Sonntag, 6. Mai 2012

Griechenland wählt zwischen Pest und Cholera

 In Griechenland wird heute gewählt. Und eigentlich haben die Griechen nur die Wahl zwischen Pest und Cholera. Auf der einen Seite stehen die alten Männer der konservativen Nea Dimokratia (ND) und der sozialdemokratischen Pasok, die das Land seit der Revolution von 1974 fest im Griff haben und die sich dem Spardiktat der sogenannten Troika aus Internationalem Währungsfond (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und Europäischer Union (EU) durch Unterschrift verpflichtet haben. Auf der anderen Seite sind die vielen kleinen Splitterparteien, von ganz links bis zu ganz rechts, den Faschisten.

 Wählen die Griechen die alten Männer aus ND und der Pasok, so entscheiden sie sich für Postenschieberei, Steuerbetrug und Korruption, für soziale Ungerechtigkeit  und die gnadenlose Ausbeutung ihres Landes und dessen Bodenschätzen, aber auch für das Geld der reichen Europäer. Wählen sie sich eine Regierung der politischen Alternativen, wird die Troika sie fallen lassen wie eine heisse Kartoffel oder sie gar mit Gewalt in die Fänge der internationalen Grossfinanz zurücktreiben.

 Finanzminister Schäuble warnte die Griechen in der letzten Woche schon mal ganz unverblümt, wenn die Griechen eine Mehrheit wählen sollten, die nicht zu den Vereibarungen mit IWF, EZB und EU stehe, so müsse Griechenland die Folgen tragen. So etwas nennt man für gewöhnlich ein Ultimatum, in diesem Fall nicht an eine Regierung, sondern direkt an das griechische Volk.

 Noch etwas kunkreter wurde der Chef des Hamburger Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) der Schweizer Staatsbürger, Professor Thomas Kraushaar. Der Herr Professor, der gewöhnlich dadurch aufzufallen pflegt, das seine abgegebenen Wirtschaftsprognosen nicht eintreffen, schlägt ein Protektorat der Eu über Griechenland vor.

 Er erklärt Griechenland für einen „failed state“, einen gescheiterter Staat und stellt die Griechen damit in eine Reihe mit Afghanistan und  Somalia. Was die westliche „zivilisierte" Welt mit solchen Staaten zu tun gedenkt, lässt sich ja für jedermann an eben diesen beiden Staaten sehen.

 Kraushaar ist der festen Überzeugung, dass die Griechen allein nicht fähig sind, ihre Angelegenheiten zu regeln. Das Land, so der etwas krause Professor, brauche rat- und tatkräftige Unterstützung bei der Schaffung funktionsfähiger staatlicher Strukturen. „Aus diesem Grund wäre es klug, darauf hinzuarbeiten, Griechehnland zu einem europäischen Protektorat zu machen.“

 Bevor die Griechen zur Wahl schreiten, sollten sie eine Reise quer übers Mittelmeer nach Libyen unternehmen. Dort können sie sich anschauen, wie die westliche Welt hilft, geordnete Strukturen aufzubauen.

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