Sonntag, 22. Juli 2012

Am Freitag werden die 30. olympischen Sommerspiele eröffnet.

Am Freitag werden in London die 30. Olympischen Sommerspiele der Neuzeit eröffnet. Das zweite grosse Sportereignis nach der Fußball-Europameisterschaftim Juni in Polen und der Ukraine und ein weiteres mediales Grossereignis in diesem Jahr.

 Über 17.000 Athleten aus 205 Ländern werden Höchstleistungen in ihren Disziplinen abliefern, die ohne die kleinen chemischen Helfer unmöglich wären. Die ARD und das ZDF werden mit 480 Mitarbeitern  über zwei Wochen, abwechselnd, jeden Tag, 15 Stunden lang aus Großbritanniens Hauptstadt berichten.

 London befindet sich im Belagerungszustand. 40.000 Sicherheitskräfte und zusätzlich 13.500 Soldaten sind im Einsatz, um den "friedlichen" Wettkampf der Athleten zu schützen. Auf den Dächern der Hochhäuser sind Raketen in Stellung gebracht worden. Die freie Welt wird sich nicht dem Terrorismus ergeben, eher legt sie sich selbst in Schutt und Asche.

 Auf den Zufahrtstrassen zum Olympiagelände wurde ein Fahrstreifen für den Verkehr gesperrt um die Athleten, die Pressevertreter und die Funktionäre, unbehelligt vom Londoner Verkehrschaos, zu den Sportstätten zu bringen. Soll doch der Verkehr in London vollends zusammen brechen: "The show must go on!" Der Welt wird ein riesiges Spektakel vorgeführt, das weder mit der Realität, in dem durch eine schwere Rezession gebeutelten Großbritannien, noch mit der Lebenswirklichkeit der meisten Menschen auf diesem Planeten, auch nur das geringste zu tun hat.

 Die senilen, korrupten Mitglieder des Altherrenclubs, genannt Internationales Olympisches Kommitée werden der Welt wieder eine perfekte Show abliefern, fernab vom wahren Leben. Und die Welt wird zusehen, wird sich einlullen lassen und darüber vergessen, sich um ihre ureigensten Probleme zu kümmern. Für siebzehn Tage werden die Zeiten der Schwimmer, Läufer, Ruderer und Radfahrer, die Ergebnisse beim Fußball, Handball, Hockey, Reiten, Turnen, Schiessen und die Weiten bei Speerwurf, Kugelstossen und Weitsprung wichtiger sein, als die Eurokrise, der Bürgerkrieg in Syrien, die Energiewende oder die immer schneller voranschreitende Erderwärmung.

 Begeistert werden die Reporter von den Sportstätten berichten. Sie werden uns die heile Welt Olympias vorführen. Kein Wort wird fallen, über die Menschen die dem Gigantomanismus  zum Opfer gefallen sind, der inzwischen zum Markenzeichen Olympischer Spiele geworden ist. Riesige Sportarenen, die nach Olympia niemand mehr braucht, eine Infrastruktur, die einzig und allein auf die zigtausend Besucher, die Berichterstatter und die einfallende Schickeria ausgerichtet ist, haben zwei Stadtteile Londons umgekrempelt.  Zwei Stadtteile, die zu den ärmsten Bezirken Südenglands zählen. Zwei Stadtteile, in denen während der Unruhen im letzten Jahr die heftigsten Kämpfe stattfanden.

 Der Londoner Bürgermeister Boris Johnson, vor allen Dingen aber sein Vorgänger Ken Livingston und ihre Beamten haben die günstige Gelegenheit genutzt, um den Londoner Osten umzustrukturieren. Sie rühmen sich, die Stadtteile Stratford und Hackney saniert zu haben. Aber sie haben nichts weiter getan, als die alten Bewohner zu vertreiben,  die Nachbarschaften zu zerstören und die Viertel den Investoren und Spekulanten zu überlassen. Sie haben die Sozialwohnungen abgerissen und die Menschen, die meist schon seit Jahrzehnten in ihnen wohnten, über ganz London verteilt.

  Nichts auf dieser Welt ist weiter von der Realität entfernt als die olympischen Spiele. Sportler die, wie in Deutschland, meist Angehörige der nationalen Streitkräfte sind, um im internationalen Wettbewerb, durch Siege die Überlegenheit ihrer Heimatländer gegenüber den anderen teilnehmenden Nationen zu beweisen, bombastische Sportstätten, die oftmals die finanziellen Möglichkeiten der Austragungsländer übersteigen und nach den Spielen mangels Nutzungsmöglichkeiten verfallen, (in Griechenland haben die Spiele 2004 wesentlich zu der heutigen Finanzmisere beigetragen) überdimensionierte Infrastrukturprojekte, die nach Olympia nicht mehr benötigt werden, oder sich für den normalen Gebrauch als unwirtschaftlich herausstellen, eine mediale Berichterstattung, die alles Andere nebensächlich macht und eine zutiefst korrupte Organisation, die sich an keine demokratische Regel hält.

 Die olympischen Spiele, geboren aus einer, im ausgehenden 19 Jahrhundert, üblichen Schwärmerei für die Antike, ist zu einem riesigen Geschäft geworden. Ein Geschäft bei dem der Sport nur noch den Anlass liefert. Es geht um Profit (ohne Coca-Cola hätten, zum Beispiel, die Spiele in Atlanta nie stattgefunden), die mediale Verkleisterung der Gehirne der Menschen durch die kritiklose, entpolitisierte  Berichterstattung der Medien, praktisch rund um die Uhr. Es geht um Korruption und  dem verquassten Weltbild des Internationalen olympischen Kommitées, entliehen aus den Zeiten des Absolutismus, dem sich die Menschen über siebzehn Tage lang, klaglos unterwerfen. Es geht darum, das die Herrschenden den Menschen Sand in die Augen streuen, um unbeobachtet ihren asozialen Geschäften nachzugehen.

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