Was hat Josef Joffe mit Meinungsfreiheit zu tun? Nichts. Joffe setzt sich nicht mit seinen Gegnern intellektuell auseinander, er verbietet ihnen einfach gerichtlich den Mund. So geschehen dieser Tage mit den Protagonisten der ZDF-Sendung "Neues aus der Anstalt", Claus von Wagner und Max Uthoff.
Die beiden hatten sich nämlich in ihrer Sendung vom 29 April erdreistet Joffes, durch die Arbeit Uwe Krügers "Meinungsmacht, Der Einfluss von Eliten auf Leitmedien und Alpha-Journalisten - eine kritische Netzwerkanalse" wissenschaftlich belegte Nähe zu den atlantischen Netzwerken, kabarettistisch aufzuarbeiten.
Joffe erwirkte eine Einstweilige Verfügung, die es dem ZDF bei Androhung von Strafe verbietet, die Sendung weiterhin in seiner Mediathek zu belassen. Hier bei You Tube.de, trotz Joffe-Zensur noch zu sehen (es lohnt sich anzuschauen).
Einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt des Herausgebers der grössten und mächtigsten Wochenzeitung gewährt uns das Onlineportal "Meedia", dass eine Stellungnahme Joffes zu der ergangenen Einstweiligen Verfügung in voller Länge veröffentlichte.
Darin heisst es unter anderem "In der Sendung „Anstalt“ (Joffe kennt nicht einmal den Titel de Sendung) vom 29.4. 2014 wurde Rufschädigendes über mich verbreitet. Es hieß, ich sei Mitglied oder Kuratoriumsmitglied in einer großen Zahl von Institutionen, die sich zur „Lobby“ (sozusagen als Geheimbund von „Nato-Verstehern“) formiert hätten und „nur eine Antwort“ kennten: „mehr Rüstung“. Und weiter argumentiert der Herr Herausgeber: "Diese Unterstellung war herabsetzend, weil sie mir journalistische Integrität absprach".
Ein interessanter Gedankengang: Joffe, der in fast jedem atlantischen Altherrenclub seine Finger im Spiel hat, findet diese Tätigkeiten selbst als so schädlich für seinen Ruf, dass sie seine "journalistische Integrität" in Frage stellt.
Aber Joffe wäre nicht der alte Rosstäuscher Joffe, wenn er nicht versuchen würde sich das, bei ihm ganz besonders unsichtbare Mäntelchen, der Meinungsfreiheit überzuwerfen: "Betonen möchte ich: Um Satire oder Meinungsfreiheit ging es in dem Antrag auf einstweilige Verfügung nicht. Satire darf vieles, solange sie weder Fakten, noch Persönlichkeitsrechte verletzt. Meinungsfreiheit darf alles, was das Grundgesetz erlaubt. Das muss so bleiben; daran dürfen Journalisten als letzte rütteln."
Ja nee, is' klar, Josef, Meinungsfreiheit. ist die Freiheit deiner Meinung. Die Meinung der Anderen wird gnadenlos weggeklagt, zur Not mit Spitzfindigkeiten. Da haben die bösen Buben vom ZDF doch glatt behauptet Joffe sei "Mitglied oder Kuratoriumsmitglied in einer grossen Zahl von Institutionen" und dabei hat er doch nur bei der "American Academy in Berlin und des American Institute for Contemporary German Studies (AICGS)" einen Sitz in deren Gremien.
Joffe weiss natürlich auch, das es Claus von Wagner und Max Uthoff nicht darum ging in wie vielen Gremien sich der Herausgeber der Zeit den Allerwertesten plattsitzt, sondern dass es um journalistische Unabhängigkeit, um Distanz geht. Es geht darum dass Journalisten grundsätzlich nichts an den Tischen der Grossen und Mächtigen zu suchen haben. Das aber ist vor Gericht nicht verhandelbar. So lässt der Trickser Joffe die Gerichte eben über ein paar völlig belanglose Details urteilen.
Joffe hat sich eingerichtet, warm und kuschelig. Er speist mit Bankern, Unternehmern, Politikern, Militärs und er verkauft seinen Lesern, dass was seine Tischpartner ihm einflüstern als Wahrheit, als Realität. Allen Ernstes behauptet er in einem Brief an den ZDF-Intendanten Peter Frey, dass "die inkriminierten Institutionen wie Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik oder Atlantik-Brücke und ihre Schwester American Council on Germany außenpolitische Forschung betrieben bzw. die deutsch-amerikanischen Beziehungen pflegten – stets im vollen Licht der Öffentlichkeit, transparent in Führung und Finanzen.
Was zum Beispiel die Atlantikbrücke will, das hat deren damaliger Vorstandsvorsitzender, Arend Oetker, der Berliner Zeitung am 17. April 2002 zu Protokollgegeben: „ Die USA werden von 200 Familien regiert und zu denen wollen wir gute Kontakte haben.“ Das versteht der Klageführer Joffe unter Pflege der deutsch-amerikanischen Beziehungen. Beziehungen, die auf 99,99 % der Bevölkerungen diesseits und jenseits des Atlantiks verzichten, ausser wenn es darum geht, das Leben ihrer Kinder der Gier der Eliten nach den Rohstoffen der Welt zu opfern.
Wenn sie wissen wollen, was Joffe darunter versteht wenn er sagt, die Organisationen und Institutionen bei denen er so gern ein- und ausgeht operierten "stets im vollen Licht der Öffentlichkeit, transparent in Führung und Finanzen", dann versuchen sie doch einmal bei der Atlantikbrücke Einlass zu einer ihrer Veranstaltungen zu bekommen, oder die Bilanzen der ehrenwerten Gesellschaft.
Und "aussenpolitische Forschung", das sind dann wohl die "Expertengespräche mit dem U.S. European Command". "Die Gespräche mit dem U.S. European Command führt die Atlantik-Brücke seit 1990 jährlich in Berlin durch. Ziel ist es, einen vertraulichen Rahmen (im vollen Lichte der Öffentlichkeit?) zu schaffen, in dem sich die Befehlshaber der in Europa stationierten amerikanischen Teilstreitkräfte – Armee, Luftwaffe, Flotte und Marineinfanterie – und der Generalinspekteur der Bundeswehr mit seinen Generälen und Admirälen mit weiteren Experten zu aktuellen sicherheitspolitischen Fragen austauschen können.
Die Gespräche mit dem USEUCOM (U.S. European Command) bringen hochrangige Vertreter aus dem U.S. European Command und der Bundeswehr mit Verteidigungsexperten aus Regierung, Industrie und den Medien zusammen." (Originalzitat aus dem Jahresbericht 2013/2014 der Atlantikbrücke)
„Denken sie an all die Konferenzen und Gremien, in denen Großjournalisten (wie Sie) sich tummeln. Daraus könnte man schnell einen Strick drehen, nicht wahr?“ Joffe droht, so von "Großjournalist" zu "Großjournalist" dem Kollegen Frey vom ZDF ganz offen in einem Brief, den er in Auszügen öffentlich macht. Irgendwie fühlt man sich an den Mafiafilm "Der Pate" erinnert.
Ausschlaggebend für den Antrag auf "Einstweilige Verfügung" dürfte dann wohl gewesen sein, dass nicht der "Großjournalist" Frey dem "Großjournalist" Joffe geantwortet hat, sondern der "Kleinjournalist", Programmdirektor Himmler. Der hatte sich zu allem Überfluss auch noch erdreistet "Großjournalist" Joffe zu belehren: "Satire … muss sich trauen, Sachverhalte … verzerrt darzustellen. Audiatur et altera pars kann und muss (die Sendung) nicht unbedingt leisten.“ So ganz nebenbei, und sicherlich unbeabsichtigt, gibt Joffe uns Einblick in den Umgang der Journalisten untereinander. Hier herrscht nicht demokratisches Miteinander sonder feudales Hierarchiedenken.
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