Mittwoch, 2. Oktober 2013

Liz Mohn lässt betteln

 Mit einem neuen Format überraschte der Koch-, Tier- und Konsumkanal Vox aus dem Hause Bertelsmann. Die Idee: Drei, schon seit mehreren Jahren in den verschiednsten Formaten und auf unterschiedenen Kanälen der Bertelsmänner verbratene Fernsehköche,  Martin Baudrexel, Mario Kotaska und der ewig näselnde Ralf Zacherl sollen einem, durch uneigennützige Hilfe Anderer, in Not geratenen Restaurant wieder auf die Beine helfen. Der Witz dabei, das Ganze darf der RTL-Group nichts kosten. Liz Mohn hat nach alter ostwestfälischer Sitte die Taschen zugenäht.

 Zur ersten Folge der neuen Staffel fiel der Vox-Tross ins, während des Julihochwassers abgesoffene, bayrische Deggendorf ein. Dort stand eine Wirtshausbetreiberin vor dem Ruin, weil sie Fluthelfer und Flutopfer während des Hochwassers kostenlos beköstigt hatte. Bis zu 50.000 Essen hatte die Frau, gemeinsam mit ihrem Team gekocht und verteilt. Nun steht sie selbst vor dem Ruin.

 Die drei als Köche getarnten Selbstdarsteller, Baudrexel, Kotaska und Zacherl sollten nun zwecks Anhebung der Quote für den RTL Drittverwerter Vox innerhalb von 72 Stunden ein Fest organisieren, dass der hilfsbereiten Frau finanziell wieder auf die Beine helfen sollte.

 Nun wäre es ein leichtes gewesen, aus den Millionengewinnen der RTL-Group ein paar Tausend Euro abzuzweigen und in Deggendorf eine Sause zu veranstalten, die in Bayern ihres Gleichen gesucht hätte. Aber Liz Mohn wäre nicht Liz Mohn, wenn sie nicht aus der Not und dem Elend anderer Leute reichlich Kapital schlagen würde, ohne auch selbst nur einen Cent zu spenden.

 Also blieben die Taschen zu und die Deggendorfer mussten die Sause für ihre Wirtin aus den eigenen, durch das Hochwasser bereits überstrapazierten, Kassen bezahlen. Eine Baufirma richtete die Aussenterrasse wieder her, für die Baudrexel in einem Baumarkt für 400 Euro Kübel und Pflanzen kaufte (wo er die 400 Euro geschnorrt hatte wurde nicht verraten), ein lokaler Fernsehsender promotete sich selbst indem er Promotion für das geplante Fest machte, die Brauerei stellte leihweise eine Theke zur Verfügung, der Besitzer eines Autohauses spendete den Uralt-Mercedes, den er angeblich für seinen Sohn reserviert hatte, für eine Tombola und ein Elektromeister, der die Schäden an seinem eigenen Betrieb noch nicht behoben hatte, wurde vom VOX-Tross überfallen und mit vorgehaltenem Mikrofon (Baudrexel zum unter einem Bandscheibenvorfall leidenden Meister: "Ich darf dich doch duzen") zur kostenlosen Fronarbeit fürs Lizchen aus Gütersloh genötigt.

 Die Deggendorfer selbst allerdings, zeigten sich doch etwas spröde, als sie vom oben erwähnten privaten regionalen TV-Sender zur unentgeltlichen Arbeit auf Liz Mohns Galeere aufgefordert wurden. Nur fünfzehn Deggendorfer hatten das dringende Verlangen sich für Tutti zum Vollhorst vor den VOX-Kameras zu machen. Auch den gespendeten Mercedes wollte eigentlich keiner haben. So musste Lizchens Küchengeschwader, um eine Totalblamage zu vermeiden, den betagten Benzinfresser selbst für 1.250 Euro ersteigern.

 Anders die örtlichen Hilfsorganisationen, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk und Bundespolizei. Sie stellten nicht nur die Arbeitskraft ihrer Leute, sondern auch die von Steuergeld finanzierten Fahrzeuge und Geräte zur Verfügung, einschliesslich Benzin, Diesel und anderen Hilfs- und Betriebsmittel. Kotaska erhielt sogar ein von der freiwilligen Feuerwehr gestelltes Fahrzeug nebst Fahrer als kostenloses Taxi gestellt. Wenn Liz Mohn ruft, dann verwischen die Grenzen zwischen öffentlich und privat, zwischen mein und dein schon mal. Sollte die Feuerwehr ihres Heimatortes ihren entflogenen Papagei aus einem Baum bergen, werden sie sehen, dass die blauberockten Helfer keineswegs für Jedermann umsonst ihr segensreiches Tun anbieten.

 Den zuständigen Rechnungsprüfern wird von hier aus allerdings eine genaueste Prüfung anempfohlen.

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