Samstag, 19. Oktober 2013

Gutachten der Wirtschaftsinstitute - gelesen aus dem Kaffesatz der Eliten

 Wie die dilletantischen Zahlen der Wirtschaftsforschungsinstitute als Werkzeug für die angeblich alternativlose Umverteilung von Unten nach Oben genutzt werden.

 Dieser Tage haben die, von der Bundesregierung beauftragten, Wirtschaftsforschungsinstitute ihr gemeinsames Herbstgutachten veröffentlicht. Ihre etwas zu optimistische Prognose von 0,8 Prozent Wachstum aus dem Frühjahr mussten , wie praktisch in jedem Jahr einkassieren. Für das Jahr 2013 sollen es nun nur noch 0,4 Prozent werden. Diese erneute Fehlprognose aus dem Frühjahr hielt das versammelte Wirtschaftswissen allerdings nicht davon ab, in das nächste Jahr wieder mit geballtem Optimismus zu schauen und ein Wachstum von 1,8 Prozent vorauszusagen.

 Ja, selbst einen Ausblick bis in das Jahr 2018 getrauten sich die Institute. 33 Milliarden an Steuereinnahmen sollen bis dahin mehr in das Haushaltssäckel des Bundesfinanzministers geflossen sein, als dieser bis dahin ausgeben wird. Von der Tatsache, dass sie in den letzten Jahren mit ihren Gutachten nicht ein einziges Mal richtig gelegen haben, zeigen sich die Herrschaften völlig unbeeindruckt. Ganz im Gegenteil: Wieder einmal fühlen sie sich berufen, aufgrund ihres gemeinsamen Kaffeesatz lesens dazu berufen, der zukünftigen Regierung, aber vor allen Dingen den Bürgern, mit auf den Weg zu geben, Steuern erhöhen und ein zu hoher Mindestlohn gefährdeten den Wirtschaftsstandort Deutschland.

 Wie miserabel schlecht die Vorhersagen der Institute waren, belegt die Tabelle unten. Die Rubrik "Wachstum statistisches Bundesamt" gibt das Verhältnis des BIP gegenüber dem Vorjahr in Prozent an, gemessen vom statistischen Bundesamt und somit amtlich festgestellt. Darunter die jeweiligen Zahlen der Forschungsinstitute von Frühjahrs- und Herbstgutachten. Die beiden unteren Zahlenreihen zeigen die Prognosen der Institute, jeweils abgegeben in vorigen Jahr. Also die Zahlen für 2002 wurden im Frühjahr bzw. im Herbst 2001 abgegeben, die von 2003 stammen aus 2002 usw.


Die, teils erheblichen, Abweichungen der Gutachten bzw. Prognosen von der Realität verdeutlicht die untere Grafik. Dabei wurden die tatsächlichen Zahlen des statistischen Bundesamtes mit null gleichgesetzt und die Differenz der Gutachten davon auf der Y-Achse abgetragen.

Es fällt auf: Nicht ein einziges Mal lagen die Wirtschaftsinstitute richtig. Besonders in Zeiten überdurchschnittlichen Wachstums oder in Krisenzeiten sind die Vorhersagen völlig nutzlos. Die Grafik zeigt aber auch, dass die Vorhersagen, je zeitnaher sie abgegeben wurden um so näher an den wirklichen Zahlen lagen. Das beweist, dass eine Voraussage bis 2018 absoluter Blödsinn ist.

 Die halbjährlichen Voraussagen der Wirtschaftswissenschaftlichen Institute, ihre Warnungen und ihre Empfehlungen sind nur ein weiteres Instrument der Eliten, der Bevölkerung die Umverteilung von Unten nach Oben als alternativlos zu verkaufen. "Wenn das geballte Wissen der Ökonomen von sechs Forschungsinstituten sich gegen Steuererhöhungen für Reiche und Superreiche und gegen einen allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn aussprechen, dann soll das wohl richtig sein und da kann man halt nichts machen."

 Die Institute sind im einzelnen:
  • das Münchner Ifo-Institut
  • das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, 
  • das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
  • das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW)
  Alle Institute sind in ihrer Ausrichtung streng neoliberal. In den Aufsichtsgremien, Verwaltungsräten oder Kuratorien sitzen Vertreter der Wirtschaft und der Politik, sowie Beamte der Bundesregierung, aber auch Journalisten, wie der Chefredakteur Fernsehen des Bayerischern Rundfunks, Prof. Sigmund Gottlieb oder Manuela Kasper-Claridge, Leiterin der Wirtschaftsredaktion der Deutschen Welle, im Kuratorium des ifo-Instituts.

 Wieder einmal ist bewiesen: Man darf durchaus dilletieren, man muss es nur auf der richtigen Seite und im Auftrag der richtigen Leute tun, dann fällt es nicht nur nicht auf, sondern es wird sogar zur Weisheit erhoben.

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