Samstag, 27. Juni 2015

In Griechenland wird von den Mächtigen der Welt ein Exempel statuiert.

"Jetzt auch noch ein Referendum", 
stöhnt auf Spiegel-online Roland Nelles und befürchtet Schlimmes.
"Griechenland ist auf dem besten Weg ein Chaos-Staat am Rande Europas zu werden."
 Wie das? Fragt man sich. Da lässt ein Regierungschef sein Volk über Annahme oder Ablehnung eines internationalen Vertrages abstimmen, der Wohl und Wehe der Menschen auf Jahre hin bestimmt und die Superdemokraten, die der halben Welt die Segnungen der Demokratie bringen wollen, zur Not mit Feuer und Schwert, die gerade die Ukraine aus den gierigen Fängen der russischen Despotie befreien, sehen
"die verwirrte Nation"
Griechenland im Chaos versinken.

 Nun könnte der Ein oder Andere einwenden: "Von Chaos verstehen die Herrschaften ja einiges". Haben sie doch in den letzten Jahren einige Nationen, denen sie die Demokratie, die Freiheit und die Menschenrechte auf ihre spezielle Art gebracht haben, in Chaos und die Menschen in Not und Elend, ständig mit der Bedrohung ihres Lebens konfrontiert, zurückgelassen. Afghanistan, den Irak, Jemen, Somalia, das Kosovo, Libyen und nicht zu vergessen, das nahezu vollständig zerstörte Syrien.

 Aber um diese Art von Demokratie handelt es sich im Falle Griechenlands nicht. Premierminister Tsipras hat eben nicht vor, auf sein Volk mit Artillerie und Raketenwerfern zu schiessen, so wie es gerade der ukrainische Präsident Poroschenko unter dem Beifall der Friedensnobelpreisträger, dem US-Präsidenten Obama und der EU, tut. Tsipras will allen Ernstes das griechische Volk in einer freien, unabhängigen, geheimen Wahl über sein Schicksal abstimmen lassen. Das ist den westlichen Hütern der Demokratie vollkommen unverständlich und hochgradig suspekt. Weshalb der IWF auch gegenüber den Griechen auf pünktliche Rückzahlung seiner Kredite besteht, koste es was es wolle, währenddessen Madame Lagarde der Ukraine uneingeschränkt Kredite zugesagt hat, auch wenn die Ukraine ihre Zahlungsunfähigkeit erklären sollte.

 So kommt denn auch Roland Nelles zu dem Schluss:
"Premier Tsipras drückt sich".
  Dabei ist doch Alles so einfach. Tsipra
"hätte im Interesse seines Landes das Rettungspaket der Troika längst annehmen müssen."
Stattdessen setzt der Premierminister des "Pleitelandes" ganz Europa die Daumenschrauben an. Nelles:
"Merkt in Athen eigentlich noch irgendjemand, wie sehr die griechische Sturheit den Rest Europas quält?"
 Es kann allerdings durchaus so sein, und davor fürchtet man sich in Brüssel und in Washington, an den Börsen in London, New York und Frankfurt, dass die griechischen Rentner , die arbeitslosen Jugendlichen, die Kranken denen die medizinische Hilfe verweigert wird und die Wohnungslosen, die seit der "europäischen Hilfe" auf der Strasse leben müssen, dass entschieden anders sehen. Die könnten nämlich durchaus der Meinung sein, dass nicht sie Europa quälen, sondern dass ganz im Gegenteil, sie von Europa gequält werden.

Dabei sind es nicht die lumpigen Hundert-Millionen Euro um die es noch geht, bei den Verhandlungen und Erpressungen in Brüssel, die die Griechen noch tiefer ins Elend stürzen sollen. Es geht ums Prinzip.
"Alexis Tsipras und die anderen Superexperten in Athen",
gehören nicht zur neoliberalen Führungselite, die die Welt in den letzten zwanzig Jahren eisern im Griff hat. Tsipras und seine Syriza-Partei könnte den Menschen einen anderen Weg zeigen. Sollte er das Ringen mit der internationalen Finanzmafia gewinnen, so wäre ein für alle Mal belegt, das die Weltordnung, so wie sie ist, gar nicht so alternativlos ist, wie man uns weismachen will. Drum muss Tsipras weg.

 Auf keinem politischen Feld, ausser vielleicht bei der Sozialgesetzgebung des SPD-Kanzlers Schröder und seiner Agenda 2010, haben die Mainstream-Medien ihre Lügenpropaganda den Deutschen so unbestritten als Wahrheit verkauft, wie bei der angeblichen Hilfe Europas und des IWF für die "Pleitegriechen".

 Die Meinung, die faulen Griechen machten sich auf unsere Kosten einen feinen Lenz, ist so verbreitet, wie unwahr. Sie ist so fest in den Köpfen der Menschen, dass selbst SPD-Chef Gabriel, der Dicke aus Goslar, sich an der Griechenhatz beteiligen wollte um seine Partei endlich mal wieder aus dem 2% Loch zu hieven:
"Wir werden nicht die überzogenen Wahlversprechen einer zum Teil kommunistischen Regierung durch die deutschen Arbeitnehmer und ihre Familien bezahlen lassen".
Mehr Lügen in einem Satz bringt wohl keiner unter.

 Bisher haben weder die deutschen Arbeitnehmer, noch ihre Familien, noch sonst irgendwer in Deutschland auch nur einen Cent für übertriebene Wahlversprechen von Kommunisten, oder sich von der griechischen Sonne verwöhnen lassende Frührentner in Griechenland, gezahlt. Im Gegenteil, über die Europäische Zentralbank und die Bundesbank kassiert Herr Schäuble Jahr für Jahr Millionen an Zinsen, die den deutschen Bundeshaushalt entlasten. Die Kredite mit denen Griechenland Banken, Spekulanten, Hedgefonds und andere Glücksritter bezahlt, haben das Land in eine tiefe finanzielle und vor allen Dingen soziale Krise gestürzt.

 In Verdrehung von Ursache und Wirkung werden nun die Ergebnisse der Austeritätspolitik der EU und des IWF, als Grund für neue Sparmaßnahmen genannt.

 Immer wieder begegnet man in den deutschen Medien der Behauptung, die Kosten für die griechischen Renten seien zu hoch. Während die Rentenversicherung in Deutschland nur zehn Prozent des Bruttoinlandproduktes ausmache, seien dies in Griechenland sechzehn Prozent.

Allerdings ist die Prozentrechnung fantastisch dazu geeignet, die wahren Begebenheiten zu verschleiern oder gar ins Genteil zu verkehren. Griechenland hat in den Jahren, in denen es praktisch ein Protektorat der EU ist, 25 Prozent seiner Wirtschaftskraft verloren. Betrug das BIP im Jahr 2009 noch 321,85 Milliarden Dollar, so betrug es 2013, dem letzten Jahr für das gesicherte Zahlen vorliegen, nur noch 241,8 Milliarden Dollar. Seither ist die Wirtschaftskraft Griechenlands aber weiter gesunken.

Sinkt aber das BIP um 25 Prozent, so steigt der Anteil der Renetnkosten daran, automatisch um 25 Prozent. Das bedeutet, bei gleichbleibender Wirtschaftskraft Griechenlands seit 2009 lägen die Kosten der Rentenversicherung schlimmstenfalls bei 12 Prozent. Der hohe Anteil der Rentenversicherung am BIP ist also nicht der Grund für die griechischen Zahlungsschwierigkeiten, sondern die Wirkung der Austeritätspolitik der EU und des IWF. Und an dieser Schraube soll nun weiter gedreht werden.

 Dabei geht es nur in zweiter Linie um Griechenland. Das kleine 11 Millionen-Völkchen würde niemanden ernsthaft interessieren. Aber die Herrscher dieser Welt müssen dringend ein Exempel statuieren, damit ihnen der Karren nicht völlig aus dem Ruder läuft. Schon stehen in Spanien, Portugal und anderen Ländern Kräfte bereit, die sich nicht mehr vom grossen Geld beeindrucken, ausbeuten und an der Nase herumführen lassen wollen. Diesen Kräften und ihrer wachsenden Anhängerschaft muss ultimativ klar gemacht werden, wie man mit Menschen verfährt, die sich dem Kartell von Goldman Sachs, Esso, Monsanto oder anderen Multinationalen Unternehmen entziehen wollen.

Hunger, Arbeitslosigkeit und Not droht jenen, die sich auflehnen gegen die Herrscher der Welt, dass soll jedem Menschen auf dieser Welt eingebläut werden, zur Not auch mit Krieg, Tot und Vernichtung.

4 Kommentare:

  1. Gregor Gysi hatte das Griechenland Desaster schon 1998 vorhergesehen.

    Gregor Gysi: Der Hauptmakel dieser Währungsunion 23.04.1998 - Bananenrepublik - https://www.youtube.com/watch?v=aHtDvTaLz6A

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  2. Sehr geehrter W.J.,

    auch in Sachen Griechenland haben Sie es auf den Punkt gebracht. Ich stimme Ihnen in allen Punkten zu. Es darf ja nicht ein Pobelland wie Griechenland gegen die EU-Neoliberal-Mafia aufbegehren! Wo kämen wir denn hin. Was mich allerdings wundert ist die Arroganz/Unwissen von Schäuble/Merkel (den in Personalunion dicken doofen aus Goslar lasse ich außen vor) zu behaupten, dass Griechenland mit den Kleptokraten aus Nea Dimokratia und PASOK vor der Machtergreifung der Kommunisten auf einem guten Weg war! Wie Sie und andere (nachdenkseiten.de, Flassbeck) sagten, handelt es hier um ein Exempel zu statuieren. Ich formuliere es ein bisschen anders. Es geht um Abschreckung. Wie vor 70 Jahren zur Abschreckung der griechischen Bevölkerung ganze Dörfer im besetzten Griechenland durch unsere Nazis dem Boden gleichgemacht wurden. Aber auch von dieser Schuld sind wir mittlerweile geläutert...

    Mit freundlichen Grüßen
    O.M.

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  3. Das ist kein "Exempel" das ist die "Blaupause" wie es weiter gehen wird mit dem Rest von Europa/der Welt.
    Schoene neue Welt.
    Leute... das ist doch kein Zufall. Nichts geschieht in der Politik zufaellig! Was ist denn das auch fuer eine "Hilfe", wenn die Schulden von ca.180mrd auf ueber 300mrd steigen... sich die Arbeitslosenquoten vedoppeln und eigentlich alles von Wert an Privat verkauft wird?!?!
    Ich glaube, das genau das der Plan von Anfang an war. Es war doch bekannt das Griechenland die Zahlen zum EU beitritt geschoehnt hat. ..Mit hilfe U.S amerikanischer Bank(en). Leute... Spanien, Portugal, Italien, Frankreich...sind die naechsten. Deutschland wird folgen!!

    Ist es wirklich Zufall das mitten in der Krise auch noch hunderttausende von Fluechtlingen richtung E.U. stroemen?? Das mitten in der Kriese irgendein Sinnfreier streit mit Russland vom Zaun gebrochen wird? ...seit der Olympiade in Sochi wird doch gegen Russland aufgewiegelt.

    Wartet mal ab bis TTIP & Co starten!!! Heureka!!

    Langsam aber sicher versinken wir im Sumpf. Undzwar langsam genug um zu vergessen was und wie es vo 5 Jahren z.b. aussah!! Was vor 5 Jahren Verschwoehrungstheorie war ist heute Realitaet!! Was vor 10-15 Jahren fast undenkbar war ist heute Realitaet!!

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  4. Ist es nicht merkwuerdig das quasi alle "erstwelt laender" bis ueber beide ohren verschuldet sind?
    Was hat deutschland offiziell, 85%bip?? Wir sind sowas von pleite!!!
    In meinen Augen ist das alles nur noch Theater. Ein Theaterstueck das so lange weitergefuehrt werden soll bis Alles was irgend von Wert sein koennte an irgendwelche reichen "saecke und Firmen" verkauft worden ist. Die Schulde steigen... alles was man hoert ist: Privatisieren...Privatisieren... und sparen am falschen Ende.
    Der Weg der uns, seit eigentlich Jahrzehnten, genau hier her gefuert hat, wird munter weiter gegangen.
    Offenen Auges, fuer Jeden sichtbar das Es nicht besser, sondern schlimmer wird...

    Ich unterstelle Absicht!!!

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