Montag, 30. Juli 2012

Der dreiste Herr Prof. Raffelhüschen

 Da ist der Prof. Raffelhüschen jahrelang als Versicherungsvertreter durch die deutschen Lande gereist und hat den Arbeitnehmern Angst und Schrecken eingejagt. Die Renten seien nicht sicher, die gesetzliche Altersvorsorge reiche nicht aus, um im Alter nicht in die Armut zu fallen, ja, die Alten sollten sich was schämen, auf Kosten ihrer Kinder sich einen faulen Lenz zu machen. Das einzige, so Raffelhüschen, was ein vernüftiges Einkommen im Alter garantiern könne, sei die private Vorsorge.

 Millionen Arbeitnehmer sind dem Mann auf den Leim gegangen. Sie haben brav einen Teil ihres Lohnes in die betriebliche Altersvorsorge gesteckt, und noch einemal einige tausend Euro jährlich in die Riesterrente, im Vertrauen darauf, dass sie dereinst im Alter einmal sorgenfrei vom Ersparten und den daraus erzielten Zinsen leben könnten. Zusätzlich hat Vater Staat den Versicherungen, Banken und Fonds noch einmal Milliarden von Euro in den gierigen Rachen geworfen, durch Sparprämien und Steuererleichterungen.

 Nun sollte einem Jeden, der noch alle Vögel im Nest hat, klar sein, dass eine private Altersvorsorge nichts anderes als eine staatlich subventionierte Geldanlage ist. Und eine Geldanlage über mehrere Jahrzehnte, ohne die Möglichkeit auf veränderte Wirtschaftsdaten zu reagieren, ist nun einmal hoch spekulativ. Nicht nur, wenn man den worst case annimmt, dass eine Gesellschaft pleite geht, oder dass es zu Krieg oder Währungsverfall kommt.

 Zwar garantierten die Versicherungsunternehmen zu Anfang den Käufern ihrer Riesterprodukte noch eine Rendite von 5%, aber dieser Garantiezins befindet sich im freien Fall. Das liegt vor allem daran, dass die Bafin darauf bestand, die Riesterversicherungen hauptsächlich durch festverzinsliche Papiere, hauptsächlich Staatsanleihen zu finanzieren. Das sollte ausschliessen, das die Jongleure der Versicherungsgesellschaften mit dem Geld der kleinen Sparer hochspekulative Geschäfte machten.

 Da nun aber Staatsanleihen selbst spekulativ geworden sind, siehe Griechenland, Spanien usw., oder die Zinsen bei den wenigen sicheren Häfen die es weltweit noch gibt, wie Deutschland, die Niederlande, USA oder China praktisch gegen Null tendieren, wird es für die Versicherungskonzerne eng, ihre Garantiezinsen auch zu zahlen. Dagegen hilft nur ein Mittel: Die neuen Verträge müssen die alten mit finanzieren. Das ist dem verbotenen Schneeballsystem nicht unähnlich. Durch den hohen Garantiezins, der auf den Altverträgen lastet, sinkt die Rendite bei den Neuverträgen um so drastischer.

 Schon jetzt muss ein Riesterversicherter weit über achtzig Jahre alt werden um in den Genuss der aus seinem eingezahlten Kapital erwirtschafteten Zinsen zu kommen. In Zukunft werden die spärlichen Zinsen, auch bei einer moderaten Inflation, am Ende gänzlich aufgefressen sein und man bekommt weniger heraus, als man eingezahlt hat. Die staatlichen Prämien betrachten die Versicherungsgesellschaften ja jetzt bereits als Ausgleich für ihre Bemühungen und streichen sie gänzlich für sich ein.

 Angesichts dieser Katastrophe würde ein jeder, der solche Schrottpapiere verkauft hat, sich still zurückziehen und froh sein, wenn allmählich in Vergessenheit gerät, wer verantwortlich ist für das finanzielle Disaster, in dass er gutgläubige Menschen gestürzt hat.

 Nicht so Prof. Bernd Raffelhüschen. Der stellt sich hin, weist dreist mit dem Finger auf die Bafin und behauptet sie sei schliesslich Schuld an der schlechten Verzinsung. Sie müsse nur die Auflagen lockern und schon könnten die Versicherungsgesellschaften fette Renditen einfahren, indem sie am Kapitalmarkt, an den Börsen, mit Aktien, Warentermingeschäften und Derivaten spekulierten. Auch sei es gänzlich unverständlich, wenn die europäische Kommission nun plane, dass Aktiengeschäfte in Zukunft mit mehr Eigenkapital zu hinterlegen seien. Das wirke sich ebenfalls verheerend auf die Renditen aus. Ist schon klar, je mehr die Zocker mit geliehenem Geld spekulieren, desto höher ist der Gewinn, wenn alles gut geht, aber um so höher ist auch der Verlust im Fall einer Fehlspekulation.

 Im Grunde stand es von Anfang an zu erwarten, dass die Fonds, Banken und Versicherungen, dass schöne viele Geld, dass sie durch die Riesterrente einnahmen, nicht auf Dauer in so langweiligen Papieren wie Bundesschatzbriefen anlegen wollten. Mit so viel Geld, da will man ins Casino und nicht um nur auf die einfache Chance, rot oder schwarz, gerade oder ungerade Zahl, setzen, da will man das grosse Rad drehen. Durch eine geschickte Verdrehung der Tatsachen und der mindestens ebnso geschickten PR des Herrn Raffelhüschen setzt man nun die politischen Entscheider unter Druck, endlich die Sicherheitsfesseln zu lösen. Nicht das System der Kapital finanzierten Rente ist schuld, sondern die Tatsache, dass man den Zockern nicht freie Hand lässt.

 Frech ist in Hinsicht auf den Herrn Professor wohl ein entschieden zu mildes Wort.

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