Freitag, 9. März 2012

Wulff von Vuvuzelas aus dem Amt geblasen

 Nun ist er weg, der Christian. Und man weiss nicht so recht, ob man sich darüber freuen soll oder ob doch das Mitleid überwiegt. Von Anfang an stand seine Präsidentschaft unter keinem guten Stern. Die Schuhe, in die ihn die Merkel gesteckt hatte, waren von Anfang an zu gross für ihn. Aber genau das war seine Qualifikation das machte ihn für Merkel zu ihrem Kandidat.

 Ein Bundespräsident von der Ausstrahlung eines von Weizäcker oder Johannes Rau war für Merkel unakzeptabel. Der kleine, blasse Ministerpräsident aus Hannover war da genau richtig. Er würde immer ihr Zögling sein, würde nie gegen sie aufmüpfig werden, wie sein Vorgänger Köhler, den sie zwar genau wie Wulff, wie ein Kaninchen aus dem Zylinder gezogen hatte weil sie ihn für blass und unbedeutend hielt, der sich aber erst einmal im Amt, seiner Unabhängigkeit bewusst wurde und mit fortschreitender Amtszeit immer mehr drohte aus dem Ruder zu laufen.

 Wulf, hatte einmal, von Journalisten nach seinen Ambitionen auf das Amt des Bundeskanzlers gefragt geantwortet, Bundeskanzler das könne er nicht, das sei eine Nummer zu gross. Zum Präsidentschaftskandidaten gekührt, fühlte er sich am Ziel seiner politischen Laufbahn. Er hatte es schliesslich nicht leicht gehabt. Im Kampf um den Stuhl des niedersächsischen Ministerpräsidenten war er zweimal Gerhard Schröder unterlegen. Erst beim dritten Anlauf, Schröder war jetzt Kanzler, konnte er die Wahl gewinnen.

 Da mag es ihm wie eine Auszeichnung vorgekommen sein, als er den Anruf von Merkel bekam. Sein Kampf war zu Ende. Er stieg aus den Niederungen der Parteipolitik in das höchste Staatsamt, wurde nahezu unangreifbar.

 Dann kam der Tag der Bundesversammlung und fast hätte er die Wahl verloren gegen den, von der Presse, zum Präsidenten der Herzen hochgeschribenen Joachim Gauck. Hätten SPD und Grüne damals die Grösse gehabt, wären über ihren eigenen Schatten gesprungen und hätten der Linken ein faires Angebot gemacht, er wäre schon an diesem Tag gescheitert. So wurde er gewählt und musste fortan den schweren Rucksack des nur zweitbesten Kandidaten und von der breiten Masse des Volkes nicht gewollten Präsidenten tragen.

 War die Springerpresse von Anfang an gegen Wulff, kam doch der Vorschlag Gauck zum Kandidaten auszurufen vom damaligen Welt-Chef Schmidt, so verdarb er es sich mit Bild und Co gänzlich mit der Äusserung, der Islam gehöre zu Deutschland. Das war eindeutig zu viel für die erzkonservativen Blattmacher aus Berlin. Hatten diese doch gerade das Buch des Rechtspopulisten Thilo Sarrzin, „Deutschland schafft sich ab“ medial gepuscht.

 Er wurde zum Abschuss freigegeben und keiner konnte oder wollte ihn jetzt noch retten. Seine grosse Mentorin, Merkel, auf die er vielleicht noch bis zu Letzt gehofft haben mag, tat was sie immer tut, wenn es eng wird: Sie strich ihn aus dem Adressverzeichnis ihres Handys.

 Und so stand er denn da, gestern Abend beim grossen Zapfenstreich, von der politischen Klasse, zu der er sich jahrelang zugehörig gefühlt hatte, verlassen bis auf ein paar die nicht wegbleiben konnten und wurde von Demonstranten mit Vuvuzelas aus dem Amt geblasen.

 Er blieb bis zu letzt ein Getriebener, einer, der nicht in der Lage ist zu sagen: „Hier ist Schluss. Ich mache nict mehr mit bei eurem Mummenschanz. Ich tu mir das nicht mehr an, nur damit die Regeln gewahrt bleiben.“ Er hatte nicht die Grösse auf diese unwürdige Verabschiedung zu verzichten und damit Merkel und Co diesen letzten Triumph zu  versagen. Die Schuhe, sie passten ihm auch dieses Mal nicht.

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