Donnerstag, 27. Dezember 2012

Über 10 Milliarden jährlich für schmarotzende Arbeitgeber

 Siebzig Milliarden Euro, in Zahlen 70.000.000.000, hat die Agentur für Arbeit seit Einführung von Hartz IV ausgezahlt um Menschen, die nicht von ihrem Arbeitslohn leben können, ihren kargen Lohn aufzustocken. Allein im letzten Jahr so meldete die Tagesschau, seien an 1,21 Millionen Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften 10,73 Milliarden Euro ausgezahlt worden.

 1,21 Millionen Menschen, die von ihren Arbeitgebern um ihren gerechten Lohn betrogen werden. 1,21 Millionen Menschen, die am Ende eines jeden Monats mit ihren Gehaltsabrechnungen zur Agentur für Arbeit gehen und um eine Aufstockung ihres Lohnes betteln müssen. Jeden Monat die gleiche würdelose Prozedur, um einen Termin nachsuchen, abends nach der Arbeit, die eigene Bedürftigkeit nachweisen und dann auf Bescheid, und vor allen Dingen auf das dringend benötigte Geld warten.

 Wohlgemerkt, es handelt sich hier um Menschen, die jeden Morgen pünktlich aufstehen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrer Arbeitsstätte fahren, dort den ganzen Tag arbeiten, oder den halben Tag um dann mit Bus oder Bahn zur zweiten Arbeitsstätte zu hetzen und erst am Abend wieder nach Hause kommen. Manche von ihnen haben nur eine sehr kurze Nacht, da sie ab vier Uhr in der Früh schon Zeitungen austragen.

 Sie machen die niederen, die schweren Arbeiten, putzen und scheuern unseren Dreck weg, putzen die Schreibtische in unseren Büros, leeren die Papierkörbe, putzen und wischen Toiletten, liefern Pakete aus, beladen LKW-Brücken. Sie fahren unsere Kinder in die Schule und holen sie Mittags wieder ab. Sie sortieren unseren stinkenden Müll in kalten zugigen Hallen, fahren Brötchen aus, arbeiten in Autowaschanlagen in Kälte und Nässe, füllen die Regale in Supermärkten auf, oder versuchen in Callcentern irgendwelche Produkte an übelgelaunte, vom Anruf genervte, Kunden zu verkaufen.

 Viele von ihnen bekommen wir gar nicht zu Gesicht, weil sie in Bereichen arbeiten, die die meisten von uns in einem grossen Bogen umgehen. Manche aber kommen uns auch ganz nah. Sie bedienen uns in Gaststätten und Bistros, in Coffeeshops und Biergärten, oder sie schneiden uns die Haare, liefern den älteren Mitbürgern das Essen auf Rädern, erledigen die Hausarbeit oder helfen bei der Pflege alter und kranker Menschen. Kurzum, die meisten von ihnen sind unentbehrlich.

 Alle diese Menschen werden von ihren Arbeitgebern gnadenlos ausgenutzt. Was vor den „Arbeitsmarktreformen“ von SPD und Grünen Anfang der Zweitausender Jahren noch absolut undenkbar war, das Menschen den ganzen Tag arbeiten und dann nicht einmal von ihrem Lohn leben können, dass ist mittlerweile, gar nicht einmal so seltene Realität geworden. Hauptsächlich im Bereich der ungelernten Arbeitskräfte, der Dienstleistungen, gibt es immer mehr Arbeitgeber, die einen so geringen Lohn zahlen, dass die Allgemeinheit dafür sorgen muss, dass ihre Arbeitnehmer nicht Hunger leiden müssen.

 Die Antragsteller für eine Aufstockung nach Hartz IV müssen sich im übertragenen Sinn bis auf die Unterhose ausziehen, um nachzuweisen, dass sie bedürftig sind. Sie müssen selbst die Geldgeschenke der Grosseltern an ihre Kinder angeben. Wer überprüft eigentlich die Arbeitgeber, ob diese so bedürftig sind, dass sie keine vernünftigen Löhne zahlen können? Warum müssen nicht diese Menschenschinder nachweisen, dass ihr Geschäft nicht mehr abwirft? Wer überprüft den Lohn, den sich diese Arbeitgeber selbst auszahlen?

 Arbeitslosen, die mit allen Tricks und Mitteln zu verhindern versuchen, dass sie eine angemessene Arbeit annehmen müssen, wird zu Recht vorgeworfen, dass sie Schmarotzer sind. Warum werden Unternehmer, die Menschen zu einem Lohn beschäftigen, der unter dem Existenzminimum liegt und diesen ungerührt nahelegen, sich doch den Rest als Stütze vom Amt zu holen, nicht als Sozialschmarotzer bezeichnet?

 Klaglos zahlt die Agentur für Arbeit aus Steuermittel Unternehmern die Löhne ihrer Angestellten. Jährlich über 10 Milliarden Euro werden aus dem Fenster geschmissen, um verantwortungslosen Firmeninhaber und Managern die Pflicht abzunehmen ihre Beschäftigten angemessen zu bezahlen.

1 Kommentar:

  1. Dieser Beitrag sollte groß auf den ersten Seiten aller deutschen tageszeitungen erscheinen und zusätzlich dem Betrügerpack in Berlin und wo auch immer um die Ohren gehauen werden. Sie treffen es wie immer auf den Punkt.

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