Dienstag, 13. November 2012

Merkel auf Inspektionsreise in Portugal

 Angela Merkel hat nach Griechenland und Spanien nun Portugal besucht. In allen drei Ländern wurde sie von wütenden Protesten der Bevölkerung begrüsst. Hat die deutsche Presse sich beim Griechenlandbesuch noch empört geäussert, ob der fehlenden Dankbarkeit der Griechen, angesichts der grossen Opfer, die Deutschland für das kleine Land bringe, so waren die verärgerten Kommentare beim Besuch Merkels in Sanien schon wesentlich leiser. Anlässlich des gestrigen Besuchs Merkels in Portugal blieben sie fast gänzlich aus.

 Langsam scheint selbst den Kommentatoren deutscher Medien aufzugehen, dass dort an den Strassen keine gewerbsmässigen Radaumacher, sondern Menschen stehen, die um nichts weniger als ihre Existenz kämpfen. Merkel scheint diese Proteste regelrecht zu geniessen.

 Sie wird von den Regierungen hofiert wie der Fürst von den Gouverneuren tributpflichtigen Vasallenstaaten. Sie sitzt in den gepanzerten Staatskarossen, wird um die grossen Demonstrationen herum gefahren und zu einem Konferenzort weit vor den Hauptstädten gefahren. Jetzt in Portugal war es, welch ein symbolträchtiges Bild, eine alte Festung. Merkel provoziert mit ihren Besuchen, demonstriert sie doch der aufgebrachten Bevölkerung: Seht her ich komme in euer Land, werde von euren Politikern herzlich willkommen geheissen und ihr könnt nichts tun, gegen meine Armut und Not verbreitende Austheritätspolitik. Protestiert nur, ich bin unangreifbar. Ihr müsst mich ertragen, denn ich bin nicht von euch gewählt, also könnt ihr mich auch nicht abwählen.

 Wer sich die Filme vom Empfang Merkels durch Portugals Ministerpräsident Coelho ansieht, der kann nicht umhin, die unterwürfige Körperhaltung Coelhos zu bemerken. Die Hände auf dem Rücken, die Schultern nach vorn gezogen und den Kopf ständig gesenkt, so steht ein Bediensteter vor seiner Herrin. Merkel dagegen ist ganz der Souverän. Sie spricht, lächelt huldvoll, die Sprache ihrer Hände, nicht wie sonst zur Raute zusammengelegt, ein Zeichen von Unsicherheit, sondern freundlich und milde gestikulierend. Sie lobt Coelho für die bereits begangenen Grausamkeiten an seinem Volk und sie bestärkt ihn, nicht nachzulassen in seinen Sparbemühungen.

  Und Coelho kennt seine Pflicht. Er spricht Merkel, die EZB, die EU und den IWF von jeder Schuld  an der verzweifelten Lage der Portugiesen frei. Nein Schuld allein an der verfahrenen Lage, sei einzig und allein Portugal selbst und der schwächelnde Export des Landes. Es ist die bedingungslose Kapitulation und Merkel ist gekommen, sie im Triumph entgegen zu nehmen.

 Die Kanzlerin möchte denn aber doch nicht nach Hause fliegen, ohne die Portugiesen mit einen guten Rat zurückzulassen. Deutschland sei auch durch eine schwere Prüfung gegangen. Die Agenda 2010 sei keinesfalls nur auf Begeisterung  gestossen. Man brauche halt einen langen Atem um die Früchte der Sparanstrengungen zu ernten. In Deutschland habe das fünf Jahre gedauert. Das ist in etwa das gleiche, als wenn der Lottomillionär dem Bettler den guten Rat gibt, er möge nur fleissig arbeiten, dann könne er es auch einmal so weit wie er bringen - blanker Hohn.

 Portugal und Deutschland, sind weder in der Grösse, der Lage und den wirtschaftlichen Voraussetzungen zu vergleichen. Portugal ist ein Agrarland, Deutschland ein hoch industrialisiertes Land mit einer hervorragend ausgebildeten Arbeitnehmerschaft. Während Deutschland durch einen Schuldenschnitt die meisten Kriegs- und Vorkriegsschulden erlassen wurden und es sich seit 1949 in aller Ruhe entwickeln konnte leidet Portugal noch immer an der Misswirtschaft einer über vierzigjährigen Diktatur und einem langen Kolonialkrieg dieser Diktatur in seiner Kolonie Angola.

 Für alles das können aber die Menschen in Portugal nichts. Merkel ist viel zu intelligent, als dass sie das alles nicht wüsste. Aber es passt nicht in ihr Bild von der Welt. Es passt nicht in ihre Allmachtsphantasien. Sie hat in ihrer Kindheit und Jugend miterlebt, wie der mächtige Generalsekretär der KPDSU in die DDR kam und Ratschläge erteilte. Wie er der Bevölkerung für den Sieg des Sozialismus immer wieder Opfer abforderte und wie die eigenen Politiker vor dem grossen Mann aus der Sowjetunion katzbuckelten. Jetzt hat sie den Spiess umgedreht.

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