Montag, 12. November 2012

Schwestern im Geiste: Katrin Göring Eckard und Angela Merkel

 Nun haben auch die Grünen ihre Merkel. Katrin Göring Eckardt, oder wie Vertraute, oder solche die sich dafür halten, gerne sagen, KGE, ist neben Trittin die Spitzenkandidatin bei Bündnis90/Die Grünen für die nächste Bundestagswahl.

 Bei Vielen sorgt das für ein Dejavue. Wie Merkel kommt Göring Eckard aus dem Dunstkreis der calvinistisch geprägten, evangelischen Ostkirche. Ähnlich spät wie Merkel entdeckte sie ihre Sympathie für die Demokratiebewegung in der DDR. Genau wie die 12 Jahre ältere Merkel, in ihren Anfangsjahren in der Politik, punktet sie durch ihr, Harmlosigkeit ausstrahlendes Äusseres, und ihr immer etwas linkisches Auftreten. Und genau wie Merkel ist sie frei von jedem Denken in Wertekategorien.

 Als Frau aus dem Osten und als angehörige der Nach-68er-Generation hat sie nicht teilgenommen an den Auseinandersetzungen der 60er und 70er Jahre. Sie war kein Teil der Antiatomkraft- und der Friedensbewegung. Sie hat keine Wunden davongetragen, in Strassenkämpfen und Antiatomkraftdemonstrationen. Für Göring Eckard gibt es kein No Go in der Politik. Das war ihr grosser Vorteil gegenüber einer Claudia Roth und das wird ihr grosser Vorteil gegenüber einem Jürgen Trittin sein.

 Jürgen Trittin, der sich im Moment noch als Seniorpartner des Gespanns Trittin - Göring Eckard vorkommen mag, wird aber bald lernen müssen, wie die wertefreie Göring Eckhard ihn ausmanöveriert, so wie Kohl’s Mädchen, Angela Merkel, den Dicken aus der Pfalz ins Abseits stellte, als sie ihn nicht mehr brauchte. Sie ist die flexiblere der beiden Spitzenkandidaten.

 So wie aus der glühenden Verfechterin der Agenda 2010 unter Schröder, in den Jahren 2003 bis 2005, eine Kandidatin des Jahres 2012 geworden ist, die das Soziale in den Vordergrund stellt, so wird sie, die jetzige Verfechterin eines Regierungswechsels, hin zu Rot/Grün, wenn es denn opportun erscheint, im Jahr 2013 eine glühende Anhängerin eines Schwarz-Grünen Bündnisses sein.

 Geschmeidigkeit, Opportunität, ein völliger Verzicht auf Werte in der Politik zeichnen die Kandidatin aus. Einziges Kriterium ist die eigenen Karriere. Im Juni 2003, alle Welt singt das Neoliberale Lied von den selbstsüchtigen Rentnern, die den Jungen die Zukunft rauben, gibt sie dem Spiegel zu Protokoll: „Bislang hatten die Renten Priorität. Aus dem Haushalt ist immer mehr in die Rentenkasse geflossen, und die Sozialbeiträge sind gestiegen – und beides geht zu Lasten der Jüngeren und Aktiven. Wenn wir bei allen Einschnitte machen, können auch die Rentner einen Beitrag leisten.“

 2013, die Riesterrente gilt als endgültig gescheitert, dass grosse Thema ist die Altersarmut. Nun macht Göring Eckardt Wahlkampf mit einer Garantierente für Geringverdiener. Sooft wie diese Frau in den letzten Jahren ihre Frisur geänsert hat, sooft hat sie auch ihre poltischen Ansichten geändert. Dabei kann sie mit Merkel persönlich ausgesprochen gut. Schon 2003 beantwortet sie die Frage: „Könnten Sie sich vorstellen, eines Tages Außenministerin zu werden, wenn Angela Merkel Bundeskanzlerin würde?“ mit den Worten, „Wir streiten und lachen ganz gern zusammen.“ Die Frage taucht auch dieser Tage immer wieder auf. Noch beantwortet sie sie ausweichend.

 Ihre Freunde von der erzkonservativen Atlantikbrücke könnten diese Gedankenspiele sicher zu weiterer tatkräftiger Wahlunterstützung veranlassen. Sind doch die Verbindungen der Transatlantiker, zu der sonst von ihnen protegierten FDP, seit Young Fellow Westerwelles Weigerung Lybien zu bombadieren, merklich abgekühlt.

 Göring Eckehardt, wie auch Merkel sind ehmalige Young fellows und jetzt Mitglieder des mächtigen Elitenetzwerkes. Göring Eckardt war sogar 2009 - 2010 im Vorstand. Die Herren der Atlantikbrücke sind im Besitz der Stellschrauben, an denen gedreht wird, um Wahlen massiv zu beeinflussen. Fast alle Chefs der deutschen meinungsbildenden Presse sowie einflussreiche Redakteure aller Fernsehanstalten folgen immer wieder gern dem Ruf nach Berlin, zu den verschiedensten Veranstaltungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Vorstandschefs und Aufsichtsratvorsitzenden der gesamten deutschen Wirtschaft äussern dort ihre Wünsche und sind auch bereit PR-Kampagnen, die zu, von ihnen favorisierten politischen Lösungen führen, finanziell grosszügig zu unterstützen.

 Die Kandidatin steht im Gegensatz zu manch anderem Politiker offen zu ihrer Mitgliedschaft. Sie spielt allerdings die Bedeutung des undemokratischen Klüngelvereins herunter. „Es handelt sich um einen eingetragenen Verein, der auf der Grundlage des Vereinsrechtes arbeitet (damit genauso demokratisch ist wie ein Sportverein o. ä.) und Konferenzen und Hintergrundgespräche zu außenpolitischen Themen, insbesondere den transatlantischen Beziehungen, anbietet. Das sind Themen, die für uns GRÜNE wichtig sind und zu denen wir mit JournalistInnen, Leuten aus der Wirtschaft und politischen MitbewerberInnen im Gespräch bleiben sollten, in diesem oder in anderem Rahmen.“

 Die Atlantikbrücke mit einem Sportverein zu vergleichen, ist gelinde gesagt eine Verballhornung der Gesellschaft. Katrin Göring Eckardt sticht unter den prinzipienlosen, nur der eigenen Karriere verpflichteten, deutschen Poltiker noch einmal hervor. Es ist nicht auszumachen, vofür sie steht, oder ob sie überhaupt für etwas steht. Was mit Sicherheit feststeht ist, dass sie auf keinen Fall für eine Änderung in der deutschen Sozialpolitik steht, so sehr sie uns das auch glauben machen will.

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