Vor ein paar Wochen hat die Süddeutsche Zeitung bekannt gegeben, die PR-Beilage „Russland heute“ nicht mehr zu verbreiten. Die Beilage, die erstmals 2010 durch die Süddeutsche verbreitet wurde hat zum Ziel ein "positives Russlandbild" zu vermitteln. „Russland heute“ wird zum grössten Teil von der russischen Regierung finanziert. Einer der Mitarbeiter von „Russland heute“ war der renomierte Osteuropa-Korrespondent Moritz Gathmann.
Am 8. März denunzierte der als festangestellter Leiter des WAZ-Investigativteams finanziell gut abgesicherte David Schraven den für jeden Cent hart arbeitenden Freien, Gathmann, indem er ihn öffentlich via Twitter an den Pranger stellte. Daraufhin feuerte „Die Zeit“ ihren freien Mitarbeiter Moritz Gathmann. An der Arbeit Gatmanns hatte „Die Zeit“ allerdings nichts auszusetzen. „Wir waren mit seinen Beiträge sehr zufrieden“, sagt der stellvertretende Chefredakteur von „Zeit Online“, Markus Horeld. Es war also nicht mangelnde journalistische Fähigkeiten die zum Rauswurf Gatmanns führten, sondern so „Die Zeit“, seine gleichzeitige Arbeit für die PR-Beilage „Russland heute“ : „Es widerspricht unseren internen Grundsätzen, dass Autoren, die in Journalismus nahen Bereichen wie Marketing oder PR arbeiten, für uns über dieselben Themenbereiche schreiben“, so die Zeit.
Eine so strikte Trennung von Journalismus und PR wünschte man sich bei der Süddeutschen und der Zeit in allen Bereichen, besonders wenn es sich um die enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft geht. Dabei mangelt es allerdings beide Blätter sehr an Prinzipientreue. So veranstaltet z. B. die Süddeutsche alljährlich im November ihren Wirtschaftsgipfel und berichtet, nicht etwa in einer Beilage, sondern im redaktionellen Teil seitenlang über Tage hinweg. Finanziert durch die Sponsoren
Areal Bank Group, Audi AG, Berlin Partner AG, Prime Office REIT-AG, Roland Berger Strategy Consultants, Telefónica Deutschland Holding AG und dem Öl- und Gasunternehmen Totalverbreiten dort und somit auch auf den Seiten der Süddeutschen, Referenten wie
Frank Briegmann Chef von Universal Music Deutschland, Baudouin Prot, Vorsitzender des Verwaltungsrats der französischen Großbank BNP Paribas, Ulrich Grillo, Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Martin H. Richenhagen, Chef des amerikanischen Landmaschinenherstellers AGCO (Fendt Traktoren), Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender von Siemens, Christophe de Margerie, Vorsitzender des Vorstandes und des Verwaltungsrats, Bernhard Mattes, Deutschlandcef Ford, Martin Reitz, Chef der Privatbank Rothschild in Deutschland, Peter Terium, Vorstandsvorsitzender RWE oder Tim Clark Chef bei Emirates Airlines,ihre Sicht von den Dingen.
Die Paralellveranstaltung der Zeit nennt sich „Zeit-Wirtshaftsforum“. "Die Zeit" lässt sich ihre Veranstaltung, die auch sie redaktionell ausschlachtet, von der
Tui AG, der GASAG Gruppe, Germanwings, der Deutschen Bank, British American Tobacco Germany, Edeka, Shell und VW.Medienpartner sind N 24 und der öffentlich-rechtliche Deutschlandfunk.
Die Referenten der Veranstaltung kommen zum grossen Teil aus der Wirtschaft und diese sind fast ausschliesslich Vertreter der die Veranstaltung finanzierenden Unternehmen:
Friedrich Joussen, Vorstandsvorsitzender, TUI AG; Thomas Winkelmann, CEO, Germanwings; Stefan Grützmacher, Vorstandsvorsitzender, GASAG; Dr. Peter Blauwhoff, Vorsitzender der Geschäftsführung, Deutsche Shell Holding GmbH und Shell Deutschland Oil GmbH; Dr. Paul Achleitner, Vorsitzender des Aufsichtsrats, Deutsche Bank AG;Über die enge Verflechtung von Wirtschaft und Journalismus, ja geradezu der gekauften Berichterstattung in den Beiträgen der "Zeit" natürlich kein Wort.
Wie ernst es die Vertreter unserer Mainstream-Medien aber mit ihrer journalistischen Verantwortung nehmen und wie schnell sie bereit sind alle moralische Verantwortung über Bord zu werfen, wenn ein paar Tausend Euro winken, zeigt ein anderer Fall der Verquickung von PR und Berichterstattung.
So sind sich Evelyn Roll von der "Süddeutsche Zeitung" und Theo Sommer ehemaliger Mitherausgeber und heute Editor-at-Large bei der "Zeit" nicht zu schade in der Jury des von der Zigarettenfirma Reemtsma ausgeschriebenem "Liberty Award" mitzuarbeiten. Reemtsma, eine Firma, die seit Jahrzehnten mit ihren Produkten zigtausende von Menschen umgebracht hat. Reemtsma eine Firma deren Produkte hoch krebserregend sind, die Durchblutungsstörungen verursachen, die zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen und die zu alledem abhängig und süchtig machen.
Die Palette der Krankheiten die durch Tabakgenuss entstehen oder massgeblich befördert werden reicht von Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Lungen-, Magen-, Nieren-, Blasenkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs und chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung über Asthma, Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (Raucherhusten), Lungenemphysem, chronische Bronchitis und andere Lungenerkrankungen, Koronare Herzkrankheit, daraus resultierend Herzinfarkt, Periphere arterielle Verschlusskrankheit (Raucherbein), Schlaganfall, Diabetes, Magen- und Darmgeschwüre, bis hin zu Leberzirrhose. Jährlich sterben an den Folgen des Tabakkonsums 100.000 bis 120.000 Menschen in Deutschland, schätzt die Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
Die Kosten für die öffentlichen Kassen die durch Zigarettenrauch verursacht werden, gehen in die Milliarden. So hat Dr. Tobias Effertz vom Institut für Recht der Wirtschaft an der Universität Hamburg errechnet, das sich die direkten und indirekten Schäden, die der Volkswirtschaft jährlich entstehen auf 35 Mrd. Euro belaufen.
Ausserdem ist der Tabakkonsum eine soziale Droge. Während 54,8% aller Männer im Alter von 18 - 29 Jahren mit niedrigem sozialen Status rauchen, sind es nicht einmal die Hälfte, sondern nur 23,5% der Männer in der gleichen Altersklasse mit hohem sozialen Standard.
Sozialer Status | niedrig | mittel | hoch | |||
Alter | Männer | Frauen | Männer | Frauen | Männer | Frauen |
18-29 | 54,80% | 43,80% | 49,50% | 42,20% | 23,50% | 24,70% |
30-44 | 53,20% | 43,80% | 45,10% | 33,00% | 22,20% | 18,60% |
45-64 | 40,80% | 37,80% | 31,60% | 28,40% | 18,60% | 18,20% |
65-79 | 15,90% | 8,80% | 10,90% | 9,00% | 7,90% | 8,50% |
entnommen Daten Fakten Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
Reemtsma, die zur britischen Imperial Tobacco gehört, stört das alles sehr wenig. Die Firma machte im Jahr 2013 einen Umsatz von 1,080 Milliarden Euro Umsatz, 33 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Das operative Ergebnis stieg von 545 Millionen Euro in 2012 auf 573 Millionen Euro in 2013.
Liberty Award
Um das eigene, recht lädierte Image zu verbessern, verleiht Reemtsma seit 2007 jedes Jahr den sogenannten "Liberty Award" für, wie es heisst "mutige Journalisten, die dem täglichen Kampf um die Freiheit eine Stimme geben". Zynischer geht nicht mehr. Eine Firma deren Produkte abhängig und daher im grossen Masse unfrei machen vergibt einen Preis für den Kampf um die Freiheit. 15.000 Euro Preisgeld und eine pompöse Gala ist der Firma diese Verhöhnung der Opfer des Zigarettenrauchs wert.
Der Journalist Hans Leyendecker sagte zu dem Versuch auch ihn zu vereinnahmen:
"Als die Offerte kam, war mir klar: Ich lasse mich da nicht nominieren. Überhaupt muss ein Journalist wissen, wohin er geht, von wem er sich einladen lässt, von wem er sich auch bezahlen lässt. Das ist egal, ob es ein Preis ist, eine Rede ist, eine Moderation ist. Ein Journalist lässt sich nicht kaufen, ein Journalist geht nicht zu solchen Veranstaltungen."
Leyendecker ist seit Jahren Leitender Politischer Redakteur der Süddeutschen Zeitung. Sein Beispiel zeigt, dass den Journalisten durchaus bewusst ist, für wen und was sie die PR-Trommel rühren, wenn sie sich an dem Rummel um den "Liberty Award" beteiligen.
"Als die Offerte kam, war mir klar: Ich lasse mich da nicht nominieren. Überhaupt muss ein Journalist wissen, wohin er geht, von wem er sich einladen lässt, von wem er sich auch bezahlen lässt. Das ist egal, ob es ein Preis ist, eine Rede ist, eine Moderation ist. Ein Journalist lässt sich nicht kaufen, ein Journalist geht nicht zu solchen Veranstaltungen."
Leyendecker ist seit Jahren Leitender Politischer Redakteur der Süddeutschen Zeitung. Sein Beispiel zeigt, dass den Journalisten durchaus bewusst ist, für wen und was sie die PR-Trommel rühren, wenn sie sich an dem Rummel um den "Liberty Award" beteiligen.
Die Jury:
PROF. DR. GÜNTER BENTELE ist Professor für Öffentlichkeitsarbeit, Bereich Public Relations an der Universität Leipzig. Von 1995 bis 1998 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Seit 2005 ist er Vorstandsbeisitzer des Deutscher Fachjournalisten-Verband. Als Redaktionsbeirat von Politik & Kommunikation, aus dem Helios-Verlag des umtriebigen Rudolph Hetzel verdient sich der Herr Professor ein paar Euro dazu. Im Jahre 2004 wurde er mit dem Branchenpreis "PR-Kopf des Jahres" der Deutschen Public Relations Gesellschaft ausgezeichnet.UTE BRUCKER ist die Auslandschefin des SWR und Moderatoin der ARD-Sendung "Weltspiegels". Brucker arbeitete als Korrespondentin in Europa, Nordafrika und im Nahen Osten für den "Südwestrundfunk" und das "Erste", darunter mehrfach als Korrespondenten-Vertreterin im Studio Kairo und während des Irak-Kriegs 2003 als Reporterin in Bagdad und Jordanien. Von 2004 bis 2008 leitete sie das ARD-Studio Madrid."
PROF. DR. WOLFGANG DONSBACH ist der Gründungsprofessor des Instituts für Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Dresden. Er besetzt den Lehrstuhl bis heute.
DR. WILM HERLYN war Redakteur und Chef vom Dienst bei dem Springerblatt „Die Welt“, Geschäftsführender Redakteur, verantwortlich für den Bereich „Politik und Zeitgeschichte“ bei der "Bunten" aus dem Verlag Hubert Burda Medien, Chefredakteur bei der "Rheinischen Post" aus Düsseldorf und Chefredakteur bei der "Deutsche Presse-Agentur (dpa)". Herlyn ist Mitglied im Kuratorium von "Journalists Network". Journalists Network ist ein Verein, der für junge Journalisten bis zum 35. Lebensjahr Auslandsreisen organisiert. Finanziert werden die Reisen von grossen deutschen und internationalen Unternehmen wie,
Air Berlin, Allianz Group, BASF, BMW, British Petroleum, Brussels Airlines, Daimler, DHL, Eurohypo, GlaxoSmithKline, Goldman Sachs, Gruner + Jahr, Imperial Tobacco, Haim Saban Foundation, Knauf Lanxess, Lenovo, Liebherr, Lufthansa, Marco Polo Reisen, Metro Group, Puma, Ruhrgas, RWE, Siemens, Strabag, TUI, Volkswagenum nur einige zu nennen, die so schon einmal ganz am Anfang der Karriere Einfluss nehmen auf den journalistischen Nachwuchs.
JOACHIM HOLTZ war bis Ende 2006 Auslandskorrespondent beim "ZDF" mit den Stationen Moskau, Ostberlin, New York und Peking. Seit 2007 ist er als freier Autor tätig. Er schreibt ausser fürs ZDF für "Handelsblatt" und "Die Zeit". Ausser seiner journalistischen Tätigkeit hat er seit 2007 einen Lehrauftrag an der TU Dresden und seit 2008 an der Zeppelin University in Friedrichshafen. Holtz ist zudem Dozent an der halbstaatlichen "Hamburg Media School HMS".
HELMUT MARKWORT 2007, Herausgeber und ehemaliger Chefredakteur des "Focus" und Geschäftsführer der Burda Broadcast Media GmbH. Markwort ist Mitglied der FDP und sitzt im Aufsichtsrat von Bayern München. Markwort sorgte im Jahr 2007 als einziger Juror dafür, dass der rechtspopulistische Journalist und Politclown Henryk M. Broder den Börne Preis erhielt, nachdem dieser, zwar für den Liberty Award nominiert war, den Preis aber nicht erhielt.
DR. CLAUDIA NOTHELLE ist Programmdirektorin beim öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsender Radio-Berlin-Brandenburg. Zuvor war sie beim MDR und als Korrespondentin im ARD-Hauptstadtstudio Berlin tätig. Besonders pikant im Zusammenhang mit dem Sitz in der Jury des Liberty Award ist, dass Frau Nothelle gleichzeitig dem Kuratorium der Krebsstiftung Berlin vorsitzt. Einen Interessenkonflikt kann weder Frau Nothelle noch die Krebsstiftung Berlin erkennen. Frau Nothelle antwortete auf einen offenen Brief des "Aktionszentrum Forum Rauchfrei" : "Den Verdacht, dass mit einem Journalistenpreis positive Stimmung quasi gekauft werde, weise ich zurück. Im rbb berichten wir grundsätzlich unabhängig." Wir kennen das, alles was die öffentlich-rechtlichen Sender berichten ist per Order di Mufti unabhängig. Die Krebsstiftung Berlin verlautbarte: "Wir verstehen die Sorge des „Aktionszentrum Forum Rauchfrei“ und des „Pro Rauchfrei e.V“, halten diese aber für nicht gerechtfertigt, da Frau Dr. Nothelle keinerlei Beziehungen zur Tabakindustrie unterhält geschweige denn positive Stimmung für die Tabakindustrie erzeugt." Keinerlei Beziehung zur Tabakindustrie?
EVELYN ROLL ist Leitende Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung. Sie hat mehrere Bücher geschrieben, darunter über Angela Merkel und Oskar Lafontaine. Die Satirezeitschrift Titanic schrieb etwas despektierlich über Roll, sie sei nicht die "gespülteste Tasse im Schrank der Süddeutschen".
DR. HAJO SCHUMACHER nennt sich freier Journalist. Er ist aber mehr als Lohnschreiber und PR-Mann unterwegs. So schrieb er die "Autobiographien von Klaus Wowereit und Roland Koch. Er gibt das PDF-Organ V.i.S.d.P. (steht für Verantwortlich im Sinne des Presserechts) heraus. Das Blatt erschien bis 2006 als Printmedium im Helios-Verlag des Pudolph Hetzel. 2009 zog Hetzels Helios-Verlag sich zurück. Schumachers Verbindungen zum PR-Imperium Hetzels sind aber weiterhin zahlreich. So ist er Mitglied des Beirates der von Hetzel herausgegebenen Zeitschrift Politik & Kommunikation. Er ist Mitglied in der Jury des von Politik & Kommunikation jährlich vergebenen Politik-Award, Mitglied des Kuratoriums der Quadriga Hochschule für Kommunikationsmanagement in Berlin und er verdingt sich gern auf den diversen Preisverleihungen und Galas des Hetzel-Imperiums als Moderator. Seit 2004 erscheint auf Spiegel online Schumachers Kolummne "Achim Achilles" in der er aus der Welt der Läufer und Walker berichtet. Auf der gleichnamigen Website vermischt Schuhmacher redaktionelles mit Werbung ohne erkennbare Trennung. So lobt Schuhmacher in, als redaktionelle Texte getarnte, Verkaufsmoderationen 5 "Läuferpakete" der Firma "Egg" aus oder einen Jahresvorrat an Krombacher Bier. Er wirbt für Quartz-Laufuhren oder lässt den Leser mit Hilfe der Firma Jogging Point interaktiv nach dem für ihn richtigen Laufschuh suchen. Alles redaktionell aufgemacht. Auch die grossen Sportausrüster, Addidas, Asics, Brooks, Mizuna, Nike und Puma dürfen natürlich auf Schuhmachers Seite für ihre Artikel werben, ohne das ihre Werbetexte als solche kenntlich gemacht sind.
DR. THEO SOMMER ist Editor-at-Large bei der Zeit und rechtskräftig verurteilter Steuerhinterzieher. Verdienste als Herausgeber bei dem Verlag Times Media hatte er nicht angegeben und somit eine Steuerschuld von 649. 917 Euro angehäuft. Sommer ist Mitglied in diversen atlantischen Vereinigungen, so in der Atlantikbrücke, der Bilderberger, der Trilateralen Kommission oder der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Die Preisträger:
Die Preisträger und Nominierten stammen sämtlich aus dem etablierten Mainstream. Der Liberty Award hat keinen Platz für Newcomer oder gar Journalisten, die alternativ arbeiten. Nur selten werden Hintergründe beleuchtet und wenn dann oftmals in einem suggestiven, manipulativem Kontext.
So kamen elf Nominierte von der "ARD" oder ihr angeschlossener Sendeanstalten, wie "SWR" oder "WDR", acht mal wurden Journalisten von "Der Spiegel", dreimal von "focus", sowie von "Die Zeit" zweimal von die "Süddeutsche Zeitung" und je einmal von "dpa", "FAZ", "Geo", "N24", "Stuttgarter Nachrichten" und das "ZDF". Nur einmal wurde ein freier Autor und Journalist nominiert.
Interessant die Häufung der Nominierungen bei den Medien, die auch in der Jury prominent vertreten sind. So sitzen mit Ute Brucker und Dr. Claudia Nothelle gleich zwei Vertreterinnen der ARD in dem Gremium. "Der Spiegel" wird vertreten von Hajo Schumacher, "focus" von Helmuth Markwort, "Die Zeit" von Theo Sommer und die "Süddeutsche Zeitung" von Evelyn Roll.
Hier die Liste derjenigen Journalistinnen und Journalisten, die sich nicht zu schade waren, sich für den "Reemtsma Liberty Award" nominieren zu lassen, beziehungsweise den Preis während der pompösen Gala, die jährlich im "Grand Hyatt" in Berlin stattfindet, entgegen zu nehmen (Fett die Namen der Preisträger-innen):
Die Preise werden durchweg für Beiträge, die im Kontext mit dem jeweiligen "Aufreger" des Vorjahres in den westlichen Mainstreetmedien verliehen:
Beispiel 1, 2011: Der Preisträger ist Andreas Landwehr von dpa. Sein Thema ist das der fehlenden Menschenrechte in China. China steht seit einigen Jahren, besonders seit den olympischen Spielen 2010 in Peking im Focus der Berichterstattung, die mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an Lui Xiaobo, den Verfasser der Charta 08 ihren Höhepunkt gefunden hat.
Interessant die Häufung der Nominierungen bei den Medien, die auch in der Jury prominent vertreten sind. So sitzen mit Ute Brucker und Dr. Claudia Nothelle gleich zwei Vertreterinnen der ARD in dem Gremium. "Der Spiegel" wird vertreten von Hajo Schumacher, "focus" von Helmuth Markwort, "Die Zeit" von Theo Sommer und die "Süddeutsche Zeitung" von Evelyn Roll.
Hier die Liste derjenigen Journalistinnen und Journalisten, die sich nicht zu schade waren, sich für den "Reemtsma Liberty Award" nominieren zu lassen, beziehungsweise den Preis während der pompösen Gala, die jährlich im "Grand Hyatt" in Berlin stattfindet, entgegen zu nehmen (Fett die Namen der Preisträger-innen):
Jahr der Verleihung | Preisträger – Nominierte | Presseorgan | Land der Berichterstattung |
2007 | |||
Blume, Georg | DIE ZEIT | China | |
Broder, Henryk M. | Der Spiegel | ||
Krause, Frank | Stuttgarter Nachrichten | ||
2008 | |||
Ehlers, Fiona | Der Spiegel | ||
Atai, Golineh | ARD | Kairo | |
Breitschuster, Boris | Focus | Russland | |
Thielke, Thilo | Der Spiegel | Afrika | |
2009 | |||
Roth, Thomas | ARD | Russland | |
Stuchlik, Stefan | ARD | Russland | |
Hano, Johannes | ZDF | China | |
Klein, Stefan | SZ | Ostasien | |
Breitschuster, Boris | Focus | Russland | |
2010 | |||
Ruck, Ina | ARD | Russland | |
Stuchlik, Stefan | ARD | Russland | |
Babila, Susanne | ARD/SWR | Afrika | |
Bauer, Wolfgang | Focus | Burma | |
Koelbl, Susanne | Der Spiegel | Afghanistan | |
2011 | |||
Landwehr, Andreas | dpa | China | |
Bauer, Wolfgang | Zeit Dossier | ||
Assmann, Karin | Der Spiegel | USA | |
Koelbl, Susanne | Der Spiegel | Afghanistan | |
2012 | |||
Schuller, Konrad | FAZ | Polen – Ukraine | |
Buchen, Stefan | ARD | Ägypten, Libyen | |
Saoub, Esther | SWR | Ägypten | |
Durm, Martin | SWR 2 | Ägypten | |
Wurger, Takis | Der Spiegel | Afghanistan – Libyen | |
2013 | |||
Rühl, Bettina | WDR | Afrika | |
Henk, Malte | Geo | Israel | |
Gross, Martina | SFB | USA | |
Schwarzkopf, Steffen | N24 | Syrien | |
2014 | |||
Koelbl, Susanne | Der Spiegel | Syrien – Nordkorea | |
Bauer, Wolfgang | DIE ZEIT | Syrien – USA | |
Obert, Michael | Freier Journalist | ||
Steinberger, Karin | SZ | Indien |
Weiter fällt auf, dass ein grosser Teil der Nominierten aus Russland und China berichten. Ihre Beiträge befassen sich durchgehend sehr kritisch mit ihren Gastländern. So wird sehr oft die Menschenrechtsfrage in China und Russland thematisiert. Berichte über das gleiche Thema, Menschenrechte, Demokratie, persönliche Freiheit, aus Staaten, die dem Westen nahe stehen fehlen vollends.
Die Preise werden durchweg für Beiträge, die im Kontext mit dem jeweiligen "Aufreger" des Vorjahres in den westlichen Mainstreetmedien verliehen:
Beispiel 1, 2011: Der Preisträger ist Andreas Landwehr von dpa. Sein Thema ist das der fehlenden Menschenrechte in China. China steht seit einigen Jahren, besonders seit den olympischen Spielen 2010 in Peking im Focus der Berichterstattung, die mit der Verleihung des Friedensnobelpreises an Lui Xiaobo, den Verfasser der Charta 08 ihren Höhepunkt gefunden hat.
Die Charta 08 ist dabei keineswegs, auch im Westen, unumstritten. Neben der Forderung nach der Einhaltung der Menschenrechte durch die chinesische Führung, fordert sie auch eine neoliberale Privatisierung bis hin zur Privatisierung von Grund und Boden.
Beispiel 2: Im Jahr 2008 ändert sich das Verhältnis der USA und in deren Kielwasser das der EU-Staaten zu Russland grundsätzlich. Zum ersten Mal seit langen Jahren ist Russland unter Präsident Putin im Konflikt um Südossetien und Abchasien, die von Georgien beansprucht werden und militärisch überfallen wurden, dem Westen entschieden gegenüber getreten. In der Folgezeit wurde in den westlichen Medien sehr einseitig über den Konflikt berichtet. Das ging so weit, dass ARD-Korrespondent Thomas Roth, Georgien vom Agressor zum armen Opfer russischer Grossmachtpolitik mutieren liess.
Ab 2012 beschäftigten sich die nominierten Beiträge mit dem sogenannten arabischen Frühling, dem Bürgerkrieg in Syrien und der ukrainischen Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko.
Der "Reemtsma Liberty Award", nicht nur ein Preis, der eher der PR eines Tababakkonzerns dient, als der Auszeichnung besonderer journalistischer Arbeit, sondern auch ein Preis für journalistisches Wohlverhalten.
Hallo Herr Jungmann,
AntwortenLöschennachdem ich heute, 20.11.2016, einen Artikel von Evelyn Roll in der SZ gelesen hatte (Die Lüge - Was bedeutet es für die Politik, wenn Fakten nicht mehr zählen), beschloss ich zu recherchieren, was die Dame sonst so umtreibt. Dabei stieß ich auf ihren informativen Artikel. Herzlichen Dank
C. Blau
www.matrix169.wordpress.com