Dienstag, 28. Februar 2012

Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte

 Ein kleiner Laden in London versorgt die gesamte Weltpresse mit Schauergeschichten aus Syrien.

 Ein kleiner Kramladen in London schickt sich an Weltgeschichte zu schreiben. Die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" besteht aus dem Betreiber des Ladens, Rami Abdel Rahman und soweit man weiss, einer Sekretärin. Rahman behauptet, er verfüge über ein Netzwerk von 200 Personen in Syrien mit denen er über skype und e-mail kommuniziere. Beweise jeglicher Art bleibt er schuldig. Nun mag man sagen: "Na gut, ein Spinner mehr, was soll's," würden sich nicht sämtliche Medien des Westens seiner Berichte bedienen und sie eins zu eins übernehmen.

 Diese 200 Aktivisten in Syrien, so gibt Rahman zu, erzählen ihre Geschichten von Massakern, Morden, Vergewaltigungen nicht etwa aus eigener Anschauung oder gesicherten Zeugenaussagen, sondern aus Krankenhauslisten.

 Ein Beispiel für die Seriosität der Meldungen:
 Im Sommer letzten Jahres verbreitete CNN die Nachrichten, syrische Regierungstruppen hätten in Homs acht Säuglinge in einem Krankenhaus ermordet indem sie einfach den Strom für die Brutkästen abgeschaltet hätten.  In Wahrheit handelte es sich um den Bericht aus einem ägyptischen Krankenhaus, in dem über die schlechte Ausrüstung der Geburtsstation berichtet wurde. Das wurde durch ein Bild belegt auf dem mehrere dicht beieinander liegende Babys gezeigt wurden.

 Neueste Horrormeldung: 68 Menschen seien bei der Flucht aus Homs an einem Kontrollpunkt von Regierungstruppen getötet worden. Unter den Opfern seien Frauen, Kinder und desertierte Soldaten. Auch hier hat wieder niemand gesehen, was geschehen ist. Aus angebliche 68 in ein Krankenhaus in Homseingelieferten Leichen, wird flugs ein Massaker konstruiert.

  Die Süddeutsche schreibt:
 "Nach Angaben des in London ansässigen Syrischen Observatoriums für Menschenrechte wurden 68 Tote in ein Krankenhaus der Stadt gebracht. Bewaffnete Männer hätten die Zivilisten auf einem Feld zwischen den Orten Ram al-Ans und al-Ghadscharije in der Provinz Homs getötet, von einem "Massaker" war die Rede. Die Leichen der Opfer seien in ein Krankenhaus in der Stadt Homs gebracht worden. Unter den Opfern seien Frauen, Kinder sowie desertierte Soldaten. Sie wiesen Schusswunden sowie Verletzungen von Stichwaffen auf. Von unabhängiger Seite konnten die Angaben nicht bestätigt werden."

 Der Stern nutzt die neuerdings immer gebräuchlicher werdende Sprachregelung "syrische Menschenrechtsaktivisten von den lokalen Koordinierungsbüros" wenn die Nachricht aus dem Londoner ein-Mann-Betreib stammt:
 "Demnach sollen in der Rebellenhochburg Homs 64 Zivilisten an einem Kontrollpunkt der Armee regelrecht abgeschlachtet worden sein. Die Menschen hätten versucht, sich aus dem heftig beschossenen Stadtteil Baba Amr in Sicherheit zu bringen. Unter den Opfern seien auch Frauen, Kinder sowie desertierte Soldaten."

 Der Spiegel macht es sich noch einfacher, indem er die Formulierung "Menschenrechtler sprechen von einem Massaker" benutzt:
Nahe der syrischen Widerstandshochburg Homs wurden demnach 68 Zivilisten getötet. Bei den Opfern handelt es sich möglicherweise um Flüchtlinge aus der Stadt, die seit Wochen von den Schergen des Diktators Assad unter Feuer genommen wird.

 Bild tut erst einmal so als sei sie selbst vor Ort gewesen:
"Dauerbeschuss seit drei Wochen. Leichen auf den Straßen. Lebensmittel gehen zur Neige. Die drittgrößte Stadt Syriens ist zu einem Schauplatz der fürchterlichen Rache des Despoten Baschar al-Assad an den Aufständischen geworden.
Die Protesthochburg Homs wird zur Todesfalle. 68 Zivilisten wurden jetzt beim Versuch zu fliehen regelrecht abgeschlachtet,… Am Checkpoint warteten die Todesschützen. Frauen, Kinder und desertierte Soldaten wurden den Angaben zufolge auf einem Feld zwischen den Orten Ram al-Ans und Ghadscharije ermordet."  Erst danach lässt man die Katze aus dem Sack: "Die Leichen seien in ein Krankenhaus gebracht worden, sagte der Chef der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London, Rami Abdel Rahman. Sie wiesen Schusswunden sowie Verletzungen von Stichwaffen auf."

 Wie schreibt schon George Orwell in seinem weltberühmten Roman 1984: Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten - wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten -, dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit."

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