Freitag, 20. Juli 2018

Der deutsche Mainstream, auf dem rechten Auge blind wenn es um die Ukraine geht

 Im Jahr 2016 erschien im Westendverlag das Buch des Autors und Politikwissenschaftlers Ulrich Tausch mit dem Titel "Lückenpresse - Das Ende des Journalismus, wie wir ihn kennen". Der Titel, der den Begriff "Lügenpresse" aufgreift, der besonders von Demonstranten aus dem rechten Lager immer wieder lautstark gebrüllt und mit dem nicht selten politisch andersdenkende niedergeschrien werden, ist aber zugleich eine Distanzierung des Autors davon.

 Tausch der in seinem Werk mit dem Mainstream hart ins Gericht geht, sieht das Problem nicht so sehr in offensichtlichen Lügen der Presse, sondern eher im weglassen, im totschweigen, in den beredten Lücken in "Tagesschau", "heute", in Zeit, Welt und Süddeutscher. Eine Lüge, so sie denn öffentlich aufgedeckt und thematisiert wird, ist eher kontraproduktiv für das Anliegen des Verfassers. Eine unterschlagene Meldung hingegen ist nicht fassbar. Die Macher können sich sehr leicht herausreden, dass man schliesslich nicht alles senden oder drucken könne, dass man täglich eine Auswahl aus der riesigen Flut von Meldungen treffen müsse und da könne es schon passieren, dass das Eine publiziert und das Andere, das der Beschwerdeführer für wichtig halte, leider unter den Redaktionstisch fallen müsse.

 Aber gerade mit der Auswahl der veröffentlichten Nachrichten und noch vielmehr mit der Unterschlagung anderer Themen wird ganz massiv Politik gemacht. Belege dafür gibt es fast täglich. So werden Terroranschläge in der dritten Welt lediglich, wenn überhaupt nur unter der Rubrik sonstiges vermeldet, während Terroranschläge in den USA oder Europa regelmässig in einer breitgewalzten, medial aufbereiteten Form an erster Stelle in den Nachrichtensendungen und auf den Titelseiten der Zeitungen gebracht werden. Hierfür drei Beispiele aus der Vergangenheit:

 Da ist zunächst der 15. April 2013. In Boston wurde ein Anschlag auf die Teilnehmer und Zuschauer des Boston-Marathon verübt. Zwei Bomben töteten 3 Menschen und verletzten 264 weitere, zum Teil sehr schwer.

 Am gleichen Tag kamen bei Attentaten im Irak, in Bagdad, in Kirkuk,  Al-Hilla, Al-Musajib, Bakuba, Tikrit und Mossul 28 Menschen ums Leben und 140 wurden zum Teil schwer verletzt. Während der Anschlag auf den Boston Marathon über mehrere Tage medial breit ausgewalzt wurde, fanden die Anschläge und die Opfer im Irak in unseren Medien gar nicht statt.

Am 14. Oktober 2017 kamen in der Somalischen Hauptstadt Mogadischu bei einem Bombenattentat 300 Menschen ums Leben und viele hundert wurden verletzt.

 Die ARD brachte in ihren Tagesthemen um 23:30 lediglich eine Kurzmeldung von 24 Sek. in der Rubik „Weitere Meldungen im Überblick“ zwischen einer Meldung um die bevorstehende Einnahme der syrischen Stadt Rakka durch die, wie es hieß, von den USA geführte Koalition und einer Meldung über die Waldbrände in Kalifornien (26 Sek.).

Selbst ein Beitrag über den Hollywood-Grabscher und Filmproduzenten Harvey Weinstein schien den Machern der Sendung um einiges wichtiger zu sein als die Opfer der Bluttat von Mogadischu.

 Etwas mehr als zwei Wochen später, am 31. Oktober 2017 hatte es in New York eine schwere Terrorattacke gegeben. 8 Menschen kamen dabei ums Leben, mehrere wurden, zum Teil schwer verletzt. Ein Mann war mit einem geliehenen Van auf einen Fahrradweg entlang des Hudson Rivers gefahren und hatte dabei die Menschen niedergefahren. Die Tagesthemen der ARD berichteten am gleichen Tag 4:14 Minuten über das Attentat und die ARD brachte in der Folge der nächsten Tage etliche Sendungen mit minutenlangen Beiträgen zu dem Vorfall aus New York.

  Am 28. Oktober hatte es bereits einen weiteren schweren Terroranschlag in der somalischen Hauptstadt Mogadischu innerhalb weniger Tage gegeben. 27 Menschen kamen ums Leben und etliche wurden verletzt. Die Attentäter brachten zunächst zwei Autobomben zur Explosion und stürmten dann ein Hotel.

 Ein Zusammenschnitt von Agenturmaterial von gut 30 Sekunden, hinterlegt mit einem Text aus dem Off reichten der Tagesschau um 20:00 Uhr scheinbar aus, um ihre Zuschauer umfassend zu informieren. Der in etwa gleiche Beitrag war in den Nachrichtensendungen der Tagesschau über den Tag hinweg gezeigt worden.

 Zufall oder kühl abwägendes Kalkül? Man könnte diese Beispiele endlos fortsetzen, die letztlich bei den Rezipienten den Eindruck entstehen lassen, der Westen, Europa, die USA seien vordringliche Opfer hauptsächlich islamistischer Terroristen. Eine wunderbare Basis, um den Menschen den Kampf gegen den Terror zu verkaufen, um die Einschränkungen der persönlichen Freiheiten, staatliche Überwachung bis hinein in den intimsten privaten Bereich, militärische Aufrüstung und die Stigmatisierung bestimmter Volksgruppen oder Religionen problemlos akzeptant zu machen.

 Jedes Jahr gibt das "Institute for Economics and Peace" mit Sitz in Sydney, New York und Den Haag seinen "Global Terrorism Index" heraus. Eine Grafik, die die Anzahl der Terroranschläge und die Anzahl der Todesopfer weltweit, unterteilt nach Weltregionen darstellt, verdeutlicht überklar, das die Gefahr in Europa oder Nordamerika, durch einen Terroranschlag ums Leben zu kommen, der veröffentlichten Meinung diametral entgegensteht.

Screenshot Global Terrorism Index, Institute for Economics and Peace


Dieser Manipulation durch Überhöhung und Weglassen, bzw. Kleinreden begegnet man tagtäglich und schafft inm Laufe der Zeit eine andere von den Mächtigen der Welt konstruierte Wirklichkeit, die mit der Realität nur noch wenig bis gar nichts zu tun hat:

"Russland hat die Krim annektiert", ist inzwischen zu einer feststehenden Wahrheit geworden. Selbst kritische Zeitgenossen schreiben und sprechen heute von der Annexion der Krim. Die Krim ist nachdem sie sich von der Ukraine unabhängig erklärt hatte, der Russischen Föderation beigetreten. Der Völkerrechtler Reinhard Merkel schreibt in seinem beachtenswerten Beitrag in der Frankfurter Allgemeinen vom 08. April 2014:
"Sezession, Referendum und Beitritt schließen eine Annexion aus, und zwar selbst dann, wenn alle drei völkerrechtswidrig gewesen sein sollten."
Die wirklichen Geschehnisse im Frühjahr 2014 werden stoisch ausgeblendet, finden keinerlei Beachtung, während die eine, die "richtige Sicht" auf die Dinge immer und immer wieder, wiederholt wird.

Das Gleiche geschieht mit dem Krieg im Osten der Ukraine. Während die Weltpresse einzig und allein die "Separatisten" im Donbas, unterstützt von Russland, verantwortlich für die Anzahl der Todesopfer, angeblich 10.000, macht, wird vollkommen unterschlagen, dass es die damalige Putschregierung in Kiew war, die Militär und schwere Waffen in den Osten des Landes schickte, um die Bevölkerung, die dieser unrechtmässigen Regierung kritisch und ablehnend gegenüberstand, mit zum Teil schweren Artilleribeschuß, heim ins Reich zu holen.

 In Syrien wurden jahrelang ausschliesslich Opfer des Krieges auf Seiten der Ausständigen, der Kopfabschneider und militanten Islamisten gezeigt. So entstand der Eindruck, das der Krieg nur von der Assad-Regierung brutal und menschenverachtend gegen die friedlichen, demokratischen und freiheitlich gesinnten "Rebellen" geführt wurde, während diese augenscheinlich nur mit Wattebäuschen warfen.

 Dabei sind diese "großen" Ereignisse nur die Spitze des Eisberges. Viel wichtiger und viel effektiver sind die kleinen alltäglichen Geschichten, in denen uns ein ganz anderes Weltbild untergeschoben wird, Mit denen ein ganz bestimmtes Framing in unseren Köpfen erzielt werden soll.

 Eine dieser kleinen Geschichten spielte sich Anfang Juli am Rande der Fußballweltmeisterschaft in Russland ab. Da hatte der Spieler der kroatischen Nationalmannschaft Vida, nach dem durch Elfmeter gewonnenem Viertelfinalspiel gegen Russland in der Kabine
"Slawa Ukraini",
gerufen. Der Gruß stammt aus den Zeiten des Zweiten Weltkrieges und wurde damals von der  Ukrainische Aufständische Armee (UPA), einer Organisation, die an der Seite Hitlerdeutschlands gegen die Sowjetunion kämpfte und an zahlreichen Verbrechen gegen Juden, Sinty und Roma beteiligt war, verwand. "Slawa Ukraini" ruft der Anführer und die Meute antwortet: "Herojam Slawa!" Der Gruß ist angelehnt an den Nazigruß "Sieg heil" und "heil Hittler" und heißt übersetzt "Heil Ukraine" - "Helden Heil!" Wiederbelebt wurde dieser Nazigruß vom Maidan. Zunächst wohl von der Partei Svoboda und dem "Prawyj Sektor", dem "Rechten Sektor" angewandt, hat sich dieses Relikt aus sehr dunklen Tagen mittlerweile zu einem gebräuchlichen Gruß in der gesamten Ukraine gemausert.

 Der offensichtlich rechtsradikale bis faschistische Duktus des Grußes war der Westpresse dann doch wohl etwas unangenehm und so wurde aus "Heil Ukraine" - "Helden Heil!" ein wesentlich unverfängliches "Ruhm der Ukraine!“ - „Ehre den Helden!" Diese Sprachregelung gilt bis heute und ist jedesmal, wenn sie angewandt wird eine dieser kleinen Manipulationen, die durch weglassen des Wortes "Heil", den gesamten historischen Hintergrund wegwischt und die Rechtslastigkeit der heutigen Ukraine verdecken hilft.

 Um so ärgerlicher, dass ein angetrunkener kroatischer Fußballspieler diese ganze, mühsam unter der Decke gehaltene Geschichte mit seinem Ausruf, auf Video aufgenommen und im Internet verbreitet, wieder in die Öffentlichkeit hinausposaunt. Da gilt es Schadensbegrenzung zu betreiben. Blätter wie "RP online" oder der Österreichische Standard, wie auch die Deutsche Welle, belassen es einfach bei einer falschen Übersetzung des Zitats:
"In einem Video jubelte der 29-jährige Torschütze kurz nach dem Spiel in der Nacht auf Sonntag: 'Ehre für die Ukraine!'“
Nach dem Motto, am besten gar nicht dran rühren. Die Unbedarfteren unter den Lesern fragen sich unwillkürlich, warum denn ein Fußballer, der einer anderen Nation, die nicht einmal an dem Tunier teilnimmt Ehre wünscht, von der Fifa sanktioniert wird.

 Die meisten anderen Publikationen halten sich an einen Text der Nachrichtenagentur "dpa".
"'Ruhm der Ukraine' war der Slogan der revolutionären Bewegung, die 2014 den von Russland unterstützten Präsidenten Wiktor Janukowitsch gestürzt hatte",
schreibt die Süddeutsche sowohl als auch nt-v und unterschlägt dabei einfach woher dieser Gruß wirklich kommt und welch zweifelhafte Berühmtheit er in den dreißiger Jahren hatte. Schließlich waren das die Worte , die viele Menschen als letztes hörten, bevor sie der Genickschuss der UPA-Schergen traf.

Keine Redaktion dieser Medien macht sich übrigens die Mühe einen egenen Text zu verfassen. Man nimmt das Material der dpa und gibt es mehr oder weniger unverblümt als das Produkt eigenen Hirnschmalzes aus.

Nur "Spiegel online" und die "taz" haben eigene Texte verfasst, dabei allerdings auch ihre ganz eigene spezielle Sicht auf die Ereignisse zum Besten gegeben.

 Der Spiegel verkehrt die Dinge einfach in ihr Gegenteil. Er beförderte den kroatischen Abwehrspieler Domagoj Vida vom Täter zum armen, bemitleidenswertem Opfer:
"Ganz ohne Hass und Enttäuschung ging es jedoch nicht. Opfer waren jedoch nicht wie so oft früher die eigene Mannschaft, sondern zwei Kroaten: Spieler Domagoj Vida und Trainerassisten Ognjen Vukojevic."
Letzterer hatte,
"den Sieg (seiner Mannschaft) der Ukraine und seinem alten Club Dynamo Kiew" 
gewidmet.

 Auch der Spiegel zitiert den alten Nazispruch in seiner falschen deutschen Übersetzung:
"Vida hatte nach dem Spiel einen kurzen Clip veröffentlicht, in dem er 'Slawa Ukraine' ('Ehre für die Ukraine') sagt",
 Der Autor, Maxim Kireev, aber wendet einen geradezu diabolisch genialen Kniff an. Mit diesem Kniff verwandelte er den alten Nazigruß, gleichsam dem biblischen Beispiel, der Wandlung des Saulus zum Paulus folgend, in ein harmloses ukrainisches "Grüß Gott" um, geboren während des heldenhaften Kampfes des ukrainischen Volkes für Freiheit und Demokratie auf dem Maidan:
"Das war einst ein Ruf ukrainischer Nationalisten, der jedoch nunmehr zu einem Symbol der Maidan-Revolution 2014 geworden ist."
Einen ganz anderen Aspekt der Sache offenbart Andreas Rüttenauer von der taz. Rüttenauer schwärmt von eienm Shitstorm, der sich im Netz breitmacht:
"Die Fifa steht unter Beschuss. Bei Facebook wird der Internationale Fußballverband in Grund und Boden bewertet."
Genüsslich und in aller epischen Länge und Breite berichtet er,
"während sich dessen Präsident Gianni Infantino und Russlands Staatschef Wladimir Putin gegenseitig auf die Schulter klopfen und sich für die allerbeste WM aller Zeiten lobpreisen",
wie
"ein virtueller Flashmob aus der Ukraine, der da auf der Facebook-Seite der Fifa stattfindet"
und
"das Rating der Fifa auf Facebook ins Bodenlose"
sinkt:
"Weit mehr als 100.000 Menschen haben seit Montagabend den Auftritt der Fifa bei Facebook mit nur einem von fünf möglichen Sternen bewertet".
Völlig besoffen von seiner eigenen Formulierungskunst wiederholt er sich:
"Das durchschnittliche Rating sinkt in Bodenlose",
um den Triumph der tumben Masse über Verstand und Anstand gebührend zu feiern:
"Am Dienstagmittag stand es noch bei 1,2 Sternen."
In der Ukraine und scheinbar auch in der Redaktion der taz
"will man indes gar nicht einsehen, warum es überhaupt eine Strafe nach sich zieht, wenn jemand der Ukraine Ruhm wünscht."
So zitiert Rüttenauer aus einem Papier des Ukrainischen Fußballverbandes:
"'Slava Ukraini‘ ist eine gebräuchliche Grußformel in der Ukraine, die mit den Worten 'Ruhm den Helden!’ beantwortet wird“, heißt es in dem Schreiben des Ukrainischen Verbands an die Fifa."
 Na dann ist ja alles wieder gut und wir können unsere Nationalmannschaft, wenn sie denn dereinst wieder erstarkt zur Europameisterschaft fahren sollte unter dem Beifall der Mainstreampresse mit dem Gruß "Sieg Heil", in den Kampf um Ruhm und Ehre in die Welt hinaus schicken.

 Es sind die kleinen Tricks, das tägliche Trommelfeuer der Propagandisten in den Redaktionsstuben, die unser Hirn weichklopfen. Hier etwas weggelassen, dort etwas hinzugefügt, eine kleine Ungenauigkeit bei der Übersetzung, eine, fast unmerkliche, Umdeutung der geschichtlichen Ereignisse und ohne es zu bemerken, werden wir manipuliert.

 Bleiben wir bei unserem Beispiel: Während der Gruß "Slawa Ukraini", fälschlich in das harmlos klingende "Ruhm der Ukraine" übersetzt wird, die geschichtliche Dimension dieses faschistischen Grußes völlig aus der Berichterstattung eliminiert wird, eröffnet man einen Nebenkriegsschauplatz. Fast alle Blätter zitieren wörtlich aus dem dpa-Bericht:
"Die Beziehungen zwischen Moskau und Kiew sind seit der Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim 2014 und der Unterstützung der prorussischen Separatisten in der Ostukraine zerrüttet."
 Das hat zwar mit dem Thema nur äusserst rudimentär zu tun, aber da ist er wieder, der stete Tropfen, der letztendlich den Stein aushöhlt, der Dampfhammer, der auf unser Hirn einwirkt, bis wir glauben, was wir glauben sollen. Eine kleine Geschichte nur - schnell wieder vergessen, aber was bleibt ist das Framing der, auch mit der Symbolik eines eigenen Grußes um ihre Freiheit kämpfende Ukraine, die Annexion der Krim durch die Russische Föderation und die Menschen im Donbass, die sich nicht unter die Fuchtel einer Putschregierung in Kiew begeben wollten, sind "prorussische Separatisten".

 Dafür fehlt dann eine andere kleine Geschichte. Eine Geschichte, die uns unsere Medien vorenthalten haben. Eine Geschichte, die man dem deutschen Michel nicht zumuten wollte, weil man ihm nicht traut, seiner transatlantischen Standfestigkeit. Weil man seiner Psyche einen Hang zur Russischen Seele nachsagt. Und eine Geschichte, die zeigt, dass man in dem faschistische Gruß "Heil Ukraine", nicht von ungefähr, wie der Ukrainische Fußballverband reklamiert, "eine gebräuchliche Grußformel in der Ukraine" sieht.

 Christoph Miller schreibt am 26. April auf der Seite des, der russischen Propaganda absolut unverdächtigen US-amerikanischen Auslandssenders "Radio Free Europe Radio Liberty":

"Ein Roma-Camp i Kiews Naturschutzgebiet Lysa Hora wurde in der Nacht vom 20. auf den 21. April von mehr als einem Dutzend Mitgliedern der rechtsextremen nationalistischen Gruppe C14 angegriffen. Die Gruppe hat ihren Namen von einer 14-Wort-Phrase, die von weißen Rassisten verwendet wird. Die Gruppe hat  in anderem Zusammenhang auch schon mal offen angeboten, als bezahlte Schläger zu arbeiten. Serhiy Mazur, ein prominentes C14-Mitglied, prahlte am selben Tag in einem weit verbreiteten Facebook-Post mit einem Foto das einen Mann in einer C14-Jacke zeigt, der neben einem brennenden Zelt steht."
Der Name der Gruppe, "C14" ist die Anspielung auf einen Slogan von dem in einem US-Gefängnis verstorbenen Us-amerikanischem Nazi, David Lane:
„We must secure the existence of our people and a future for White children.“ „Wir müssen die Existenz unseres Volkes und die Zukunft für die weißen Kinder sichern.“
Unter Rassisten ist der Satz sehr populär und wird weltweit, sowohl in seiner vollen Länge als auch in Synonymen wie „14 Wörter“, „vierzehn Wörter „oder „14“ benutzt.

Amnesty International Ukraine, sieht den Post als einen "Beweis" dafür an, dass die Gruppe sich sicher ist, dass sie "volle Straffreiheit" genießt. Miller zitiert den Polizeichef von Kiew, Andriy Kryshchenko, der in einem Interview des Fernsehsenders 112 sagte,
"dass nur Müll im Lager verbrannt wurde. Sein Büro habe keine Aussagen der Roma-Gruppe über einen Angriff erhalten und könne daher den Vorfall nicht weiter kommentieren oder eine Untersuchung eröffnen."
Die Geschichte ist allerdings kein Einzelfall. Am 09. Mai brannte eine unbekannte Gruppe in dem Dorf Rudne in der Region Lemberg ein Roma-Lager nieder.

Am 22. Mai griffen Unbekannte in dem Dorf Velyka Berezovytsa nahe dem westlichen Ternopil ein Lager der Roma an und brannten es nieder.

 Am 08. Juni schreibt Miller wiederum auf "Radio Free Europe Radio Liberty":
"Vor laufenden Kameras zerstörten Mitglieder der rechtsextremen Asow-Miliz National Druzhyna am 07. Juni Äxte und Vorschlaghammer schwingend, ein Roma-Lager in Kiews Holosiyivskiy-Park. Der Angriff ist der zweite derartige Vorfall von rechtsextremen Bürgerwehrern in Kiew und der vierte in der Ukraine in den letzten sechs Wochen."
Die Gruppe National Druzhyna wurde im Januar von Veteranen des rechtsextremen Asow-Bataillons gebildet.

Am 24. Juni ist auf Radio Free Europe Radio Liberty dann zu lesen:
"Im Zusammenhang mit einem tödlichen Überfall auf ein Roma-Camp in einem Wald am Stadtrand von Lemberg sind in der Westukraine sieben Menschen festgenommen worden. Laut Angaben der Behörden wurde am 24. Juni kurz vor Mitternacht ein 24-jähriger Roma-Mann aus einem Dorf in der Nähe der Stadt Riwne bei dem Angriff getötet, der von einer Gruppe maskierter Männer verübt wurde. Nach Angaben der Polizei wurden vier weitere Personen infolge des Anschlags mit Stichverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert - darunter ein 10-jähriger Junge, zwei 19-jährige Männer und eine 30-jährige Frau."
In einem offenem Brief an den Ukrainischen Innenminister Arsen Avakov und Generalstaatsanwalt Jurij Luzenko, unterzeichnet von "Human Right Watch", "Amnesty International", "Front Line Defenders" und "Freedom House" werden weitere Übergriffe Rechtsradikaler genannt:
"Seit Anfang 2018 haben Mitglieder radikaler Gruppierungen wie C14, Right Sector, Traditsii i Poryadok, Karpatska Sich und andere mindestens zwei Dutzend gewalttätige Angriffe, Drohungen oder Einschüchterungen in Kiew, Winniza, Uzhgorod, Lemberg, Czernowitz, Iwano-Frankiwsk und anderen ukrainischen Städten durchgeführt. Am 8. März, dem Internationalen Frauentag, griffen Mitglieder radikaler Gruppen die Teilnehmer des Frauenmarsches in Kiew physisch an und benutzten Pfefferspray. Die am Tatort anwesenden Polizisten beobachteten lediglich die Angriffe und unternahmen keine Schritte, um sie aufzuhalten oder zu verhaften. Am 10. Mai störten etwa 30 Angehörige anderer Gruppen, die Gewalt anwenden und für Hass eintreten, eine von Amnesty International in Kiew organisierte Veranstaltung, bei der über Menschenrechtsverletzungen gegen LGBTI-Personen in Russland und der Ukraine diskutiert werden sollte. Die Angreifer blockierten den Eingang zum Veranstaltungsort und riefen Todesdrohungen gegen die Organisatoren und Teilnehmer aus. Die am Ort anwesenden Polizeibeamten der Bezirkseinheit Pechersky weigerten sich, sich einzumischen und machten homophobe Bemerkungen gegen die Mitarbeiter von Amnesty International. Am 19. Mai unterbrachen etwa 50 Mitglieder anderer Gruppen, darunter einige, die von Zeugen identifiziert wurden, auch am 8. März und 10. Mai in Kiew beteiligt gewesen zu sein, das Festival der Gleichheit in Czernowitz. Trotz zahlreicher Vorbesprechungen und Zusicherungen durch die örtliche Polizei haben sie die Veranstaltung nicht effektiv geschützt und klar identifizierbare Personen aus diesen Gruppen in den Veranstaltungsort im Innenbereich gelassen, was die Sicherheit und das Wohlbefinden der Teilnehmer gefährdete."
Die Unterzeichner beklagen die scheinbar geringe Lust der Behörden gegen rechte Schlägertrupps einzugreifen:
"Es ist keine Überraschung, dass die Anzahl der gewalttätigen Angriffe und Drohungen durch solche Gruppen zunimmt, da die unzureichende Reaktion der Behörden die Botschaft sendet, dass solche Handlungen toleriert werden. Wir fordern Sie auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um Handlungen zu verhindern und zu stoppen, die Hass und Diskriminierung fördern und dass sie die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen."
Von diesen rechtsradikalen Umtrieben in der Ukraine erfahren wir hier nichts. Von den ersten Tagen des Maidan im Winter 2013 / 2014 an, bis heute wird die Rechtslastigkeit von Regierung und Verwaltung in der Ukraine vom Mainstream bestritten und als russische Propaganda dargestellt.

 Am 14. Februar 2014 gab die Heinrich-Böll-Stiftung aufschlussreiche Handlungsanweisungen an die Presse:
"Die starke Betonung der Beteiligung rechtsextremer Randgruppen an den Protesten in einigen internationalen Medienberichten ist ungerechtfertigt und irreführend. Sie hat möglicherweise mehr mit dem Sensationspotential radikalnationalistischer Parolen, Symbole oder Uniformen zu tun, als mit der tatsächlichen Lage vor Ort."
und schlussfolgerte messerscharf:
"Wir vermuten sogar, dass in einigen Berichten, insbesondere solcher kremlnaher Massenmedien, die übermäßige Betonung der rechtsradikalen Elemente auf dem Kiewer Euromaidan nicht auf antifaschistischen Motiven beruht. Im Gegenteil, derartige Berichterstattung ist paradoxerweise womöglich selbst Ausdruck von imperialistischem Nationalismus sein, in diesem Falle von dessen russischer Variation. Mit ihrer gezielten Diskreditierung einer der größten Massenbewegungen zivilen Ungehorsams in der Geschichte Europas liefern die russischen Medienberichte einen Vorwand für die politische Einmischung Moskaus, ja womöglich sogar für eine künftige militärische Intervention Russlands in der Ukraine, ähnlich derjenigen in Georgien 2008"
Der Böll-Stiftung schwebte schon 2014 eine gewisse Selbstzensur der Journaille vor:
"Angesichts dieser Risiken bitten wir Kommentatoren, etwa solche aus dem linken Spektrum, bei ihrer berechtigten Kritik des radikal ethnonationalistischen Lagers im EuroMaidan vorsichtig zu sein...
Wir bitten außerdem westliche Kommentatoren, die besondere Lage der ukrainischen Nation im Auge zu behalten und die komplizierte Situation des noch jungen, fragilen Staates zu berücksichtigen, der einer ernsthaften äußeren Bedrohung gegenübersteht.
Schließlich bitten wir jene, die entweder kein größeres Interesse oder kein tiefergehendes Wissen über die Ukraine haben, sich nicht ohne gründliche Recherchen an Kommentaren über die verwirrenden politischen Verhältnisse dieses Transformationsstaates zu versuchen. "
So funktioniert er der moderne Journalismus: Berichtet wird nicht was ist, sondern was nutzt, berichten soll nur derjenige, der die richtige innere Einstellung mitbringt. Was politisch unerwünscht ist, wird verschwiegen. Die Medienkonsumenten dürfen nur erfahren, was ihnen die "richtige" Einsicht vermittelt. Den Rest macht dann das korrekte Wording. Aus Rechtsradikalen und Faschisten werden z. B. Ethnonationalisten und die Gewalttaten rechter Schlägertrupps gilt es "adäquat zu interpretieren".

2 Kommentare:

  1. Der Mann heißt Teusch, vielleicht möchten Sie das korrigieren.

    AntwortenLöschen
  2. Von wegen Verschweigen ein Beispiel des DLF: "Seit 1945 hat sich bei Befragungen in der Kraina immer eine kroatische Mehrheit ergeben." - oder sinngemäß. Das stimmt. Aber ist es seriös, dabei die Massenmorde an den Serben zwischen 1940 bis 1944 zu verschweigen?
    Warum regt sich der Mainstream über China und seine Menschenrechtslage auf, über Guantanamo wird bestenfalls mit einem Achselzucken berichtet? Über Militärgefängnisse der USA weltweit hört man so gut wie nichts?
    Läßt sich beliebig fortsetzen, würde aber langweilen. Aber auch die Länge alleine ist schon ein Medienproblem: das interessiert dann nicht mehr.

    AntwortenLöschen