Dienstag, 5. August 2014

Ihr Geschäft: Manipulation und Propaganda, ARD-Korrespondentin Golineh Atai

 Sie erhält im Herbst den Hans-Joachim-Friedrichs-Preis, eine ehemals hoch anerkannte Auszeichnung für Journalisten. Heute ein Preis den man als Oscar der Manipulateure bezeichnen kann. Hier zeichnen sich die Propagandisten, die Krieger der Worte, die gedungenen Auftragsschreiber und Mikrophonverschmutzer gegenseitig aus: Golineh Atai.

 Durch eine, wohl einmalige Satzung begünstigt, rotten sich immer stärker die Ja-Sager, die Unkritischen, die Manipulateure, die Propagandisten, die Karrierejournalisten zusammen, die sich nicht der Wahrheit und Wahrhaftigkeit verpflichtet fühlen, sondern ihren Auftraggebern, ihren Chefredakteuren und letztlich ihrer Karriere. Die Satzung besagt nämlich in § 3 Eintritt von Mitgliedern:
(2) Dem bzw. den genannten Preisträgern wird über den Verein die Mitgliedschaft in einem Beirat (§ 8) angetragen. Der Beirat ist nicht stimmberechtigt.
(3) Scheidet eines der Mitglieder des Vereins durch Austritt, Ausschluss oder Tod aus, rückt jeweils ein Beiratsmitglied - und zwar in der Reihenfolge der benannten Preisträger - als neues Mitglied des Vereins nach. Wurden in einem Jahr mehr als eine Person ausgezeichnet, rücken alle diese Preisträger als Mitglieder des Vereins nach.
 Also, jede Preisträgerin, jeder Preisträger kommt automatisch in den Beirat und steigt früher oder später, auch automatisch, zum Mitglied auf. Alle Mitglieder wiederum sind in Personalunion auch Mitglieder der Jury der Preisverleihung. Soll heissen: Die Jurymitglieder bestimmen darüber, wer über Kurz oder lang als Mitglied in die Jury aufsteigt. Das Leute wie Thomas Roth, Frank Plasberg oder Anne Will nicht gerade Investigative Journalisten für den Preis auswählen dürfte wohl jedem klar sein.

 Mittlerweile haben die Aufgerückten in Verein und Jury die Mehrheit. Das Verhältnis der Gründungsmitglieder zu den "Aufgerückten" beträgt mittlerweile zwölf zu vierzehn. Nur so ist es möglich, dass eine, Journalistin, wie Golineh Atai, die dem Grundsatz des Stiftungsgebers: "Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache", in ihrer Arbeit so diametral gegenüber steht, in diesem Jahr den Preis erhält.

 Die Begründung für die Preisverleihung an Atai liest sich wie Hohn und wäre, wenn die Sache nicht so ernst wäre, hervorragend gemachtes, politisches Kabarett. Allgemein heisst es, man zeichne Atai und ihren Co-Preisträger Stephan Lamby wegen ihrer:
"Tugenden der persönlichen Zurückhaltung, der akribischen Ernsthaftigkeit und des unbedingten Willens zur Aufklärung aus."
Zu Golineh Atai speziell schreibt die Jury:
"Golineh Atai überzeugte die Jury mit ihren ruhigen, abwägenden und keiner vordergründigen Zuspitzung verfallenden Reportagen und Interviews aus der arabischen Welt und aus dem Krisenstaat Ukraine. Ihre Berichte und Analysen vom Maidan-Platz in Kiew sind vorbildlich in ihrer sichtbaren Suche nach dem vollständigen Bild und glaubwürdig im offenen Eingeständnis, dieses Bild im Nebel der Ereignisse nicht liefern zu können. Aus der Reihe guter Auslandskorrespondenten- und Korrespondentinnen ragt sie durch ihre Fähigkeit heraus, selbst in kurzen Nachrichtenbeiträgen Argumente und Gegenargumente der Konfliktparteien verständlich zu werten. So entzieht sie die journalistische Berichterstattung dem Stimmungsdruck der Beteiligten und weist dem Zuschauer über die Vernunft den Weg zum besseren Verständnis."
Als Beispiel für die "ruhigen, abwägenden und keiner vordergründigen Zuspitzung verfallenden Reportagen und Interviews aus der arabischen Welt " sei hier ihr Beitrag in den ARD-Tagesthemen vom 20. Februar 2012 zum Bürgerkrieg in Syrien aufgeführt. 

Zunächst einmal verleumdet sie Jürgen Todenhöfer, der sich nach seiner Wandlung vom Saulus zum Paulus ernsthaft und mit hohem persönlichen Einsatz um den Frieden im nahen Osten und Afghanistan bemüht. Todenhöfer sei "ein sagen wir Abenteuertourist und Pazifist, der auch die Araber in sein grosses Herz geschlossen hat".  Darauf folgt die übliche Dämonisierung des Syrischen Präsidenten Assad: "Assad hat stets mit verrohter Gewalt reagiert, selbst gegen Kinder." Wohlgemerkt nicht mit roher Gewalt, sondern mit "verrohter Gewalt". Wenn dieser Satz keine "vordergründige Zuspitzung" ist.

 Und Atai fährt dann fort: "Und elf Monate solcher Versprechen führt nun jedes Wahlversprechen ad absurdum. Oder?" Welche Versprechen? Im gesamten Beitrag wird nicht ein Versprechen Assads erwähnt. Alsdann bringt Atai Personen und Institutionen in einen Zusammenhang, die nichts miteinander zu tun haben: "Wer wie Jürgen Todenhöfer oder wie die Linken auch noch sagt Russland sei viel umsichtiger als der Westen, der sei daran erinnerte das die Russen niemals Tote im eigenen Herrschaftsbereich gekümmert haben, siehe Tschetschenien."

 Nachdem sie Todenhöfer und die Linkspartei diffamiert hat, zeichnet sie das Bild vom blutrünstigen Russen, vom eiskalt mordenden slawischen Untermenschen. Was sicherlich bei ihren Gastgebern in Moskau, in das sie die nächste Sprosse auf der Karriereleiter führen sollte, nicht gerade für offene Türen gesorgt haben sollte. Aber daran ist Atai auch wohl nie interessiert gewesen.

 Sodann, und man mag kaum glauben was in der ARD mittlerweile alles erlaubt ist, fordert sie unverblümt Syrien mit einem Krieg seitens der Nato zu überziehen. "Nur ein Natoschlag kann den Mann im Palast treffen". Ob diese Kriegslüsternheit gemeint ist, wenn die Jury des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises Atai lobt: "So entzieht sie die journalistische Berichterstattung dem Stimmungsdruck der Beteiligten und weist dem Zuschauer über die Vernunft den Weg zum besseren Verständnis."

 Wie Atai selbst ihre Arbeit definiert erklärt sie nur ein paar Sätze später. Als "gezielt aufbereitet(e) (...) Informationen." Gezielt aufbereitete Informationen bezeichnet man gemeinhin als Propaganda.

Kommen wir zu den, wie es in der Begründung der Jury für den verliehenen Preis heisst "ruhigen, abwägenden und keiner vordergründigen Zuspitzung verfallenden Reportagen und Interviews (...) aus dem Krisenstaat Ukraine", der "Berichte und Analysen vom Maidan-Platz in Kiew" und "ihrer sichtbaren Suche nach dem vollständigen Bild".

 Am 19. Februar 2014 war Golineh Atai einmal wirklich vor Ort auf dem Maidan. Das ist sonst nicht so ihr Ding, die eigene Recherche vor Ort. Lieber sitzt sie im heimischen Studio in Moskau und bastelt aus Versatzstücken aus den sozialen Netzwerken ihre Beiträge zusammen. Man fragt sich, so nebenbei, wofür die ARD überhaupt eine Korrespondentin nach Moskau entsendet. Die "Quellen" auf die Atai zurückgreift sind überall auf der Welt, auch in Hamburg oder Köln, abrufbar.

 Vom Maidan berichtet sie  auf Phoenix am 19. Februar zunächst einmal von der eigenen Mühsal und über die Gefahr in die sie sich begeben hat: "Ja das war eine schwierige und nicht ganz ungefährliche und über Umwege laufende Fahrt eigentlich vom innerstädtischen Flughafen Juliana bis zum Hotel Ukraina hier direkt vor dem Maiden." Soeben aus Moskau eingeschwebt, verblüfft Atai sofort durch ihre Beobachtungsgabe und intime Kenntnis der dortigen Verhältnisse: "Zum Einen habe ich eine Gruppe von ungefähr zwei Dutzend jungen Männern beobachtet, allesamt in Sportkleidung, allesamt haben Baseballschläger getragen und sie sahen mir verdächtig aus nach Schlägertrupps, die von der Regierung angeheuert werden." Kiew stand wenige Tage vor dem Putsch. Überall durch die Strassen zogen marodierende Banden des "Rechten Sektors", die Schutzgeld erpressten und unliebsame Gegner zusammenschlugen, die Feuer legten und plünderten."

Atai, wie gesagt erst gerade aus dem sicheren Moskau eingeschwebt deutet die Lage, ganz im Sinne ihrer Auftraggeber,  anders: "Das sind Menschen gewesen, die man aus anderen Landesteilen kennt, die hinter den Reihen der Polizei sich bewegen und Regierungsgegner angreifen." Verblüffend welche Erkenntnisse sie, die nie in diesen "anderen Landesteilen" war, aus den sozialen Netzwerken zieht und diese den deutschen Fernsehzuschauern als unumstössliche Wahrheit verkauft.

 Am 24. Februar, Golineh Atai ist nach ihrem Kurzaufenthalt schon wieder zurück in ihrem kuscheligen, wohl temperierten Büro in Moskau. In Kiew hat inzwischen ein Putsch stattgefunden. Präsident Janukowitsch ist auf der Flucht und Atai sitzt wieder vor Fernseher und Computer und berichtet im ARD-Mittagsmagazin aus zweiter und dritter Hand. Eigene Informationen besitzt sie nicht. "… es gibt hier in Moskau, hier in Russland mindestens zwei namhafte Journalisten, die, man könnte es fast so sagen aus der Propagandaabteilung des Kreml kommen, und die haben natürlich gestern gehetzt, gestern Abend in den Hauptnachrichten." Was soll der Fernsehzuschauer in Deutschland mit der Aussage "zwei namhafte Journalisten anfangen? Keine Namen, keinen Hintergrund. Dafür aber eine Wertung von Atai "die, man könnte fast so sagen aus der Propagandaabteilung des Kreml kommen." Die einzige Tatsache, die der Zuschauer aus dieser Aussage heraushören kann: Die beiden Journalisten kommen nicht aus der Propagandaabteilung des Kreml, reines Wunschdenken der Atai.

 Und Atais absolut faktenfreie Berichterstattung geht weiter indem sie uns vom Abendprogramm des russischen Fernsehens erzählt. Dabei ist es ihre Wortwahl, die empört. Atai berichtet nicht, sie polemisiert. "Sie haben vor allen Dingen gehetzt gegen westliche Politiker, die, so wörtlich, Blut an ihren Händen hätten" "sie haben vor allen Dingen gehetzt gegen einen Erlass, der Rada, wonach russisch jetzt in der Ukraine nicht mehr die offizielle zweite Amtssprache sein soll." Atai weiss natürlich, dass der Erlass der Rada eine offene Provokation der Faschisten in der neuen Regierung in Kiew gegen den russischsprachigen Teil der Bevölkerung im Osten der Ukraine ist. Ganz bewusst benutzt sie das Wort gehetzt um die russische Seite in die Nähe des Nazihetzers Goebbels zu rücken. Sie schlägt sich ganz bewusst auf eine Seite, ergreift Partei. Hanns Joachim Friedrichs hatte da eine ganz anderer Meinung von der Tätigkeit einer guten Journalistin.

 Diese Herabsetzung der russischen Seite setzt sie fort, wenn sie etwa von "nicht namentlich genannten Figuren aus dem Kreml" spricht. Von Distanz, von verantwortungsvoller Berichterstattung keine Spur. Man fragt sich, wie diese ARD-Korrespondentin jemals mit ihren Gastgebern ins Gespräch kommen will, wie sie an Informationen von einigem Wert kommen will. Anscheinend ist sie daran nicht interessiert. Vorbei sind die Zeiten in denen selbst im Kalten Krieg Journalisten des deutschen Fernsehen durch Russland reisten und aus erster Hand berichteten von den Menschen und so  Informationen vermittelten, die zutiefst politisch waren.

  Wie verquer Golineh Atai argumentiert um die, augenscheinlich ausgegebene, Direktive, "Die Russen und Putin sind an allem Schuld, egal was passiert" an den Zuschauer zu bringen, zeigt sie am 18. Juli im ARD-Morgenmagazin. So konstruiert sie folgende Argumentationskette: Die Separatisten hätten sich beeilt mitzuteilen, nicht über Waffensysteme, wie die Buk-Raketen zu verfügen, die fähig seien Flugzeuge, die in einer Höhe von 10.000 Metern flögen abzuschiessen. Vor ca. vierzehn Tagen aber, hätten Vertreter der Separatisten russischen Medien gegenüber behauptet, sie hätten just solche Buk-Raketen vom ukrainischen Militär erbeutet. Der ukrainische Verteidigungsminister wiederum habe versichert, den ukrainischen Militärs, seien keine solche Waffen abhanden gekommen. daraus schliesst Atai messerscharf, also müsste Russland den ukrainischen Rebellen die Waffen geliefert haben.

 Also die Separatisten haben, laut Atai, mit einer Buk-Rakete, von der sie einerseits behaupten, dass sie sie gar nicht haben, andererseits gegenüber Moskau geprahlt haben, sie hätten sie von den ukrainischen Armee erbeutet, die widerum bestreitet, dieses Waffensystem in der Ostukraine jemals eingesetzt zu haben, geschweige denn vor Ort stationiert zu haben und dass ihnen ausserdem nicht eine einzige Rakete fehle, eine Boeing 777 der Malaysian Airlines vom Himmel geschossen. Weil aber das Flugzeug nun mal zerschellt am Boden liegt und die Guten in Kiew und die Bösen in Moskau sitzen, muss, ergo, Russland die Buk-Raketen geliefert haben. Alles klar?

 Es ist ein Segen, dass Hanns Joachim Friedrichs nicht mehr miterleben muss, welch' miserablen, inkompetenten karrieregeilen und parteiischen "Journalisten" in seinem Namen ausgezeichnet werden.

6 Kommentare:

  1. "Man fragt sich, so nebenbei, wofür die ARD überhaupt eine Korrespondentin nach Moskau entsendet. Die "Quellen" auf die Atai zurückgreift sind überall auf der Welt, auch in Hamburg oder Köln, abrufbar."

    Das habe ich mich schon bei zahlreichen Zeitungen und Medienhäusern gefragt. Diese Moskau-Korrespondenten könnten ja einen echten Mehrwert bieten, indem sie etwa mit Verantwortlichen vor Ort sprechen, die russische Sichtweise und Stimmung erläutern. Aber genau dies tun sie nicht. Sie bauen ihre Berichte oftmals aus Bausteinen von US PR Büros und deren Frontorganisationen (Institute for a Modern Russia etc.) zusammen und signieren den Artikel dann mit XY aus Moskau. Reines Blendwerk.

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  2. Eigentlich an der Zeit, einen eigenen Journalistenpreis auf die Beine zu stellen. Der bereits existierende www.alternativer-medienpreis.de scheint hierfür (thematisch) zu "alternativ" ausgerichtet zu sein. Thematisch soll es durchaus um die "grossen" (geo-)politischen Themen gehen, aber mit einem Fokus auf objektive Berichterstattung und Investigativkraft. Hier meine Nominationen für 2014:

    Online: Florian Rötzer, Telepolis/Heise.de
    TV: Max Uthoff und Claus von Wagner, ZDF Anstalt
    Print: ?
    Blogger: Spiegelkabinett, Propagandaschau, oder Hinter-der-Fichte
    International: Robert Parry von consortiumnews.com, Olivier Berruyer von les-crises.fr, oder Glenn Greenwald von theintercept.com

    Sonderpreis für die übelste Propagandistin 2014: Golineh Atai

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    1. Es ehrt natürlich gleich für einen neuen Journalistenpreis nominiert zu werden, auch wenn es den noch gar nicht gibt. Und da sind wir denn auch gleich beim allgemeinen Dilemma des Web 2.0. Die gesamte Internetgemeinde sitzt vor den Bildschirmen und schreibt sich die Finger wund. Aber es ist wie mit den Königskinder, die nicht zusammen kommen konnten.
      Um etwas auf die Beine zu stellen, wie etwa einen Preis für investigativen Journalismus muss jemand das Heft in die Hand nehmen, die Initiative ergreifen und die Königskinder räumlich zueinander bringen. Weg von der virtuellen zur reellen Aktion. Du könntest den Anfang machen.

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    2. Darf ich vorstellen: Der Prototyp für den German Independent Media Award 2014!
      http://www.tricider.com/brainstorming/2n2uNb1mEKN

      "Die von nun an höchste Auszeichnung für deutschsprachige Medienschaffende"

      Könnte irgendwann im Herbst stattfinden, frühestens September. Erst Nominationen, dann Abstimmung.

      Bin noch nicht sicher, ob die Kategorie "Blogs" wirklich dabei sein soll. Könnte die Nominationen fluten, wenn jeder noch seinen Blog nominiert, oder als Werbeplattform für zwielichtige Angebote genutzt werden. Aber ohne Blogs wäre auch seltsam, angesichts ihrer heutigen Bedeutung. Alternativ könnten die Nominationen von einer Jury getroffen werden, aber das ist natürlich weniger demokratisch.

      Mit dem oder den Siegern könnte es dann ein Youtube-Interview geben (zB von Ken Jebsen oder sonst jemandem), allenfalls im Rahmen eines Anlasses.

      Feedback willkommen!

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    3. Soros macht es doch vor, wie das funktioniert. Man kauft sich Politiker wie Fischer oder Harms, Journalisten wie Atai und strickt sich die eigenen Menschrechte (Human Rights Watch) und stiftet "Preise" für die Erfüllungsgehilfen
      Zusammen sieht das dann so aus:
      http://de.toonpool.com/cartoons/Das%20Kleid%20der%20Kameradschaft_234128

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  3. Ich gratuliere der auf dieser Site so niedergemachten Journalistin und bitte sie inständig, sich nicht einschüchtern zu lassen....nicht der "Bote der Nachricht/en" muss geköpft werden....

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