens Lebens gewesen. Da hatten die Anwesenden der Betriebsversammlung am Mittwoch einen ganz anderen Eindruck. Stausberg sei nicht bereit gewesen Fragen der Mitarbeiter zu beantworten und habe fluchtartig die Versammlung verlassen. Während den Mitarbeitern das Ende ihrer bisherigen Existenz verkündet wurde sollen die Mitglieder der Geschäftsleitung feixend und lachend in der ersten Reihe gesessen haben.

 Das Verhalten der „Nieten im Nadelstreifen“ ist allerdings nicht verwunderlich, wenn man zu Grunde legt, dass am Mittwoch nur ein lange gehegter und nun endlich vollzogener Plan verkündet und in Vollzug gesetzt wurde.

 Offizieller Grund für die Schliessung der Druckerei in Itzehoe sei eine Überkapazität im Bereich des Tiefdrucks, weltweit und da sei man nun einmal machtlos. Diese Aussage stimmt in soweit, als die Umsatzzahlen im Tiefdruck seit einigen Jahren rückläufig sind. Auf riesigen Maschinen werden im Tiefdruckverfahren Printprodukte mit hohen Auflagen, wie Zeitungen, Zeitschriften, Prospekte und Warenhauskataloge hergestellt.

 In die Notizblöcke, Laptops und Mikropne diktierte Stausberg einer kritiklosen Journalie, der Umsatzrückgang und daraus folgend, der dringende Abbau von Überkapazitäten sei unausweichlich und für das Überleben der Prnovis von existenzieller Bedeutung. Schuld an dem Umsatzrückgang sei das Internet und ein dadurch geändertes Verbraucherverhalten. Wenn Manager versagen oder, wie in diesem Fall, eine sauber eingestielte Sauerei verschleiern wollen, dann ist es immer das Internet und der uneinsichtige Verbraucher, die an allem Schuld sind. Dabei handelt es sich hier nur um den letzten, logischen Schritt, hin zu dem Ziel: Arbeitskräfteabbau, Lohndrückerei zur Gewinnmaximierung zweier gieriger, geldgeiler Milliardärinnen, die jedes Mass verloren haben.

 Dabei ist durchaus richtig, dass die Nachfrage nach Printprodukten aus dem Bereich des Tiefdrucks im Laufe der Jahre zurückgegangen ist. Das liegt, auch richtig, zum Teil an dem geänderten Verbraucherverhalten. Anstatt dicke Kataloge zu wälzen werden viele Artikel, besonders im Bereich Mode, Schuhe, Accessiores im Internet ausgesucht und gekauft. Das ist aber ein ganz normaler Vorgang einer technischen Entwicklung, auf die man sich einstellen kann. Die Zeit der grossen Versandhauskataloge ist vorbei, sie hat aber eh nur etwa fünfzig Jahre gedauert.

 Dass aber die grossen Verlage, wie Springer, Gruner und Jahr, die ja zu Bertelsmann gehören, Holtzbrink, Bauer, Burda und wie sie alle heissen, an dem Niedergang des Tiefdrucks ein gerüttelt Mass selbst Schuld haben, wird schamhaft verschwiegen. Sind doch die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage selbst die größten Auftraggeber ihrer Druckereien. Die Auflagen der Druckmedien sind aber in den letzten Jahren, zum Teil drastisch, zurückgegangen. Das liegt allerdings nicht am Internet, wie immer wieder behauptet wird. Das liegt an der immer schlechteren Qualität der Medien.

 Nicht zuletzt Liz Mohn und Friede Springer haben einen eklatanten Rückgang der Qualität der Druckmedien zu verantworten. Um den Profit zu erhöhen wurden Redaktionen ausgedünnt, zusammengelegt, Journalisten derart mies bezahlt, dass sie in den PR-Bereich abwanderten, der Inhalt der Blätter einzig und allein am Interesse der Anzeigenkunden ausgerichtet, eigene Recherche findet praktisch nicht mehr statt. Ein Blick auf Spiegel online und Bild.de und die Themen des Tages sind gesetzt. Dazu noch die fertigen Artikel der Nachrichtenagenturen, ein paar, von den PR-Abteilungen der Unternehmen herausgeschickten Mitteilungen für den Wirtschaftsteil, fertig ist die nächste Ausgabe. Manch eine Zeitung kommt mittlerweile nicht mehr über das Niveau eines Anzeigenblattes hinaus.

 Die Druckereien, angetrieben vom Klassenprimus Bertelsmann/Springer, reagierten auf den Zurückgang der Aufträge nicht etwa mit einer massvollen kontinuierlichen Kapazitätsreduzierung sondern mit einem gnadenlosen Preiskampf. Bei Prinovis, bzw. den Vorgängerorganisationen wurde zudem noch mächtig in Kapazitätsausweitungen investiert, als längst absehbar war, das der Tiefdruck seine beste Zeit bereits hinter sich hatte.

  • 1991 erwarb Gruner und Jahr 60 % des Dresdner Druck und Verlagshauses von der Treuhand.
  • 2005 stockte, jetzt die Arvato, ihren Anteil auf 100 % für 50 Millionen Euro auf.
  • Im gleichen Jahr erweitertere Maul & Belser, eine Tochterfirma der Arvato, ihre Produktion in Nürnberg, um eine neue Produktionshalle mit zwei Produktionsstrassen von 4,32 m Breite, für 55 Millionen Euro.
  • 2006 baute Arvato eine nagelneue Tiefdruckerei in Liverpool mit vier Produktionsstrassen für 170 Millionen Euro.
  • Ebenfalls 2006 baute Arvato im italienischen Treviglio eine Tiefdruckerei für 100 Millionen Euro.

 Bertelsmann/Springer baute also in einem ohnehin durch Überkapazitäten gekennzeichneten Markt weiter Produktionen auf oder aus. Was auf den ersten Blick wie eine riesige Eselai aussieht hatte durchaus Methode. Bei Bertelasmann wie auch bei Springer ist das Druckgeschäft nicht der Hauptbroterwerb. Die Kapitaldecke ist so groß, dass man sich für einige Zeit den ruinösen Preiskampf im Tiefdruckbereich leisten kann. Für Unternehmen, die allein vom Tiefdruck leben mußten, sah das schon anders aus.

 Bertelsmann/Springer betrieben einen ruinösen Verdrängungswettbewerb. Nach einigen kleineren Wettbewerbern musste dann sogar die Schlott-Gruppe im jahr 2011 Konkurs anmelden. Schlott war hinter Primovis die Nummer zwei in Europa. Für Prinovis gab es noch ein Extrabonbon. Mit der, zur Schlott-Gruppe gehörende Broschek Tiefdruck GmbH, wurde eine Produktion in unmittelbarer Nachbarschaft zu den eigenen Standorten Itzehoe und Ahrensburg geschlossen.

 So sah Prinovis sich auch ausser Stande die Druckerei, und vor allen Dingen die Mitarbeiter zu übernehmen. Prinovis kaufte nur die Maschinen vom Insolvenzverwalter. Die Mitarbeiter, 200 Leute, wurden in die Arbeitlosigkeit geschickt.

 Gleichzeitig zu dem mörderischen Verdrängungswettbewerb mit dem Ziel so viele Konkurenten wie möglich aus dem Markt zu drängen, begann Prinovis seine eigenen Mitarbeiter massiv unter Druck zu setzen. Dabei verfolgte die Geschäftsleitung die Strategie, die Belegschaften der einzelnen Standorte gegeneinander auszuspielen. Man spricht hier allgemein vom System Bertelsmann.

 Unmittelbar nach der Übernahme der letzten 40 % des Dresdner Druck und Verlagshauses von der SPD-Presseholding setzte man die Belegschaft, auch unter Hinweis auf die neuen Standorte Liverpool und Treviglio so unter Druck, dass die Mitarbeiter einer Arbeitszeitverlängerung von 38 auf 40 Stunden die Woche ohne Lohnausgleich, zustimmten. Außerdem wurden Weihnachts- und Urlaubsgeld ersatzlos gestrichen. Mitarbeiter die neu eingestellt wurden, musten sogar 42 Stunden in der Woche zum gleichen Lohn arbeiten. Mittlerweile müssen neue Bewerber um einen Arbeitsplatz, einen Lohnverzicht von 30% leisten, um überhaupt eingestellt zu werden. Im Gegenzug gewährte, damals offiziell noch Gruner & Jahr eine Beschäftigungsgarantie über zehn Jahre.

 Garantien, die nicht das Papier wert sind, auf das sie geschrieben wurden, wie man am Beispiel des Standortes Darmstadt sehen kann. Die Druckerei dort wurde im Jahr 2008 dicht gemacht. Den 296 betroffenen Mitarbeitern bot man Ersatzarbeitsplätze in den anderen Standorten an. Der Verpflichtung war genüge getan. Das die meisten der betroffenen Drucker gar nicht die Möglichkeit hatten nach Nürnberg, Dresden, Itzehoe oder Ahrensburg umzusiedeln war halt deren Problem.

 Eine hochmoderne Druckstrasse mit einer Papierbreite von 3,60 m wurde demontiert und ersetzt in Ahrensburg ein veraltete Maschine von 2,45 m Breite. Maschinen kann man eben ohne Schwierigkeiten umsiedeln. Das wertvolle Grundstück von 22.000 Quadratmetern wurde an einen Investor verkauft, der die Hallen abreissen und durch Neubauten ersetzen will.

 2011 nahm sich Bertelsmann die Beschäftigten bei Maul & Belser in Nürnberg vor. In Einzelgesprächen sollten sie dazu gebracht werden 3 Stunden wöchentlich mehr zu arbeiten, ohne Lohnausgleich. Weiterhin sollten sie auf 65 % ihres Weihnachts- und Urlaubsgeldes verzichten. Künftige Tariferhöhungen sollten nur bei "guter Rendite" umgesetzt werden.

 200 der 800 Beschaäftigten weigerten sich standhaft, obwohl die Geschäftsleitung die Verweigerer massiv unter Druck setzte, bis hin zu Anrufen bei den Ehefrauen, sie sollten doch ihre Männer zur Unterzeichnung drängen, ansonsten drohe denen die Arbeitslosigkeit.

Als das alles nichts fruchtete, gab Prinovis bekannt, man wolle 140 Stellen streichen. Die Entlassungen würden ausschliesslich gegen Mitarbeiter ausgesprochen, die die neuen Verträge nicht unterschrieben hätten. Prinovis setzte sich damit über geltendes Recht hinweg. Der Gesetzgeber schreibt bei Entlassungen die Sozialauswahl vor. Danach dürfen Entlassungen nur unter Berücksichtigung sozialer Gesichtspunkten ausgesprochen werden.

 Im September war dann Itzehoe dran. Prinovis wollte in einem Werk, das entgegen falscher Behauptungen der Geschäftsleitung, immer Gewinn gemacht hatte, acht Millionen Euro einsparen. Drohpotential war genug vorhanden. Die Knebelverträge an den anderen Standorten, dazu das moderne Werk in Liverpool, das nicht zuletzt mit Geld aus der EU gebaut worden war.

 Dem Betriebsrat wurde ein Knebelvertrag abgepresst für das vage Versprechen einer Arbeitsplatzgarantie bis 2015, die allerdings einseitig kündbar war und zwar von der Geschäftsleitung. Danach sollte die Belegschaft auf Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichten. Personal sollte weiter abgebaut werden. Von 751 Mitarbeitern auf, wie es hiess, deutlich unter 700 bis 2015. Die Maschinenbesatzung wird weiter verringert, so dass eine Besatzung für eine siebte Maschine dabei herauskommt. Eine achte Maschine wird durch einen Werkvertrag von einer externen Firma betrieben. Für Teilbereiche wurde die Arbeitszeit verlängert, natürlich ohne Lohnausgleich. Die Kosten für die Reinigung der Arbeitskleidung musste von den Beschäftigten zukünftig selbst bezahlt werden.

 Im Nachhinein muss man annehmen, dass diese Verhandlungen und das Ergebnis nur als Drohung an die anderen Werke gedacht war und das man bereits damals eine Schliessung der Druckerei in Itzehoe fest eingeplant hatte. Seit Jahren war nicht in neue Maschinen investiert worden. Jedes Jahr das gleiche Spiel mit den angeblichen Verlusten die in Itzehoe geschrieben würden. Dabei war genau das Gegenteil der Fall: Allein in 2012 machte Itzehoe einen Gewinn von 3,8 Millionen Euro aus der laufenden Produktion. Itzehoe war ausgelutscht, das Knowhow war längst nach Dresden und Liverpool exportiert.

 Im letzten Jahr dann plötzlich die Forderung, weitere 11 Millionen Euro sparen zu wollen. Das war schlechthin nicht zu schaffen. Obwohl der Betriebsrat noch einmal vor der Geschäftsleitung in die Knie ging. Er bat die 40 Stundenwoche ohne Lohnausgleich und ein weitere Verringerung der Maschinenbesatzung an. 6 Millionen Euro hätte das gebracht. Der Geschäftsleitung war das nicht genug. Sie wollte 11 Millionen oder die Aufgabe des Standortes.

 1.100 Menschen werden arbeitslos, zwischen 3.000 und 5.000 Menschen werden davon unmittelbar betroffen sein. In einer so wirtschaftsschwachen Region wie Itzehoe, bedeutet das für die Mehrheit ein abrutschen in HartzIV. Das alles während allein Barbiepuppe Liz Mohn und ihre Familie im letzten Jahr ca. 34 Millionen Euro verdienten bei einem geschätzten Vermögen von 3,8 Milliarden Euro.

 Mittlerweile lehnte die Springer AG jede Beteiligung an den Kosten eines Sozialplanes ab, da sie als Minderheitsbeteiligte dazu nicht verpflichtet seien. Das ehemalige Kindermädchen Friede Springer wird auf etwa 3 Milliarden EuroVermögen geschätzt.

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