Montag, 16. Juni 2014

Fälschen, Manipulieren - Gegen Russland ist nicht nur dem FOCUS jedes Mittel recht

 Manchmal ist der Name ja doch Programm. Bei der Focus-Redakteurin Linda Wurster ist das eindeutig der Fall. Ihren Umgang mit der Wahrheit, insbesondere wenn es um Zahlen geht kann man ihr eine gewisse Wurstigkeit nicht absprechen.

 Mit dem: „So gefährlich ist Putins Aufrüstung für Zöger-Obama und Friedens-Europa“ etwas holprig überschriebenen Artikel auf „FOCUS-ONLINE“ betreibt Frau Wurster schamlose Propaganda für die weltweite Rüstungsindustrie und reiht sich ein in die Hetzer gegen Russland, personifiziert durch dessen Präsident Wladimir Putin. Tatsachen spielen dabei natürlich keine Rolle. Sie werden von Frau Wurster anscheinend eher als lästig und hinderlich angesehen.

 So behauptet Frau Wurster wahrheitswidrig: "Während in der Europäischen Union abgerüstet wird, tut Putin das Gegenteil." Eine Behauptung die einfach falsch ist. Deutschland, beispielsweise, hat seine Rüstungsausgaben allein in den letzten zwei Jahren um 2 % erhöht.

 Wurster aber lügt dreist weiter: "Die EU-Länder hat der russische Präsident so längst weit hinter sich gelassen." Auch hier eine Behauptung, die schon bei flüchtigem hinsehen als Lüge entlarvt wird. Allein Frankreich, Grossbritannien, Italien und Deutschland haben zusammen einen Militärhaushalt von 200,6 Milliarden US-Dollar, Russland gibt ganze 87,8 Millarden Dollar für sein Militär aus. Ob und in welcher Disziplin Putin Europa weit hinter sich gelassen hat, weiss man nicht, Russland allerdings gibt nicht einmal halb so viel für seine Rüstung aus wie die vier grössten EU-Länder. (s. Grafik unten)

Vergleich Rüstungsausgaben ausgewählte EU-Staaten - Russland

 Doch damit der Täuschungen und Lügen nicht genug. Putins Ziel sei es "die Lücke zu den militärisch mächtigen USA zu schließen." Wie soll das gehen? Wurster übernimmt eins zu eins die Argumentation der US-amerikanischen Neocons: "Hilfestellung bekommt er dabei von einem zögerlichen Barack Obama."

 Und nun folgt ein Verwirrspiel mit Zahlen, dass den Ausspruch Winston Churchills: "Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe," wieder einmal eindrucksvoll bestätigt. Wurster zieht nämlich zur Bildhaftmachung des russischen Bedrohungspotentials nicht etwa die realen Zahlen der Rüstungsausgaben zu Hilfe sondern rechnet in Prozent des Bruttosozialproduktes. Wie absurd diese Rechenweise ist, macht ein eifaches Beispiel klar. Folgt man nämlich Wursters Argumentation ginge nicht von Russland mit Ausgaben für den Militäretat von 4,1 %, sondern von Saudi-Arabien mit 9,3 % des BIP die grösste Gefahr für den Weltfrieden aus.

 Noch absurder wird das Ganze, wenn Wurster die Steigerungsrate des Militärhaushaltes als Ausdruck Russischer, oder in ihrer Sprache Putinscher, Bedrohung Europas und der westlichen Welt anführt. Russland habe seinen Militärhaushalt in den Jahren 2004 bis 2013 von 3,5 % des BIP bis auf 4,1 % gesteigert, während die USA ihre Ausgaben für das Militär in der gleichen Zeit von 3,9 % auf 3,8 % des BIP gesenkt habe. Wäre diese Zahl eine relevante Messgrösse, so ginge die grösste Bedrohung für den Weltfrieden von Ghana aus. Das westafrikanische Land steigerte seinen Militärhaushalt allein von 2012 auf 2013 um 129  Prozentpunkte.

  Wie manipulativ die Zahlen Wursters sind, zeigt ein anderes Beispiel. Während Wurster uns glauben machen will, die USA hätten ihre Militärausgaben zurückgefahren, haben diese ihr Verteidigungsbudget in den Jahren von 2004 bis 2013 real um fast 69 Milliarden Dollar erhöht. Russland hat seinen Militärhaushalt in der gleichen Zeit um lediglich 45,59 Milliarden Dollar angehoben.

Steigerung der Militärausgaben USA - Russland 2004 - 2013

 Gänzlich absurd werden die Aussagen Wursters, wenn man sich die Höhe der Militärausgaben der USA und Russlands in realen Zahlen vor Augen führt.

Militärausgaben USA - Russland 2013


Als Zeugen für ihre kruden Zahlenmanipulationen rufen "FOCUS" und Wurster den schweizer Rüstungs- und Strategieprofessor Albert Stahel auf. Stahel ist nicht nur der Gründer des "Institut für Strategische Studien Wädenswil". Stahel ist auch Mitglied der rechtspopulistischen Partei "Schweizer Demokraten" (SD).

 Im "Hauptprogramm" der SD heisst es unter Punkt 1.2 "Einwanderung reduzieren: Die bevölkerungsmässige Einwanderung und die dadurch entstehende Vervielfachung verschiedener Identitäten (Multikultur) sind für die Entstehung von Parallelgesellschaften verantwortlich. Das schadet unserem Volk. Deshalb fordern wir eine sofortige Beschränkung der Zuwanderung mittels Kündigung des Personenfreizügigkeitsabkommens mit der EU. Die aussereuropäische Einwanderung ist stark zu begrenzen." Dazu sieht die Partei so sinnige Massnahmen wie: "Gemeinden sollen den Erhalt schweizerischer Gastronomie fördern. Dazu sollen prozentuale Quoten nach Anzahl Gaststätten mit Schweizer Küche festgelegt werden", für geboten.

 Besonderen Wert legt die Partei darauf, dass die Migranten: "Gute Kenntnisse einer Landessprache und Grundkenntnisse der Schweizer Staats- und Kulturkunde" haben. Um das Erlernen der Landessprache zu "erleichtern", schlägt die SD vor: "Sämtliche Subventionen an fremdsprachige Sprachschulen für Migranten (in ihren Sprachen) sind zu streichen. Wenn wir ins Ausland gehen, müssen wir uns dort auch anpassen und einordnen!"

 Man sieht wes Geistes Kind der Herr Professor ist. Aber seit unserer sozialdemokratischer Aussenminister Frank Walter Steinmeier sich beim Händedruck mit dem ukrainischen Neofaschisten Oleh Tjahnybok ablichten liess, gehört der Schulterschluss mit rechtsradikalen Kräften beinahe schon wieder zum guten Ton in Deutschland.

  Der Herr Professor bezeichnet denn auch die Rüstungspolitik der EU-Staaten wunschgemäß als Katastrophe: „Die Kapazitäten werden immer weiter reduziert und man hat scheinbar übersehen, was Herr Putin da in Russland tut. Mit dem Ergebnis, dass auf der europäischen Bühne ganz klar die Russen die militärische Übermacht haben.“

 Naja wenn's denn sogar der Professor sagt, muss es doch stimmen. Falsch gedacht, Frau Wurster. So leicht lassen sich die Deutschen schon lange nicht mehr ins Bockshorn jagen.

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